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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1910
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- 1910-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1910
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.N 71 30 März 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3803 Hebräische Typen und Schriftarten. Bortrag. — In der Typographischen Gesellschaft in Leipzig hielt am Abend des 23. März der Oberkantor der Leipziger Israelitischen Religions gemeinde, Herr Frank, einen äußerst anregenden Vortrag über das Thema: Hebräische Typen und Schriftarten. Der Redner führte etwa folgendes aus: Das Studium des Hebräischen und Aramäischen, zweier ver wandter Idiome, die sich sogar eines und desselben Alphabets bedienen, wird heute in viel größerem Maße von der Gelehrtenwelt betrieben, als zu Zeiten der Humanisten, die sich — wie beispielsweise Johannes Reuchlin — hervorragende Kenntnisse auf diesem Gebiete erworben hatten. Die neuzeitlichen Funde im Orient, die aus ihren Gräbern auferstandenen Zeugen einer hochentwickelten Kultur, haben Sprach- und Geschichtsforschern Anlaß gegeben, sich lebhaft mit dem Studium der Fundamental-Jdiome jener Länder sprachen zu befassen, wie sie sich im Hebräischen so lebendig bis auf heute erhalten haben. Die zionistische Bewegung unserer Tage, die sich zum Zwecke der Befruchtung und Verbreitung der national-jüdischen Idee des Mittels der hebräischen Sprache und Schrift bedienen will, fordert eine intensive Arbeit auf dem Gebiete der Herstellung hebräischer Typen. An der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gutenberg etwa 1440 hatten die Juden keinen direkten Anteil, aber sie haben sich klugerweise diese neue Errungenschaft zu nutze gemacht im Interesse der Verbreitung ihres einzig aus aller Zeiten Not ge retteten Schriftsatzes. Auf diese Weise konnten sie es erfolgreich unternehmen, die fortwährenden Verbrennungen und Konfiskationen ihrer literarischen Produkte seitens der katholischen Kirche zu paralysieren. Heute ist die gewiß stattliche Anzahl von etwa 100 hebräischen Inkunabeln bekannt. Das erste bekannte Druckwerk ist ein Bibel-Kommentar Raschis, gedruckt zu Reggio di Calabria im Jahre 1476. Die Type dieser Ausgabe zeigt eine scharfwinklige Form im hochgestellten Rechteck im Verhältnis von 3:4. Aus der Werkstatt des ältesten bekannten jüdischen Druckers, Gerson di Sonzino, ist eine Inkunabel aus dem Jahre 1488 er halten geblieben, die bereits die untersetzten Vokalzeichen auf weist; es spricht sich, wie jedem, der einigermaßen mit dem Hebräischen vertraut ist, ohne weiteres einleuchtet, hierin ein eminenter Fortschritt aus. Die genannten Inkunabeln sind sämtlich in Quadratschrift geschrieben (Kerubs.). Es ähnelt der Duktus der Buchstaben unserer heutigen Rundschriftform, und deutlich verrät diese alte Type ihre Herkunft von der Führung des Schreibrohrs (x«1,«^o§). Schon sehr früh erhielt die Type eine Gestalt, die in ihrer Vollendung bewundernswert ist, bekannt aus der Offizin des Daniel Bömberg in Venedig, und die in ihrer Güte niemals übertroffen worden ist. Die Buchstaben waren von so hervorragender Schwärze, daß sie noch heute deutlich auch dort lesbar sind, wo Streichungen durch die Zensur stattgefunden haben. Mit der Bombergschen Type entwickelte sich in Basler, Kölner und Prager Drucken gleichzeitig eine Fraktur, streng im Duktus geschriebener Buchstaben, in der Form des liegenden Rechtecks und im Ver hältnis von 6:4. Spätere Pester und Wiener Drucke führten aber den Buchstaben aus dem Rechteck ins Quadrat zurück. Der Verband jüdischer Lehrer Deutschlands brachte in unseren Tagen eine hebräische Type heraus, die vermöge ihrer Krausheit und Buntheit allgemein mißfiel und sich aus pädagogischen Gründen als durchaus ungeeignet erwiesen hat. Die Schwierigkeit, eine für unsere heutigen Bedürfnisse passende Type herzustellen, ist nicht gering, weil bei ihrer Stilisierung ganz andere Rücksichten maßgebend sind, als solche für einen modernen Schriftzeichner bestehen. Eine moderne hebräische Type muß nachstehende Bedingungen erfüllen: Sie soll die Einfach heit der Antiqua mit der Gefälligkeit der Fraktur verbinden und in ihrer Struktur zwischen horizontaler Dicke und vertikaler Dünne eins vermittelnde Stellung einnehmen, und schließlich sollen ihr bei Einhaltung der überlieferten Form Ruhe, Stetigkeit und erhöhte Leseflüssigkeit eigen sein. Der Redner