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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1906
- Sprache
- Deutsch
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Montgelas, an den sie sich gewandt hätten, zwar das größte Mitleid für Schoderer gezeigt, dabei aber doch bemerkt habe, daß noch ein Hausarrest Nachfolgen werde, den er übrigens zu beschränken bemüht sein werde. Merckle selbst fand bei seiner Heimkehr nach Württemberg in Bayern eine be geisterte Aufnahme. »Die Vorgänge«, so schreibt er am 17. September von München aus, »haben ganz die entgegen gesetzte Wirkung gehabt; Jedermann empfängt uns mit unbe schreiblicher Theilnahme, und wir werden wie Ritter verehrt, die aus Palaestina kommen. Am Sonntag gedenke ich in Stuttgart eiuzutreffen, wo ich das Weitere vernehmen muß; sollte mich doch noch eine Fegfeuerstrafe erwarten, so getroste ich mich damit, daß aus diesem Straforte Erlösung kommt, deren ich mich getröste«. Besonders begeistert scheint der Empfang des Heimkehrenden in Ulm gewesen zu sein. »Hier wohnte ich vor zwölf Jahren«, so schreibt Merckle, »in einem Zirkel von mehreren Herzensfreunden vier Jahre lang, nach welcher Zeit ich auf einmal wiederkam. Ich ließ gleich nach meiner Ankunft einige rufen, die bis dahin noch nicht wußten, daß ich der Verurteilte war; sie glaubten vielmehr, es sei mein Onkel. Mit dieser Überzeugung flogen sie sprach los in meine Arme, und ein Thränenguß drückte die Em pfindungen unserer inneren, reinen, herzlichen Gefühle aus — eine Szene, die sich nicht beschreiben läßt; und daß meine Gendarmen die Augen wischten, wird Beweis genug sein, um sie einigermaßen zu schildern! Nach einiger Erholung schrien sie aus vollem Halse: Champagner herbei! Er lebt noch! wir haben ihn wieder, den wir schon zwölf Jahre mißten und verloren hätten, ohne es gewußt zu haben — und doch sei es Gott gedankt, daß wir es nicht bälder er fahren! Sei uns tausendmal willkommen!« Dann wurde der Wiedergcborene mit Champagner getauft. Es ist wahr daß von früh 8 Uhr bis abends 4 Uhr eine manche Flasche Champagner und Rheinwein geleert wurde, daß ein mancher meiner alten Freunde einen Hieb hatte, daß auch ich lustig geworden bin; denn hier fühlte ich wieder das Erstemal die Freuden des Lebens.« Diese Freuden des Lebens erlitten jedoch rasch eine Unterbrechung. Sofort nach seiner Ankunft in Stuttgart wurde Merckle dem französischen Minister Simeon und von dicsein der württembergischen Regierung übergeben, die sofort seine Versetzung auf die Festung Hohenasperg verfügte. Recht behaglich fühlte sich der Gefangene dort oben freilich nicht, und wiederum mußte nun Hofrat Kleiner vermittelnd eingreifen, indem er dem König mit warmer Befürwortung ein Gnadengesuch der Gattin Merckles vvrlegte, auf das hin nun auch unterm 29. Oktober seine Freilassung erfolgte. Charakteristisch für jene Zeit ist freilich ein dem betreffenden königlichen Erlaß beigefllgter Satz. »Übrigens«, so heißt es dort, »finden Wir Uns, da der A 11 der Stempelordnung in dieser Angelegenheit von euch nicht beachtet worden, ver anlaßt, euch den doppelten Stempelbetrag für jeden Bogen eures Berichts mit 48 kr. zur Strafe anzusetzen.« So war Merckle wieder ein freier Mann, nachdem er zehn Wochen in Haft gewesen war. Es ist nicht unwahr scheinlich, daß auch Merckle hingerichtet worden wäre, wenn man nicht in dem Tode Palms eine Sühne für alles ge funden hätte und wenn nicht der König und die Regierung von Württemberg so rasch und energisch eingegriffen hätten. Merckle starb in Neckarsulm am 7. Oktober 1821. Sein Leidensgefährte Schoderer war schon am 6. Oktober 1806 wieder in Donauwörth angelangt. Der König von Bayern hatte ihm erst einen vierwöchigen Arrest auferlegt, diesen aber wieder abgekürzt und durch die Erlaubnis, tagsüber Besuche zn empfangen, wesentlich erleichtert. Der ebenfalls zum Tode verurteilt gewesene Kaufmann Link aus Heilbronn war schon zwei Tage nach seiner Börsenblatt für den Deutichen Buchhandel. 