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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1902
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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187, 14. August 1902. Nichtamtlicher Teil. 6881 zu einem neuen Kleidungsstück entschloß; dagegen pflegte er seinen Körper durch Turnübungen aller Art, die er bis zu den letzten Lebenslagen fortsetzte; als Schwimmer in der freien Elbe leistete er in jiingern Jahren ganz Außerordent liches. Dabei war er ein Frühaufsteher. Ein Kollege, der zur Ostermesse von einer Sitzung spät ins Hotel kam, erzählt, daß er im Hausflur auf den nun auch verstorbenen Wilhelm Hertz und Otto Meißner gestoßen wäre, die fortgingen, um im Freien zu baden. Charakteristisch ist, daß er seinem neuen Chef in Hamburg den Antrittsbesuch in frühester Morgenstunde machte. Bei Tagesgrauen im Sommer 1842 per Schiff in Hamburg ankommend — Eisenbahnverbindung nach Magdeburg gab es noch nicht -— machte er sich flugs auf den Weg nach Eppendorf, wo damals Campe wohnte, der höchst erstaunt war, daß sein neuer Gehilfe ihn schon vor sieben Uhr morgens aussuchte. Schon in den Lehrjahren hatte er viel und Gutes gelesen; daran hielt er auch fest, und seine Belesenheit und sein Urteil hat wesentlich dazu beigetragen, den Kundenkreis des eignen jungen Geschäfts zu erweitern. Erwähnt sei eine Frucht seiner Belesenheit: die von ihm verfaßten -Kernftellen aus Jeremias Gotthelfs Schriften«. Ebenso war die Musik ihm eine Freundin. Schon als Knabe hatte er im Domchor zu Magdeburg mitgesungen, im eigenen Heim sang er gern zur Guitarre, später erfreute er sich nicht nur an den musi kalischen Aufführungen seiner Kinder, sondern besuchte auch gern die Oper; namentlich Richard Wagner zog ihn an. Interessant ist seine politische Entwicklung. Mit vielen der Ersten unsres Volkes hat er sich gewandelt: vom 1848er Demokraten zum Freunde des neuen deutschen Kaisertums und zum Bewunderer und Verehrer Bismarcks; ja, als dieser im März 1890 in Ungnade fiel, war es in Verbindung mit zwei Freunden Otto Meißner, der dem Fürsten die erste Geburtstagsovation veranstaltete, aus der sich später die bekannten Hamburger Geburtstagsfackelzüge entwickelten. — Ehe wir uns wieder dem Buchhandel zuwenden, sei als selbstverständlich noch mit erwähnt, daß der jetzt Verstorbene viele Ehrenämter aller Art bekleidet hat. Otto Carl Meißner gehörte mit zu den Begründern des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins, von denen jetzt noch Carl Eduard Gaßmann lebt, der auch immer noch regen persönlichen Anteil am Vereinsleben nimmt. In gleicher Regelmäßigkeit hat Meißner das in seinem letzten Jahrzehnt nicht mehr gethan; er überließ diese Aufgabe seinen Söhnen. Aber von Zeit zu Zeit besuchte er gern einmal unsre Ver sammlungen, und eingedenk, daß unsre Alten uns die Richt linien unsrer Organisation und der darin auszuübcnden gemeinsamen Thätigkeit gezogen hatten, wurden unsre Augen blank und unsre Herzen froh, wenn wir uns seiner Gegen wart erfreuen dursten. Es sei ihm nicht vergessen, daß er schon so früh — unser Verein wurde 1860 gegründet — auf den so heilsamen und nötigen kollegialen Zusammen schluß der Buchhändler in engen Verbänden mit hingearbeitet hat. Der Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein wird seinem Mitbegründer treue Dankbarkeit bewahren. Dankbarkeit bewahre ich ihm auch persönlich. Ich weiß, daß Otto Carl Meißner mich lieb hatte. Es ist immer ehrend für den jüngern Mann, wenn er von einem ältern geachteten Herrn herangezogen wird. So habe ich mich der Stunden, die ich mit ihm allein war, stets von Herzen gefreut. Hie und da im Laufe der Jahre pflegte er mich wohl einmal abzuholen zu einer