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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1924
- Strukturtyp
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- 1924-12-10
- Erscheinungsdatum
- 10.12.1924
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 289, 10, Dezember 1924, Die im Reichsverband der Deutschen Industrie und in der Ver einigung der Deutschen Arbeitgeberverbände znsammcngesasttc Nutcr- nehmerschast richtet a» Las gesamte deutsche Volk die dringende Mah nung, sich stets dieser Zusammenhänge bewusst zu bleibe» und sich nicht durch Schtagworte über die wahre Lage hiuwcgtäuschen zu lasse». Die deutsche Negierung kann der Unterstützung der Unternehmerschaft bei der Aktion zum Abbau der Preise sicher sein. Sie must sich aber bewußt bleiben, daß die Ursachen für den geringe» Erfolg ihrer bis herigen Maßnahmen nicht in mangelndem guten Willen, sondern in der Unzulänglichkeit dieser Maßnahmen selbst lagen,« Diesen Ausführungen ist kaum ein Wort hinzuzufügen. Unter strichen sei vor allem die Kritik an der Steuergesetzgebung und -Handhabung, Des neuen Reichstags, der oben gewählt ist, wartet hier eine dringende Aufgabe, Es wird jedoch mit einer Änderung der Steuergssetze allein nicht getan sein. Einer noch gründlicheren Reform scheint uns die Steuerverwaltung zu be dürfen. Die leitenden Stellen werden sehr nach dem Rechten sehen und für entsprechende vernünftiger« Anweisungen sorgen müssen, damit die Wirtschaft nicht in einen Notwehrkampf gegen die SteueiMrokrati« gedrängt wird. Mit der wirtschaft lichen Lage der Beamtenschaft hat das nichts zu tun. Gerade wenn sie selber wirtschaftlich gesichert bleiben will, wird sie die Wirtschaft, von deren Stenern sie ja leben soll, nicht erdrosseln dürfen, sondern sehr pfleglich behandeln müssen. Auch Steuer politik mutz Wirtschaftspolitik sein. Nicht augenblickliche Höchst- «innahmen mit dem Motto »piss »aus i« cksinZ«, sondern ge sicherte Dauererträge möglichst mit steigender Tendenz müssen das Ziel sein. Man täusche sich nicht in der Bewertung der Symptome der augenblicklichen Entwicklung, Was heute zunächst wie günstige Konjunktur erscheint, ist höchst zweifelhafter Natur, Die Annahme des Dawes-Gutachtens brachte allerdings eine Belebung der Unternehmungslust, Das Fallen der Schranken am Rhein und an der Ruhr und die Lockerung der Kreditbeschränkungen seitens der Reichsbank wirkten im selben Sinne, Die Atempause, die wir erlangt Haben, muß auch tatsächlich zur Sanierung benutzt wer den. Die Arbeit mutz einfetzen, Das Anziehen der lange unnatür lich gedrückten Preise für die agrarischen Produkte hob zugleich die Kaufkraft der Landwirtschaft, In den letzten Wochen wirkten die Gehaltsaufbesserungen für die Beamtenschaft und die ver- schiedentlichen Lohnerhöhungen für andere Bebölkerungsschich- tm ähnlich. Eine gewisse Belebung des Geschäfts ist unverkenn bar, Auch der Buchhandel spürt das. Vor kurzem konnte eine Zeitung noch folgendes Gespräch zur Kennzeichnung der Lage veröffentlichen: Neulich war ich in einem Buchladcn und erkundigte mich, wie das Geschäft ginge, Achselzucken, »Die allgemeine Geldknappheit macht sich wohl bemerkbar?« Achselzucken. »Haben Sie den» heute schon verkauft?« »Tja — sehen Sie: vormittags war wohl ein Herr da, der sich nach den Preisen einiger Bücher erkundigte. Wer nachmittags war es wieder stiller.« Das dürfte überwunden sein. Die Handelskammer Leipzig beurteilt -die augenblickliche Lage in den hier besonders inter- «stierenden Zweigen wie folgt: Buchhandel: Nachdem die Geldknappheit der letzten Monate bewirkte, dast viele Verleger die Herstellung neuer Werke znriickstcllten, kann nunmehr von einer Hochslut vvn Neuerscheinungen gesprochen werden. Cs liegt zweifellos ei» Überangebot an neuen Bücher» vor, die säst durchgängig wieder in alter Krikdensqualität auf de» Markt gebracht werden. Die Preise werden durchgängig äußerst niedrig ge halten. und es entspricht dem Bestreben des Buchhandels »ach Niedrig- haliung der Preise nicht, daß durch kurz hiniereinandcr folgende Lohn erhöhungen die Buchdrucker- und Buchhinderpreise, ebenso die Preise für Klischees sehr beträchtlich haben herausgcsetzt werben müssen. Wenn der Verlag auch augenblicklich, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu stören, von einer Erhöhung seiner Preise absicht, so wird eine solche nach Weihnachten unvermeidlich sein. Lithographie: Es hat sich eine weitere Milderung der Krise, zwar nicht durch Beseitigung der Kgpitalkuapphcit, aber durch Steige rung der Aufträge, bemerkbar gemacht, Tie Verbilligungsaktivn der Regierung ist für die Branche bisher ohne nennenswerte Wirkung ge wesen, da eine Ermäßigung der Reklamestcucr, die gelegentlich der all gemeinen