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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1885
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- Deutsch
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S1, 22. April. Nichtamtlicher Teil. 1895 er nicht das Mißliche, überhaupt notwendig auf Kredit an gewiesen zu sein. Dann aber giebt er die Grundsätze an, nach welchen er zu verfahren denkt. Allen möglichen Fleiß und Mühe anzuwenden, stets in Geschäften sich als ehrlicher Mann zu betragen, nur auf guten Verlag zu sehen, das wären die Mittel, auf welche er seine Hoffnung gründet. Wenn er die anderen Buchhändler seiner Gegend betrachte, so habe er die feste Zuversicht, sie übertreffend, sein Ziel zu erreichen. Am 1. Dezember 1787 hatte Johann Friedrich Cotta Be sitz und Leitung der väterlichen Handlung übernommen. 1788 bezog er zum erstemnale die Leipziger Ostermessc. Seine miß liche finanzielle Lage verbesserte sich durch den Eintritt des Juristen vr. Chr. Jak. Jahn, der als Compagnon bis 1797 im Geschäfte verblieb. Der wirkliche Aufschwung der Firma beginnt aber erst durch die Verbindung mit Schiller. Während Schillers längerer Anwesenheit in seiner schwäbi schen Heimat im Jahre 1794 fand ohne Zweifel die erste per sönliche Begegnung zwischen ihm und Cotta statt und zwar im Hause des Professors Abel in Tübingen. Offenbar wurden hier zwischen beiden Verabredungen getroffen, die, wenn auch nicht einen bestimmten Verlagsartikel, so doch jedenfalls im allgemeinen ein Werk aus Schillers Feder im Auge hatten, und letzterem so bindend erschienen, daß er, nach Stuttgart zurück gekehrt, auf Grund derselben Cotta um einen Vorschuß von 200 Thalern anging. Das jene Bitte enthaltende Schreiben, welches den brieflichen Verkehr eröffnete, hat sich leider nicht vorgefunden. In seiner Antwort vom 20. März sagte Cotta den Vorschuß zu. Am 29. März teilt Schiller von Stuttgart aus die Idee zu einem Verlagsunternehmen mit: „Ich beabsichtige die vor züglichsten Tragödien der Griechen in einer modernen und an genehmen Übersetzung unter dem Titel »Griechisches Theater« herauszugcben. Herr Professor Na st und Herr Diakonus Conz würden sich mit mir zu diesem Werke assoziieren, und ich glaube, ohne Übertreibung, versprechen zu können, daß dieses Werk der deutschen Nation keine Schande machen sollte. Jeder Band müßte eine Beurteilung der darin enthaltenen Stücke von meiner Hand enthalten, und überhaupt würde ich in diesen Abhand lungen Gelegenheit nehmen, die hauptsächlichsten Schönheiten des griechischen Trauerspiels als überhaupt die ganze Theorie der tragischen Dichtkunst zu entwickeln." Die Antwort Cottas auf diesen Vorschlag lautete nur teilweise zustimmend; sie enthielt den Gegenvorschlag, nur die Abhandlungen über die griechischen Tragiker herauszugeben, was Schiller ablehnte. Cotta beschäftigte in diesen Monaten ein anderer Plan, zu dem sein Pariser Aufenthalt wohl die erste Anregung ge geben haben mochte und den er seitdem nicht aus dem Auge verloren hatte. Er betraf die Herausgabe einer großen historisch politischen Zeitung. Alle politischen Blätter jener Zeit waren partikularistisch im schlimmsten Sinne. Cotta wollte ein Welt blatt. Die ganze Weltgeschichte sollte mit Vollständigkeit, Un parteilichkeit und Wahrheit in reiner Sprache und mit „etwas britischer Freimütigkeit tingiert" in diesem Blatte behandelt werden. Der Geschichtsschreiber des Abfalls der Niederlande und der Dichter des Don Carlos erschien Cotta als der für die Leitung eines solchen Blattes berufenste Schriftsteller. Im Mai suchte Cotta den Dichter in Stuttgart auf. Am 4. Mai unternahmen beide einen Ausflug nach Untertürkheim, bei dem die Grundzüge des Unternehmens entworfen wurden. Der in einer der lieblichsten Gegenden Schwabens gelegene, weitausschauendc Hügel, auf dem jetzt das