Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1907

2964 Börsenblatt s. d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 64, 18. März 1801. durch Karl Friedrich«. II. Band. 1903: »Wilhelm Hof meister, von Ernst Pfitzer.« (Vergl. Börsenblatt 1905, Nr. 57.) Aus Friedrich Hofmeisters erster Ehe stammt nur ein Sohn, Adolph Moritz Hofmeister, geboren 1802; seine zweite Gattin schenkte ihm außer dem ebengenannten Sohn Wilhelm noch eine Tochter Clementine, die die Gattin des Leipziger Verlagsbuchhändlers Ambrosius Abel wurde und als Schriftstellerin unter dem Namen Clelie Betemann bekannt ist. Adolph Moritz Hofmeister stand von Jugend auf seinem Vater im Geschäft helfend zur Seite. Viele Jahre seines Lebens hat er sich mit der Herausgabe, Ver besserung und Erweiterung des umfangreichsten und vor nehmsten Verlagsunternehmens der Firma Friedrich Hofmeister beschäftigt, dem »Handbuch der musikalischen Lite ratur« oder Verzeichnis der im Deutschen Reiche, in den Ländern deutschen Sprachgebiets, sowie der für den Vertrieb im Deutschen Reiche wichtigen im Auslande erschienenen Musikalien, auch musikalischen Schriften, Abbildungen und plastischen Darstellungen mit Anzeige der Verleger und Preise: Band I—III (enthaltend die Erscheinungen bis zum Jahre 1844) IV (desgl. von 1844—1851) V ( „ 1852—1859) VI ( „ „ 1860-1867) VII ( „ „ 1868—1873) VIII ( „ „ 1874 — 1879) IX ( „ „ 1880—1885) X ( „ 1886—1891) XI ( „ „ 1892—1897) XII ( „ „ 1898—1903). Diese 12 Bände in großem Quartformat umfassen nicht weniger als 8648 doppelspaltige Seiten. Das »Handbuch der musikalischen Literatur« wurde anfänglich von C. F. Whistling in Leipzig herausgegeben. Die erste Auflage in Oktaoformat, umfassend die bis zum Ende des Jahres 1815 gedruckten Musikalien, erschien 1817 in Kommission bei Anton Meysel in Leipzig, und auch der erste Nachtrag kam dort heraus. In der Vorrede zum zweiten Nachtrag, der 1819 im Verlag von Friedrich Hofmeister erschien, teilt der nunmehrige Verleger unterm 29. Juli 1819 mit, daß er das Handbuch nebst erstem Nachtrag mit Verlagsrecht an sich gebracht habe. Merkwürdigerweise ist die zweite, ganz umgearbeitete, ver mehrte und verbesserte Austage, als welche sie der Heraus geber C. F. Whistling auf dem Titelblatt bezeichnet, dann 1828 bei C. F. Whistling erschienen. Über diesen Umstand gibt der Herausgeber der dritten (1845 erschienenen) bis zum Anfang des Jahres 1844 ergänzten Auflage, Adolph Hofmeister, in seiner Vorrede Aufklärung. In der Vorrede dieser neuen Auflage, deren Titelblatt lautet: C. F. Whistlings Handbuch der musikalischen Literatur oder allgemeines systematisch geordnetes Verzeichnis der in Deutschland und den angrenzenden Ländern gedruckten Musikalien, auch musikalischen Schriften und Abbildungen mit Anzeige der Verleger und Preise, bearbeitet und heraus gegeben von Adolph Hofmeister schreibt letzterer u. a.: -Die erste Auflage dieses Handbuches erschien 1817 ohne Angabe des Herausgebers (C. F. Whistling) in Kommission bei Anton Meysel; ihr folgten 10 Nachträge, jedesmal die Neuig keiten eines Jahres enthaltend, 1818 bis mit 1827; das Werk ging im Jahre 1819 durch Kauf an meinen Vater (Friedrich Hofmeister) über, und im Jahre 1825 an Herrn C. F. Whistling zurück. Die zweite Auflage erschien 1828, herausgegeben und verlegt von C. F. Whistling; ihr folgten 3 Nachträge: der erste, die während des Druckes des Handbuches herausgekommenen Artikel enthaltend, von C. F. Whistling, der zweite, die in 1829—1833, und der dritte, die in den Jahren 1834—1838 herausgekommenen Artikel enthaltend, vom Unterzeichneten. Im Jahre 1829 übernahm mein Vater bei Ausgleichung der Masse