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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-03-21
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1887
- Sprache
- Deutsch
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Eigentümlich berührt die etwas harte und wie uns bedünkt unbegründete Bemerkung, daß den Frauen »aus solidarischen Gründen« und »nach den Usancen des Buchhandels« die Mög lichkeit, als lei.ende Kraft in dessen Organismus einzugreifcn, kurzweg abgesprocheu werden müsse. Bei der »Wahl des Berufes« wird eine Entscheidung für den Beruf des Verlegers, Sortimenters oder Antiquars verlangt, die bei gleicher Vorbildung doch wieder ihre besonderen Eigen schaften fordern, welche eben für die Wahl ausschlaggebend sein dürften. In kürzester Weise würde der Verlag als das »schaffende«, das Sortiment als das »treibende« und das Antiquariat als das »konservierende« Element des Buchhandels zu bezeichnen sein. Ungern lassen wir uns eben bei diesem konservierenden Element an das »endgiltige Schicksal« der Bücher: »Verderben« oder »Papier mühle« erinnern. Wäre es nicht erbaulicher gewesen zu vernehmen, daß das endgiltige Schicksal, wenigstens die endgiltige Bestim mung der Bücher sei, in den erhabenen Tempeln der Wissenschaft, den Bibliotheken, für alle Zeiten ausbewahrt zu werden oder als unsterbliche Penaten des Hauses zu dienen? Auch die als notwendig vorausgesetzte scharfe Trennung dieser drei Berufszweige will uns nicht gefallen. Der Verfasser verwahrt sich irgendwo gegen die Aufgabe, ein in pedantischem Geiste abge faßtes Buch zu liefern; er wolle uns aber verzeihen, wenn wir ihm den Vorwurf des stellenweise auftanchenden Doktrinarismus unge achtet seiner quam belletristischen Behandlnngsweise des Stoffes leider doch nicht ganz ersparen können. In der gemütlichen Tonart des weitverbreiteten Büchleins »Wie ich den Buchhandel erlernte«, nur mit dem Unterschied, daß wir dort einen Lehrling, hier gemachte Leute vor uns haben, wird uns nun in praktischen Beispielen die Thätigkeit der verschiedenen Buchhändler vor Augen geführt mit weiterer Erörterung der in den einzelnen Zweigen nötigen Fachkenntnisse. Das Beispiel des von seinen Paladinen, »Sekretär, Korrektor, Buchhändler und Hilfsarbeitern« umgebenen Verlegers beweist uns, daß wir es mit einem nicht unbedeutenden Manne zu thun habe». Der Humor schimmert wohl etwas durch, wenn wir auf 7 im einzelnen behandelte Berlagsanträge nur 13 Bestellungen durch die Post einlaufen sehen. Die übrigen 26 Briefschaften sind Reklamationen, Briefe von Buchdruckern, Papierfabriken, Redaktionen, Cirkulare. Die Gründe der Annahme oder Ab lehnung der Verlagsanträge ließen vielleicht noch manche weitere Erörterung zu; man kann sich indessen mit den Beschlußfassungen im ganzen einverstanden erklären. Nummer 3. »Geschichte der Tanzkunst« hätte wohl hauptsächlich aus dem Grunde abgelehnt werden können, weil bereits derartige Werke existieren. Auch andere Artikel hätten ans gleichen Gründen abgelehnt werden können. — Was aus den verschiedenen Korrespondenzen zu lernen, möge man in der »Encyktopädie« selbst Nachlesen. Etwas systemlos erscheint der Abschnitt über die dem Verleger nötigen »wissenschaftlichen Fachkenntnisse« und läßt den Zweifel auskommen, daß der Bearbeiter jemals in einem etwas größeren Sortiment beschäftigt gewesen oder sich etwas eingehen der mit der Encyklopädie der Wissenschaften befaßt habe. — Zumal der Verfasser die Lekinre wissenschaftlicher Bücher empfiehlt, durfte er es bei seiner kurzen Darstellung der medizinischen Wissenschaft an der Erwähnung der Hauptdisciplinen, der Pathologie und The rapie (der Lehre von den Krankheiten und der Heilkunst), und mancher wichtigen Spezialfächer, z. B. der Frauen- und der Geistes krankheiten neben der Hervorhebung anderer Disciplinen von ge ringerer Bedeutung, sogar von »Geistes- und Körpcrfehlern«, nicht mangeln lassen. Ein etwas sonderbares Konglomerat bietet das für die Kennt nis »aller wichtigeren Wissenschaften« alphabetisch aufgestellte Ver zeichnis. Es soll nicht gesagt sein, daß nicht jedes der aufgeführten Werke dem Buchhändler zur Lektüre und zur Benutzung