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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1897
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- Deutsch
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1168 Nichtamtlicher Teil. M 36, 13 Februar 1897. Nichtamtlicher Teil. Aus drei Staaksdruckereien. Heute, wo die Entwickelung der Privat-Druckindustrie eine hohe Stufe erreicht hat, ist es sehr schwer, für die Be urteilung von aus Staatsanstalten hervorgegangenen Druck erzeugnissen einen stets richtigen und gerechten Maßstab zu finden. Die Annahme, daß diesen Instituten immer reiche und unbegrenzte Mittel zur Verfügung stünden, kann zutreffend, aber auch irrig sein, zutreffend wohl nur dann, wenn es sich um die Ausführung vom Staatsoberhaupt direkt aus gehender Aufträge oder um wichtige staatliche Arbeiten han delt; als irrig aber müßte sie sich erweisen, wollte man sie auf alle aus diesen Anstalten hervorgehende Arbeiten höherer, künstlerischer Art anwenden. In letzterem Falle kommt der Kostenpunkt oft noch schärfer in Frage, als bei dem Privatdrucker, der, wenn er sich bei dessen Auf stellung verrechnete, in der Regel doch nur in eigener Person den Schaden zu tragen hat und keiner weiteren Ver antwortlichkeit unterworfen ist, während die Leiter von Staats instituten meist noch mehrere und dabei nicht immer sach kundige Beamte oder wohl gar ein Parlament über sich haben, von denen sie zur Rechenschaft gezogen werden können. Dessen hat man bei Abgabe seiner Urteile über die Arbeiten von Staatsinstituten vor allem eingedenk zu sein, sollen sie nicht schief und einseitig und natürlich auch unzutreffend und wohl gar ungerecht erscheinen. Die drei Staatsdruckereien, aus denen mir heute gra phische Erzeugnisse vorliegen, sind die Deutsche Reichs druckerei, die österreichische k. k. Hof- und Staats druckerei, und das großartige russische Staatsinstitut, das die für eine Druckerei etwas ungewöhnliche Firma: kaiserlich russische Expedition zur Anfertigung der Staats papiere führt. Aus der erstgenannten Anstalt ist es das von dem leider so früh aus dem Leben geschiedenen hochverdienten Direktor Busse geschaffene und unter seiner Leitung bis zur sechsten Mappe gediehene monumentale Werk: Kupferstiche und Holz schnitte alter Meister in Nachbildungen; herausgegeben von der Direktion der Reichsdruckerei, unter Mitwirkung von vr. F. Lippmann, Direktor des k. Kupferstichkabinetts in Berlin, — das von dem gegenwärtigen Direktor genannten Staatsinstituts, Herrn Geheimen Regierungsrat Wen dt, in der gleichen großartigen Weise, wie es begonnen, fortgesetzt wird und von dem jetzt die siebente Mappe zur Ausgabe gelangt ist. Diese enthält, wie ihre Vorgängerinnen, fünfzig Tafeln, und zwar dreißig für den Kupferstich und zwanzig für den Holzschnitt, bringt indes auf ersteren einundvierzig und aus letzteren zweiunddreißig Reproduktionen, da diesmal eine ansehnlichere Zahl kleinerer Blätter nachgebildet worden sind, als bisher. Vertreten ist die deutsche Schule durch 10 Kupfer stiche und 23 Holzschnitte, die niederländische durch 13 bezw. 3, die italienische durch 2 und 5, die französische durch 14 und 1, die englische aber nur in Kupferstich durch 2 Nachbildungen. Die originalgetreue Pracht der auf den Tafeln gegebenen Reproduktionen ist den Lesern des Börsenblatts ohne Zweifel schon aus den früheren Mappen bekannt; daß sie auch in dieser neuen Ausgabe keine geringere ist als bisher, ist im Grunde eine überflüssige Bemerkung. Von Albrecht Dürer werden zwei Tafeln in Kupferstich und drei in Holzschnitt gegeben, und zwar sein berühmtes Porträt des Erasmus auf der einen, und auf der zweiten Tafel die bekannten charakteristischen Bilder der drei Bauern, des Fahnenträgers, des tanzenden Bauernpaares, dessen tolle Lustigkeit trotz zerrissener Kleidung den Gedanken an seine