erzählte dann von einer hebräischen Type, die er für die Schriftgießerei von C. F. Rühl in Leipzig entworfen habe, und suchte den Zuhörern klarzulegen, inwieweit und mit welchem äußeren Erfolge es ihm gelungen sei, sich dem Ideal, das ihm so lange vorgeschwebt habe, zu nähern, und daH es ihm als autorisiertem Sofer gelungen sei, allen Einwendungen gegenüber, die von seiten christlicher und jüdischer Gelehrten gemacht worden seien, seine Reform der Type erfolgreich zu verteidigen. Der Sofer, der Gesetzrollenschreiber, schreibt noch heute mit dem Kiel, mit rituell zubereiteter Tinte und auf rituell her gestelltem Pergament, genau nach den Vorschriften des Ritual- Codex, der die allergenauesten Bestimmungen über Form, Aufbau und Gestalt der einzelnen Buchstaben enthält, und schon zu Be ginn des sechzehnten Jahrhunderts ist festgestellt, daß gedruckten Texten nicht allgemein dieselbe Heilighaltung zukomme wie ge schriebenen. Alsdann erläuterte Herr Oberkantor Frank an mancherlei Beispielen, daß neben der Quadratschrift noch eine ganze Anzahl anders geformter Buchstaben bestehe, die auf Unbekanntschaft mit dem Geheimnis der Schreibkunst, auf Flüch tigkeit und auf pathologische Erscheinungen der Anfänger zurück zuführen seien' und die ein Analogon in anderen Sprachen be säßen. Einer besonderen Sprachgruppe widmete der Vortragende alsdann längere Zeit seine Aufmerksamkeit, dem Jüdisch-Deutsch, wie es noch heute in Südrußland, Galizien und Rumänien täglich zu hören sei, und las einige Proben dieser oft recht drolligen Art zu reden vor. Auf ihrem Wege durch Deutschland nach dem europäischen Osten haben die Juden die deutsche Sprache in jene russischen Gebietsteile gebracht und haben dieses Deutsch des Mittelalters durch die Jahrhunderte konserviert, Wortstämme und Flexionen im Gebrauch behalten, die wir im Neuhochdeutschen völlig ver loren haben, und auf diese Weise ist wie sich wissenschaftlich beweisen läßt, ein Jargon entstanden, der uns allen bekannt ist und der oft genug nachgeahmt und belacht wird. Zum Schluß seines unge mein anregenden Vortrags wies der Redner auf einige ausgelegte Schriftproben hin. die mit der marokkanisch - orientalischen Kursiv fast in allen Punkten übereinstimmt. Auf dieses Alphabet ließe sich wohl ein andres, modernisiertes und modifiziertes, speziell für den Gebrauch der Presse bestimmtes aufbauen, und es wäre höchst dankenswert, wenn sich eine Leipziger Schriftgießerei finden würde, die das immerhin damit verbundene Risiko übernehmen würde, eine solche Schrift herzustellen und zu lancieren. Der Redner erklärte sich, seine Ausführungen schließend, bereit, solches Unternehmen durch ausführliche Beratung zu unterstützen. Durch reichen Beifall gab sich der Dank des Auditoriums zu erkennen. Mestern. Bertriebsstelle des Bcrbandes Deutscher Bühnenschrift steller. — Die Vertriebsstelle des Verbandes Deutscher Bühnen- schriftsteller, G. m. b. H., Berlin, hat in der Generalversamm lung am 21. März beschlossen, ihr Betriebskapital auf 176 000 ^ zu erhöhen. 144 000 des Kapitals wurden bereits durch notariell vollzogene Verpflichtungen gedeckt. Uber hundert deutsche Bühnenschriftsteller, unter ihnen Oscar Blumenthal, Max Dreyer Georg Engel, Ludwig Fulda, Gerhart Hauptmann, Arno Holz Rudolf Herzog, Felix Philippi, Hermann Sudermann, Adolf Wil- brandt sind der Vertriebsstelle als Gesellschafter beigetreten. Zum Direktor der Vertriebsstelle wurde der elsässische Bühnenschrift steller vi-. Arthur Dinier ernannt. In den Aufsichtsrat wurden vr. Max Dreyer, vr. Jon Lehmann und Or. Adolf Wilbrandt gewählt. (Deutscher Reichsanzeiger.) * Kgl. Kunstgewerbemuseum in Berliu. —Die Ausstellung orientalischer Buchkunst im Lichthof des Kunstgewerbe- Museums in Berlin hat durch ihren Reichtum an Miniaturen, Schriften, Büchern und Einbänden bei Kunstfreunden, Künstlern und Gelehrten so viel Interesse gefunden, daß sie bis zum 20. April verlängert worden ist. Das Museum ist Sonntags von 12 bis 5 Uhr, an den Wochentagen außer Montag im März von 10 bis 3 Uhr, im April bis 4 Uhr geöffnet. *Berlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., Berlin. — In der am 22. März abgehaltenen Generalversammlung der Aktionäre wurden sämtliche Punkte der Tagesordnung ein stimmig erledigt und die Verteilung einer Dividende von 4'/, A (4A i. V.) beschlossen. Die Bilanz per 31. Dezember 1909 ist auf S. 3847 d. Bl. bekannt gegeben. 490*
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