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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.07.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1923
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- Deutsch
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188, 21. Juli 1923. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhanvel. Schon -diese Aufgabenstellung zeigt, daß es sich nicht um eine Arbeit handelt, die, leicht und- rasch zu lesen, nur interessante An regungen geben und fertige Kenntnisse vermitteln will, sie verlangt ernstestes Mit- und Nachdenken und volle Hingabe, wie sie selbst tief gründiger Forschungsarbeit und scharfsinniger Denkleistung entsprun gen ist. Freilich, daß sie sich dauernd in höchsten Höhen der Abstraktion bewegt, bewegen muß, wo im luftverdünnten Raum das Atmen nur zu sehr zur Anstrengung wird, hat der Darstellung stellenweise eine Blutleere gegeben, die das volle, rasche Verständnis manchmal fast unmöglich macht. Wollte man manche Sätze, aus dem Zusammenhang herausgenommen, für sich zitieren, sie könnten zweifelsohne dem un vorbereiteten Leser aus den ersten Blick den Eindruck völliger Sinn losigkeit machen-, obwohl jede Seite doch immer wieder beweist, daß mau es mit einem höchst geistvollen tiefsinnigen Denker zu tun hat, der genau weiß, was er will, und in allem durchaus ernst genommen wevden muß. Die Schwierigkeiten der Lektüre liegen in der Sprache, nicht im Gedanken. Es ist fraglich, ob die Abstraktion immer so weit gehen darf, wie es hier manchmal geschieht; dem Erfolg des Werkes ist sie jedenfalls nicht förderlich. Gerade das Ungewohnte, völlig Neue des Themas, das von vornherein die Verständigung er schwert, hätte verlangt, daß öfter auf Anschaulichkeit des Beispiel haften znrückgegangen und mehr vom greifbaren Objekt her als nur aus der begrifflichen Konstruktion doziert worden wäre. Die wenigen knappen Zitate aus Schillers ästhetischen Schriften genügen nicht, obwohl sie die Möglichkeit der Anknüpfung ausreichend dartun. Wes halb ist nicht auf den Briefwechsel Goethes und Schillers in größerem Umfange zurückgegriffen worden, der schon etwa in den beiden be rühmten Schreiben Schillers vom 28. und 31. August 1794 Unterlagen genug geboten hätte? Hefele geht davon aus, daß sich im Dich- tungsgeschchnis aktive und passive Elemente durchringen. Das Er lebnis hängt vom Erlebten wie vom Erlebenden ab, die Schöpfung vom zu Schaffenden wie vom Schöpfer. Von beiden Quellen her erhält die Dichtung bestimmende Einflüsse. Das Erlebte kann Welt haftes oder Seelenhaftes sein, je nach der auditiven, visuellen oder motorischen Begabung und Veranlagung des Erlebenden geht ihm das Erlebte durch das Ohr, das Auge oder den Tastsinn ein, und danach wandelt sich auch das Erlebnis wie die Schöpfung; desgleichen danach, ob das Erlebnis schließlich ins Objekt projiziert wird oder im Subjekt verbleibt. Alle diese Elemente kombinieren sich im übrigen viel fältig miteinander und gestalten das Bild um so bunter. Hesele handelt die möglichen Variationen und ihre Wirkungen auf die Wcsens- gestaltung der Dichtung unter den Überschriften Leben und Schaffen, Stoff, Inhalt, Form, Gestalt und Idee ab, und alle diese Begriffe gewinnen dabei an Leben und Bedeutung, nicht minder solche ge wohnten Bezeichnungen wie Klassik und