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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-29
- Erscheinungsdatum
- 29.05.1908
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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123, 29. Mai 1908, Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt >. d. Dtjchn. Buchhandel. 5967 Dilettantismus zu wehren; aber das dritte Opfer, dem der Brüttsche Schutz droht, das Publikum, hat keine Stimme. Zu ihm, dem stimmlosen Publikum, den Eisenbahnreisenden, das sind wir alle, spreche ich diese Worte des Protestes. Im Rahmen eines Nillionenetats ist der Gegenstand, um den es sich hier handelt, in finanzieller Beziehung nicht der Rede wert. Aber auf die finanzielle Bedeutung kommt es nicht an. Uns, den Eisenbahn reisenden, droht die Gefahr, daß uns unsere Reiselektüre ver schandelt wird, heute ein wichtiger, nicht zu entbehrender Be standteil des Reisekomforts, und daraus erklärt cs sich, daß alle Blätter aller Parteirichtungen diesem geringfügigen Bestand teil des Eisenbahnetats teils mahnende, teils entrüstete Artikel widmen. Die Gefahr ist nicht so weit entfernt. Denn der Antrag Brütt ist von der konservativ-klerikalen Mehrheit des Abgeordnetenhauses angenommen worden. Die Regierung zwar nimmt jetzt noch eine ablehnende Haltung ein. Wenn die konservativ-klerikale Mehrheit aber auf ihrem Kopf besteht? In der Ehe, die sie mit dem preußischen Staate führt, hat es schon manchmal geheißen wie in mancher anderen: 6s gas kswms vsut, visu vsut. Darum, preußische Eisenbahnreisende aller Klassen und Parteien, wahret eure vornehmsten GüterI Was geschähe, wenn der Antrag Brütt Gesetz würde? An die Stelle der heutigen zuverlässigen und leistungsfähigen Buch händler träten die in jeder öffentlichen Konkurrenz unbedingt meist bietenden Desperados. Diese hätten nur das eine Interesse: während der kurzen Zeit ihrer Pachtung so viel wie möglich herauszuschlagen. Dazu bietet der Kolportage- und Ramschbuch handel die geeigneten Wege. Ganze Bibliotheken alter Schmöker kann man da zum Makulaturpreise ankaufen, um sie auf den Bahnhöfen Stück für Stück an die Reisenden zu verhökern, die viel zu große Eile haben, um den Schund zu prüfen, der ihnen angeboten wird. Friß, Vogel, oder langweile dich schändlichl Soll die Eisenbahnbehörde etwa die Literatur prüfen, die da feilgeboten würde? Selbst wenn sie den Beamtenapparat dazu aufbieten könnte, würde man ihr antworten: bei dem hohen Pachtpreise können wir uns keine Beschränkung auferlegen lassen, es sei denn, daß man uns in der Pachtsumme einen Nachlaß gewährt. In der zweiten Hälfte der Pachtzeit würde man keine neuen Erscheinungen mehr anschaffen; erst müßte mit dem alten Zeug geräumt werden. Und die Zeitungen kämen erst recht in die Gefahr, vor der Herr Brütt sie bewahren will. Beim kurzfristigen Raubbau würde es keinem Unternehmer einfallen Zeitungen zu führen, deren Absatz nicht unbedingt gesichert wäre, und das um so weniger, als die Post sich daS Bestellgeld auch für diejenigen Zeitungen zahlen läßt, die unverkauft liegen bleiben. Sind das grundlose Annahmen? O nein, diesen Zustand haben wir schon einmal gehabt. Das war in der Zeit, bevor sich der heutige blühende solide Bahnhofsbuchhandel auszubilden begann, bis hoch in die achtziger Jahre hinein, wo die Bahnhöfe den be- schämenden, uns vor dem Ausland kompromittierenden Anblick darboten, daß sie die Verkaufsbörsen für die jämmerlichste Kolpor tage- und Anekdotenware abgaben und wo nur wenige Zeitungen für den doppelten Preis zu haben waren. Wer erinnert sich nicht noch mit Schrecken jener Zeiten, wo der Begriff -Eisenbahn literatur- jeden Menschen von feinerem Geschmack mit Schauder erfüllte! Und eine noch lieblichere Perspektive eröffnet sich. Kapital kräftige Unternehmer können jene Desperados noch überbieten und durch Strohmänner die Mehrzahl der Bahnhöfe an sich bringen, um eine Zeitung, einen Verlag dem Publikum mit Gewalt auf zudrängen. Was verschlägt angesichts solcher Propaganda ein Verlust von 100000 Mark? Das wäre noch eine billige Reklame. Der Eisenbahnfiskus hörte dann zwar das Geld im Kasten klingen, das Publikum aber hätte er schnöder Ausbeutung überantwortet. Zum Schluß ein Wort für eine Dame, die zwar bei unseren Parlamenten nicht beliebt, unserem Herzen aber teuer ist. Diese Dame ist die deutsche Literatur. Wäre cs Herrn Brütt eingefallen, daß auch sie ein wenig in der Sache brouilliert ist, er hätte ihre Stimmung mit leichter Mühe erkunden können. Herr Brütt, ein sonst ästhetisch interessierter Mann, ist Mitglied der Berliner -Literarischen Gesellschaft-, jenes liebenswürdigen Cönakels, wo Kunst und Literatur schmausend das Handwerk grüßen. Dort hätte er, zwischen Fisch und Braten, mühelos von sachkundigster Seite erfahren können, daß für den besten Teil der deutschen Literatur der Bahnhofsbuchhandel ein wichtiges Agens geworden ist. Das ist eben das Schönste an der Reform des deutschen Bahnhofbuchhandels, daß er heute beste und edelste Literatur an den Mann bringt. Ein Buch wie Jörn Uhl, um nur ein Beispiel zu nennen, hätte ohne ihn nimmermehr seinen ge waltigen Erfolg gehabt. Unser Eisenbahnbuchhandel, wie er unter dem Schutze der Eisenbahnverwaltung sich entwickelt hat, zeigt einen literarischen und volkserzieherischen Ehrgeiz; das ist sein Stolz; er, ein Gewerbzweig, stellt sich keck an die Seite der Vereinigungen zur Verbreitung von Volksbildung. Das ist eben das Odiöseste an dem Antrag Brütt, daß er die Sache lediglich von der finanziellen Seite ansieht und von der volksbildnerischcn gar keine Ahnung zu haben scheint. Dafür wirst Herr Brütt aber das aufreizende Wort-Monopol in die Debatte. Auch wieder wenig sachkundig. Der -Verein deutscher Bahnhofsbuchhändler- umfaßt rund 200 Firmen. Wenn das ein Monopol ist, so ist es doch ein durch sehr polypolische Tendenzen gemildertes Monopol. Was bleibt übrig? Die Bahnhofsbuchhändler machen gute Geschäfte! Wahrscheinlich — denn sonst könnte die Eisenbahn verwaltung sie nicht von Jahr zu Jahr höher nehmen. Sollen sie nicht gute Geschäfte machen? Zielt nicht die ganze Wirtschafts und Sozialpolitik, die Herrn Brütts Freunde im Reichstage treiben, darauf ab, daß die deutschen Landwirte, die deutschen Industriellen, die deutschen Handwerker usw. gute Geschäfts machen? Und die deutschen Bahnhofsbuchhändler sollen es nicht? Ich denke, wir können sehr damit zufrieden sein, wenn sie durch ihre Tüchtigkeit es dahin gebracht haben, daß (wie der weitgereiste H. H. Ewers in einem Artikel im -Morgen- bekundet; der deutsche Bahnhofsbuchhandel an der Spitze des euro päischen marschiert. Polnische Exlibris. - Herr Albert Jolowicz in Posen i/Fa. Joseph Jolowicz hat in den -Historischen Monatsblättern für die Provinz Posen- Jahrgang IX, Nr. 5 eine genaue Beschreibung eines hervorragenden Werkes über polnische Exlibris veröffentlicht. Das Werk führt den Titel: ^Vitt^g, IV.: Lrlibris ^ bibliotsk polsklob XVII i XVIII visiru. (V7s,r8rs>v?a) 1903. — II. Lilibrisbibliotstz polskieb XVI —XX vielr. (IVarsrava) 1907. 193 Lsitsv ra. rablr. ^.bbilä. kreis 9 Hubel. Herr A. Jolowicz schreibt darüber: Das Interesse an Exlibris — oder Bücherzeichen, wie der verdeutschte technische Ausdruck ist — hat gerade in den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen; fast jeder größere Büchersammler zeichnet oder läßt sich nach seinen Angaben ein Exlibris zeichnen, und die hervorragendsten Stecher und Zeichner des In- und Auslandes wurden in ihren Dienst gestellt. Mit dieser Sammeltätigkeit Hand in Hand geht auch die umfangreiche Exlibris-Literatur; zahlreiche Exlibris-Vereine des In- und Aus landes, Zeitschriften in hervorragender Ausstattung geben Zeugnis für das internationale Interesse am Sammeln von Exlibris, jede Nation hat ihr Exlibris-Werk, nur für polnische Exlibris fehlte es bisher an einem umfassenden Werk. Uber polnische Exlibris war außer zwei Aufsätzen im ll^xoävik illustrovav^ 1902 von Gomulicki und Sadowski in einer 1907 erschienenen Abhandlung von Jaworski über Lemberger Exlibris überhaupt keine Literatur vorhanden. Es ist daher mit Freude zu begrüßen, daß der durch zahlreiche numismatische, archäologische und heraldische Arbeiten bekannte Warschauer Forscher Wiktor Wittyg sich der dankenswerten Aufgabe unterzogen hat, ein pol nisches Exlibris-Werk unter obigem Titel zu veröffentlichen. Während die Autoren zahlreicher Exlibris - Werke anderer Völker es sich in erster Reihe angelegen sein lassen, nur die historisch oder künstlerisch hervorragenden Blätter zu reproduzieren und sie ausführlich zu beschreiben, hat Wittyg in seinem Werk alles reproduziert, was er an polnischen Exlibris austreiben konnte. Er beschränkt sich lediglich auf die reproduktive Wiedergabe, da gegen finden wir bei jedem Exlibris eine ziemlich ausführliche Beschreibung der Bibliotheken, — öffentliche oder private — Mit teilungen über die Gründungsgeschichte derselben, Anzahl der Bände, Schicksal der Bücher und vieles andere Interessante. Dadurch hebt sich die Publikation aus dem Rahmen der anderen Exlibris-Werke und bildet einen wertvollen Beitrag zur Geschichte 776*
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