7S. Jahrgang. Einlieferung in Braunau wieder entlassen worden, weil man annahm, er habe die ihm anonym zugekommene Flugschrift nur vertraulich mitteilen wollen Er hatte übrigens nach der Auslieferung auch noch eine vierwöchige Gefängnisstrafe auf dem Asperg abzubüßen Ebenso wie Hofrat Kleiner sich des Merckle angenommen hatte, fand Link in dem ritterschaftlichen Konsulenten Hofrat Friedrich Christoph Mayer (dem Vater des Dichters Karl Mayer) einen mutigen Vertreter seiner Sache. Link, als guter Patriot später von seiner Vaterstadt zum Abgeordneten gewählt, starb in Heilbronn am 30. Dezember 1844. (Nach W. Ganzhorn, Der Löwenwirth Merckle von Ncckar- sulm und der Kaufmann Gottlieb Link von Hsilbronn, die Genossen des erschossenen Buchhändlers Palm von Nürnberg. Heilbronn 1871.) Kleine Mitteilungen. * Konkurs. — Dem »Zentralblatt für die Eintragungen in das Handelsregister«, Hrsg, vom k. k. österreichischen Handels ministerium, Wien, Nr. 33 vom 25. April 1906 entnehmen wir folgende Konkursnachricht: 4350. Kreisgericht Jiöin. Karl Rindt, Buchhändler in Hohenelbe. Konkurskommissionäc BGB. (Bezirksgerichts-Ver treter? Red.) in Hohenelbe. Massaverwalter: Or. Karl Loewy in Hohenelbe. Konkurseröffnung: 21. April; Anmeldungsfrist: 2. Juni; Liquidierungstagsatzung: 7. Juni 1906. * Fuchs, Das erotische Element in der Karikatur. — In Nr. 84 des Börsenblatts ist in dem Bericht über die Gerichts verhandlung gegen die Verfasser und Verleger des Buchs: Fuchs, Das erotische Element in der Karikatur, mitgeteilt, daß die vierte Strafkammer des Kgl. Landgerichts I in Berlin in ihrem Urteil die Beschlagnahme des Buchs aufgehoben habe. Auf diese Verfügung hin hat auch die Verlagsfirma A. Hofmann L Comp, in Berlin in Nr. 91 des Börsenblatts (S. 4030) bekannt gemacht, daß die früher verhängte Beschlagnahme aufgehoben wurde. Wie wir jetzt erfahren, kann aber diese allerdings ausgesprochene Auf hebung der Beschlagnahme erst in Kraft treten, nachdem das Urteil rechtskräftig geworden ist. Diese Rechtskraft wird das Urteil — wenn überhaupt — erst dann erhalten, wenn das Reichsgericht gesprochen haben wird, denn die Königliche Staatsanwaltschaft hat gegen das freisprechende Urteil so wohl wie gegen die Aufhebung der Beschlagnahme Revision an gemeldet. Die Beschlagnahmcverfügung besteht demnach vor läufig noch weiter in Kraft. Nach dieser Sachlage ist auch der entsprechende Passus in den Anzeigen von C. W. Stern in Wien über die französische Ausgabe des Werkes (Nr. 94 u. 95 des Börsenblatts) richtigzustellen. Red. Verzeichnis der Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg. — Die Neubearbeitung des Verzeichnisses der Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg, das ursprünglich von Professor Bergau bearbeitet wurde, bildete den Gegen stand der letzten Sitzung der Provinzialkommission für Denkmalspflege. Die Veröffentlichung, die mit zum Teil farbigen Abbildungen ausgestattet wird, wird voraus sichtlich über 200 000 Mark erfordern, wovon zunächst 40 000 Mark unter Zustimmung der Stände zu beschaffen sind. Die Gesamtleitung des Werks liegt in den Händen des Pro- oinzial-Konservators Bauinspektors Büttner; den Regierungs bezirk Potsdam bearbeitet Architekt Etchholz, der schon den Text für Ostpricgnitz geliefert hat, den Regierungsbezirk Frank- furt a. O. Archivar Or. Wilhelm Jung. Das Werk soll in ein zelnen Bänden, die je einen Kreis umfassen, erscheinen. (National-Ztg.) VIII. internationaler landwirtschaftlicher Kongreß. — Seit dem Jahre 1889 veranstaltet die »Lomwission intsrvatiooals ä'^xrioulturs- internationale landwirtschaftliche Kongresse. Der achte internationale landwirtschaftliche Kongreß wird, wie die Wiener Abendpost meldet, in Wien in der Zeit vom 21. bis ein- 558
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