Romantik, Naturalismus und Symdolismns, Epik, Drama, Lyrik, Tragik und Komik und manches andere. Überaus lehrreich sind die Ausführungen über die Bedeu tung der Sprache und der Form. In der Tat ist eben die Betrach tungsweise und die Problemstellung Hefeles nicht nur neu, sondern vor allem aufschlußreich. Selbstverständlich ist seine Arbeit ebenfalls subjektiv betont. Die Subjektivität ist aber kein Nachteil, darin liegt vielmehr nicht zuletzt ein Vorzug. Man freut sich, eine Persönlichkeit vor sich zu haben. An Aristoteles geschult, steht Hefele als ein Denker von geschlossener Eigen art vor uns. Was er über das Wesen der Dichtung vorträgt, ist nicht eine unpersönliche Lehre, ist vielmehr innerstes Wcltanschauungsbe- kenntnis. Wenn er auf den hohen Gemeinschaftswert der Dichtung hin weist und diese bis. in die tiefsten Tiefen der menschlichen Seele und alles Menschenlebens reichenden Zusammenhänge überzeugend dar- Icgt, gibt er Philosophie im wahrsten Sinne des Wortes. Auch der Buchhändler, der sein literarisches Urteil vertiefen und auf gesicherte Grundbegriffe aufbauen will, wird aus dem Werke unendlich viel lernen können und soll sich die Mühe einer sorgsamen Durcharbeitung nicht verdrießen lassen. vr. G. M e n z. Kleine Mitteilungen. Die Sommerakademie für den Jungbuchhandel Nord- und West deutschlands ist für die Zeit vom 6.^20. August 1923 im Landschul heim am Solling bei Höxter gesichert. Die wissenschaftliche Leitung liegt in den Händen der Herren Georg Stammler, Leiters der pommerschcn Bauernhochschullchrgänge, und Prof. H. Weichelt, Marburg. Stammler wird das deutsche Volkstum und seine Aufgaben behandeln und von der Kernfrage ausgehend alle großen geistigen Fragen und Strömungen der Gegenwart besprechen, insbesondere das Verhältnis von, Staat und Volkstum, vou Politik und Religion, von Literatur und tätigem Leben, sodaß die besonderen Zeitprobleme, wie z. B. Kommunismus, Pazifismus, Expressionismus, Nassenfragen usw., gewissermaßen von innen her durchleuchtet werden. Auch Jugendbewegung, Siedlungsfrage, Lebensreform, Volkshochschul wesen, kun-stgewerbliche Strömungen usw. sollen ihren Anteil erhalten. Prof. Weichelt wird folgende Themen behandeln: »Übermensch und Wiederkunft« (Nietzsches Zarathustra), »Das dichterische Erlebnis«, »Das Naturgesetz in der Geisteswclt«, »Ter Dichter im Kampf mit sich selbst« (in Beziehung auf C. F. Meyer), »Ethische und ästhetische Weltbetrachtung«, »Was ist uns Goethe«, »Die dichterischen Kunst mittel«. Von b u ch h ä n d l e r i s ch e r Seite stehen in Aussicht die The men: »Formcnwandel in der bildenden Kunst«, »Buchhändlerische Or ganisation der Zukunft«, »Über das Arbeiten und unsere Berufs arbeit«, »Das Buch nach seinen praktischen Entstehungsseiten«, ein Vor tragsabend »Goethe und Schiller«, ein Melodrama und Volkslieder abende. An den Unterhaltungsabenden wird Frau Prof. Weichelt als Pianistin Mitwirken. Wahrscheinlich werden sich auch einige Gäste einfinden, die als Schriftsteller oder Künstler den jungen Buchhändlern etwas geben können. Das gemeinschaftliche Leben während der Tauer des Kurses soll sich in der Form einer wirklichen Jugendgemeinschaft abspielen, fodaß also nicht außerhalb der Vortragsstunden alles will kürlich verflattert. Die Zureise ist so einzurichten, daß die Ankunft am 6. August vormittags