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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1897
- Sprache
- Deutsch
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55, 8 März 1897, Nichtamtlicher Teil. 1805 schiedenen Seiten Widerspruch heraus; deshalb möchte ich meine Folgerung ein wenig näher begründen. Ich brauche hierfür nur Geschichte zu schreiben. Um von früheren Versuchen, die Gehilfenschaft zu vereinigen, ganz abzusehen, bleiben wir bei der »neuesten Geschichte« und be trachten das Schicksal der Bestrebungen der unmittelbaren Vorgängerin der jetzigen Allgemeinen Vereinigung, der Rhei nischen Vereinigung, Sie ist zwei Jahre früher ins Leben ge treten, und wenn man den zahlreichen Berichten über ihre Thätigkeit glauben darf, so kann man ihr nicht den Vorwurf machen, unthätig geblieben zu sein. Was an Propaganda für die Idee unternommen werden konnte, ist nicht versäumt worden. Der Plan der Gründer dieser Vereinigung war — das wurde immer wieder hervorgehoben — eine Organisation der ganzen deutschen Gehilfenschaft ins Leben zu rufen, d, h. sie wollten ganz dasselbe, was die im Juni 1895 zu stände gekommene Allgemeine Vereinigung anstrebt. Zunächst sollten sich Provinzialverbände bilden und aus diesem, auf dem Wege der Agglutination entstandenen Körper sollte später ein Kopf wachsen, während die spätere Gründung einen Kopf darstellt, der seinen vollständigen Körper erst noch finden soll. Es entstand damals wirklich infolge der Agitationen eine neue Prooinzialvereinigung, wenn man die im Königreich Bayern so nennen darf, aber — mit Verlaub — sie war auch danach! Wenn die Vereinigungen mit den Frauen verglichen werden können und die die besten sind, von denen man am wenigsten spricht, so war die bayerische Vereinigung ein Muster von Vortrefflichkeit, Aber leider giebt es über letztere Eigenschaft auch noch andere Ansichten. Später kam, um das gleich vorweg zu nehmen, eine »Mitteldeutsche Ver einigung« dadurch zu stände, dah ein nach Wiesbaden ver schlagenes Kölner Mitglied der Rheinischen Vereinigung nach den hier empfangenen Eindrücken und Grundsätzen sehr eifrig arbeitete. Der Erfolg, anfangs überraschend, war auf die Dauer nicht ermutigend; die thätigen Mitglieder standen nicht entfernt im Verhältnis zu den unthütigcn und gleichgiltigen; alles machten eben zwei oder drei Leutchen, und die müssen unter den obwaltenden Verhältnissen stets mehr oder weniger rasch den Mut verlieren. Die große Anzahl von Gehilfenvereinen, die von der Rheinischen Vereinigung — in der natürlich auch nur ein paar Mitglieder wirklich etwas dafür thaten — für die Idee bearbeitet und zur Nacheiferung angespornt wurden, gab, den verschiedenen Berichten gemäß, entweder gar keine Antwort oder eine direkt ablehnende. Zu letzteren gehörten auch in anderer Weise rege und bedeutende Vereine. Der Erfolg einer riesigen Agitation war geradezu beschämend, und der Vorsitzende der Rheinischen Vereinigung stellte daraufhin in der nächsten Generalversammlung formell den Antrag, die Vereinigung aufzulösen, da es unmöglich sei, mit dem heutigen Gehilfen material zu dem Ergebnis zu gelangen, das die Vereinigung erstrebte. In der That, der mußte es doch wissen! Sein Antrag ging nicht durch, weil man die viele Mühe doch nicht ganz vergeblich gehabt haben wollte und man immer noch auf bessere Zeiten hoffte; seitdem lebt die Rheinische Vereinigung recht und schlecht weiter. Ein Versuch, ihr Wirkungsgebiet auch auf die Schwesterprovinz Westfalen auszudehnen — wo trotz aller Agitation eine eigene Vereinigung nicht zusammenzubringen war —, ist als gänzlich fehlgeschlagen zu betrachten, indem eine zur Gehilfenzahl Westfalens auch nur entfernt verhältnis mäßige Mitgliederzahl nicht gewonnen werden konnte. Kann unter solchen Umständen von einem Solidaritätsgefühl gesprochen werden? Man sollte es nicht für möglich halten, aber es ist Thatsache, daß es noch eine ganze Anzahl von Gehilfen giebt, die von der ganzen, jetzt vierjährigen Bewegung in ihrem Stande noch gar nichts gehört