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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1925
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- 1925-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1925
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- Deutsch
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^ 10, 20. 1925. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel. 95S heraus ergibt sich von selbst das organische Gefüge der DBG. An der Schassnn-g und Verteilung bzw. Ansivertung des Buchgutes sind zu beteiligen: 1. das Neichsministerium des Innern, das Neichöwirtschaftsministertum, der Ncichsmirtschaftsrat: 2. die Wirtschafts-. Kultur- und Wohlfahrtsämter der Länder: 3. die Zentralstellen aller dem Gemeinwohl dienenden Genossen schaften, Gewerkschaften risw. usw., Krüppelheime, Asyle, Kinder gärten, Universitäten usw. usw., Lichtbild-, Lichtspiel- und Nadio- veranstaltungen, Lauben- und Landsiedlungen. Die Hilfsmittel für die Propaganda der DBG: Fachpresse, Tages presse: die Aufklärung der Zentrale an die Führer, Unterführer und Nutznießer der Bewegung, in Telephonaten, in Flug- und Merk blättern, Aufrufen, Flugschriften, Plakaten, Tabellen, Fragebogen, Skizzen, Bildern, Lichtbild, Film und Rundfunk usw.« Welcher »sachwuchtige Volks- und Werkführer« hat dieses schauder hafte Erzeugnis mit seinem ausgequollcnen Stil aus dem Gewissen? Welches sind die Namen der Leute, die hinter dieser Denkschrift stehen und damit ihre Führerschaft beweisen wollen? Scho» durch den »Bnnting«-Stil dieser Kundgebung müßte die DBG für jeden ernst haften Menschen, dem eine Katze eine Katze ist, erledigt sein. Statt dessen wird diese Denkschrift mit einem empfehlenden Schreiben »An Abt. —VII und die Nachgeordneten Behörden des Neichsininisteriums des Innern« versandt mit der Bitte um Nücküußerung. Wir sind überzeugt davon, daß diese Phrasen, die ihre innere Unwahrheit schon in ihrem Klang verraten, nicht ernst zu nehmen sind. Aber man könnte sagen, trotz diesen Phrasen, deren Geschmack losigkeit zugegeben sei, könnte die DBG durch ihre Arbeit doch wert voll werden für die Bildung der deutschen Volksgemeinschaft! Wir bekämpfen aber die DBG gerade, insofern sie als Volksbildungsunter- »lehmen auftritt. Alles, was bisher gesagt worden ist, wäre uns an sich nicht wichtig genug warum sollte ein Geschäft nicht eine ge schmacklose Reklame machen! —, cs erhält für uns sein Gewicht erst durch die Beziehung auf die Volksbildung, die die DBG nnn nach der bisherigen unfruchtbaren Arbeit auch in die Hand zu nehmen und »wirklich zu Machen« verspricht. Wie steht es damit? ». . . der Bevölkerung, welcher durch die Elementarschulen im Kindesalter nur die Grundlagen der Bildung zugänglich gemacht werden, dauernd Bildungsmittel und Bildungs- stosf znzufiihrcn, um sie in höchstem Grxrde zu befähigen, ihre Aufgabe tm Staate, in Gemeinde und Gesellschaft zu versteheu und zu er füllen.