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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1903
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- Deutsch
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3960 Nichtamtlicher Teil. ^ 113, 18. Mai 1903. drucken, daß er den zweiten Band der Sammlung bilden würde. Mittlerweile hatte Schiller Cotta denselben Vorschlag für einen vereinten Verlag gemacht. Dieser war jedoch noch in sehr ärgerlicher Stimmung und einem gemeinschaft lichen Geschäft ebenso abgeneigt wie Göschen; er antwortete am 28. November 1796: »Es freut mich, daß Göschen sich wegen des Don Carlos ge meldet hat, und noch mehr, daß Sie die Güte haben wollen, die Sache zu vermitteln: nur weiß ich schwer das Mittel selbst zu treffen. Meines Herzens Wunsch nach hätte ich freilich gerne die Unternemuna mit ihm gemeinschaftlich gemacht, und zwar nach Verhältniß des Don Carlos zum Ganzen; da sich aber Göschen auf einer Seite gezeigt hat, die mir von seiner Moralität nicht die beste Begriffe erwecken mußte, so fürchte ich mich vor einer Socie- tät, wo der hinterlistige Feind, der die Maske der Freundschaft, wenn es sein Interesse erfordert, gar zu künstlich vorzuhalten weiß, mich leicht auf eine Art behandeln könte, die mir zum Verdruß und Nachteil gereichen würde. Wenn es daher angienge und wenn es nicht gerade gegen Ihre Meinung wäre, so wünschte ich lieber, ihm den Don Carlos abzuhandeln. — Gehet diß aber nicht wol an, so bin ich es zufrieden, wenn wir die Unternemung gemeinschaftlich machen. Ich überlasse die Sache ganz Ihrem Gutdenken: Sie hatten die Freundschaft für mich, mir disen Ehrenvollen Verlag zu überlassen, es ist daher auch nicht mehr als billig, daß ich mich ganz nach Ihrem Willen füge: was Sie hierinnen beschließen und ausmachen, wird das gleiche Gepräge der Güte und Freundschaft für mich haben. Auch kennen Sie Göschen schon länger, als ich, und wissen am sichersten zu be- urtheilen: ob es nicht besser ist, ihn zum offenen Feind als zum verstellen Freund zu haben: denn diß glaube ich immer, daß er mir nie wieder von Herzen gut wird, unerachtet der Himmel es weiß, daß ich ihn immer schäzte und nie unfreundlich gegen ihn handeln wolle. »Diß mus ich noch bemerken, daß ich auf keinen Fall es gut heissen möchte, wenn Carlos nicht mit dem Ganzen erschiene, sondern von Göschen als ein besonderes Werk herausgegeben würde. Viel leicht wäre es am klügsten, Sie ließen zuvörderst Göschen sondiren, welchen Vorschlag zur Ausmittlung er zu machen wüßte? Doch wie gesagt, was Sie thun werden, wird mir das Beste seyn. Mit unwandelbarer Hochachtung I. F. Cotta.« Nichts in Cottas Berichten über Göschens Handlungen und Worte, wie sie in seinen außerordentlich aufrichtigen und gewiß nicht vorurteilslosen Briefen an Schiller nieder gelegt sind, rechtfertigte diese Bemerkungen über Göschens »Hinterlist«. Wieviel auch Göschen in seiner Heftigkeit und in seinem Ungestüm gesündigt haben mag, so fehlte ihm doch durchaus die Fähigkeit, seine Gefühle zu verbergen oder eine Rolle zu spielen, selbst wenn er es versucht hätte. Die einzige Ausstellung, die Cotta gegen seine Moralität machen konnte, war die Ungerechtigkeit, daß Göschen von Cotta arg wöhnte, er habe Schiller in seine Netze gelockt, und die Heftigkeit und Hartnäckigkeit, mit der er auf seinen Rechten bestand. Nur in einem Punkte hatte Cotta recht: Göschen verzieh ihm nie. Eine Antwort von Schiller auf seinen Angriff gegen Göschen findet sich nicht, obgleich sich Cotta eifrig danach erkundigte, ob Göschen nicht über Carlos geschrieben hätte. Auch fand nach Schlegels Verhandlung mit Göschen im Dez^rber zwischen Verfasser und Verleger keinerlei Ver ständigung statt, bis der letztre im April 1797 den Brief wechsel wieder eröffnete. Die kalte Förmlichkeit des ersten Briefs, besonders seine Schlußzeilen mit ihren Empfehlungen an Schillers Frau Gemahlin und ihrem »ergebensten Diener«, zeigt, daß ungeachtet der Versicherung