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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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3092 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^7 57, 11. März 1S10. blatt abdruckcn würde,*) — der Dichter hätte sicher nichts dagegen einzuwenden und die Betroffenen auch nichts. Wer vermag zu Schluß einer Festtafel sich noch Gehör zu verschaffen I Einige kenne ich, z. B. Otto Pelters zu Kantate in Leipzig und Gustav Wolfhagen in Hamburg. Da stand er auf der Estrade, sah zornig und borstig in die Tischgesellschaft hinein, als ob es ihm bitterster Ernst wäre mit seinen Worten, und begann etwa folgendermaßen: »Herr Siegismund!» — den Kommerzienrat unterschlug er einfach — -Sie haben vorhin von den verdienten Männern des Hamburg - Altonaer Buchhändler-Vereins ge- sprachen und haben dabei Gaßmann und Laeisz und Meißner und andere erwähnt. Aber bis zur Höhe der Jetztzeit sind Sie nicht durchgedrungen, sonst würden Sie mich und Krischan, den singenden Busch und Roos, und die Leipziger Lerche und was sonst all' für Größen an dieser Tafel sitzen, in den Vorder grund gerückt haben. Herr Siegismund! ich kann Ihnen nur den Rat geben: studieren Sie künftig fleißiger!» Der also Apostrophierte versprach das sogleich, allerdings lächelte er dabei sehr sichtbar. Und nun entrollte der grimme Wolf ein Zukunftsbild. Er sah das hundertjährige Jubiläum des H. A. B. V., sah all' die heutigen Teilnehmer wieder ver einigt und malte nun aus, wie diese sich entwickelt haben würden. Das läßt sich weder im ganzen, noch im einzelnen wiedergeben. Ungeheure Heiterkeit herrschte während dieser Worte. Diese glückliche Stimmung benutzte der Vorsitzende, um die Tafel aufzuheben. Doch halt! ich muß noch erwähnen, daß die zahlreich eingelaufenen Telegramme verlesen wurden, und zwar von dem Vorsitzenden des Festausschusses, Ernst Mansch. Ich hörte mal einen Schwaben erzählen, daß er einst mit einem jungen Sachsen in einem württembergischen Dorfe gewesen wäre. Da hätte ihn die Wirtin beiseite genommen und gefragt, woher denn der junge Mann wäre, der so ein schönes Deutsch spräche. An unserer Tafel saß, leider! in meiner Nähe, ein Nörgler, der wollte zur Geschäftsordnung das Wort haben und beantragen, daß künftig die eingelaufenen Telegramme in Deutsch und nicht in Sächsisch verlesen würden. Glücklicherweise überhörte der Vorsitzende den Antrag. Aber wie turmhoch bezüglich des ästhetischen Fein gefühls steht jene schwäbische Wirtin über diesem Nörgler! Und dann hätte ich beinahe vergessen, von den Geschenken zu berichten, die bei Tisch ausgeteilt wurden. Den Damen überreichte man »süße» Taschen, süß in Form und Aussehen, süß im Inhalte. Die Herren erhielten Zigarrentaschen, praktische, dauerhafte, mit dem Hamburger Wappen geschmückt und zweckmäßig gefüllt. Leider scheinen auch die Nichtraucher mit bedacht worden zu sein, zum Schaden der Garanten — man munkelt schon, daß ein erheblicher Anteil eingefordert werden wird. Aber dann wurde noch überreicht von Alfred Janssen das neueste Verlagswerk »Dittmars Hamburger Hafenbilder« und von Schloeßmanns Verlag (Gustav Fick) der erste Teil seiner »Königin Luise-Biographie von Brüssau», dieser jedoch nur an die Damen. Das reizende, bildec- geschmückke und in Seide gebundene Bändchen fand das Ent zücken aller Beschenkten. Möge es dem tüchtigen, empfehlungs werten Buch im ganzen Buchhandel ebenso gehen! — Ansichts postkarten sind nachgerade ebenso selbstverständlich, wie sich nach Fr. Th. Bischer das Moralische von selbst versteht. Unsere jedoch waren von dem Münchner Künstler Klugte besonders für diesen Zweck gezeichnet. So kam allgemach der Abend. Was er uns noch bot, geht am besten aus nachstehendem Programm hervor: Programm. 