13542 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 258, K. November 1911. Verlag von Felix Meiner in Leipzig. Demnächst erscheint: Denier 7^7157 Günther Zacoby Privatdozent der Philosophie an der Universität Greifswald. Ich freue mich, heute die Fertigstellung eines Werkes anzeigen zu können, das Aufsehen zu erregen berufen ist, wo nur sein Titel erwähnt wird. Günther Iacobys neues Werk Herder als Faust beabsichtigt nichts Geringeres, als den Nachweis zu führen, daß das Urbild der Goetheschen Faustgestalt der spätere Generalsuperintendent Johann Gottfried Lerder ist. Daß mancher Einzelzug der Faustnatur dem Vorbild Lerders entspräche — diese Ansicht ist nicht neu und schon öfters vermutungsweise ausgesprochen worden. In unserem Buche aber ist mit der Exaktheit wissen schaftlicher Beweisführung Sette für Seite der Nachweis geführt, daß nicht nur einige Züge der Faustgestalt dem Freunde und väterlichen Berater der Jugend Goethes entnommen sind, sondern daß der Entwurf des Ganzen und der Gedankengehalt gerade der wichtigsten und entscheidensten Partien dieser unserer Nationaldtchtung auf Anregungen des heute zu Unrecht fast vergessenen Lerder zurückgehen. Herder als Faust erschließt uns somit eines der wichtigsten Quellgebiete, aus denen das Genie eines Goethe Befruchtung erhielt. Und welch reizvollere Beschäftigung gibt es als dem Werden eines bedeutenden Mannes und nun hier des Äeros der deutschen Literatur nachzuspüren I Unabsehbar werden die Wirkungen des Werkes aus Literatur- und Kulturgeschichte sein. Ein hervorragender Literaturhistoriker, der das Manuskript kurz vor der Drucklegung einsah, zögerte keinen Augenblick, es als „die bedeutendste Goetheschrift des letzten Jahrzehnts" zu bezeichnen. Über diewissenschaftlicheQualität des Werkes bedarf es nicht vieler Worte. Günther Iacoby ist Privatdozent der Philosophie in Greifswald; sein Name ist durch sein Buch über „Lerders und Kants Ästhetik" allen Lerderkennern wohlbekannt. Zurzeit hält er sich zu mehrjährigem