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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1901
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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4452 Nichtamtlicher Teil. -d 125, 1. Juni 1901 Nichtamtl Zur -Verleyrrklnge- in Nr. 112 des Börsenblatts (Bergt, auch Nr. 123 d. Bl.) Die -Verlegerklage- im Börsenblatt vom 15. Mai d. I. wird ohne Zweifel die Zustimmung vieler Verleger finden, und die Sortimenter werden der sehr maßvoll gehaltenen, leider anonymen Betrachtung Berechtigung hinsichtlich des Gegenstandes nicht absprechcn können Aber der Vorwurf, der in der -Verlegerklage- gegen den Sortimentsbuchhandel gerichtet wird, bedarf entschieden einer näheren Beleuchtung. Die Erwartung, daß die erwähnte Betrachtung eine lebhafte Aussprache pro und -ootra in weiteren Börsenblatt-Artikeln zur Folge haben würde, hat sich noch wenig bestätigt, und nur damit nicht ment Anwendung finden könnte, sieht sich der Nichtunter zeichnete veranlaßt, das hier auszusprechen, was er in seinem bescheidenen Wirkungskreise im Laufe einer aller dings nur etwas über dreißig Jahre reichenden Praxis im Sortimentsbuchhandel erfahren hat und zu welcher An schauung er dadurch gelangt ist. Dem Verlagsbuchhandel wird mit Recht Opferwilligkeit für die Förderung der Wissenschaft nachgerühmt, wenn er die Herstellung von Büchern übernimmt, deren Ertrag voraussichtlich einen pekuniären Gewinn nicht bringen kann. Sind solche Opfer im Verlag immerhin einzelne — von zahlreichen Verlagsartikeln, die einen Gewinn erhoffen ließen, aber faktisch nicht ergaben, braucht hier nicht die Rede zu sein —, so ist der Verleger doch nur dann in der Lage, sie zu bringen, wenn ihm die Einnahmen aus anderen Verlagsartikeln die Mittel dazu an die Hand geben. Auch für den Sortimentsbuchhandel giebt es ein Feld der Thätigkeit, auf dem er der Wissenschaft Opfer bringt; es ist der kommissionsweise Bezug von neu erscheinenden Büchern und die Bemühung, sie durch Ansichts versendung in weiten Kreisen bekannt zu machen und ihnen Käufer zu schaffen. Wer überlegt, was alles zu einem nach Möglichkeit erfolgreichen Ansichtsversenden gehört: aufmerk sames Lesen der Voranzeige des Verlegers, Verschreiben des angezeigten Buches, Tragen der mit der Hin- und Hersendung an den Verleger verknüpften Fracht- bzw. Portvkosten, Be stimmen der Adressen, denen das Buch zugesandt werden soll, Ausschreiben der die Ansichtssendung begleitenden Nota, Buchung derselben, Austragen des Paketes, Wiederabholung desselben, Uebertragen etwa fest behaltener Bücher auf das Kundenkonto, Neuauslage der zurückkommenden Bücher, bei denen sich nun die eben beschriebenen Manipulationen wieder holen, und endlich die langwierige, mühsame Arbeit der Oster meß-Rechnungslegung — wer das überlegt und bedenkt, daß die wichtigsten der geschilderten Arbeiten nur von den besten, also teuersten Arbeitskräften mit einiger Aussicht auf Erfolg besorgt werden können, der weiß auch, daß das Ansichts versenden ganz erhebliche Anforderungen an Zeit und Geld des Sortimentsbuchhandels stellt. Aber wie der Verleger, so ist auch der Sortimenter darauf angewiesen, sich auf ander weite Erträgnisse seiner geschäftlichen Thätigkeit zu stützen, wenn er mit dem Ansichtsvsrsenden dem Verlag einerseits, dem gebildeten Publikum anderseits Opfer bringen soll uüd auch will — wenigstens lange Zeit gewollt hat. In den letzten Jahrzehnten — seit Einführung der Gewerbefreiheit — haben sich aber gerade der Artikel, die dem Sortiments buchhandel früher ein gewisses Aequivalent boten für seine Vertriebsthütigkeit, Leute bemächtigt, denen