Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1910

Nichtamtlicher Teil. ^ 57. 11. März 1910 Mitteldeutsche Verlagsbuchhandlung m. b. H. in Liquid. — In der am 31. Januar 1910 vor dem Königlichen Amtsgericht in Leipzig stattgefundenen außerordentlichen Generalversamm lung unserer Gesellschaft, woselbst 60 000 ^ Stammkapital ver treten war, wurde einstimmig beschlossen, das Stammkapital um 36 000 ^ herabzusetzen. Unser Stammkapital beträgt somit nicht mehr 86 000 ^, sondern 50 000 ^. Gleichzeitig wurde einstimmig die Liquidation der Gesellschaft beschlossen, und als Liquidator wurde Herr H. Rathgeber in Naumburg bestellt. Wir machen dieses hiermit laut Gesetz bekannt und fordern eventuell Gläubiger auf, sich zu melden. Mitteldeutsche Verlagsbuchhandlung m. b. H. in Liquid. (gez.) H. Rathgeber. (Deutscher Neichsanzeiger Nr. 57 vom 8. März 1910.) Kirchheim ä- Co., G. m. b. H., Mainz. — Franz Kirchhelm. Mainz. — Mainz. In unser Handelsregister wurde heute eingetragen: 1. Kirchheim L Co., Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Mainz. Durch Gesellschafterbeschluß cl. 6. Mainz, den 22. Februar 1910, sind die 88 11. 13, 14, 15, 17, 18, 19, 20, 22 des Vertrags vom 14. April 1903, sowie 8 25 des Vertrags vom Gesellschasterbeschluß neu gefaßt. Der Gesellschaftsvertrag ist bis zum 1. März 1916 abgeschlossen; sollte der Vertrag über diesen Zeitpunkt hinaus nach einem durch Mehrheitsbeschluß zu fassenden Beschlüsse fortgesetzt werden, so läuft der fortgesetzte Vertrag auf unbestimmte Zeit fort. 2. Franz Kirchheim, Mainz. Die Firma ist erloschen. Mainz, den 2. März 1910. (gez.) Großh. Amtsgericht. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 56 vom 7. März 1910.) * Tie Kartensammlung der Königlichen Bibliothek in Berlin. — Die Übersiedelung der Kartensammlung der König lichen Bibliothek in Berlin in den Neubau der Bibliothek und ihre dortige bequeme und würdige Unterbringung gibt der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlins Anlaß zu einigen Er innerungen aus ihrer Entwicklungsgeschichte. Die Sammlung ist aus der Kartensammlung des Generals von Scharnhorst hervor gegangen, die nach dessen Tod durch W. von Scharnhorst fort gesetzt und 1856 vom Staate für 30 000 Taler angekauft wurde. Unter Karl Ritters Leitung wurde sie dann zu einem karto graphischen Institut erweitert, das im Schlosse Bellevue ein Unter kommen fand. Mit Ritters Tode wurden die Pläne für die weitere Ausgestaltung des Instituts nicht weiter verfolgt, und die Sammlung, die in einer gewissen Beziehung zur Universität ge standen hatte, wurde der Königlichen Bibliothek angegliedert, wo unzulängliche Räume ihre Benutzung erschwerten. Sie zählt jetzt etwa 177 000 Blatt und umfaßt nahezu sämtliche Spezialkarten der Kulturländer. Dazu gesellen sich noch etwa 11000 Städte ansichten. Das neue Haus einer New Aorker BerlagSfirma. — Die bekannte Firma Doubleday, Page <L Comp, in NewPork, die gegenwärtig ihren Sitz in New York-Ost, Sechzehnte Straße 133 bis 137, hat, wird demnächst eine wichtige Veränderung in ihrem Geschäftsbetrieb vornehmen, die in ihrer Art einen ganz neuen Versuch darstellt; sie wird nämlich im August dieses Jahres ihren Hauptbetrieb aufs Land verlegen und damit einer Anregung folgen, die in zwei von ihr herausgegebenen Zeitschriften, »Lountr^ Uiks in ^.wsriea.« und »'1'bs Oa-räen Ua^ariiue«, seit längerer Zeit zum gemeinsamen Besten von Industrie und Land vertreten wird. Obwohl genauere Einzelheiten über den Ort der Niederlassung der Öffentlichkeit noch nicht mitgeteilt sind, steht doch fest, daß sich der Platz auf Long Island an der Pennsylvanian Bahn be finden und von der Siebenten Avenue aus in etwa dreiviertel Stunde Bahnfahrt erreichbar sein wird. Trotz der Neuheit des Gedankens versichert die Firma, daß der wohlerwogene Plan alle Bürgschaften für die möglichst ge steigerte Leistungsfähigkeit der Firma und das Wohlsein ihrer Angestellten bietet. Gegenwärtig besorgt die Firma in ihren Geschäftsräumen nur das Drucken und Binden ihrer Zeitschriften, während die gesamte übrige Tätigkeit einschließlich des Herstellens der