Umsaysteuerermäßigmig beim Reichsminister beantragt wurde, vorläufig noch nicht bewilligt worden ist, Buchbinderei: Die Beschäftignngsvcrhältnissc sind sehr gut zu nennen, was aber bei dem Charakter des Gewerbes als Saison- gcwerbe nicht besonders überrasche» kann. Es wird bei wcsentltch ver stärkter Belegschaft seit November bis zu Ili Stunden pro Tag gear beitet; inwieweit jedoch den Aufträgen, die setzt vor Weihnacht«» aufge- arbeitet werden, spekulative Absichten zugrunde liegen, läßt sich schwer beurteilen. Nach Weihnachten ist mit einer wesentliche» Einschränkung mit Bestimmtheit zu rechnen. Die Lage im Buchdruckgewetb-e ist nach dem Urteil anderer Stellen so, daß sich bereits Mangel an gut geschultem Setzer- personal bemerkbar machte. Die deulschen Setzmaschinnrsadriken -sind auf viele Monate hinaus mit Aufträgen versAhe-n, Die Lieferfristen werden hier und auch bei den Schnellpressenifabriken immer länger. Das Zeilüngsgeweob« steht in einer selbst vor -dem Kriege kaum gekannten Blüte, weil die Anzeigenteile immer größer werden. Ein« ganze Menge neuer Zeitungen hat das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Viele von ihnen werden aller dings wieder emgehen, sobald der Rückschlag in der Konjunkiur eintritt. Vorläufig wird die günstig« Lage der Presse und des Druckgewerbes noch anhalten. Sollte aber im neuen Jahr di« Kreditnot der deutschen Industrie nicht behoben werden können, dann ist der Rückschlag unausbleiblich. Bei dem Fehlen der Be triebsmittel in den industriellen Unternehmungen können auch Aufwendungen für Reklame nicht mehr im bisherigen Umfang gemacht werden. Augenblicklich aber ist das Druckereigewerbe noch sehr einträglich. Naturgemäß bedeutet das auch für den Papiermarkt günstigen Absatz, Als Grund hierfür wird nicht so sehr das Weihnachtsgeschäft angegeben, da die hierfür notwen digen Vorbereitungen in der Produktion schon bedeutend früher getroffen werden mutzten. Vielmehr glaubt man, datz die stärkere Beschäftigung der Industrie dem Umstande zu verdanken ist, daß der seit Monaten ausgestaute Bedarf sich nicht mehr länger zurückhalten läßt und jetzt auch wieder Gebiete erfaßt, di« lange brach lagen. Die Industrie braucht nicht mehr den Aufträgen nachzujagen. Ja, sie ist sogar in der Lage, unlohnende Aufträge zurückweis-en zu können. Auch der Pappenmark! ist für längere Zeit mit Aufträgen versehen. Gerade jedoch diese günstige Kon junktur verschärft die Lage, Die größeren Umsätze erfordern auch größeres Betriebskapital, Daran aber mangelt es, da das Spar- kapital noch nicht genügend nachgewachsen ist. Ausländische Kre dite -fließen nicht so reichlich und freigebig, wie erwartet. Die Banken sind außerdem noch immer ein verteuerndes Element, Sie denken immer noch zu sehr an ihre eigene Erhaltung um jeden Preis statt an den Vorteil der Wirtschaft, Di« Teuerungs- abbauaktion bei ihnen erweist sich in weitem Umfang genau so als Schein wie die bisherige angebliche Steuerermäßigung der Regierung, Die Banken verstehen durch Maßnahmen an anderer Stelle sehr geschickt wieder einzubringen, was sie hier und da abbauen. Unter diesen Umständen wirkt aber eben gerade dt« Steuerpolitik der Regierung wie der Kommunen besonders ver heerend, Mit Recht schrieb in, Gothein vor einiger Zell: »In dieser für unsere Volkswirtschaft so überaus kritischen Zeit ist eine Thesaurierung aus Steuer» in keiner Weise zu verantworten. Allein das Reich dürfte aber »ach den Ergebnisse» der ersten sechs Monate des laufenden Etatsjahres in ihm mindestens 1300 Millionen Goldmarl Überschuß haben. Auch die meisten Städte treiben eine sehr bedenkliche Überschußwirtschaft . , , Insgesamt werden der deutschen Privatwirtschaft durch Übcrschußwirtschast entzogen: 1200 Millionen Goldmark von der Reichsbahn, 000 Millionen von der Post, 1300 Mil lionen durch Reichsstcucrn, 300 Millionen von den Gemeinden, in Summa 3,4 Milliarden Goldmark, das sind viereinvtcrtelmal f» viel als die ganze Dawes-Anleihe bringt. Wie würde mit dieser Minder- entzichung von Kapital die deutsche Wirtschaft angekurbclt werbe»! Was würbe» wir mehr an Gütern ausführcn und durch bessere Aus nützung der Bctricbsstätten die Warenpreise hcrabsetzen können! Welche Aufwendungen von Arbeitslosenunterstützung würde» wir da mit sparen, nicht minder an Gebalts- und Lobnansbesscrungcn, die sonst in steter Folge wegen der steigenden Preise verlangt werden! Ein Krebsschaden unseres jetzigen Steuersystems ist seine Buntscheckig- keit und Verworrenheit, sind die unendlich vielen verschiedenen Steuer erklärungen, die der Zensit abzngeben, und die noch häufigeren Zahlun gen, die er zu leiste» hat, die ihn keine einzige Woche in Ruhe lasten.
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