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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-03-06
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1903
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- Deutsch
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54, 6, März 1903. Nichtamtlicher Teil 1881 raturzeitung zu gewinnen, der einen Versuch über den Grund satz des Naturrechts bei ihm erscheinen ließ. Die Littcratur- zeitung war Göschen non Bertuch angeboten worden: da er aber vorerst nur mit zwei Lehrlingen arbeitete, lehnte er ab, übernahm jedoch den Vertrieb des ihm ebenfalls von Bertuch angebotnen Deutschen Merkurs, Wie Körner Göschen mit Kapital unter die Arme griff, Huber und Körner ihm Schiller zuführten, so war es Bertuch, der ihm wertvolle Beziehungen in Weimar verschaffte, ihn mit Wieland zusammenbrachte und ihn später vor allem mit Goethe bekannt machte. Das Jahr 1788 bereicherte Göschens Verlag auch mit einem theologischen Werk, R, Z, Becker hatte unterm 1, Sep tember 1785 Göschen die »Philosophischen und kritischen Unter suchungen über das alte Testament rc, (von Andr, Riem)- zum Verlag empfohlen, ihn aber auch darauf aufmerksam gemacht, daß er unter Umständen als Verleger des Werks eingesteckt werden könnte, Göschen ließ es also mit der Bezeichnung »London 1785- hinausgehen, Mitte Dezember lieferte Schiller endlich auch einen Teil des Manuskripts zum zweiten Heft der Thalia, darunter die beiden Gedichte: Freigeisterei der Leidenschaft und Resignation, Da Schiller den Zensurstift fürchtete, die beiden Gedichte aber unbedingt gedruckt haben wollte, so sollte Göschen, wenn notwendig, einen Bogen anderswo drucken lassen. Die Befürchtung war gerechtfertigt. Der Zensor wollte die Ge dichte nur durchgehen lassen, wenn deren Verfasser eine Er klärung abgab, daß dieselben von einem unwissenden oder unduldsamen Leser nicht als eine Verteidigung der Unsittlich keit angesehen werden könnte. Daraufhin gab Schiller am 23, Dezember 1785 folgende Erklärung für den Zensor ab: »Ich habe um so weniger etwas gegen den Abdruck dieser beiden Gedichte an dieser Stelle einzuwenden, als ich von jedem Leser erwarten kann, daß er so vernünftig ist, eine Wallung der Leidenschaft als ein philosophisches System oder die Verzweiflung eines in der Einbildungskraft beruhenden Liebhabers als ein Glaubensbekenntnis des Dichters zu be trachten, Im andern Falle würde es schlimm um den dramatischen Dichter stehen, welcher eine Jntrigue selten ohne einen Schurken durchführen kann; und Milton und Klopstock würden um so schlimmere Männer sein, je erfolgreicher sie mit ihrenfTeuscln waren-. Das Jahr 1786 brachte Göschen auch mit Herder in Verbindung, der zu einer Uebersetzung von Dichtungen des schwedischen Theologen Joh, Valent, Andreä eine Vorrede geschrieben hatte. Zur Ostermesse 1786 brachte Göschen den Anfang der' »Geschichte des Thomas Jones, eines Findelkindes von H, Fielding-, von dem Hofrat I, I, Christ, Bode übersetzt. Zur selben Zeit sollte Göschen auch die Schauspiele der beiden Grafen Stolberg, sowie den Sophokles des Grafen Christ, Stolberg herausbringsn. Die beiden Grafen hatten Göschen auf Empfehlung seines Freundes Lock den Vorzug vor Reich (Weidmann), dem zweifellos ersten deutschen Verleger- ge geben, wenn ihre Werke zur Ostermesse fertig sein würden. Aber Ostermesse und Michaelismesse gingen vorüber, ohne daß die Wünsche der beiden Grafen erfüllt worden wären, Göschen war nämlich mit den Vorbereitungen zu einer Aus gabe der Schriften Goethes beschäftigt. Gleich nach der Ostermefse 1786 machte Göschen Wieland einen Besuch, Wenn er auch Weimar ohne ein Manuskript verlassen mußte* so gelang es ihm doch, Wieland für sich einzunehmen. Das Band, das den jungen Verleger nachmals unauflöslich mit dem berühmten Schriftsteller in der Geschichte der deutschen Literatur verband, war geknüpft und außerdem hatte Wieland fürs erste versprochen, Tom Jones im Merkur mit allen verdienten Ehren in die Welt einzuführen. Nicht lange nach diesem Zusammentreffen mit Wieland Börsenblatt für den deutschen Buchtsandet. 