Bücher an einer Reihe von Plätzen besorgt werden muß; die neue Anlage soll dagegen für die gesamte Tätigkeit des Hauses Raum bieten. Die Front des Hauses soll 400 Fuß lang, 200 Fuß tief sein; die Maschinen werben zum größten Teil neu angeschafft und mit elektrischer Kraft betrieben werden, die Rückfront durch eigene Verbindung an die Pennsylvanian-Bahn angeschlossen sein. Die jetzt bestellten Maschinen sind auf die tägliche Her stellung von 10 000 Zeitschriftennummern und 5000 Büchern be rechnet, doch ist die gesamte Anlage auf eine zu erwartete Er weiterung dieses Betriebsumfangs berechnet. Die Geschäftsräume schließen einen Hof von 250x100 Fuß Geviertinhalt ein, der als Garten mit Springbrunnen, Lorbeer, Immergrün, Efeu und ähnlichen künstlichen und natürlichen Reizen ausgestattet werden soll; ebenso soll die Anlage von Gärten umgeben und dadurch der üble Eindruck eines Fabrikbetriebs nach Möglichkeit vermieden werden. So dürfte die neue Geschäftsanlage nach ihrer Voll endung eine der großartigsten und bemerkenswertesten sein, die das Buchgewerbe nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern überhaupt bis jetzt aufzuweisen hat. Von besonderem Interesse dürfte dabei noch sein, daß die Firma Doubleday, Page L Comp, soeben erst in das zweite Jahrzehnt ihres Bestehens eingetreten ist; vor fünf Jahren errichtete die Firma ihr gegenwärtiges Ge schäftshaus, das sich indessen schon nach kurzer Zeit als völlig un genügend für den stetig steigenden Betrieb erwies. (Nach: »?udli8Ü6rs' ^Vegk!^«.) BuchhandlunqS-Gehilsen-Berein zu Leipzig. (Vgl Nr. 52 d. Bl.) Berichtigung. — Im Bericht über den »Humoristischen Abend 1910« (in Nr. 52 d. Bl.) ist in Zeile 28 anstatt »Herr Haas« zu setzen: »Herr Hellmuth-Bräm«. In Zeile 32 muß es anstatt »Herr Heim« heißen: »Herr Heine«. Leonhardt. Persvnalnachrichten. ' Gestorben: am 3. März in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig im Alter von 76 Jahren nach schwerer Krankheit der Buchhändler Herr Otto Kirchhofs, Bruder des bekannten verdienten Geschichtschreibers des Deutschen Buchhandels vr. ü. o. Albrecht Kirchhofs und Teilhaber seiner Antiquariatsbuch handlung Kirchhofs L Wigand in Leipzig. Im April 1863 war er dem Bruder als Teilhaber der Firma zur Seite getreten und hat ihn, mit reichen Kenntnissen und großer Arbeitstüchtigkeit ausgerüstet, in seinem geschäftlichen Wirken treu unterstützt, vr. Albrecht Kirchhofs war ihm am 20. August 1902 im 76. Lebensjahre im Tode vorangegangen. Nach dem Hinscheiden des Bruders hat er das Geschäft gemein sam mit dessen Hinterbliebenen fortgesetzt. 1904 verlegte er die Handelsniederlassung nach Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig und ließ die Firma löschen. Sein Andenken lebt als das eines kenntnis reichen Antiquars und unermüdlich fleißigen Berufsarbeiters im ehrenden Andenken seiner Kollegen. * Benedikt Widmann -s-. — Am 4. März, einen Tag vor seinem 90. Geburtstag, ist in Frankfurt am Main der ge achtete Musikschriftsteller Rektor Benedikt Widmann gestorben (geboren am 5. März 1820 in Bräunlingen bei Donaueschingen). Er ist Verfasser zahlreicher musiktheoretischer und musikpäda gogischer Schriften. Folgende seien hier angeführt: Gesanglehre für Schüler. — Vorbereitender Kursus für den Gesangunterricht. — Generalbaßlehre. — Handbüchlein der Harmonie-, Melodie- und Formenlehre. — Formenlehre der Instrumentalmusik. — Chorschule. — Praktischer Lehrgang für einen rationellen Gesangunterricht. — Grundzüge der musika lischen Klanglehre. — Gehör- und Stimmbildung. — Die Methode des Schulgesangunterrichts. — Theoretisch - praktische Anleitung zur Partiturenkenntnis. — Chorgesangstudien. — Strenge Formen der Musik. — Die kunsthistorische Entwickelung des Männerchors. — Geschichtsbild des deutschen Volksliedes. — Anleitung zur Modulation und freien Phantasie. — Die Kom positionen der Psalmen von Statius Olthoff. — Neuer Weg zur Erteilung des Gesangunterrichts in der Volksschule. — Die Er ziehung für die Tonkunst. — Volksliederschatz. — Der angehende Organist. — Leichte ein- und zweistimmige Gesangübungen für Kinderstimmen.