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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1904
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- Deutsch
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olL 259, 7. November 1904, Nichtamtlicher Teil, 9787 Am 21, desselben Monats setzt Boltaire die Auflage auf 2500 Exemplare fest. An de Formont schreibt er noch im selben Monat: -Jore hat mir ein festes Versprechen gegeben. Ich weiß noch nicht, ob er nicht eine kleine Bresche in seine Tugend gemacht hat. Man hat ihn in Paris sehr im Verdacht, einige Exemplare aus- Herrn Hsraultst gchabls und durch ein Wunder, größer als all die des hl. Paris und der Apostel, ist er nicht in die Basti llc geworfen worden. Er muß sich aber darauf gefaßt halten, stimmten Beruf für ^diesen schönen Aufenthalt zu haben. Ich werde suchen, nicht der Ehre teilhaftig zu werden, ihn dorthin zu begleiten,-- Zu diesem Zweck vernichtete er die Spuren, die auf seine Autorschaft hiudeuteten. Er tat, als wären die Briefe von andrer Seite geschrieben und in London unter seinem Namen in Umlaus gesetzt worden. Von Jore verlangte er ein schriftliches Zeugnis, daß er (Voltaire) ihn gewarnt habe, diese Briefe zu drucken. Da nun aber die Briefe bei Jore gedruckt vorgefundcn werden konnten, sollte Jore bestätigen, daß er diese 2500 Exemplare von einem gewissen Sanderson jun, in Depot erhalten habe, und daß er sich verpflichtete, sie erst dann in Verkehr zu bringen, wenn er die Erlaubnis dazu erhielte. Zugleich vergaß Voltaire auch das eigentliche Geschäft nicht, Jore mußte ihm 100 Frei- Exemplare Zusagen und von dem Gewinn der 2400 Exem plare die Hälfte, Jore wurde nun allein zur Rechenschaft gezogen. Er wurde seines Meistertitels als Buchdrucker verlustig erklärt und außerdem in die Bastille gesetzt. Er war also ge schäftlich vollständig ruiniert. Das Buch selbst wurde nach alter Sitte auf Befehl des Parlaments öffentlich verbrannt, Voltaire schwor vor dem Generalleutnant der Polizei, Hörault, daß er nicht im geringsten an der Heraus gabe des Werks beteiligt gewesen sei, Jore verklagte nunmehr Voltaire und ließ auf seine Renten Beschlag legen, Voltaire suchte alles in Bewegung zu setzen, um Jore zu vernichten. Dieser aber wehrte sich und veröffentlichte ein »Usmoirs», in dem er das schmähliche und schmutzig-geizige Verhalten Voltaires ihm gegenüber darlegte. Er behauptete, Voltaire habe ihm versichert, daß die Genehmigung zum Erscheinen des Werks vorliege, doch habe er (Jore) mit der Ausgabe warten wollen, bis ihm die schriftliche Genehmigung vorgelegt würde. Die Vermutung liegt nahe, daß auch Jore nicht ganz unschuldig war, und daß er wenigstens die Absicht hatte, mit dem gefährlichen Buch ein Geschäft zu machen. Er hatte aber die Auflage noch daliegen, als die Polizei da hinter kam. Das Buch befand sich nämlich in einer andern Ausgabe schon im Handel, Jore hatte Voltaire zwei Exem plare gegeben. Eines davon ließ er angeblich ein binden, Er gab es aber nicht einem Buchbinder, sondern dem Buchhändler Francois Josse, Dieser setzte sich sofort hin und schrieb es mit seineni Vetter Rens Josse, einem kleinen Buchhändler in Paris, während der Nacht ab. Die beiden Josse ließen das Buch daun heimlich drucken. Die erste Auflage war fast verkauft, als Rens Josse heimlich eine neue Auflage druckte. Eifersüchtig auf diesen Erfolg, denunzierte sein Vetter ihn, Rens Josse wurde nun ver haftet, der Meistertitel wurde ihm entzogen und seine Auf lage beschlagnahmt. Wie die Polizei die Existenz der andern Auflage er fuhr, die Jore gedruckt hatte, ist nicht recht klar, Jore selbst st Generalleutnant der Polizei, der sich mehrfach mit der Ver folgung Voltaireschcr Werke befaßte. bezichtigte Voltaire, ihn bei der Polizei denunziert