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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-11-23
- Erscheinungsdatum
- 23.11.1911
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- Deutsch
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272, 23, November 1911. Nichtamtlicher Teil, Börs-iMatt s, d. Dtschn. Buchhandel. 14607 Berliner Brief. VIII. Jubilars (Stettenheim — Harden — S. Fischer) — Musi- lälisches — Bildende Kunst. Über Stettenheims achtzigsten Geburtstag möchte ich mich an dieser Stelle nicht ausführlich äußern, denn erstens ist er selbst schon zu Worte gekommen und zweitens fühle ich mich als Verleger eines seiner Bücher etwas »befangen», wie der Jurist sagt. So will ich mich begnügen, statt dessen, mit Einwilligung des Dichters, hier ein Gedicht zum Abdruck zu bringen. Ich wähle mit Absicht eins, das statt des oerstandesmäßigen Witzes mehr die »gemütliche« Dich tungsart StettenheimS charakterisiert. Außerdem hat mich an dem Gedicht bestochen, daß es, wenn man nur ein Wort ändert und statt Gelehrter »Verleger« setzt, unsere Lage in diesen schweren Zeiten trefflich illustriert. Hier folgt es: Der Bücherwurm. In einer düster» Bodenkammer lag Krank ein Gelehrter, abgehärmt und hager, Schlafend aus einem dürst'gen Lager, Und langsam dämmerte der Tag, Der erste Strahl der Sonne weckte Den Ärmsten aus nach schwerer Nacht, -Wie glücklich hat mich doch der Traum gemacht«, Sprach er, dich träumt' von dir!« und streckte Nach einem Buche zitternd aus die Hand, Das, ein gebundener Foliant, Aus einem Tischchen lag vor seinem Bette, »Ach«, seuszte er, »wenn sich die Hoffnung hätte Erfüllt doch, die mich einst so lieb Ermunterte, als ich dich schriebt Sie sagte mir, du würdest mich erheben Zu einem ruhmbekränzten Leben Und lösen mich von allen Sorgen los. Ach, anders kam es, riesengroß Ist die Enttäuschung. Unverstanden Gingst du vorbei, vergessen bist du gar, Es ist, als warst du nie vorhanden!« Nun öffnet er das Buch und ward gewahr, Daß sich ein Bücherwurm hat durch die Seiten Hindurchgebohrt. »Du ekle Laus«, Ries der Gelehrte aus. »Wie konnte deine Frechheit dich verleiten, Hier einzudringen, zu entweih'n Mein geist'ges Eigentum!» »Laß doch dein Schrei'»», Wars da das Ungeziefer ein, »Was tu' ich denn? Sieh, lieber Freund, ich such' Das Beste mir heraus aus deinem Buch Und leb' davon. Dir bracht' es leinen Bissen, Dich hat es vor dem Hunger nicht geschützt, Mich nährt es reichlich, und ich kann's nicht missen — Sv hat es wenigstens doch was genützt!» Der Herausgeber der »Zukunft« Maximilian Harden feierte am 20. Oktober seinen 50. Geburtstag. Es ist hier nicht der Ort, auf Hardens politische Bedeutung einzugehen, nur soviel sei gesagt, daß er der Prediger des polnischen Realismus ist, ein Standpunkt, der ihn bei den Parteipäpften sämtlicher Richtungen, die in der Wahrung der »Theorien« ihrs Hauptaufgabe sehen, gleich unbeliebt gemacht hat, ihm dafür aber die Sympathie manches Selbständigdenkenden erwarb. In der Praxis hat Harden seine Anschauungen noch nicht erproben können, da eine Brücke vom Journalismus zum Staatsdienst bei uns noch nicht besteht, immerhin ist, wenn es auch nicht zugegeben wird, die Wandlung in den deutschen Linksparteien von der prinzipiellen Verneinung zur positiven Mitarbeit teilweise auf seine Anregungen zurückzuführen. Hardens Verhältnis zur deutschen Presse läßt sich kurz so präzisieren: Er wird möglichst