70. Jahrgang. errang Göschen einen größern unmittelbaren Erfolg, Er sollte die gesammelten Werke Goethes herausgeben — eine unvergleichliche Ehre für eine so junge Firma, Die Aus führung dieser ehrgeizigen Unternehmung bietet eine ab wechslungsreiche Geschichte, Kleinliche Quälereien, finanzielle Sorgen und Mißverständnisse hemmten den Verlauf und kühlten die Begeisterung, mit der Göschen sein Werk begonnen hatte. Auch der zu erwartende Gewinn durste als ein äußerst bescheidener bezeichnet werden. Aber das durch ein solches Geschäft mit einem berühmten Autor plötzlich erlangte Ansehen war unbestreitbar und der Vorteil, mit einem Unternehmen in Verbindung zu stehen, das die Aufmerksamkeit aller Literaturfreunde auf sich lenkte, war unberechenbar, Bertuch vermittelte Göschen diesen großen Dienst, In näherem Umgang mit Goethe war er in der Lage, von allen seinen literarischen Plänen Kenntnis zu er langen und so erfuhr er, daß Goethe bei dem bekannten Berliner Verleger Unger wegen einer Gesamtausgabe seiner zerstreuten und unvollständigen Schriften angefragt hatte, Bertuch holte Goethe Uber seine Ansprüche aus und teilte sie Göschen mit. Dieser fand sie freilich hoch; aber welcher Verleger konnte eine solche Aussicht znrückweisen? Er schrieb also am 17, Juni 1786 zurück: »Drei Louisd'or ist ent schieden das Äußerste, was Goethe möglicherweise verlangen kann. Indes, selbst wenn dies ziemlich hart für Unger ist und wenn Goethe sich mit zwei Carld'or zufrieden gibt, wird es Unger noch nicht billig haben. Er wird aber trotzdem zu drei Louisd'or zugreifen und dann destomehr Reklame machen müssen-. Aber obgleich Göschen meinte, daß Unger nicht zurück treten könnte, kam der Handel doch nicht zustande. Zu dieser Zeit war eine gewisse Gleichgiltigkeit gegen Goethes Werke eingetreten. Seit Clavigo war kein neues Werk erschienen und auf weitere große Werke wartete man kaum. Außerdem war es vom geschäftlichen Standpunkte aus ein großer Nach teil, daß Himburg in Berlin Goethes Schriften 1775—7!» nachgedruckt hatte. Es war also nichts Außergewöhnliches, wenn man sich gegenüber einem Erwerb von acht Bänden, den Bogen zu drei Louisd'or, etwas unschlüssig zeigte. Da aber Göschen erklärt hatte, daß kein Verleger Goethes Forderung abwcisen könne, so bestand er auf seiner Ansicht und unternahm mit seinen geringen Mitteln und seinem unentwickelten Geschäft das Wagnis, das der ältere und reichere Berliner Verleger «übgelehnt hatte, Bertuch teilte Göschens Vertrauen, denn der Plan hatte für seinen spekulativen Charakter etwas besonders Anziehen des, Er kannte möglicherweise Göschens geringe Mittel und schlug ihm vor, einen Teil des nötigen Kapitals beizu schießen und an dem Geschäfte tcilzunehmen; die junge Firma hätte sonst schwerlich die Last allein tragen können. Das Übereinkommen der beiden Freunde wurde in einem sehr kurzen, aber förmlichen Vertrag festgelegt, welcher be sagte, daß sie die Herausgabe von Goethes Werken zusammen unternehmen ivollten und zwar mit dem gleichen Anteil an den Kosten, Gewinnen oder Verlusten, Göschen sollte init Rücksicht auf seinen Teilhaber Körner zwei, Bertuch einen Anteil haben. Der am zweiten September 1786 abgeschlossne Vcrlagskontrakt enthielt folgende Bestimmungen: Herr Geheimrat von Goethe legt die Herausgabe seiner Schriften in die Hände von Georg Joachim Göschen, Ver lagsbuchhändler in Leipzig, und zwar unter folgenden Be dingungen: 1, Die beigefügte gedruckte Ankündigung (im Journal von und für Deutschland veröffentlicht) enthält ein Verzeich nis der gedruckten und ungedruckten Schriften, deren Heraus gabe Göschen zugcsichert wird. Sie enthält auch das Ver sprechen, daß der Verfasser, wenn er Muße dazu hat, das 251
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