des Herrn C. F. Whistling dessen ganzen Verlag, darunter auch dieses Handbuch.» Am Schluß der Vorrede schreibt Adolph Hofmeister noch: -Schließlich muß ich noch der tätigen Unterstützung meiner beiden Herren Collegen Carl Röthing und August Whistling (Sohn) mit Dank erwähnen. Der Erstere war seit Beginn des Unternehmens mein fleißigster Mitarbeiter — - Von der dritten Auflage ab erschien das Handbuch dann in Hochquart-Format. Bis zum Jahre 1867 kamen die weitern Bände des Handbuchs in systematischer An ordnung heraus, von 1868 (Band VII) ab dagegen in alphabetischer Ordnung mit systematisch geordneter Übersicht. Im Jahre 1866 übernahm der bekannte Musikalienhändler Franz Jost die mühsame Bearbeitung des »Handbuchs«. In der sorgfältigsten und gewissenhaftesten Weise hat er die Her ausgabe bis mit Band XIl besorgt. Diese lange Reihe von Jahren hat Herr Jost seine unermüdliche Arbeitskraft in den Dienst des Handbuchs gestellt. Die zwölf Bände des Hand buchs bilden nicht nur für den Musikalienhändler ein unent behrliches bibliographisches Nachschlagemittel, sondern sie geben auch dem Musikforscher eine vollständige Übersicht der Er scheinungen der musikalischen Literatur Deutschlands und des deutschen Sprachgebietes. Was Hinrichs' Kataloge für den Buchhandel bedeuten, das ist das Hofmeistersche Handbuch auf dem Gebiet der Musikliteratur geworden. Aber nicht nur auf das Handbuch der Musikliteratur hat sich die bibliographische Verlagstätigkeit der Firma Hof meister beschränkt, sondern seit dem Jahre 1830 gibt sie auch den von C. F. Whistling 1829 begründeten »Musikalisch- literarischen Monatsbericht« über neue Musikalien, musi kalische Schriften und Abbildungen heraus. Jetzt zur Zen tenarfeier der Firma Hofmeister sind vom 79. Jahrgang be reits Nr. 1 u. 2 erschienen. Der »Monatsbericht« gibt eine Übersicht darüber, was der gesamte Musikalienhandel Deutsch lands und des deutschen Sprachgebiets an neuen Werken der Mustkliteratur allmonatlich verlegt. Wie gewaltig auf diesem Gebiete die Produktion seitens der Komponisten und Verleger gewachsen ist, zeigt eine Vergleichung des Monatsberichts von 1829 mit dem von 1906; elfterer umfaßte 98 Oktao- seiten, letzerer 676. Seit dem Jahre 1852 werden die 12 Nummern des Monatsberichts in Jahresverzeichnissen ver einigt, die bis zum Jahre 1871 nur in systematischer Ord nung erschienen sind, seitdem aber in alphabetischer Ordnung nebst systematisch geordneter Übersicht. Bis zum Jahre 1866 war Adolph Hofmeister der Be arbeiter des Monatsberichts und der Jahresverzeichnisse, die eine Fortsetzung des »Handbuchs der musikalischen Literatur« bilden, später übernahm dann Franz Jost auch deren Herausgabe. Wer sich mit bibliographischen Arbeiten be schäftigt hat, wird beurteilen können, welche Summe von Mühe und Fleiß an diese zwölf Bände des Handbuchs, an die 7 9 Jahrgänge vom Monatsbericht und an die 55 Jahres verzeichnisse seitens der Bearbeiter gewendet werden mußte. Im gesamten Musikalienhandel haben sich die drei Heraus geber dieser musikalischen Bibliographien, Whistling, Adolph Hofmeister und Franz Jost, nicht zum wenigsten auch die Verlagsfirma, damit ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Am 12. Februar 1852 trat Friedrich Hofmeister seine Musikalienhandlung an seine Söhne Adolph und vr. Wil helm Hofmeister ab, behielt aber seinen naturwissenschaft lichen Verlag, den er am 15. Juni desselben Jahres seinem Schwiegersohn Ambrosius Abel übergab. Doch führte er selbst noch seine Sortimentsbuchhandlung, die er unter der Firma »F. Hofmeister sen.« nach der Centralhalle verlegte, weiter. Im fast vollendeten dreiundachtzigsten Lebensjahre