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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1908
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- Deutsch
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109, 12. Mai 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblattd. Dtschn. Buchhandel. 5801 Nichtamtlicher Teil. Verband der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel. (Vergl. Börsenblatt Nr. 86) Wir bringen nachstehend den Wortlaut der Antwort des Reichspostamtes auf unsere Eingabe betr. Rabattierung des Reichskursbuches zur Kenntnis. Da auf unserer nahe bevorstehenden Abgeordneten-Versammlung Gelegenheit zur Aussprache sich bietet, sehen wir hier von weiteren Er örterungen ab. Hamburg, 8. Mai 1908. Der Borstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel. Hermann Seippel. Justus Pape. Otto Meißner. Reichspostamt. Berlin 66, 28. April 1908. »Zur Eingabe vom 7. »Die Erhöhung des seit 1875 unverändert gebliebenen Preises fiir das Reichskursbuch von 2 ^ auf 2 ^ 50 H ist lediglich auf die i,n Laufe der Jahre erfolgte erhebliche Steiaerung der Selbstkosten zurückzuführen, der der Preis des Buches schon lange nicht mehr gerecht wurde. Der von den Sortimentern dem Verleger gezahlte Betrag von 2 ^ wird von letzterem unverkürzt an das Reichs-Post amt bez. die Reichsdruckerei zur Deckung der Selbstkosten vergütet; der Verleger hat keinen Vorteil von der Er höhung des Verkaufspreises. Ihrem Wunsche, der eine weitere Erhöhung des Kursbuchpreises zur Voraussetzung haben würde, läßt sich unter diesen Umständen nicht ent sprechen. Im Aufträge des Staatssekretärs: (Giesecke.)« Bücherkrisis in Amerika? Die Bücherkrisis, von der in letzter Zeit in Deutschland, Eng land und Frankreich soviel gesprochen wurde, scheint sich nun auch jenseits des großen Wassers bemerkbar zu machen. Wenigstens kommt Mr. Merton H. F o r r e st e r in einem Artikel des Nunss^ Llagarms, der das amerikanische Verlagswesen behandelt, zu der Anschauung, daß der Buchhandel dort unfehlbar einer Krisis ent gegensetze; diese hätte er aber selbst verschuldet, da er es nicht verstanden habe, sich den Zeitforderungen anzupassen. Die Beweis führung des Autors, die er aus der bisherigen Entwicklung des amerikanischen Buchhandels abzuleiten versucht, ist lehrreich und dürfte auch hier interessieren. Vor ungefähr zwölf Jahren, sagt er, begann in den Ver einigten Staaten nach einer Zeit geschäftlicher Flauheit ein un mittelbarer Aufschwung. Die fortschreitende systematische Schul erziehung hatte inzwischen eine ganz neue Leserklasse herangezogen und ein vornehmer Stil in der Tagespresse, die größere Ver breitung der sogenannten »Luncka^ supplsmsuts« und schließlich auch die Gründung guter Zeitschriften zu billigen Preisen hatten nach und nach ein Interesse für gute Lektüre geschaffen, sodaß sich das Verlangen nach Büchern in ganz erstaunlichem Maße hob, als die nun besseren finanziellen Verhältnisse dem Publikum dieses zuließen. Von 1895—1900 konnten die amerikanischen Verleger goldene Ernten einheimsen. Vor dieser Zeit wurde ein Buch als sehr er folgreich betrachtet, wenn es eine Auflage von 25000 Exemplaren erreichte; falls etwa 50 000 Exemplare verkauft wurden, war der Erfolg erstaunlich und nur ganz selten konnten von irgendeinem Werke 100 000 Exemplare abgesetzt werden. Nach 1895 nahmen die Auflagen aber eine erhebliche Steige rung an. Mit »Milb^« setzte der unerwartete Erfolg ein, der sich BIrlknblan skr den Dentschen Buchhandel. 