Lustschloß Rosenstein steht, ist die Geburtsstätte der jetzigen »Allgemeinen Zeitung«- Auf dem Rückwege kam Schiller, welcher durch die Aussicht, seine Hauptthätigkeit von nun an der Politik zuwenden zu müssen, in große Unruhe versetzt war, auf einen anderen litterarischen Plan zu sprechen. Die anerkannt besten Dichter und Schriftsteller Deutschlands sollten sich zur Herausgabe einer Monatsschrift von rein künstlerischem Inhalt verbinden. Schiller selbst wollte die Leitung übernehmen. So wurde aus diesem Ausflug auch noch die erste Anregung zu den »Horen« gegeben. Nach Jena zurückgekehrt, treibt es Schiller, am 19. Mai gegen Cotta seine Befürchtungen wegen des politischen Journals auszusprechen: „Den Plan mit der Zeitung werden wir so schnell nicht aus führen können. Für einen kränklichen Menschen ist dieses Ge schäft doch zu anstrengend, zu unabsehbar, und für den Verleger zu riskant, wenn ich kränker werden sollte. Auch kann ich von Jena nicht so schnell loskommen, und einen fixen, obgleich un beträchtlichen Gehalt nicht wohl an den Zufall einer Spekulation wagen . . . Politische Schriftstellerei würde ich nicht aus Nei gung, sondern aus Spekulation erwählen." Er macht den Vor schlag, statt der täglich erscheinenden Zeitung eine politische Quartalschrift ins Leben zu rufen, „welche sich von ihm leichter im Gang erhalten ließ". Den Jahresuinfang dieser Quartal schrift bestimmt er auf hundert Bogen; nach seiner Berechnung würde Cotta erst von dem sechzehnten Hundert an auf Gewinn rechnen können. Schiller schließt diesen Brief mit dem Hinweis auf das große litterarische Journal, dessen Grundzüge sie auf der Rückfahrt von Untertürkheim besprochen hatten. „Dieses erscheint mir noch immer eine treffliche Unternehmung, und zu dieser könnte ich Ihnen dreimal mehr Dienste leisten, weil ich hier ganz in meinem Fache wäre." Trotzdem schließt Schiller am 28. Mai 1794 mit Cotta in Jena, wo letzterer bei seiner Rückreise von der Leipziger Messe zum Besuche Schillers eingetroffen war, die Verträge über die »Allgemeine Europäische Staatenzeitung« und über die litte rarische Monatsschrift »die Horen« ab. Aus beiden glaube ich die wichtigeren Punkte mitteileu zu müssen. Schiller erhält als Redakteur der Zeitung 2000 fl., jeder der beiden Mitarbeiter (Sekretäre) 1000 fl. Wenn 6000 Exemplare abgesetzt werden, so erhält Schiller außer obigen 2000 fl. noch 1500 fl.; wenn 7000 Exemplare abgesetzt werden, noch 2000 fl. und ebenso viel mehr für jedes folgende Tausend. 900 fl. sollen in zwei Teilen schon im Juni und September 1794 als Vorschuß ge zahlt werden. Für den Fall von Schillers Tod soll seine Witwe, so lange das Institut fortgeht, 600 fl. jährlich und von jeder der Tantiemen den dritten Teil erhalten. Man sieht aus diesen für jene Zeit ungewöhnlich hohen Honorarsätzen, welche Hoffnungen Cotta auf die unter Schillers Leitung er folgende Ausführung seines Lieblingsplanes setzte. Aus dem Horenkontrakt hebe ich hervor: Jeden Monat soll ein Stück von 8 Bogen erscheinen. Alle Aufsätze müssen entweder historischen, philosophischen oder ästhetischen Inhalts sein und auch von dem Nichtgelehrten verstanden werden können. Jedes Stück muß etwas aus diesen drei Fächern enthalten. Ein engerer Ausschuß von fünf Mitgliedern beurteilt die eingesandten Stücke, und die Majorität entscheidet über die Würdigkeit der Aufnahme. Das niedrigste Honorar ist 3, das höchste 8 Louisdor, der Mittelpreis 5 Louisdor. Der Verleger bedingt sich bei allen beständigen Mitarbeitern das Vorkaufsrecht ihrer übrigen Schriften aus, wo sie sich nicht vor dem Erscheinen der Horen durch anderweitige Verträge gebunden haben. Der Redakteur erhält für jeden Band 100 Dukaten extra. Jedes der vier übrigen Mitglieder des engeren Ausschusses erhält für die Mühe 264*
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