« Dieser Satz steht im Programm der Gesellschaft für Ver breitung von Volksbildung (und hat den Vorzug, ernst gemeint zu sein!) aus dem Jahre 1871. Will die DBG mit ihrem anspruchs vollen Programm zur Aufrichtung der deutschen Volksgemeinschaft tm Grunde genommen etwas anderes als das, womit die deutsche Volksbildungsarbeit vor 50 Jahren begonnen hat ? Selbst der Grund satz der Neutralität, der für die Volksbildungsarbeit der ersten Zeit charakteristisch ist, fehlt nicht. Von allen Erfahrungen, die seither in der Volksbildungsarbeit gemacht wurden, weiß die DBG nichts! Sie lehrten jener mechanistischen Bildungsauffassung gegenüber, daß das Buch, auch das gekaufte und gelesene Buch, an sich für die Volksbildung nichts bedeutet, wenn cs nicht aus irgendeine Weise in das Leben des Lesers, sein Arbeitsleben, sein Leben in Haus und Familie, seine Er fahrungen, Sorgen, Frage», Ängste und Freuden eingreift, sondern daß alles aus diese Beziehung ankommt, ohne die es eine aufgesteckte Papierblume am Baum des Lebens bleibt. Diesen Wert kann aber das Buch nur gewinnen, wenn es dein Leser »lebensnahe« ist. »Alle Betrachtung der Welt und des Menschenlebens, alle Erkenntnis, alle Übung in den Künsten soll den Menschen zur wahrhaften menschlichen Bewältigung seiner nächsten Lebensaufgaben befähigen« (Flitncr). An diesem Grundsatz der Lebensnahe, der wohl der wichtigste der neueren Volksbildungsarbeit ist. scheiden sich die Wege, denn er bedeutet die Abkehr von der Überschätzung des Bildungsmittcls und der organi satorischen Vcrbrcitungsmethoden, die die Anfänge bes freien Volks- bildungswescns kennzeichnen. Gutgcleitetc Volksbüchereien haben es längst aufgegeben, nur möglichst viele »gute« Bücher ins Volk zu werfen, und man hat — -es sei nur auf die Arbeit Walter Hofmanns hingewiesen — sehr differenzierte Methoden geschaffen, um den Leser zum reckten, das heißt lebensnahen Buch zu führen. Run kommt aber die DBG und will durch den »Auf- und Ausbau eines NikKennetzes von Hausbibliothckeu in Stadt und Land« die deutsche Volksgemein schaft verwirklichen. Es ist «in Rückfall kn die roheste Art der Bücher- verbrcitung. gegen Abonnement jährlich an viel« Tausende die gleiche Reihe von Büchern, gemischt aus allen Gebieten des Wissens, zu liefern ganz unbesehen, in wessen Hand die Bück>er gelangen. Mau macke sich z. B. klar, was es bedeutet, daß Stirners »Der Einzig« und sein Eigen tum«. dieses Manifest des prinzipiellen Jchtums, in Tausenden von Exemplaren an unkritische Leser verteilt werden soll: aber dies sei nur nebenbei gesagt! Wir wende» uns nicht gegen die Einzelheiten des Planes der DGB. sondern gegen eine Volksbildungsarbeit, die auf der Mafsenwirkung des Klischees »das gut« Buch« bericht. Nicht weil wir die volksbildnerische Bedeutung des Buches unterschätzten, sondern weil wir in dem massenhaften geschäftsmäßigen Bücherver trieb der DBG dieselbe Entwertung und Aushöhlung des Buches sehen, die Worte wie »Volk«, »Gemeinschaft« usw. durch den kitschigen Ge brauch im Programm der DBG erfahren. In !ber ersten Beilage zu Nr. 42 -des »Friidericus« mar zu lesen: Deutsche B u ch g e m e i n s ch a f t. Kennen Sie den »neuen Weg zum guten Buch«? Die Anweisung ist ganz einfach: Man nehme eine bestehende A.-G., A. Seydel L Eie.. Berlin. Lindenstr. 105, und eine Buchdruckeret Gustav Ascher. Das quirle mau gut durcheinander und gieße es in der Teltower Str. 20 tu eine neue Form, die man »Deutsche Buchgemeiuschaft G. m. b. H. nennt. Und da das Wort »Deutsche« darin vorkommt, so setze man über das Ganze die Generaldirektoren Nathanson und Leonhard. Damit sind alle Faktoren zu einem guten Erfolge gegeben. Diese Namen der Generaldirektoren bahnen den Weg zum Wohlwollen und Befürworten der Ministerien: der Name »Deutsche Buchgemeiuschaft (natürlich ohne Zusatz der Namen Nathansou und Leonhard) nützt an dcrerseits