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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1910
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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275. 26. November 191" Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 14709 II, §§ 1013, 1014 bei dem unbefugten Erscheinen der 2. Ausl, den vollen Preis für jedes der nicht verkauften Exemplare der 1. Aufl., ungefähr 180Thaler, fordern können, verlangte aber nur 64 Thaler°°), d. h. den noch fehlenden Ersatz der Druckkosten.« Demnach findet Cardauns, daß Hüffer die Angelegenheit »in durchaus einwandfreier und vornehmer Weise« geordnet habe. Die vornehm ausgestattete und sehr geschickt angeordnete Cottasche Ausgabe hatte einen durchschlagenden Erfolg. Die Besprechungen fielen glänzend aus. Annette wurde als die bedeutendste Schriftstellerin Deutschlands anerkannt. Ihre Leser vermehrten sich stetig, aber doch langsam, so daß der Cottasche Verlag siebzehn Jahre (dreizehn nach dem Tode Annettens) brauchte, bis er eine neue Auflage veranstaltete (1861). Also war doch nicht die »Obskurität« des alten Verlegers schuld, daß die erste Auflage, der nur wenige Jahre gegönnt waren, nicht besser ging. Die Dichterin selbst interessierte sich sehr lebhaft für den Absatz. In einem Briefe an ihre Schwester vom 4. Januar 1845°') spricht sie die Hoffnung aus, daß Cotta an ihr keinen Schaden habe. Mit dem Ver trieb in Münster ist sie allerdings nicht ganz zufrieden: »Die Preuße n°°) sind allerdings auf meiner Seite, aber das sind arme Teufel, die sich ein Exemplar durch die ganze Stadt um leihen und somit wenig profitable für Cotta, und der Adel nimmt, wie ich glaube, noch immer blutwenig Notiz von mir und liest über haupt niemals Gedichte. Doch sind die in allen Buchhandlungen hier noch vorhanden gewesenen Exemplare bereits vergriffen, aber die Herren haben wahrscheinlich auch miserabel wenig kommen lassen, z. B. Deiters, wie ich weiß, nur acht Exemplare. Indessen wird wenigstens Coppenrath wohl einen größeren Vorrat gehabt haben, da dieser das Buch als bei ihm in Niederlage angekündigt hatte. Man muß abwarten, wie früh oder spät eine zweite Auflage nötig wird, dies ist der einzige Probierstein, der nicht täuschen kann ...« Auch bei Schücking erkundigt sie sich am 5. März, »wie es dem Cotta mit dem Verkauf der Gedichte geht.« »Hier in Münster werden sie, gegen meine Erwartung, sehr stark gelesen; ob gekauft, ist eine andere Frage, und ich weiß darüber nichts zu sagen.. Es ist leider münsterische Manier, sogar bei reichen Leuten, sich auf das Leihen zu verlassen und, selbst wenn sie sehr begierig auf ein Buch sind, ganz naiv zu sagen: »Ich habe mich schon Jahre lang um das Buch bemüht und kann es noch immer nicht bekommen,« während es in allen Läden am Fenster steht. Auch jetzt haben mir ein paar sehr vornehme und reiche Damen geklagt, daß ihre Exemplare von all dem Ausleihen schon ganz zerlumpt wären, und meinten mir noch ein Kompliment damit zu machen, während mir doch Cotta's wegen ein Stich durchs Herz ging. Doch höre ich auch ab und zu, daß Jemand sie gekauft oder geschenkt bekommen hat.« — Was Annette sonst vor und nach 1844 geschaffen hat, erschien in Zeitschriften und Taschenbüchern oder kam erst nach ihrem Tode heraus, so 1851 das »Geistliche Jahr«, im Aufträge der Familie herausgegeben von Schlüter und Junkmann, bei Cotta, 1860 bei Karl Rümpler in Hannover die »Letzten Gaben«, herausgegeben von Schücking^). Kleine Mitteilungen. Ein Tribut siir EharlcS Dickens. (Vgl, Nr, 186 d, Bl.> — Dem »Daheim« Nr. 9 vom 26. November 1910 entnehmen wir mit gefällig erteilter Erlaubnis folgende Mitteilungen, denen auch eine Abbildung der hier besprochenen Erinnerungsmarke (»^. Tribute to 66N1U8. 1812—1912. (lsntsnar^ l'estiwonial. Ein Tribut für Charles Dickens. Im Januar 1812 ward Charles Dickens geboren. Der Werde gang des kleinen Söhnchens eines Unterbeamten der englischen Marine, wie er aufwuchs fast ohne Schulung, wie er, von innerer Sehnsucht nach Höherem sich verzehrend, in einer Fabrik sitzen und Büchsen voll Stiefelwichse verkleben mußte, wie er Reporter, Feuilletonist ward, um schließlich eines Tages, da die ersten Liefe rungen der »Pickwick-Papers« erschienen waren, als berühmter Schriftsteller aufzuwachen, ist weltbekannt. Wer es nicht aus John Försters köstlicher Dickens-Biographie weiß, der hat es zwischen den Zeilen in der »Geschichte von David Copperfield« gelesen; denn dieser David Copperfield ist kein anderer als °b) Annette gibt 63 an. °*) Cardauns S. 320. °°) Charakteristische Bezeichnung für die Beamten usw. ^) Eine sorgfältige Zusammenstellung ihrer Werke gibt E. Arens im »Literarischen Handweiser« Nr. 660 (1896). Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Charles Dickens, so gewiß wie Davids närrischer Freund, Rr. Micawber, sein Urbild in Dickens' Vater gefunden hat. Zu der Hundertjahrfeier nun von Dickens' Geburtstag ist ein Begehen geplant, wie es bislang noch keinem Dichter zuteil ge worden. Ein Denkmal denkt Ihr? Nicht doch; Dickens selbst hätte das am wenigsten gewünscht. Ihm hätte sicher der Stein genügt im Dichterwinkel von Westminsterabtei, dessen Inschrift noch immer Jahr um Jahr an seinem Sterbetage mit Blumen und Kränzen, die seine Verehrer niederlegen, so dicht bedeckt ist, daß man sie nicht zu lesen vermag. Mit einer Jubelausgabe seiner Werke dann? Auch dies nicht. Gibt es doch der Ausgaben von Dickens' Werken so viele, daß zwischen den Dutzenden, die be ständig im Erscheinen begriffen sind, sich gar kein Platz für eine besondere finden könnte. Seine ursprünglichen Ver- leger, die Herren Chapman und Hall, sagen aus, daß ungeachtet der Dutzende von autorisierten Ausgaben, die durch Ablaufen des Verlagsrechtes möglich wurden, der Absatz von Dickens' Werken nicht abgenommen habe. Im Gegenteil, sie verkaufen jetzt mehr Bände als zuvor, allerdings zu billigeren Preisen; verdient mit hin der Verleger weniger daran, so ist die Zahl der verkauften Bücher doch so groß wie je. Neben der Bibel und Shakespeare ist Dickens der am meisten gelesene Autor; man will ausrechnen, daß mindestens 24 Millionen Exemplare seiner Werke im Besitz von Lesern seien. An diesem Verkauf allein indessen ist nicht allzuviel gelegen. Wichtiger ist es, daß Dickens auch heut noch der beliebteste englische Schriftsteller ist; seine Gestalten leben, als seien sie von Fleisch und Blut, in der Phantasie aller Klassen des Volkes. Man gibt in England Maskenbälle, bei denen die Teilnehmer in den Kostümen von Figuren in Dickensschen Romanen auftreten. Und dies nicht Helden und Heldinnen allein; hat doch kein zweiter Dichter ein solches Heer von Nebenfiguren ge schaffen, die, oft mit wenigen Strichen gezeichnet, so getreu dem Leben abgelauscht sind, daß sie sich dem Gedächtnis der Leser unauslösch lich einprägen. Es kommt dabei gar nicht in Frage, ob die Mittel, die Dickens anwandte, echt künstlerische oder, wie mancher neue Kri tiker behauptet, künstliche gewesen seien. Kein Urteilsfähiger wird bestreiten, daß aus dem Füllhorn dieses Dichters Gedanken und Gestalten in so reicher Zahl, in so mächtigem Strome flössen, wie nur noch bei einem anderen Dichter, und daß wir nicht übertreiben, wenn wir ihn als den »Shakespeare der Prosa« be zeichnen. Gibt es doch auch, so gut wie eine Shakespeare- und Goethe - Gesellschaft, eine »Dickens - Fellowship«, eine überaus liebenswürdig in Erscheinung tretendeVereinigung von Enthusiasten, deren monatliche Heftchen, »l'bo Dil-kenr-iao« betitelt, bereits über raschend viel lesenswertes Material zutage gefördert haben. Ein Mitglied der Fellowship ist übrigens auch die noch lebende Tochter Thackerays; dieselbe, die einmal, als eben »Dombey ihn fragte: »Vater, warum schreibst Du nicht auch solche schöne Romane?« Der Verfasser von »Vanity Fair« gehörte selbst zu den aufrichtigsten Bewunderern seines großen Nebenbuhlers. Ein anderer mag entscheiden, ob es Mangel an Kunstverständnis sei oder vielmehr ein aus tiefem Innern quellendes Gefühl des Glaubens an das Gute im Menschen, das die große Lesewelt noch heute bestimmt, den phantasievollen Optimisten dem feiner arbeitenden Satiriker vorzuziehen? Die große Lesewelt des gesamten Erdballs ist damit gemeint. Denn Dickens ist kaum minder bekannt in Deutschland und selbst bei den Franzosen, als in England. Von Amerika ganz zu schweigen. Gäbe ein jeder Amerikaner, so wurde gesagt, der Ver gnügen in Dickens' Büchern gefunden hat, nur fünf Cents für ein jedes Buch von Dickens, das er gelesen, so kämen nicht Tausende, sondern Millionen von Dollars zusammen. An eben den Gedanken, der hinter diesen Worten verborgen liegt, knüpft die Feier an, die für Dickens' hundertsten Geburtstag geplant ist. Was wir seinem Genie schulden, läßt sich freilich nicht in Pfunden Sterling ausdrücken. Aber ist es recht, so fragt die Schriftleitung des »Ltravck lUa^aLive« (der weitverbreiteten Londoner Monatsschrift, die den Vorschlag ersonnen und zuerst der Öffentlichkeit unterbreitet hat), ist es recht, daß wir, die wir die Früchte seines Genies genießen, der materiellen Ansprüche Dickens' ganz vergessen? Es leben von ihm noch drei Kinder und siebzehn Enkel, und einige davon in höchst bescheidenen Umständen. Er war achtundsünfzig, als er starb. Wäre er siebzig 1906
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