7K. Jahrgang. dann weiter auch auf die Werke der Schriftsteller Jan Maclaren, Conan Doyle, Hall Caine, James Lane Allen und Paul Leicester übertrug, um durch den ganz außerordentlichen Absatz der Romane »Eben Holden« und vor allem »David Harum« gekrönt zu werden. Das letzte Werk bildet den Höhepunkt dieser Periode, da von ihm in nicht ganz zwei Jahren ungefähr 600 000 Exemplare ver kauft wurden. Es schien, als ob die Bürger der Vereinigten Staaten das Bücherleseu und vor allen: das Bücherkaufen zu einer nationalen Tugend stempeln wollten. Es waren außerdem nicht nur Romane, die eine so hohe Absatzziffer erreichten, in den Listen der in den Jahren 1895 und 1896 meist gekauften Bücher finden wir auch Stevensons Vailimu iOetckers, Rhodes' Histoi^ ok tbs Qnitsck Linkes, Nordaus Degeneration, Kidd's Looiul Lvoluiicm und Drummond's Orsniesi Mring in ibe 'lVorlck. Die Verleger glaubten, daß das Publikum, das anscheinend an guten Büchern Geschmack gefunden hatte, in noch vergrößertem Maße zu kaufen fortfahren würde. Diese Hoffnungen haben sich aber nicht nur nicht verwirklicht, sondern der damalige Absatz hat unzweifelhaft nachgelassen. Nur wenige Bücher erreichen jetzt eine Auflage von 50000 Exemplaren. Die fabelhaften Zahlen früherer Jahre erscheinen den Verlegern heute als traumhafte Erinnerungen. Der Bücherverkauf ist, wie allseitig zugegeben wird, wesentlich zurückgegangen, und eine Ab neigung des Publikums, selbst die besten und interessantesten Werke zu kaufen, scheint fast unverkennbar. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, wie diese Umwand lung wohl vor sich gegangen sei. Die Verleger haben hierfür die verschiedensten Erklärungen; sie versichern, daß das außer gewöhnliche Interesse, das das Publikum vor zehn Jahren den Büchern entgegenbrachte, einer leider nur vorübergehenden Laune entsprang, und daß der darauffolgende Rückgang nur wieder den normalen Zustand bedeute. Andere erklären, daß die Warenhäuser an dem Niedergange des Buchhandels schuld seien; diese kauften die Bücher zu Tausenden und natürlich zu den billigsten Preisen auf, um sie dann fast ohne Gewinn wieder an das Publikum weiterzuliefern; sie könnten das tun, da sie bei den großen Quanti täten immer noch etwas verdienten. Die Bücherabteilung sei außerdem nur ein unbedeutender Faktor in ihrem großen Betriebe. Der reguläre Buchhändler sei durch diese Konkurrenz aber rui niert worden; für die Verleger sei das ein schwerer Verlust, da der mit guten, wertvollen Werken gefüllte Laden des Buchhändlers in früheren Zeiten ein literarisches Zentrum bildete, von dem aus gute Literatur systematisch vertrieben wurde. Verleger versichern aber auch, daß das Automobil das Büchergeschäft ungünstig beein flußt habe, so wie sie schon vor acht Jahren sagten, daß der Fahr räder wegen niemand mehr lesen würde. Ein Verleger finde tausend Gründe, um den Rückgang des Bücherverkaufs zu erklären. Den einzigen Grund, den er nicht anführe, das sei seine eigene Kurzsichtigkeit, sein Mangel an Unter nehmungslust und sein Unvermögen, sein Geschäft den Zeitforde rungen anzupassen. Hierin sei der wahre Grund für den Rück gang im Buchhandel zu suchen. Die jetzigen Vorgänge im Buch handel fänden bei den früheren amerikanischen Magazinen ihr Gegenstück; diese waren in ihrer Art hervorragend, sie zählten oft die ersten Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu ihren Mit arbeitern, sie hatten ihre Traditionen und ihre Geschichte und beide waren hochangesehen. Schließlich wurden sie aber meist doch durch ihre Traditionen und ihre Geschichte erstickt. Die Heraus geber und Verleger begnügten sich damit, die Blätter in der über nommenen Weise weiterzuführen, sie ignorierten die Zeit und das Publikum, deren Anschauungen sich geändert hatten. Die Hefte mit ihren überkommenen platten Erzählungen wurden auch weiterhin zu dem ungerechtfertigt hohen Preise von 25 und 35 Cent pro Nummer herausgegeben. Das Resultat war, daß diese Zeit schriften nie über eine Auflage von 100 oder 150 000 Exemplaren hinauskamen, ein größeres Publikum kaufte sie nicht. 688
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