haben! Sie halten also weder ein Gehilfenblatt, noch überhaupt eine buchhändlerische Zeitung, Vicrimdserlulcisier Jahrgang. ja lesen noch nicht einmal das Börsenblatt! Ist das nicht eine unbegreifliche Interesselosigkeit? Der notorische Mißerfolg der Rheinischen Vereinigung schreckte einige Optimisten in Hannover nicht ab, einen neuen Versuch im direkten Anschluß zu wagen. Wie schon bemerkt, sollte diesmal die Sache umgekehrt gemacht werden. Etwas Großartiges macht ja auf naive Gemüter immer größeren Eindruck als eine einfache Verstandessache. Hatte man zuerst einen »Centralvorstand«, eine »Centralkaffe« und ähnliche Institutionen, so ging die Sache vielleicht besser. Wirklich schien der Erfolg diesen Erwägungen Recht zu geben. Eine erkleckliche Anzahl »Deputierte« fanden sich im Juni 1895 in Halle zusammen, aber die endlosen und unfruchtbaren Vor mittagsverhandlungen hatten nachmittags gleich die Hälfte der ursprünglichen Teilnehmer in die Flucht geschlagen. Be zeichnend ist auch, daß die Gehilfen in Halle selbst noch nicht einmal an der großen Aktion teilnahmen! Wenn man auf Aeußerlichkeiten, Vorstandswahlen und ähnliches Wert legt, so war an dem Erfolg, an der That sache der Gründung einer großen Gehilfenvereinigung, nicht mehr zu zweifeln. Man teilte ganz Deutschland, Oesterreich- Ungarn und die Schweiz auf der Landkarte in 15 Kreise und die wieder in Ortsgruppen, bestimmte in diesen Vororte und darin Vertrauensmänner; vorläufig war das ein Gebäude ohne Fundamente, dessen Wände nur aus einem Balkengefüge be standen; es hatte keinen entsprechenden Inhalt und konnte einen solchen auch nicht sofort haben. Diesen ihm zu geben war die Aufgabe einer geschickten, lebhaften Agitation. Der in Halle gewählte Vorstand erwies sich in dieser Beziehung als nicht allzu glücklich; die zur Festsetzung eines Sta tuten-Entwurfs gewählte Kommission kam monatelang zu keinem Resultat; dieses wurde wieder erst monatelang später veröffentlicht. Die zur Beratung dieses Statuten-Entwurfs nötige Generalversammlung ist heute noch nicht berufen, und so besitzt die seit fast zwei Jahren bestehende Vereinigung noch gar keine bindenden Satzungen, was um so schlimmer ist, als viele Mitglieder mit in dem Entwurf ausgesprochenen grundsätzlichen Bestimmungen durchaus nicht einverstanden sind und also auf eine Feststellung um so eher hätte ge drungen werden müssen. Der Vorstand ging mittlerweile von Hannover auf Berlin über, und die Geschäfte des Vor standes, darunter die Kasse, erwiesen sich dabei als unüber sichtlich und vernachlässigt. Das Organ der Vereinigung »Unser Blatt« ist inzwischen eingegangen und das, was heute in großen Zwischenräumen als »Unser Blatt«, als Appendix zu der Buchhändlerzeitung erscheint, kann als ein Ver einigungsorgan im Ernste nicht angesprochen werden. War so das Debüt des Vorstandes der Vereinigung nur wenig glücklich, so war das Interesse, das ihr von seiten der Gehilfenschaft bisher entgegengebracht worden ist, nicht groß. Man darf sich nicht darüber dadurch täuschen, daß einzelne Lokalvereine korporativ der Vereinigung beige treten sind. Wenn man es den einzelnen Mitgliedern über lassen haben würde, selbst ihre Anmeldung zu vollziehen, was doch den geringsten Grad von Interesse voraussetzt, so wäre die Mitgliederzahl erheblich geringer. Das geht aus der verhältnismäßig sehr geringen Anzahl alleinstehender Mit glieder hervor. Aber auch so beruhen die »ca. 2000 Mit glieder«, die im Buchhändleradreßbuch prangen, mehr auf einer subjektiven Schätzung, als auf einer objektiven, kalt blütigen Zählung. Es wird auch gern zugegeben werden müssen, daß an ganz vereinzelten großen Orten das Interesse für die Standesangelegenheiten gegen früher erheblich gewonnen hat, und daß an dem Erfolg der Vereinigungsbestrebungen nicht gezweifclt werden könnte, wenn diese Lebhaftigkeit die Regel bildete. Da sie aber zu den recht seltenen Ausnahmesällen gezählt werden muß, so beweist die erwähnte Thatsache nichts 24 l
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