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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1911
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- 1911-02-24
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- 24.02.1911
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23S8 BSrs-nblatt s, d, Dtsch». SuchhimdN. Nichtamtlicher Teil. 46. 24 Februar 1911 Verleger und Sortimenter benutzte; der damalige Vorsitzende unternahm eine Reise und gewann eine Reihe namhafter Verleger für die von Hamburg ausgehende Bewegung für künstlerische Erziehung. So konnte er ruhig bei seiner grundsätzlichen Stellung beharren und durch die Jugend- schriften-Warte der Lehrerschaft die Meinung suggerieren, daß seine Anschauungen sich siegreich durchsetzten, sogar behörd liche Anerkennung fänden. Und doch ist der Hamburger Jugendschristen - Ausschuß die einzige hohe Säule, die noch von der großen Hamburger Reformbewegung, genannt künst lerische Erziehung, zeugt; selbst in Hamburg ist es davon still geworden, und neue Ideale begeistern die Reformer: die weltliche, das ist religionsunterrichislose Schule; demokratische Schulverfassung, das ist Abschaffung des Rektorats und der Schulaufsicht; Arbeitsschule usw. Und wenn der Vorsitzende der Vereinigten Prüfungs-Ausschüsse glaubt, daß die von Wolgast aufgestellten Grundsätze heute bei allen Urteils fähigen Anerkennung gefunden haben, so hätte ich ihm ge wünscht. Zeuge einer eingehenden Unterredung zu sein, die ich neulich in Gegenwart von Herrn Pape mit zwei Damen aus Stockholm hatte, die zum Studium der Jugendschriften- Bewegung nach Deutschland geschickt waren, die Bewegung sehr genau kannten, Wolgast das Verdienst, die Resorm- bewegung erfolgreich eingeleitet zu haben, rühmend zu gestanden und doch seine prinzipiellen Forderungen ebenso kritisierten wie ich und — Herr Papel Wenn man alle Kritik unterdrückt oder nur durch das Medium des Kriti sierten zur Darstellung bringt, dann kann man den Lesern ja die Meinung vom unangefochtenen Sieg suggerieren; aber für die Jagendschriftenbewegung ist das Sichverschließen gegen jede Kritik schon verhängnisvoll geworden. Daß die Ansiwten von Wolgast, obgleich sein Elend der Jugendliteratur schon wieder eine neue Auflage erlebt hat. durchaus nicht die allgemeine Billigung finden, mußte er ja selbst in dem nur aus Geladenen bestehenden Kreise er fahren, der sich zum zweiten Kunsterzichungstage in Weimar zusammengesunden hatte, wo Gymnasialdirektor Schulrat Pro fessor vr. Wilhelm Brandes-Wolfenbüttel (dcrFrenud Raabes) und Direktor Professor vr. Wychgram an seinen Grundsätzen ebenso scharfe Kritik übten, wie die obgenannte Denkschrift der Patriotischen Gesellschaft (vgl. Kunsterziehung bei Voigt- länder-Leipzig). In der von mir herausgegebenen Volks und Jugcndschriften-Rundschau taten eS ferner Viktor Blüthgen. Karsten Brandt, Adolf Bartels. Otto Flügel, Wilhelm Brandes. Also Friedrich Paulsen ist durchaus nicht der einzige Kritiker. Und wenn der Voi sitzende des Ham burger Prüfungsausschusses von Herrn Pape fordert, daß man an neuen Äußerungen oder Handlungen Anstoß ge nommen hätte, so will ich ihm aus dem Jahre 1906 in Erinnerung rufen, daß das Eintreten von Wolgast für die Beseitigung des Religionsunterrichtes dieser Forderung in der Gesellschaft der Freunde zur Mehrheit verhalf, während sie allerdings in unserer Synode wie auch in München, wo Wolgast nicht zu Wort kam, unterlag. Wolgast, der die christliche und nationale Tendenz in der Jugendschrift bis aufs Messer bekämpfte, blieb eben der Tendenz der Bewegung für künstlerische Erziehung getreu; wenn man uns immer den Vorwurf macht, daß wir sie ihr unterschieben, dann will ich doch einmal seststellen, daß sie absichtlich verhüllt wurde. In der offiziellen Schrift: Ver suche und Ergebnisse der Lehrervereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung in Hamburg (Alfred