damals so gedrückte soziale Lage nicht aufkommen läßt, und als viertes Bild der sentimentale Dudelsackpfeifer. Von den drei Holzschnittblättern Dürers ist das der sieben goldenen Leuchter und Sterne der Apokalypse das bedeutendste, wenn auch das dritte mit dem Selbstporträt des Meisters aus seinen letzten Lebensjahren als das anziehendste an gesehen werden muß. Von Jost Amman ist das Porträt des während der Pariser Bluthochzeit ermordeten Admirals Coligny in einer Radierung gegeben, in deren Beiwerk Greuelscenen aus jener Schreckensnacht dargestellt sind; dann folgen Blätter von Wenzel Hollar, dessen Kathedrale von Antwerpen die feinsten architektonischen Details wiedergiebt, und I. G. Wolffgang hat auf der nächsten Tafel das Luft schiff »Liburnica« des Königs Friedrich I. von Preußen in all seiner Pracht in einem Stiche verewigt, der uns ein Bild giebt von den kostspieligen Liebhabereien verschwenderischer Fürsten im vorigen Jahrhundert. Von Meistern der niederländischen Schule sind vertreten Lucas van Leyden, Hendrik Goltzius, Roelant Roghman, Ludolf Bakhuisen, Johann Heinrich Noos, Simon Fokke, und ihre Schöpfungen sind in recht glücklicher Weise für die Re produktion ausgewählt. Eigenartig sind die beiden Tierstückc von Roos, einem in der Pfalz geborenen und in Frank furt am Main thätigen Maler, der, obwohl Deutscher und in Deutschland lebend, sich doch die holländische Kunstweise so angeeignet hatte, daß er dieser Schule zugezählt und als deren bedeutendster Vertreter auf deutschem Boden betrachtet werden muß. Die italienische Schule tst diesmal nur durch die schon aus früheren Mappen bekannten beiden Meister Andrea Mantegna und Marcantonio Raimondi vertreten; von den Franzosen aber werden aufgeführt Abraham Bosse, Jacques Callot, Nicolas de Launay, Antoine-Jean Duclos, Jean-Michel Moreatt Is fsurw, Jean-Charles Franyois, Louis-Marin Bonnet, Robert Gaillard und Franyois Janinet, und unter ihren Werken befinden sich mehrere ganz hervor ragende Blätter. Von besonderem technisch-graphischen Inter esse sind drei Blätter von Abraham Bosse, von denen das eine die Werkstatt des Malers, das zweite die des Kupfer druckers und das dritte die des Bildhauers darstellt. Unter dem ersten wird die Kunst des Malers in nicht gerade klassischen, mit einer Schmeichelei auf den Uoi Lolsil endenden Versen besungen und auch das Bild mit feinen gezierten »noblen« Personen ist nicht sonderlich ansprechend; auf dem zweiten aber erblicken wir drei Kupfcrdrucker in voller Tätig keit, den einen die Platte einschwärzend, den zweiten sie mit dem Ballen der Hand reinwischend, und den dritten an der Presse druckend. Im Hintergründe aber sind Bilder auf Schnüren zum Trocknen aufgehängt, während frühere Drucke an die Wand geklebt zu sein scheinen und Papierpacken und allerhand Gefäße herumstehen; die Unterschrift enthält eine kurze Beschreibung des Druckverfahrens und der dazu nötigen Farbe. Das dritte Blatt, die Bildhauerwerkstatt, ist wieder mehr konventioneller Art und giebt nur wenige Erläuterungen über die Kunst selbst. — Das Blatt von Jacques Callot ist die Ausgeburt einer Phantasie, die selbst einem Höllen- Breughel Ehre machen würde. Es stellt die Versuchung des heiligen Antonius dar und ist von einem gewaltigen Figuren- und Gestaltcnreichtum, bei deren Betrachtung es mir, wie bei ähnlichen Versuchungsscenen, nur stets unerklärlich bleibt, wie ein heiliger Mann durch solch ein Potpourri von grotesken Teufeleien überhaupt in Versuchung geführt werden soll; sie könnten doch nur erheiternd, oder, wenn der Spektakel gar zu toll wird, einschüchternd auf ihn wirken. Aber man kann sich nur freuen über die Reproduktion und die daraus folgende Verallgemeinerung dieses interessanten Blattes. Ich muß absehen von weiteren Detailbeschreibungen,
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