empfehlens wert wäre; wenn man aber z. B. für Anatomie ein, für Elektro technik drei, für Photographie und Verwandtes sechs Werke, auch zwei Fremdwörterbücher u. a. aufgeführt findet ohne Berücksichtigung einiger die Gesamtheit der einzelnen Fakultätswisscnschaften ins Auge fassenden Werke, wie z. B. Holtzendorffs Encyklopädie der Rechtswissenschaft, Hagenbachs Encyklopädie der theologischen Wissenschaften rc., so erscheint diese Zusammenwürfelnng wissen schaftlicher und populärer Spezialwerke doppelt verwunderlich, man müßte denn etwa ausschließlich auf die Gesamtencyklopädieen von Brockhans und Meyer bauen. Weiter werden für erforderlich gehalten die Kenntnis der Zeitgeschichte, resp. Politik, der modernen Litteratur (hier ein Verzeichnis vorwiegend die deutsche Literaturgeschichte berücksichtigender Werke und deutscherLitteraturblätter), der Welt sprachen Deutsch, Französisch, Englisch in erster, Italienisch und Spanisch in zweiter Linie. (Hilfsmittel werden außerde... für Böhmisch, Dänisch, Griechisch, Holländisch, Lateinisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch und Ungarisch angeführt) und schließlich der Typographie und Jllnstrationskunde. Der Sortimenter soll in sprachlicher Beziehung besonders in der Konversation, ferner aber in der modernen Littcra- tnr »bis ans den letzten Tag«, in der Bibliographie und in der Encyklopädie der Wissenschaften gut beschlagen sein Hin weise ans die früheren Litteratnrangaben machen diesen Abschnitt weniger umfangreich. Die Wichtigkeit des eigentlichen Antiquariats muß dem Verfasser fremd geblieben sein, sonst könnte er es nicht das »Aschenbrödel« unseres Standes nennen. Die Scheidung zwischen modernem und »wirklichem« Antiquariat wird bedauert. An letzterem Ausdruck ist nichts zu bemängeln, nur irrt der Ver fasser, wenn er darunter »den Handel mit Büchern solcher Art begreift, mit welchen das Sortiment nichts zu thun hat.« Unzählige selbst der neuesten Zeit angehörige Bücher gelangen in den wirk lichen Antiquariatshandel, wie andererseits wohl nur wenige Sortimentsbnchhandlungen existieren, welche nicht die Erledigung »wirklich« antiquarischer Aufträge übernehmen. Der Gegensatz zwischen »modern« und »wirklich« wird von dem Herrn Verfasser offenbar gänzlich mißverstanden (s. S. 37). Der Begriff des modernen Antiquariatshandels ist nicht etwa auf die gesamte neuere Litteratur auszudehnen, sondern beschränkt sich lediglich aus die durch allgemeine Preisherabsetzungen und Ramschkäufe größerer Partieen eines Werkes oder ganzer Restauflagen zu ermäßigten Preisen verhältnismäßig (d. h. dem wirklichen Antiquariat gegenüber) weniger Werke. Daß diese Artikel des »modernen« Antiquariats vielfach auch durch das »wirkliche« Antiquariat vertrieben werden, liegt ans der Hand. (Der Begriff der Schleuderei ist mit dem modernen Antiquariat verknüpft, wenn öffentlich nicht im Preise herabgesetzte Werke ohne besondere Gründe mit enorm hohem Rabatt an das Publikum verkauft werden.) Es bedarf übrigens nur der Erinnerung an die bedeutenden Antiquare Deutschlands und des Auslandes, um dem »Aschen brödel« zu seinem märchenhaften Glanze und Ansehen zu verhelfen. Die »Bildung des Antiquars« fußt wesentlich auf der Kenntnis der Bibliographie, der Kulturgeschichte, der Ge schichte der Buchdruckerkunst, der Literaturgeschichte, der Kunst- und allgemeinen Geschichte. Wieder finden wir einige Willkür hinsichtlich der Litteratnrangaben. Wenn z. B. unter Kulturgeschichte: Bender, »Rom und römisches Leben im Alter tum« angeführt wird, so hätten doch wohl auch manche andere hier Anführung verdient, z. B. Göll, aus welchem später ver schiedene Stellen mitgeteilt werden. — Unter Bnchdruckerkunst findet sich der Druckfehler Gleichen statt richtig Heichen, »Taschen - Lexikon«. Unter Litteraturgeschichte werden einige Spezialwerke angeführt, die, selbst unter Berücksichtigung der früheren Litteratnrangaben, wohl hinter Anführung mancher all gemeinen Litteraturgeschichte hätten zurückstehen müssen. Man begegnet hier der eigentümlichen Ansicht, daß der Wirkungskreis des Antiquariats »so ziemlich in der Zeit vom
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