erfolgt. Der wirtschaftliche Leiter ist ab 4. August im Heim und nimmt die Meldung der Ankommenden ent gegen. Unterkunft und Verpflegung wird mit des Schülcrpeusions- preises berechnet und kostete nach dem Stande vom 1. Juni 1923 10 000 Mark. Dieser Preis steigt wie" die Buchhändlerschlüssclzahl und kann nur für die vollen 14 Tage berechnet werden. Gewährt wird dafür reichliche, gntbürgerliche Verpflegung, Unterkunft in Zimmern mit 1—3 Betten mit Matratzen (Decken und Bettwäsche sind mitzubringen), Licht, Wasser ulid Zimmerrcinigung. Persönliche Bedienung ist ausgeschlossen. Ter Genuß alkoholhaltiger Getränke ist nach den Anstaltsgrundsätzcn ausgeschlossen, ebenso das Rauchen. Die Anmeldung zur Teilnahme gilt als verbindlick', sobald die Anmeldegebühr von einer Buchmark bezahlt ist. (Postscheckkonto 25 513 Ed. Lanzenberger, Hamburg). Es können noch einige Anmeldungen angenommen werden. Znr Be streitung der Unkosten sind Zuwendungen aus dem nvrd- und west deutschen Buchhandel sehr erwünscht, sie werden an das obengenannte Postscheckkonto erbeten. Etwaige Überschüsse werden als Beihilfen für bedürftige Teilnehmer verwendet. Die Herren Prinzipale werden ge beten, die Einrichtung durch Beurlaubung von Angestellten zu fördern. H a m bürg, Hoheluftchaussee 15. Der wirtschaftliche Leiter Ed. L a n z e n b e r g e r. Geschäftliches aus dem besetzten Gebiet. (Zuletzt Vbl. Nr. 166.) — Unter Beilage von Schriftstücken und Zeitungsausschnitten schreibt Herr Buchhändler L. PH. Bros in Worms a. Nh. unterm 17. Juli an das Börsenblatt: Immer noch zeigen, trotz reichlicher Aufklärung, viele Kreise im Buchverlag so wenig Interesse und Verständnis für die bedrängte Lage des Sortiments im besetzten Gebiet, daß im einzelnen dagegen anzukämpfen zwecklos ist. Ich weiß mir keinen ander» Rat, als die Hilfe des Börsenblattes anzurufen. Der Verlag sowie das Expeditionspcrsonal und auch die Post müssen immer wieder darauf hingewiescn werden, daß nach den alliierten Zolltarifen Bücher und Musikalien zollfrei sind, was auch von den BesatzungSbehördcn aner kannt ist. Die Schwierigkeiten, die bei der Post gemacht werden, lassen sich nur durch Aufklärung überwinden, und die Zurücklegung de.r Bestellungen beim Verlag, bis nähere Versandbestimmungen eintreffen, führen bei der Kundschaft, namentlich bei einer Erhöhung der Schlüssel zahl, zu Verlusten und Unannehmlichkeiten. Ganz besonderes Ver ständnis für die Lage zeigt die Firma PH. Neclam jun. in Leipzig, die noch einige Tage nach einer Erhöhung der Schlüsselzahl mit der vorhergehenden und prompt liefert. Hiermit zeigt diese Firma den Weg zur zweckmäßigsten Rhein- und Ruhr-Hilfe für den Buchhandel. Alle Sendungen sind mit der Aufschrift: Inhalt: Bücher — Musi kalien! Zollfrei! zu versehen. Die Sperrung der Nhcin- brücken wurde um 19 Tage (bis zum 26. d. M.) verlängert! Was dies für unsägliche Beschwerden und Verluste für die Betroffenen be deutet, läßt sich nicht beschreiben. Es gibt viele, die täglich ihre 10—15 Kilometer zu Fuß zu ihrer Arbeitsstätte hin und zurück machen, manche haben es aber auch schon aus gewissen Gründen aufgegeben und fahren mit der Bahn. * Herr Karl Scheffel in Kreuznach bittet, zu Nutz und Frommen der Allgemeinheit im Bbl. Folgendes zu veröffentlichen: 1045
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