1. Ouvertüre zu Mozart »Die Hochzeit des Figaro». 2. »Blick' ich umher«, erster Gesang Wolframs im Sänger krieg aus Tannhäuser Herr Claussen. *> Recht gern. Red. unter Begleitung von Herrn Gast (beide in der Heroldschen Buchhandlung). 3. Prolog, versaßt und gesprochen von Herrn Justus Pape. <. Vor fünfzig Jahren. Buchhändlerisches Zeitbild „ach wahren Begebenheiten in einem Akt von Hermann Seippel. Personen: Julius Campe, Buchhändler .... Ludwig Bahre, sein Schwiegersohn . . August Noodt, erster. Gehilfe ! bei Otto Werner, zweiterlHossmannLCampe Gehilse ^ Ludols Wienbarg, Schriftsteller . . . Schummrich, Kandidat der Theologie . Carl Gaßmanni .... Otto Meißner l Buchhändler , Mme. Londy Fräulein Helene Seippel Fräulein Liebtraut, ihre Gesell. schasterin Fräulein Jda Pape. Herr Christiansen Herr Wolshagen Herr Mörike. Herr Busch Herr Arnold LaeiSj Herr Busch Herr Lorenzen Herr Roos Regie: Adols Busch. Ort der Handlung: Buchhandlung von Hossmann L Campe. Zeit: 1860. 5. Tanz. 6. »Aus Rigi-Kulm«, deklamatorischer Vortrag Herr Busch. 7. Tanz. 8. »Wer uns getraut«, aus der Operette »Der Zigeuner baron« von Strauß Herr Claussen. S. Tanz 10. Anakreon im Frack Herr Busch. 11. Tanz. IL. Ein Abend bei Gebhard. Humoristisch-satirische Plan derei, dargestellt von den Herren Pape, Christiansen Busch, Wolshagen. IS. Tanz. Während der Ouvertüre herrschte aus der Bühne hinter dem Vorhänge unruhiges, ängstliches Treiben: waren wir doch sämtlich Dilettanten! Die Musik schweigt, Herr Claussen tritt vor, findet aufmerksames Ohr und erntet, bei seiner klangvollen Stimme nicht verwunderbar, reichen, wohl verdienten Beifall. Es folgt der Prolog. Er handelt von dem heutigen Festtage, von den Gründern des Vereins und ihren Epigonen und deutet zum Schluß den Inhalt des kommenden Festspiels an. Das bekannte Glockenzeichen ertönt, einmal, zweimal, der Vorhang rauscht zur Seite und vor den Blicken tut sich der Buchladen Hoffmann L Campe auf. Der ausgelernte Lehrling und junge Gehilfe Otto Werner ergeht sich in gerade nicht respektvollen Worten über seinen Chef und das Geschäft, weiß viel zu tadeln, was er besser einrichten würde: aber, du lieber Gott! die Jugend wird ja immer in ihrem Können und ihrem Ver stand verkannt. Die Szene ändert sich durch das Erscheinen von August Noodt. Die Arbeit beginnt. Es werden die Beischlüsse eines Ballens nach Leipzig avisiert, wobei Werner sich die despektierlichsten Verunstaltungen bekannter Firmen erlaubt, was Noodt ernstlich tadelt. Aber die Hörer im Zu schauerraum stellten sich auf Werners Seite und lachten un bändig. Da erscheint Campe in wohlgelungener Maske, mit dem schwarzen Zylinder auf dem Kopse. Wir lernen den Ge schäftsgang der damaligen Zeit kennen, sehen Ludwig Bahre, den Schwiegersohn Campes, der 100 Exemplare seines berühmten Werkes über die Elbbefestigung in Kommission gegeben hat und nun Abrechnung verlangt. »Herr Bahre«, sagt Campe würdevoll, -Ihr epochemachendes Werk hat gejungt, die Inventur ergibt, daß wir 104 Exemplare haben, die überschießenden 4 Exemplars müssen Sie mir mit dem Ladenpreis von 1 Thaler 8 guten Groschen pro Exemplar bezahlen. Etwas muß ich doch auch für meine Bemühungen haben». Wutschnaubend über die Verhöhnung verläßt Bahre §das Lokal. Es erscheint Schummrich: »Herr Campe« —
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