die nationale Konjunktur aus. Und das Geschäft beginnt! Es hagelt auf Grund einer geschickten, auffallenderweise vom Wohl fahrtsministerinm dringendst und angelegentlichst befürworteten Wer bung Taufende von Beitrittserklärungen. Man erhält für 3.60 Mark vierteljährlich einen Nomanband, für 10.20 Mark drei Bände, so heißt es. — Die ersehnte Hausbibliothek, meinst du? — Ja, richtig, dann er hältst du noch eine Zuschrift, wenn du Mitglied geworden bist: Du müßtest neue Freunde werben. »Die angenehme Pflicht der Werbung ist die vornehmste Aufgabe unserer Mitglieder.« Und für je vier neu gewonnene Mitglieder (sofern sie bezahlt haben!) erhält man dann ein Buch der »Deutschen Buchgemeinschaft«. Und die neuen Mitglieder sollen auch wieder vier neue Mitglieder werben... Also das einst in 'erruchten Zeiten behördlich verbotene, jetzt aber behördlich protegierte Schneeballsysicm! — Daß ich's nicht vergesse: Auch eine Zeitschrift. Das Zeituiigsbuch«, bekommt mau ins Haus — ebenfalls »kostenlos ! Sic soll »Arbeiten von literarischem Wert« enthalten. Und man fin det Arbeiten von Hölderlin, der das Vaterland »mit dem neuen Na men« besingt, von Jakob Wassermann, Jean Paul. Klabund und Julius Bab. — Und Zehntauscnde sollen schon Leser sein. — Aber irgendwo muß es schon geklingelt haben, denn auf unserem Tisch bän fcn sich -die Anfragen nach dem Pedigree bieser deutschesten aller Buchgemcinschaften«. — Wir wollen darum registrieren: Ascher Nathanson — Leonhard — Wassermann. Die Reaktion wird nickt ansbleiben. * In der ersten Beilage zu Nr. 45 -des »Frt-dertcns« heißt es ferner: »Ein Glück für Volk und Vaterland find Bücher ai> § dem VolkSverban d«. So schöngeistig wie diese Devise ist das ganze Unternehmen. Volksvcrband der Bücherfreunde« nennt es sich und ist eine Idee des Wegweiser-Verlag« in Berlin W. Das glückliche Volk und Vaterland darf »Mitglied« dieses »Verbandes? werden, was um so leichter UI. Us es keinen Beitrag zu zahlen braucht. — Man opfert gern, menn's nichts kostet, also — rin in den Verein. — Was er will? - Siehe unsere Ausführungen über die »Deutsche Buchgemeinschaft« in Nr. 42. — Die Sacke -st etwas variiert. — Nämlich du zahlst keinen Beitrag, "inßt dich aber vervflichten. pro Vierteljahr ein Buch abznnchmcn. Kostenpunkt: 3.10 Mark. — Was du erhältst, weißt du vorerst nicht, jedenfalls lebende Schriftsteller. Ta ist z. B. ein Prospekt, daß Vcch mußt du haben! — die gesamte Auflage des letzten Jabrcsbandes einfach vergriffen ist. Dafür erhältst du das »überaus beliebte« Buch: Welteumär« von Hans Ossenbach. Zufällig ist dieser Schriftsteller Hans Ossenbach auch — Generaldirektor des Volk und Vaterland be glückenden »Volksverbandes der Bücherfreunde«, sein Sohn Prokurist — Oder du erhältst das Buch »Wanderer im Ungcwi'ßten« von den, Schriftsteller Hans Os-senbach. Zufällig ist dieser . . . siehe oben. Oder man schickt dir »Das fremde Licht« von Otto Gysac. Zufällig ist dieser Schriftsteller Vorstand unH.Geschäftsführer dieses Verbandes — Ick weiß nickt, ob du dir diese Bücher für 3.10 Mark das Stück in "iiicm gewöhnlichen Buckladen. wo du ebenfalls keinen Mtt"liedsbci- trag zu zahlen brauchst, k-ansen würdest. - Ich kenne diese Bücher nicht und enthalte mich daher jedes Werturteils. - Ich sehe aber ans den Prospekten, daß du als Mitglied zu werben hast. Für eine Anzahl ge- 132*
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