5162 Fertige Bücher. ^ 148, 30. Juni 1903. Wa8 8oll der kucktianäler le8en? „Buchhändlerwarte" vom 30. Mai 1903: Nach dem einzigen Erfolge des Jörn Uhl gedachten sich Publikum und Presse ein wenig von all den Huldigungen auszuruhen, aber schon ist ein neuer Gast vor der Tür und begehrt gehört zu werden. Thomas Mann mit seinem kraftvollen Lübecker Familienroman,*) einem Werk von so verblüffend reifer Erzählungskunst, so unwider stehlichem Zauber der Darstellung, so grandioser, wenn auch schein bar kunstloser Technik, daß die deutsche Lesewelt lange brauchen wird, um einzusehen, was ihr mit diesem wundersamen Buche ge schenkt wurde. Kritisieren kann man hier nicht, man muß lieben und bewundern. Und auch denen, die vielleicht in dem Untertitel „Verfall" einer Familie den „Naturalismus" witterten, sie werden zu keinem Wort des Tadels gekommen sein. Was man für un vereinbare Gegensätze hielt, findet sich in den Buddenbrooks vereint; modern ist Th. M. vom Scheitel bis zur Sohle, er malt das Leben, wie es nun einmal grausam und unerbittlich ist, und doch liegt über der ersten bis zur letzten Seite seiner Schöpfung der Schimmer zartester Poesie. Einfach ist die „Handlung", die Geschichte einer Lübecker Patrizierfamilie vom Jahre 1830 durch 4 Generationen hindurch bis zu ihrem Erlöschen. Leben und Vergehen, Geburt und Grab, Geschicke von Firma und Familie, so wiederholt es sich fort und fort. — Wie das aber erzählt ist, das läßt sich nicht schildern, wie wundersam charakterisiert jede der zahllosen Figuren im Rahmen ihrer Zeit ist und wie fast unmerklich in verblüffend beobachteten Einzelzügen sich in der Familie kleine Spuren des Verfalls zeigen und neben der einst allein herrschenden Firma andere Gestirne aussteigen, das isthöchste Kunst, deren Offenbarungen wir in Wehmut und Ergriffenheit mit erleben. In stolzer, fein abgetönter Sprache läßt der Verfasser das eherne Schicksal durch die Generationen der Buddenbrooks schreiten, und mit Schrecken saßt's uns an, wie wir alle ohnmächtig dem Geschick verfallen sind, wie alles Leben, Streben, Siegen nur vorübergehende Erscheinungen sind, wie Niedergang auf Aufgang folgt und wie's über allen menschlichen kleinen Freuden und Sorgen weitersaust am Web stuhl der Zeit. Manns besondere Eigenart ist Wohl vor allem die wunderbare, objektive Art seiner Schilderung, hinter der wir nur hier und da eine leise Ironie oder auch ein Lächeln schmerz lichen Mitleids spüren. Nur am Schluß, wo er das Kindheits- und Schulidyll des kleinen Hanno Buddenbrook schildert, reißt ihn das heiße Mitleid seines Herzens zu einem gewaltigen Schluß akkord mit fort. An dieser Stelle auf die vielen Figuren und Vorgänge des umfangreichen Buches einzugehen, dürfte zu weit führen, — wer das neueste Kunstwerk deutscher Romandichtung noch nicht gelesen, hole es schleunigst nach, er wird bei Thomas Mann einige genußreiche Abende in allerbester Gesellschaft sein. ") Thomas Manu, Buddenbrooks. Roman. Neue wohl feile Ausgabe. <>. - 7. Auflage. Geh. Mt. 5.—, geb. Mk. 0. S. Fischer, Verlag, Berlin. kür üi6 Kaük- unü kmk-kgjM. ^ I äis leiste im lalirs 1901 si'sokisnsus VIII. ä68 Wös-Klmmli IMMuMli lies öM, IMumtö unll lleilMtglteii vsiltselilllllä, OsstörrsiejiHiiKLrii uiiä äsi' 8otlvisi2 kür .Voi'/to »iiä flujlkoiliiittixo. Der ^isssiisLliLttlieliö 1?6i1 ä68 Lue1i68, 6er von Heilm Lg.uitä.t8ra.t Dr. Otto l'lillö- V6r1Ü881§68 NLe1l86lllL§6l)U0ll 61'küUt. ^Vis äör lilsl 83§t, 8011 äsr --Mäsr- Hui3.ug,e1i« uiolrt, nur äsu ^.srritsu ein 1)3,1- Lückor-Larte von Nittel-Luroxa S voll., 2 „O bar u. 11/10 Lxxlre. Ruckolk illosoo,