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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1897
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- Deutsch
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36. 13. Februar 1897. Nichtamtlicher Teil. 1169 die zu viel Raum in Anspruch nehmen würden; die beiden Blätter von I. M. Moreau Is jsuns mit ihren vielen Hun derten von in solcher Feinheit ausgeführten Figuren, das; bei manchen die Porträtähnlichkeit trefflich gewahrt ist (wie man z. B. auf dem einen, trotz der minutiösen Kleinheit, den König Ludwig XVI. sofort wiedererkennt, obwohl er in einem Maskengcwande einherschreitet), verdienen indes besonders aufmerksames Studium. Einen eigenartigen Kupferstich bietet auch die Nymphe von L. M. Bonnet nach Francois Boucher; er ist in Krcidemanier ausgeführt, in bläulich grünem Ton gedruckt und scheint auf einer leicht gerauhten oder ganz fein gekörnten Platte mit Hilfe von Schabmesser und Stichel her gestellt zu sein. Der Effekt ist ein außerordentlich plastischer und die Zeichnung zart und weich. Ungemein fein und sorg fältig ist der Stich von Robert Gaillard, und unvergleichlich zart und schön der Farbenstich von Franyois Janinet: eine Dame in weißem Kleide, auf einer Bank in einem blüten- reichcn Garten sitzend. Es wäre wohl interessant zu wissen, wieviel Exemplare solcher Blätter, die die sorgfältigste, künstlerisch geschulte Farbengebung auf der Platte verlangen, an einem Tage gedruckt werden können. Die beiden Blätter der englischen Schule sind auch ganz hervorragende Leistungen. Das von G. Keating ist in Schab kunst. in der bekanntlich die Engländer excellierten, aus geführt, und das andere von Th. Cheesman, ein Farbenstich in Punktiermanier, trägt ebenfalls spezifisch englischen Cha rakter, da es der in England lebende Bartolozzi war, der diese jedenfalls sehr mühsame, aber der größten Zartheit fähige Kunst auf ihre höchste Höhe hob, als dessen Schüler sich übrigens Cheesman auf dem Bilde selbst bezeichnet. Die Reproduktionen der Holzschnitte reihen sich, mit der deutschen Schule beginnend, diesen prächtigen Blättern an; die ersten drei davon wurden schon oben unter Dürers Namen erwähnt; das ihnen folgende Blatt hat Hans Hol bein den Jüngeren zum Urheber und zeigt ein Bild des Erasmus in ganzer Figur, das sich allerdings mit dem Dürerschen Stiche nicht messen kann, gleichwohl aber inter essant ist durch seine Stellung unter einem Nenaissancebogen, wobei der berühmte Motterdamer Humanist seine rechte Hand auf einen Terminus in Hermengestalt stützt, wohl um an zudeuten, daß seine Lehren so unverletzlich seien, wie dieser römische Grenzgott. Der ihn überwölbende Bogen ist allge mein bekannt geworden durch Hirths »Formenschatz«, dessen Umschlagstitel-Umrahmung er schon seit Jahren bildet. — Die beiden nächstfolgenden Blätter von Johann Wcchtlin sind Helldunkelblätter in zwei und drei Farben, und namentlich ist das erste, eine Madonna mit dem Christuskinde, von großer Kraft und Schönheit. Ein unbekannter Schweizer Meister, der seine Blätter mit den Buchstaben v. 8. zeichnete, schuf zwei Bilder aus der sagenhaften Geschichte seiner Heimat, den Schwur auf dem Rütli und den Tcllsschuß, die einer 1507 zu Basel gedruckten Chronik entnommen sind, und, ob wohl in der derben Manier jener Zeit gehalten, doch lebendig bewegte Figuren und auch hinsichtlich des landschaftlichen Hintergrundes Anklänge an die Scenerien der Gegenden, in denen die Handlungen spielen, aufweisen. Die folgende Tafel stammt wieder von einem unbe kannten Meister und stellt auf zwei sehr figurenreichen Blät tern den Kampf und Streit in der Natur dar; das scenischc Arrangement erinnert aber sehr an die chinesischen Bilder, da ihm wie diesen jede korrekte Perspektive mangelt; die Schnitte sind mit peinlicher Sorgfalt ausgcarbeitet. Von Nicolaus Manuel, genannt Deutsch, einem Berner Holz schneider und Maler, werden dann zwei Tafeln, fünf Bilde; mit den thörichten, fünf mit den klugen