totgeschwiegen. Und dabei schreibt Harden unstreitig einen glänzenden Stil, den er be wundernswürdig in Klangfarbe und Stärke seinem jeweiligen Thema anzupassen weiß. Auch ander Literatur hat Harden in seiner »Zukunft« jederzeit ein starkes Interesse gezeigt. Im Gegensatz zu seinen politischen Aufsätzen, die ganz unter dem gebieterischen Zwange der praktischen Notwendigkeit stehen, herrscht in seinen literarischen Essays ein starker Subjektivismus vor. Die besten seiner politischen und literarischen Aussätze hat Harden neuerdings in Buchform gesammelt. (Reiß, Berlin, »Köpfe«, 2 Bände.) Von S. Fischers Jubiläum ist an dieser Stelle schon die Rede gewesen. Der Schwerpunkt seines Erfolges scheint mir darin zu liegen, daß er die literarischen Zeichen der Zeit verstand und vom Realismus zu rechter Zeit ins romantische Lager abschwenkte, im Gegensatz zu so manchem halsstarrigen Kollegen, der seiner Richtung treu blieb und beim Nieder gang des Naturalismus sich allmählich verblutete. Erleichtert wurde Fischer dieser Stellungswechsel durch den starken Ein schlag ausländischer, namentlich nordischer Literatur, in der die moderne Richtung der 80 er Jahre nie so kraß zum Aus druck gekommen war wie in Deutschland selbst. Das prächtige Jubiläumsbuch ist für jeden Kollegen lesenswert, namentlich der erste, fachliche Teil. Hoffen wir, daß die Überschüsse einer neuen dritten Auflage nicht nur darbenden Journalisten, sondern auch Buchhändlern zu gute kommen. Die Sortimenter find doch schließlich auch am Erfolg des Verlages nicht ganz unbeteiligt. Bei Leo Liepmannssohn, Berlin, sand am 17. und 18. November eine Versteigerung der Autographen sammlungen Ignaz Moscheles und Alfred Bovet, be stehend aus Musikerbriefen und Musikmanuskripten, statt. Auch in diesen Sammlungen ist Wagner sehr reich haltig vertreten) daneben dürsten die Beethovenbriefe am meisten interessieren. Das Projekt einer Charlottenburger Philharmonie taucht wieder einmal auf, und zwar diesmal im Zusammenhang mit einem jetzt erfolgten Grundstücksoerkauf nahe der Kaiser- Wilhelms-Gedächtniskirche. Die drei Häuser Kurfürstendamm 22, 23 und Kantstraßs 158 find au eine Berliner Baufirma verkauft worden, die die Absicht hat, auf diesem etwa 800 Quadratruten umfassenden Komplex ein großes Konzert etablissement nach Art der Berliner Philharmonie zu errichten. Für den Neubau kommt nach dem »Confektionär« vornehmlich das geräumige Hinterland der Häuser am Kurfürstendamm in Betracht, während die Frontgrundstücke unverändert be stehen bleiben, und das Haus Kantstraßs 158, das nieder gelegt wird. Der Zugang soll von der Kantstraßs aus durch ein großes Vestibül mit einer bequemen Anfahrt erfolgen. Mit dem Neubau wird erst Ende 1914 begonnen und dessen Fertigstellung innerhalb Jahresfrist durchgeführt werden. — Vorläufig ist diese ganze Idee, wie wir erfahren, lediglich ein Projekt, das noch keinerlei feste Gestaltung angenommen hat. Im stolzen Palais unseres einstigen Kollegen, des Freiherrn von Lipperheide hat der Berliner Künstler bund seine diesjährige Ausstellung eröffnet. Der Anschauung, daß Bilder nicht bloß zum »Gesehen-«, sondern auch zum Verkauft-werden da sind, hat dieser Verein in verständiger Weise Rechnung getragen, indem er kein Entree erhebt und gleichzeitig jedem Bilde den Preis beifügt. Da die Aus wahl der Bilder eine gute ist und auch die Preise niedrig 1891»
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