Janssen 1901). in der Otto Ernst programmatisch die Frage behandelte: Was soll und kann die Schule für die künstlerische Erziehung tun? bemerkt er in emer Fußnote: Schon 1888 durfte ich im Verein Hamburger Volksschullehrer einen Vortrag halten, der die deutsche Literatur als Zentrum des Volksschul- unlerrichts empfahl; wer sich die Mühe nimmt, den Vortrag im Offenen Visier nachzuschlagen, findet aber die Überschrift: Religion oder Literatur als Zentrum des Volksschulunter richts? und bekommt dann genau dieselben Anschauungen zu hören, die die Bremer und Hamburger vereint in München sür die Abschaffung des Religionsunterrichts geltend machten, wobei sie aber eine glänzende Abfertigung durch die deutsche Lehrerschaft erlebten. So leictit sind also die Einwendungen Papes nicht abgetan, wie Herr Köhler glaubt und wie die Jugcndschriften-Warte ihre Leser, die Lehrerschast, glauben machen will. Dieser Radikalismus ist aber für die Lehrerschaft zum Verhängnis geworden; denn er hat sie in den Geruch ge bracht. in ihrer Mehrheit so sozialdemokratenfreundlich wie religionsseindlich zu stehen. Diese durchaus falsche Meinung konnte sich um so leichter festietzen, als die scharfe Kritik, die gerade in Hamburg an der Bewegung für künstlerische Er ziehung geübt, aus Lehrerkreisen geübt wurde, die sich um die Hamburgische Schnlzeitung gruppieren, sich außerhalb gegen die Jugendschriften-Warte nicht durchsetzen konnte. Und als dann die von mir begründete Deutsche Zentralstelle zur Förderung der Volks- und Jugendlektüre mit ihrem Organ Volks- und Jugendschristen-Rundschau durch den Christlichen Zeitschriften-Verein lahmgelegt wurde, da fehlte es an einem geeigneten Organ der Kritik, und die Hamburger Richtung konnte den Anschein erwecken, allein das Feld behauptet zu haben, sie konnte in ihren Einseitigkeiten beharren. Wie verhängnisvoll dies aber gewesen ist. beweist nicht bloß der außerordentlich minimale Erfolg der mit so großen Tönen ins Leben getretenen Bewegung für künstlerische Erziehung, das beweist im besonderen auch der Verlauf der Jugendschristenbewegung. Das sei dargetan zunächst an den Erfolgen der Arbeit des Vororts-Ausschusses. Damit man mich nicht als hämischen Kritiker abtue. zitiere ich die Mitteilungen aus der Jugendschriften-Statistik 1909 des Jugendschriften- Ausschusses: »Das traurige Ergebnis der Weihnachtsbücher statistik des vorigen Jahres bedeutet für die Hamburgische Lehrerschaft eine ernste Mahnung: Werdet nicht müde im Kampfe für gute Jugsndlektüre. Stillstand ist auch hier Rückschritt! .... Die Zahl der im Jahre 1902 nach dem Verzeichnis gekauften Bücher haben wir aber in diesem Jahre bei weitem nicht erreicht.» — Also: Rückschritt! Charakteristisch ist folgende Übersicht: Unter 100 gekauften Büchern waren 1909 1902 Grossobücher 36 32 Bücher nach dem Verzeichnis (einschließlich Wolgasts Quellen oder Deutsche Jugend bücherei) 85 44 (ohne) Jugendschriften aus dem regulären Buch handel 22 13 Schulbücher u. a. 76 Wenn sich diese Statistik nicht bloß auf Volksschulen, sondern auch auf private und höhere Schulen erstrecken würde, so würde sie zweifellos noch eklatanter zum Ausdruck bringen, wie stark noch immer der Einfluß des Buchhandels auf den Einkauf ist. Hier sollte sich der Jugendschriften- Ausschuß doch selbst die richtige Deutung geben: seine Waffen sind stumpf! Wenn heute in Hamburg nach zwanzigjähriger intensiver Arbeit von 100 Büchern noch 36 Grossobücher find, so liegt das mit daran, daß die Eltern (und Onkels und Tanten!) ihre Büchercinkäufe noch im Warenhause und Papiergeschäft besorgen, statt im regulären Buchhandel, der sie nicht führt, und der Jugendschriften- Ausschuß arbeitet mit jenen gegen diesen! Wenn er ferner erklären muß: »Der Kampf gegen die Backfischliteratur in unfern Mädchenschulen scheint ziemlich erfolglos gewesen zu
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