Jungfrauen ent haltend, gegeben, die er in der Tracht seiner Zeit und nicht in jener der biblischen Tage dargestellt hat. Tie letzte Tafel ilükruttdjc^igstcr Juhlgaua. der deutschen Schule hat Tobias Stimmer zum Urheber, der uns auf vier sehr sorgfältigen, flott gezeichneten und zum Teil in Kreuzlagen ausgeführten Schnitten Scenen aus dem Neuen Testamente vorführt. Die niederländische Schule ist durch Hieronymus van Necken, Werner van den Valckert und einen unbekannten Meister vertreten; der letztere hat seine ziemlich steifen bild lichen Darstellungen mit Renaissanceleisten auf geschrotenem Grunde umgeben; das schönste Blatt dieser Gruppe aber ist das Porträt Platos von Valckert, das prächtig gezeichnet und in ungemein kräftigen Linien und Kreuzlagen geschnitten ist. Es erinnert in seiner markigen Kraft an das ähnlich gehaltene berühmte Porträt Dürers. Von den fünf Blättern der italienischen Schule sind drei in Helldunkelmanier ausgeführt, und zwar reproduziert eins davon den wunderbaren Fischzug (nach Raphael) nach einem Chiaroscuro von Ugo da Carpi, der in Italien als Er finder dieser sehr wirkungsvollen Art des Farbendrucks gilt, obwohl die Ehre der Erfindung mit größerem Rechte dem Deutschholländer Jost de Regler zugesprochen werden muß. Das hier vorgeführte dreifarbige Blatt da Carpis ist übrigens ein vorzüglich gelungenes. Die beiden anderen Farbendruck- blättcr, Allegorie auf die Jugend, von Andrea Andreani, von drei Platten, und der heilige Rochus, von einem unbekannten Meister, in zwei Farben, sind ganz ausgezeichnete Schnitte nach trefflichen, lebensvollen Zeichnungen, und namentlich ist der heilige Rochus von überraschend großartiger Wirkung. Volles Leben pulsiert in allen drei Blättern, und alles Steife und Eckige, was den deutschen Schnitten der Zeit, die sie geschaffen hat, noch anhastet, ist ihnen fremd. Der deutschen Art nähern sich mehr die beiden anderen italienischen Blätter, das eine landschaftliche von Domcnico Campagnola, das andere, den Dogen Agostino Barbarigo in reicher allegorischer Umrahmung darstellend, von einem unbekannten Meister. Das letzte Blatt der siebenten Mappe gehört einem fran zösischen Künstler an: Louis Businck, der freilich, seinem Namen nach zu urteilen, wohl deutscher Herkunft war, seine Tätig keit aber, soweit bekannt, fast ausschließlich in Paris ausübte. Das von ihm gegebene Blatt stellt einen rasch einherschrci- tenden, Korb und Hacke tragenden, aber mit einem Schwerte bewehrten Bauer dar, und ist in kräftigen, wirkungsvollen Linien ausgeführt. Wirft man nun einen Blick auf die Gesamtheit der Blätter dieser siebenten Mappe, so wird man unwillkürlich die Vollendung dieser Reproduktionen bewundern. Sie steigert sich bei den Radierungen und Kupferstichen zu einer Höhe, die an der Thatsache zweifeln lassen könnte, daß man hier wirklich nur Nachbildungen und nicht die Originale selbst vor sich habe. Wenn wir nun die Meister ehren, die sie mit einem Aufgebot von großer Kunstfertigkeit, wohl aber auch mit einem nicht minder großen an Zeit geschaffen, so gebührt Ehre ge wiß auch dem Meister, der sie in kurz bemessenem Zeit räume in so hoher Vollendung nachzubilden vermochte, und dieser Meister ist Professor Roese, der Chef der chalkogra- phischen Abteilung der Neichsdruckcrei. Diese letztere aber hat sich den Dank aller Künstler, ja aller Gebildeten durch die Herausgabe der Mappen erworben, die jetzt schon auf 350 Tafeln weit über 400 Kunstwerke zum Teil aus der Verborgenheit der Muscumsschrünke hervorgezogen, allen Kunstfreunden zugänglich gemacht und damit wertvolle Fa- milien-Galericen geschaffen haben. Man darf sicher hoffen, daß dieser Mappe noch weitere folgen werden. Daß es an reichem und wertvollem Material hierfür nicht mangelt, das beweist am besten der Inhalt der bis jetzt erschienenen Kollektionen. Die k. k. österreichische Hof- und Staatsdruckerei in Wien hat in ihrem großartigen vaterländischen Pracht- 156
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