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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1925
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- 1925-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1925
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- Deutsch
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956 dürlrublan 5 ». Doch«, «uchh-ndkl. Redaktioneller Teil. >s: 1k, 20, Januar 1925, eigene Grab, Oder hat man ganz vergessen, was Herr Julius Bad (von der Deutschen Buchgemeinschaft) ,durch den Radio sagte? War das freundlich — feindlich? Man täusche sich nicht: eigener Geschäftssinn siegt Wer Gemeinschaftssinn nur allzu leicht! Muß das sein, wenn es ums Ganz« geht? Der Spamerschen Druckerei gedachte ich eingangs. Auch auf die Autoren sei hingewiesen. Es machen sich die wenigsten Autoren wohl klar, daß sie heute besser dran sind als die, die ihnen zum Absatz ihrer Bücher behilflich sind. Doch die ge nannten Verbände locken mit viel Geld, und viele haben dem nicht widerstanden, Herbert Eulenberg, Max Der!, Richard Müller-Freiensels, Karl Federn, Philipp Witkop, Eugen Kühne mann, um nur einige wenige zu nennen. Wenn es also nicht nur bei Worten und Angstgestöhn blei ben soll, muß der Kamps überall ausgenommen werden. Her stellende Firmen, die für diese Verbände arbeiten, dürfen nicht mehr vom regulären Verlag mit Aufträgen bedacht werden. Es darf kein Verlag ein Buch hingeben, das mithilft, diese Ver bände zu stärken. Jeder Verlag mutz seine Autoren warnen, mit diesen Verbänden Verträge einzugehen. Sollte diese ein mütige Abwehr nicht möglich sein? Anders wird es nie ge lingen, Und mit denen darf man nicht rechnen, die den Ver bänden ein langes Bestehen absprechen. Diese Propheten sind doch zumeist bequeme Herren, die lieber zusehen, als tätig sind, Oder aber sie wollen die Gefahr nicht sehen, weil ihnen die Konsequenzen unlieb sind. Wer so Verfallserscheinungen aus der Welt leugnet, ist selbst wert, unterzugehen. Die zahlreichen Zuschriften aus allen Teilen Deutschlands beweisen mir, daß man sich überall, wenigstens teilweise, der Gefahr bewußt ist. Gewiß wird das Sortiment heute an allen Orten wieder tätiger als in vergangenen Monaten, Aber damit allein ist es nicht getan. Nur Einmütigkeit ohne Ausnahme kann hier Abhilfe schaffen. Ist lein Schutz- und Trutzbündnis mög lich? Ich deutet« schon die Wege an: Kein Verlag darf Bücher an diese Verbände geben. Kein Sortimenter darf Bücher von Verlagen mehr vertreiben, die diesen Verbänden Bücher lieferten. Kein Verlag darf Inserate in den Zeitschriften und Zeitungen aufgeben, die Inserate oder Prospekte von diesen Verbänden ausnehmen. Und der Verlag sollte umgehend seine Autoren warnen. Und verpflichten! Der Weg für Druckereien und Bin dereien ist eindeutig genug. Und die Presse muß Helsen— ein mütig, wie es der Fridericus zuvor tat. Das Wirksamste wäre Wohl, wenn auch der Börsenverein in diesem Sinne «inen Be schluß fassen wollte. Aber Eile ist not, und Tat! vr, C, R, Voig!, Des weiteren geben wir nachstehender Zuschrift des Herrn Richard Christ in Koblenz Raum, weil manches darin sich zum Kampf gegen den kollektiven Buchhandel eignen dürfte, der wohl um so erfolgreicher sein wird, je mehr er mit der Waffe der Ironie und Satire geführt werden kann, »Entweder hat der Buchhandel die große Gefahr, die ihm durch die Buchgemeinschaft, die Buchgemeinde und vor allem den Volksverband der Bücherfreund« droht, verkannt, oder er steht ihr ratlos gegenüber. Jedenfalls kann ich mir das große Schweigen darüber nicht anders erklären. Es wurde bisher nur auf die wirtschaftliche Gefahr hingewiesen. Es geht um viel mehr. Unser ganzes Geistesleben ist bedroht. Der Volksver band der Bücherfreunde hat allein etwa 300 000 Mitglieder, Wenn die anderen Verbände zusammen nur noch 100 000 Mit glieder haben, so sind dies schon 400 000, Die Mitglieder sind gezwungen, die Bücher, die ihr Verband herausgibt, ab zunehmen, wenn sie auch unter mehreren Büchern auswählen können. Es wird also einigen Leuten überlassen, darüber zu urteilen, ob ein Buch wertvoll ist oder nicht. Aus persönlichen, politischen und konfessionellen Gründen kann ein Autor, der un bedingt wertvoll ist, abgelohnt werden, und gerade unsere sein- sten und stärksten Dichter, die doch meistens nur von einem kleinen Kreis erkannt und verehrt werden, bleiben ungedruckt. Außerdem kann ein derartiger Verband, auch wenn er noch so großzügig organisiert ist, das wertvoll« Buch nicht so verbreiten, wie dies der Buchhandel