7050 Börsenblatt f. d. DtsSu. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 133, 12 Juni 1911. Binnen kurzem erscheint: Julius Meier-Graefe Nach Norden Nornan Zweite Auflage Geheftet: M. 4.— ord., M. 3.— netto, M. 2.40 bar Gebunden: M. 6.— ord,, M. 4.50 netto, M. 3.60 bar Vor Erscheinen bestellt: 40V<> und 7/6 Exemplare Gerade zur rechten Jahreszeit, wo viele auf eine Nordlandsreise gehen, erscheint dies Buch. Doch handelt es sich dabei nicht im geringsten um eine der gewöhnlichen Schilderungen von Land und Leuten und Sehenswürdigkeiten. Die glänzende Erzähler-Begabung Meier-Graefes, wie sie aus manchem Kapitel der „Spanischen Reise" sprach, wird vielen Freunden des Schriftstellers eine Überraschung sein. In diesem Buche spricht allein Meier-Graefe, der Erzähler, ein außerordentlich amüsanter Erzähler, ein feiner Psychologe, ein fesselnder Schilderer und — ein Lumorist. Otto Julius Bierbaum sagte einmal von Meier-Graese in der Wiener Zeit: „Er hat die reichste humoristische Ader, die ich kenne" und bat Meier-Graefe dringend, sich doch wieder seiner Erzähler-Begabung zu erinnern. Eine kleine Reisegesellschaft findet sich auf einem Dampfer zusammen, der über Kopenhagen bis zum Nord- kap fährt. Eine echte Berliner Familie mit zwei erwachsenen Töchtern und einem Gymnasiasten, ein in Idealen schwelgender Lauslehrer, dann der Erzähler des Buches selbst mit seinem Onkel (in ihm hat Meier Graefe seinem Vater, dem bedeutenden schlesischen Großindustriellen, ein Denkmal gesetzt) und last not least die „Gräfin" und ihre Mutter, die „Marquise". Die eigentliche Landlung des Buches ist nun, wie sich zwischen diesen Beteiligten Abenteuer anspinnen und wieder auflösen. Die Gräfin ist wohl die interessanteste Figur des Buches, eine Art Salome-Natur, degeneriert und überkultiviert. Ihr fällt ein schlichter Natur bursche zum Opfer, der als Matrose eines Rettungsbootes in einem Sturm am Dampfer landet. Wir können nicht die langeKette fesselnder Episoden hier berichten, das Ganze ist mit sprudelnder Lebendigkeit erzählt, und etwas von dem prickelnden Lauche der Seeluft weht hindurch. — Wir bitten, reichlich zu bestellen. München