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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
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^ 118. 23. Mai 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6273 Buchhändlerlehranstalt vr. Frenzel u. a. dem Börsenverein nahestehende Herren. An Herrn Hermann Seippel, der dies mal leider durch Krankheit verhindert war, nach Leipzig zu kommen, hatte die Hauptversammlung des Verbands der Kreis- und Ortsvereine auf Anregung des Vorstandes schon tags zuvor ein Telegramm abgesandt, in dem dem altbe währten Kämpen das Bedauern der Versammlung mit den besten Wünschen für seine Wiederherstellung aus gesprochen wurde. Von heiteren Weisen begleitet nahm das Mahl unter dem grünen Baldachin, der den mächtigen Saal auch diesmal überspannte, seinen gewohnten Verlauf. Als erster bestieg Herr Kommerzienrat Karl Siegismund-Berlin, der 1. Vorsteher des Börsenvereins, die Rednertribüne zu nach stehender Ansprache an die Versammlung: Meine Herren! Aus allen Gauen unseres deutschen Vaterlandes, aus den dcutschredenden Teilen Österreich-Ungarns und der Schweiz, aus den fremden Ländern, nach denen der Wandertrieb deutsche Buchhändler geführt hat, kommen am Kantate-Sonntag deutsche Buchhändler in Leipzig zusammen, um beim Kantateesscn sich zu vereinen, nachdem der Vormittag, ebenso wie die anderen Tage vorher der Organisation gewidmet waren. Nächst dem ge meinsamen Berufe umfaßt als ein enges Band alle in diesem Saale Vereinten unser Deutschtum, das wir wiederum verkörpert sehen in der Gestalt unseres Kaisers. Vierzig Friedensjahre sind nach dem großen Kriege von 1870—1871 in das Land gegangen; kein scharfer Schuß ist seit jenen Tagen aus deutschen Gewehren in Europa gefallen; eine Periode ungeahnter Entwicklung hat Deutschland in diesen Jahren erlebt, Handel und Industrie blühten wie nie zuvor, Kunst und Industrie drang in immer weitere Kreise, Bildung und Kultur des Volkes verbreiterte sich ständig. Tief durch drungen von dem Gefühl der Verantwortung für das Schicksal des deutschen Vaterlandes hält seit 23 Jahren der Kaiser des Reiches Schwert scharf geschliffen in der Hand zur Abwehr eines den Frieden störenden frivolen Angriffes Sein ganzes Sinnen ist darauf gerichtet, dem Volke die höchsten Güter zu erhalten. Verbunden mit der Friedens liebe des Kaisers ist sein Sinn auf die Förderung von Kunst, Wissenschaft und Kultur gerichtet. Eng verwachsen mit diesen sind die Interessen des Buchhandels, der an den Bestrebungen um die Förderung der geistigen Interessen des Volkes engsten Anteil nimmt und deren Bewegungen im klaren Spiegelbild wiedergibt. Nur drei Zahlen beweisen uns, wie die Entwicklung des Reiches auf die Bücherproduktion rückwirkend gewesen ist. 1870— 10 000, 1888, dem Jahre des Regierungsantritts des Kaisers--17 000; 1910--31 000 Publikationen. Wahrlich, aufrichtige Liebe, hohe Verehrung und tiefe Dank barkeit muß uns beherrschen beim Aufblick zu dem Manne, dessen Anregungen stets befruchtend auf unfern Beruf einwirkten und dessen ständige Sorge und Mühe es ermöglichte, den Segen der Arbeit in Frieden zu genießen. Dem Kaiser treu zur Seite, von den gleichen Anschauungen beseelt, steht der Fürst unseres engeren Vaterlandes, der König Friedrich August. Seit nahezu neunzig Jahren erfreut sich der Börsenverein der Huld und des Schuhes der sächsischen Fürsten. Der wohlwollenden verständnisvollen Förderung unserer Inter essen von seiten der sächsischen Staatsbehörden sind wir stets zuteil geworden. Klaren Blickes erkennt der König die Bedürf nisse des Landes, und erst neuerdings hat sein praktischer Blick bei der Beschlußfassung über die Gestaltung der Leipziger Studien anstalten sich gezeigt. Voll Vertrauen blicken auch wir Mitglieder des Börsenvereins zu seiner hohen Gestalt empor, weil wir wissen, daß wir Buchhändler wie bisher so auch für die Folge uns seiner besonderen Fürsorge erfreuen dürfen. Dankbaren Herzens huldigen wir den beiden Fürsten, möge der allgütige Gott den deutschen Kaiser und den König von Sachsen noch lange erhalten. Auf die Gesundheit S M. des Kaisers und S. M. des Königs 'eeren wir den Becher. Hoch, hoch, hoch! Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. Begeistert stimmte die Versammlung in das Hoch auf Kaiser und König ein, denen stets das erste Gedenken beim Kantatemahle gilt Den Ehrengästen war die Begrüßungsrede des bis herigen 2. Vorstehers Herrn vr. Ehlermann-Dresden ge widmet, dessen große Verdienste um den Börsenverein am Vormittag Herr Kommerzienrat Siegismund in warmen Worten der Anerkennung und des Dankes gefeiert hatte. Ein Nachklang dieser wehmütigen Stimmung lag über der kurzen aber inhallreichen Ansprache, mit der sich Herr vr. Ehlermann, unter Hinweis auf die hohen Aufgaben unseres Berufs, der ihm gewordenen Aufgabe entledigte: Meine verehrten Herren Kollegen! Weil Abschiednehmen stets ein hartes Ding ist, so erweisen wir gern dem Scheidenden eine Freundlichkeit. Als solche habe ich es ausgenommen, daß mir von seiten meiner Vorstandskollegen für diese Stunde, da ich zum letzten Male zu Ihnen als Ihr zweiter Vorsteher spreche, der Auftrag zuteil geworden ist, der jedem von uns besonders lieb ist und besonders am Herzen liegt: die Begrüßung unserer hoch verehrten und lieben Ehrengäste. Meine Herren, auch der Buchhandel kann das Wort auf sich anwenden von den zwei Seelen, die in seiner Brust wohnen: »die eine hält in derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen, die andere hebt gewaltsam sich vom Dust zu den Gefilden hoher Ahnen « Es ist mir fast, als wenn der Zeichner unserer schönen Speise karte geahnt hätte, daß ich diesen Vergleich hier anwenden würde. Freilich könnte man das Bild auch anders deuten; man könnte meinen, der Mann mit dem großen Sack voll Gold, das sei der Verleger, der — nach Meinung vieler Leute wenigstens — das Geld nur so scheffelweise in sein Lebensschifflein schüttet; und diese Gestalt da unten, die aus feuchter Tiefe auftaucht und mit der Hand sich an den Schiffsbord anklammert, das sei der Sortimenter, der dem Verleger zurust: Ich bitte mir aber den nötigen Rabatt aus! (Heiterkeit.) Nun, meine Herren, ich glaube aber, der Zeichner hat doch etwas anderes gemeint. Er hat dasselbe ge meint, wovon der Dichter spricht, daß die eine dieser Gestalten sich an der Erde festhält mit klammernden Organen, aber die andere, die hier am Mastbaum steht, den beiden zuruft: Laßt euren Kampf um den schnöden Mammon und denkt an das, was euch gemeinsam ist, denkt an die hohe Aufgabe eures Berufes und lebt der nach. Meine Herren, der Buchhandel steht gewissermaßen mit einem Fuße im Reich des Idealen, der Forschung, des freien geistigen Schaffens; mit dem andern im Reiche des Materiellen, da, wo die Dinge hart, nur allzuhart aufeinanderstoßen; und indem er das verbindende Glied zwischen diesen beiden Welten bildet, reckt er hoch die Fackel empor, die mit dem Licht des Geistes hinaus leuchtet auf das dunkle Meer des Lebens. Nun, meine Herren, wenn uns dieses Leben für ge wöhnlich festhält an der Erde, mehr vielleicht als uns lieb ist; so ist es uns um so mehr Bedürfnis, an unseren Fest tagen, und zumal an diesem schönsten Festtag der Buch- Händler uns der Zugehörigkeit zum Reiche des Geistes so recht von Herzen bewußt zu werden; der mannigfachen und schönen Beziehungen uns zu freuen, die uns mit Kunst und Wissenschaft, mit der Staatsregierung und der Regierung dieser gastlichen Stadt Leipzig verbinden; mit unserem Heer und mit unseren Gerichten, und nicht weniger mit den großen Lebens- adern des Verkehrs, mit Post- und Bankwesen. Meine hochverehrten Herren Ehrengäste! Namens des Börsenvereins danke ich Ihnen allen, insbesondere aber dem Herrn Oberbürgermeister 1)r. Dittrich, Seiner Exzellenz Herrn Generalleutnant Müller, Herrn Amtshauptmann von Nostitz. Herrn Oberreichsanwalt vr. Zweigert, Herrn Oberpost direktor Domitzlaff, Herrn Amtsgerichtspräsidenten Siegel und Herrn Polizeidirektor Wagler herzlichst für die hohe Ehre, die sie durch ihr Erscheinen unserem Beruf und unserem Verein erwiesen haben; für die große Freude, die sie uns persönlich durch ihre Gegenwart bereiten. Möchten Sie 814
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