es gar nicht ein- icher Teil. fällt, die letzteren gleichfalls zu übernehmen. Sie haben ent weder selbst oder durch ihre Bezugsquellen die Brotartikel des Sortiments herauszufinden gewußt und überlassen dem Sortimenter den -unproduktive Spesen- verursachenden Ansichtsvertrieb aller anderen Bücher. Ich brauche hier nur auf das Schulbüchergeschäft zu ver weisen, das die Buchbinder und Schreibwarenhändler dem Sortimenter immer mehr entziehen, auf das Kalenderge- schkft, an dem sich Angehörige fast aller Berufszweige beteiligen, ferner aus die Konversationslexika. Diese und andere encyklopädische Werke werden jetzt zum größten Teile durch Reisende vertrieben, die die Kunden in ihrer Wohnung aufsuchen und selbst Leute zu Abnehmern gewinnen, denen die durch Unterschrift verbürgte Einhaltung von Raten zahlungen nur mit erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen möglich ist. Werden auf diesem Wege schon nicht un bedeutende Geldmittel des Publikums, die es für Bücher ausgeben kann — oder in vielen Fällen nicht ausgeben kann — zu gunsten einzelner Werke und Firmen festgelegt, so pflegen Leute, die einmal, der lleberredungskunst eines Reisenden oder Kolporteurs nachgebend, ein Werk erworben haben, das ihnen inhaltlich nicht zusagte oder dessen Preis ihre Kräfte überstieg, sich nur noch auf den Ankauf der ihnen unbedingt nötigen Litteratur zu beschränken, für An sichtssendungen aber überhaupt nicht mehr zugänglich zu sein. Will der Sortimenter seine Austräger zur Kolportage anleiten, so läuft er, wenn sie mit gutem Erfolg thätig sind, Gefahr, daß sie sich an irgend einen Grossisten als Bezugsquelle wenden, der ihnen höheren Rabatt gewährt als ihr Arbeitgeber, und statt daß sie ihm als Mitarbeiter nützen, als Konkurrenten — natürlich nur im Vertriebe; hoch rabattierter Artikel — Kunden abwendig machen. Ferner ist durch manche postalische Neuerungen der direkte Verkehr zwischen Publikum und Verlag außerordent lich erleichtert, aber auch leider in vielen Fällen vom Ver lag zum Nachteil des Sortiments ausgenutzt worden. Man hat sich nicht darauf beschränkt, dem Publikum die Möglichkeit zu bieten, Bücher direkt vom Verleger zu beziehen, wenn es nur die damit verbundenen nicht erheblichen Portvkosten tragen wollte — nein, man hat dem Publikum bei direktem Bezüge portofreie und wohl gar Lieferung zu einem billigeren als dem Ladenpreise angeboten! In gleicher Richtung be wegte und bewegt sich noch das Geschästsgebahren der Schleuderer, denen ja allerdings der Börsenverein in Wahrung der Allgemein-Jnteressen des Buchhandels mit Entschiedenheit entgegentritt. Man hat erkannt, daß das, was in sehr treffender Weise Herr Prager über die Absatzgebiete der Waren häuser im Börsenblatt geschrieben, ivutmis matsväis von allen Schleuderfirmen gilt. Sie können nicht ernten, wenn nicht andere vorher gesät haben. So wenig wir dem Geld- briesträger das Geld zu verdanken haben, das er uns über bringt, ebenso sehr ist es ein Trugschluß, die Partiebestellungen von Warenhäusern und Schleuderfirmen, auch von Buchhandels- Grossisten höher zu schätzen als die Einzelbestellungen des Sortimenters, und ebenso sehr ist es eine, die fleißige Vertriebs- thätigkeit des Sortimenters geradezu untergrabende Ge pflogenheit, die Barbestellungen jedes Beliebigen, der einen Vertreter in Leipzig gefunden hat, ebenso oder gar höher zu rabattieren als die des Sortimenters. Woher soll nun der Sortimentsbuchhandel die Kraft nehmen, die mühsame Vertriebsarbeit durch Ansichtsversendung durchzuführen, wenn ihm, wie eben gezeigt, die Quelle», aus denen er Verdienst
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