kann. Vor allen Dingen arbeiten alle diese Verbände nur, um Geschäft« zu machen, denn sonst wäre es nicht möglich, daß dauernd neue Bünde, Verbände und Ge meinschaften entstehen, die das Buch auf diesem Wege ver treiben, Meistens werden nachdruckfreie Werk« in einer äußer lich prunkvollen Ausstattung herausgegeben. Durchweg sind diese Bände auch im Buchhandel mindestens zum selben Preis erhältlich. Dann kommen Werke, die von Verlegern aufgekauft werden. Es ist eine ganze Reihe Bücher namhafter Verleger, die durch diese Verbände zu einem wesentlich niedrigeren Preis zu beziehen sind als durch den Buchhandel, So liefert unter anderem die Buchgemeinschaft den Roman »Freitagskind« von Otto Flake in Halbleder, auf holzfreiem Papier, an ihre Mit glieder für 3,K0 Mark, während dasselbe Werk beim Verlag in Pappband auf scheußlichem Papier 4,50 Mark kostet. Wie ist das möglich? Wie kann der Verlag dem Sortiment derartig in den Rücken fallen?') Es ist unbedingt notwendig, daß der ganze Buchhandel den Kampf aufnimmt. Ich erhielt durch Zu fall ein Werbebuch des Volksverbandes der Bücherfreunde, Dieses Werbe buch ist in Halbleder gebunden, auf besten, holzfreien Papier mit guter Schrift gedruckt und mit vielen, teils farbigen Illustrationen versehen. Der Buchhandel kann dieses Werbebuch, das den Titel: »Das Werk des Volksver bandes der Bücherfreunde« führt, am besten als Waffe gegen den Volksverband benutzen. In diesem Buch ist eine Erzählung: »Die Generalversammlung-, Ich lasse hier einig« Sätze folgen: »Vor dem Haus« Rankestraße S4 in Berlin stand ein Automobil, Von der Gedächtniskirche bis zum Rankeplatz war eine Kette von Schutzleuten bemüht, einen gewaltigen Strom von Neugierigen in Fluß zu halten und eine gefährliche Verkehrsstockung zu vermeide». Das Auto war in der Tat eine Sehenswürdigkeit, wie sie auf den, Kontinent noch nicht erblickt worden war. Es war sehr lang gebaut und lief auf 8 Rädern, Außer einem mit erlesenem Luxus ausgs- statteten Wohnraum, der für vier Personen bequem Platz bot, ent hielt es in dem nach hinten gelegenen Nebenabteil eine vollständig ausgestattete Küche, in der ein weißgekleideter und iveißbemittzter Koch eifrig beschäftigt war. Auf dem Dach des Autos war eine Vorrichtung angebracht, die es ihm offenbar erlaubte, auch zu fliegen. Ein Radio apparat fehlte nicht, und aus dem Führersitz wehte die amerikanische Flagge, Ter Chauffeur in einem fabelhasten Lederanzug stand neben seiner Maschine, rauchte seine Stummelpfeife und spuckte mit bemer kenswerter Geschicklichkeit immer auf dieselbe Stelle dicht »eben der Bordschwelle, Was will das heißen, soundso viel hunderttausend Bände in, Fahr? Aber wenn ich mir vorstelte, daß die Bücher, zum Berg ge häuft, die Kuppel der Petcrskirche sprengen würden, sehe ich die Leistung vor mir. Sie sotten es Ähren Mitgliedern sagen: L Mil lionen LZ Papier, das sind Rollen, um den Erdball einzuhüllen, und mit der Druckerschwärze würde man ganz Europa anstreichen können. Der Heftfaden ist lang genug, NM damit bis zum Mars zu reichen. Das verarbeitete Leinen würde genügen, um allen Waisenkindern der Welt Hemden zu schneidern, und es gibt nicht genug Schaf« in Deutsch land, um die Kette zu liefern, aus denen die Lederrticken geschnitten werden. Propaganda, meine Herren, Propaganda! — Es gäbe kaum ein Mitglied des Verbandes, das nicht auch andere geworben und so zur Kräftigung eines großen kulturellen Gedankens beigetragen habe, — Ich fabriziere selbst Stiefelwichse, die beste der Welt, aber nie mand würde es glauben, wenn ich nicht seit 10 Jahren Tag für Tag der Menschheit in allen Zeitungen, an allen Anschlagsäulen, an alte» Giebelwänden einpankte: Die Stiesel werden spiegelblank mit Einen,,- scher Schuhcreme, Gott sei Dank! Aber, meine Herren, ich bin kein Banause und weiß, daß es bessere Dinge gibt, als blanke Stiefel, Ich habe höhere Interessen, und wenn ich abends ans meiner Fabritstadt auf mein Landgut fahre, Hab« ich immer ein Buch des -BolkSverban- bes« im Auto, und wenn ich den Kurszettel hinter mir habe, lese ich Adalbert Stifter, denn der versteht die Nerven zu beruhigen, — Sie werden sehen, Ihr Verband verzehnfacht sich, und Sie werden den Halbleberband statt sllr Mk, 3,50 für 85 Pfennige verkaufen könne», — Zn Zehntaufenden strömten neue Mitglieder zu. Jnuerlhakb der S, Fischer Verlag behält sich vor, «in« Entgegnung zu gebe», wenn ihm der vorliegende Artikel nach seiner Veröffentlichung i m ganzen bekannt geworden ist, Red,
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