zu haben und auch die Ausgabe der beiden Josse veranlaßt zu haben. Jedenfalls war die Sache sehr kompliziert geworden, Jore konnte Nachweisen, daß er das Buch noch nicht ausgegeben hatte. Mit den hohen Ersatzansprüchen, die er an Voltaire stellte, wurde er vom Gericht abgewiesen, doch wurde Voltaire verurteilt, ihm ein Almosen von 250 livrss zu bezahlen. Das war natürlich sehr kränkend für Voltaire, Da Jore finanziell völlig ruiniert war, bewog er nun diesen, die in seinem »Äsmoirs, ausgestellten Behauptungen zurückzuziehen. Diese Erklärung vom 20, Dezember 1738 ist unter den Belegstücken der »Vis cks Voltaire» von Condorcet in den meisten Ausgaben abgedruckt worden. Von dieser nachträglichen Ehrenerklärung wird man wohl nicht viel halten können, denn es ist durchaus nicht unmöglich, daß die Vorwürfe Jores gegen Voltaire begründet waren. Aber Jore war jetzt in einer elenden Lage, und Voltaire gab ihm eine Pension (wie hoch sich diese belief, gibt Wagnidre nicht an). Einmal dankt Jore (3, Juni 1743) für die Zusendung von 300 livrss, 1708 ist Jore in Mailand, wo er sich mit der kleinen Pension von Vol taire und mit Stundengeben durchzuschlagen sucht. Von dort aus schreibt er einen jämmerlichen Bettelbrief an Vol taire, Dieser schickt ihm 25 Zechinen»), und Jore kauft sich dafür u, a, einen fertigen Anzug und läßt sich vier Hemden machen, um, wie er sagt, wenigstens in einem anständigen Zustand in den Häusern erscheinen zu können, in denen er ausgenommen wird. Sein letzter Brief datiert aus Mai land, den 25, September 1773 Jore dankt Voltaire für die Übersendung von 8 Louisdor, die ihm wieder einmal ans dem größten Elend geholfen haben. So endigte in Not und Hunger der Verleger Jore, der, als er durch den Parlamsntsrat de Cideville mit Voltaire bekannt wurde, große Hoffnungen auf die ge schäftliche Verbindung mit dem berühmten Autor gesetzt hatte, Voltaire war schon bald nach dem Erscheinen der »I-sttrss auxlaisss» wieder mit der Polizei in Konflikt ge raten, und zwar wegen der »Lpitrs L lkranis«, Er ent ging der gerichtlichen Verfolgung nur dadurch, daß er seine Urheberschaft bestritt und den Abbe de Chaulieu als Ver fasser bezeichnete. Dieser Abbs war aber schon seit drei Jahren tot und konnte sich also nicht gegen den auf ihn geschobenen Verdacht verteidigen, (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen PrcßocrgehenL nach K 21 des Preßgesetzes ist am 19, Februar d, I, vom Landgericht Beuthen (Oberschlesien) der Redakteur des »Gornosl^zak», Johannes Kowalczyk in Kattowitz, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er hat einen Artikel veröffentlicht, in dem, unter Entstellung der Tatsachen, dem Erzpriester Schmidt beleidigende Vorwürfe gemacht worden waren. In der Hauptverhandlung vor dem Landgericht gab Kowalczyk an, er bedaure die Aufnahme des Artikels, den er nicht gelesen habe, da er auf einer Vortragsreise begriffen gewesen sei. In der Redaktion seines Blattes seien stets mehrere Re dakteure tätig. Das Landgericht ist zu der Überzeugung gekommen, daß Kowalczyk damals in Wirklichkeit nicht verantwortlicher Redakteur gewesen ist. Der (frcigesprochene) Redakter Zientck war auf dem Blatte als verantwortlich angegeben; er wollte es aber gar nicht sein und ist es auch nicht gewesen. Wer damals der verant wortliche Redakteur mar, ist dem Landgericht nicht bekannt ge worden. Kowalczyk kommt aber als Verleger in Betracht. Er ist Geschäftsführer der Gesellschaft -Ooruoslgealc», die die Zeitung gleichen Namens verlegt. Den Angeklagten trifft, so heißt es im Urteil des Landgerichts, insofern ein Verschulden, als er sich sagen mußte, daß die Verbreitung eines strafbaren Artikels möglich war. 3) Eine Zechine — etwa 3 Taler. 1284»
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