Flasche Wein. Da wurde nichts Geschäftliches und nichts Heimliches, wohl aber Trau liches und Fröhliches besprochen. Da habe ich ihn kennen lernen als milde und friedfertig und werde seiner so ge denken. — Um den Abend wird es licht sein! Dieses Segenswort > Börsenblatt stir den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. ist an Otto Carl Meißner in Erfüllung gegangen. Sein Leben ist nach dem 90. Psalm verlaufen: es ist köstlich gewesen durch Mühe und Arbeit. Er ist aber auch am Schluß gesegnet gewesen durch Güter materieller und mehr noch ideeller Art: eine treue Gattin, mit der er vor drei Jahren das Fest der goldnen Hochzeit feiern durste; fünf Kinder, vier Schwiegerkinder und vierzehn Enkel umgaben ihn. Er ist ohne Siechtum geblieben bis an sein Ende. Am Donnerstag den 29. Mai d. I. besuchte er das Deutsche Schauspielhaus; inzwischen war durch einen Gewitterregen die schwüle Lust abgekühlt, und beim Heimwege mag er sich erkältet haben. Tags darauf gegen Abend zeigte sich Unwohlbefinden. Am Mittwoch den 4. Juni wirkte der Herr der Ernte, und eine reife Garbe, die volle Frucht gebracht hatte, fiel. Friedevoll war sein Ende! Die Majestät des Todes zeigt sich in verschiedner Gestalt. Wenn ein schreckliches Unglück hundert Menschen auf einmal dahinrafft, wie es jüngst in Hamburg durch eine grausige Schiffskatastrophe geschehen ist, so wirkt sie er schütternd. Anders in jenem Hause in der Gurlittstraße, der Wohnstätte von Otto Carl Meißner Schmerzlich bewegt war die ganze große Trauergesellschaft, und alle Worte aus dem Munde des Geistlichen und der Laien bezeugten die Trauer. Aber gegenüber dem reichen abgeschlossenen Leben des Entschlafenen konnte der Dank nicht schweigen. Die Majestät des Todes wirkte verklärend und versöhnend und friedeooll! — Friede bleibe darum unser aller Erbteil von ihm, Friede sei mit ihm, Friede sei um seine letzte Ruhe stätte! Hamburg, 10. August 1902. Justus Pape. Kleine Mitteilungen. Der Buchhandel in Buchara. — Die einheimischen Buch händler in Buchara erwerben ihre Bücher von Leuten, die sie aus verkaufen ihre Ware vorwiegend im ^großen, ohne jedoch den Kleinhandel ganz außer Acht zu lassen. Am meisten gehen die Bücher aus Bombay, hauptsächlich Schulbücher und Unterrichts mittel, die in allen bucharischen Schulen Angeführt sind; es sind mit Erklärungen versehene und sauber ausgestaltete Ausgaben. Den größten Absatz haben der Häftäk und der Koran. Es erklärt sich dies einerseits durch die große Billigkeit dieser Bücher und kanntlich lernen die moslemetischen Schüler zuerst das -Alif-baj- (ABC) und gehen dann zum Hästäk (Lesestücke, nicht Suren, aus dem Koran) und endlich zum Koran selbst über. Die andern gedruckten^ Bücher gehen weit weniger, weil die rische Bücher gehen überhaupt wenig; sie werden nur von den Tataren gelaust, deren Zahl in Buchara allerdings nicht klein ist. Die Karten verschmähen diese Bücher; die türkischen Dialekte stehen bei ihnen überhaupt in keiner besondern Achtung. Die Nachfrage nach Handschriften ist bei der großen Menge der Käufer jetzt sehr gesunken; die Handschriften werden auch sehr Liebhaber eine Seltenheit sind. Die erwähnten -Ausländer» ver folgen aber bei der Erwerbung seltner Handschriften ausschließlich gewerbliche Zwecke. Gewöhnlich betreiben sie irgend welche Ge schäfte in ^Buchara, suchen unter der Hand nach seltnen Hand- dort gegen schönes Geld an Liebhaber von Altertümern und an Bibliotheken zu verkaufen. Am meisten Glück in der Auf findung alter Handschriften haben die Armenier; sie verkaufen sie mit großem Nutzen ins Ausland. Russen sind unter den Suchern nach alten Handschriften fast gar nicht zu finden. (Aus -^.selmback«.) ! 839
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