Schlegels, Schiller sei völlig zufriedengestellt, noch eine tiefe Welle des Grolls auf seiten des Verlegers die Wirkungen des letzten Sturms zurückwarf. Leipzig, 26. April 1797. »Herr Nat Schlegel hat mir Ihre gütige Erklärung bezüglich des Don Carlos und des Geistersehers übergeben. Dafür muß ich Ihnen aus mehr als einem Grunde herzlich danken. Die beiden Werke sind nunmehr ausverkauft. Ich gestatte mir die Frage, ob ich von Don Carlos eine Jnterimsausgabe veranstalten darf, die für etwa ein Jahr reichen soll, wenn rch mich verpflichte, die noch vorrätigen Exemplare ins Maculatur zu werfen, sobald die neue Ausgabe zu Stande gekommen. Ich hoffe, daß ich recht bald dieses Todesurteil erhalten möge. »Was haben Sie über den Geisterseher beschlossen? Sind Sie geneigt, etwas daran zu ändern oder soll ich einen unveränderten Abdruck von der alten Ausgabe vorbereiten? Ich ersuche ergebenst, daß die beiden Werke nicht lange fehlen und daß die Nach drucke! durch dieses Fehlen nicht allzuheftig in Versuchung geführt werden. Göschen.« Schiller erwiderte darauf am 10. Mai 1797: »Hr^. Schlegel hat Ihnen,^hoffe meine ^ganze Gesinnung Theater betrachten, welches, da es kein eigentliches Theaterstück ist, auch wohl angeht. Doch behalte ich mir vor, wenn ich es einmal zu einem Theaterstück machen sollte, wodurch es um mehr als ^dü Hälfte verkürzt un.'ldeu nms^e, d^es^ n^iie und^^anz ver- »Ueber den Termin, zu welchem ich Ihnen den neuen Carlos fertig liefern könnte, kann ich jetzt nichts genau bestimmen: es kommt nehmlich darauf an, wie bald ich mit zwei) neuen Stücken, davon ich das Eine jetzt unter Händen habe, fertig werde. Denn diese zwei Stücke müssen voran gehen. Doch sollen Sie ihn spätestens auf Ostern 1799 herausgeben können. Nun kommt es auf Sie an, ob Sie für diese Zwischenzeit noch eine Edition des »An den Geisterseher will ich noch die letzte Hand und eine sorgfältige Feile legen; auch werde ich das Fragment, welches in der Thalia steht, und welches gleich anfangs für den Ersten Theil bestimmt gewesen, darin placieren. Den Anfang des Manuskripts erhalten Sie in wenigen Wochen. »Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich dem freund schaftlichen Andenken Ihrer lieben Frau. Schiller.. An demselben Tage unterrichtete Schiller Cotta, daß Göschen nicht dahin zu bringen gewesen sei, eine gemeinschaft liche Herausgabe des Carlos anzunehmen. Sein früheres Recht an den Carlos könne er ihm aber nicht nehmen, müsse ihm diesen also lassen. Doch habe er große Lust, den Carlos noch einmal für das Theater zu bearbeiten, und diese Ausgabe könnte er alsdann »unsrer Sammlung« ein verleiben. Auf diesem Stande blieb die Angelegenheit eine Zeit lang, und wieder vergingen Monate, bevor die neuen Ausgaben des Don Carlos und des Geistersehers aufs neue vorgenommen wurden. Zuletzt war Göschen gezwungen, die ersten Schritte zu tun, und schrieb im September 1797 an Schiller: .Die^ Nachfragen nach dem Geisterseher nötigen mich, mehr zu würden mich außerordentlich verpflichten, wenn Sie die Revision des Carlos früher als festgesetzt in Angriff nehmen würden. Der Druck kann nicht im Nu gemacht werden. Bezüglich des Carlos würde ich Alles aufbieten, etwas typographisch Vollkommenes her zustellen. Lessings Nathan ist kürzlich bei Voß in einer prächtigen Ausgabe erschienen und ich werde versuchen, ihn zu übertreffen. Dieser Plan liegt mir sehr am Herzen und dies war auch der Grund, warum mich Cotta so sehr kränkte, als er wünschte, daß Carlos ihm anvertraut würde. Den Gewinn hätte ich ihm gern Das Vergangene erscheint uns anders^ als das Gegenwärt^e und ick wünsche jetzt, daß mich das Vorgefallene nicht so überrascht oder zur Heftigkeit gereizt hätte. »Bitte wiederholt, das aufrichtige Bekenntnis meiner freund lichen Bewunderung zu genehmigen. Göschen.« Hiermit ist die wahre Geschichte, der Schlüssel zu Göschens Handlungsweise zum Teil von ihm selbst gegeben.
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