^ 113, 17. Mai IS11. Künftig erscheinende Bücher. 0iirl«lb,att s. d. Dtschn. vuch-andll. 6035 Verlag von Egon Fleische! Sl Co«, Berlin W 9 (A Wir versandten soeben unser Sechstes Rundschreiben über Nach dem dritten Kind Aus dem Tagebuch einer Offiziersfrau Roman von Helene von Mühlau Preis: geheftet M. 3.—, gebunden M. 4.— Mit tief in das soziale Leben einschneidenden Fragen beschäftigt sich der vorliegende^Roman, der über haupt als ein sozialer Roman im besten Sinne angesprochen werden kann. Denn er schildert eine preußische Offiziersehe, deren Voraussetzungen für die weitaus größte Zahl aller Offiziersehen typisch sind. Ein vermögensloser, strebsamer Offizier heiratet die von ihm innig geliebte Tochter eines Generals, die ihm das übliche Kommißvermögen in die Ehe bringt; seine Karriere ist eine durchaus normale, sein Familien- leben ein ungetrübtes bis — nach dem dritten Kind. — Der Offizier, der seine Frau und seine Kinder lieb hat und doch ihr Dasein als eine unerträgliche Last empfinden muß, solange ihm die Pflichten seines Standes verbieten, sich nach der Decke zu strecken, sehnt sich naturgemäß aus diesem Beruf fort, in dem er seine Familie nur notdürftig durchbringen und für ihre Zukunft gar nichts tun kann. Ihn lockt die reiche Bezahlung in der Industrie, die unabhängige Tätigkeitsmöglichkeit im Kolonialdienst; aber weder die eine noch die andere Tür ins Freie öffnet sich ihm. Er ist der Verzweiflung nahe. Lind da, in den Tagen schwerster Krisen taucht vor den Augen der Frau das Gespenst eines neuen Familienzuwachses auf! Lat in solcher Lage eine Frau das moralische Recht, dem wirtschaftlichen Ruin, den das bedeuten würde, mit gesetzwidrigen Mitteln vorzubeugen? Mit großem sittlichem Ernst und einer ungewöhnlichen Gestaltungskraft, die ihre Wurzeln in tiefem innerem Erleben bat, packt die Verfasserin ihren heiklen, außergewöhnlichen und doch so alltäglichen Stoff an, und in tausenden Frauen- und Männerherzeu wird dieser Ruf nach Verstehen und Mitfühlen Widerhall wecken. Das Buch ist geeignet und bestimmt, ein Ereignis zu werden, das nichts Widerliches und Ungesundes hat, wie so viele Sensalionsbücher, sondern seine Quelle findet in dem sozialen Streben nach einer Gesundung und Ge sunderhaltung unseres nationalen Mittelstandes. Gleichzeitig erscheint von Helene von Mühlaus letztem Roman Eine irrende Seele die zweite Auflage die wir ebenso wie die früheren Werke der beliebten Verfasserin zur Lager ergänzung empfehlen. Hochachtungsvoll Berlin W9, Mat 1911 Egon Fleische! K Co.