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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1911
- Strukturtyp
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- 1911-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1911
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- Deutsch
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44668 Vtrunblatt f. d. Dtschll. Buchhandel- Nichtamtlicher Tell. 278, 24 November 1911. leistet haben, so gut wie England seinen Anteil an der ame rikanischen Kultur. Neben dem Deutschtum, das sich durch Sprache und Sitte zu der alten Heimat bekennt, kommt aber in erster Linie der moderne Amerikaner in Betracht, nicht der Börsen jobber, dessen ganzes Interesse sich im Erwerb konzentriert und der mit sich selbst nichts anzufangen wüßte, wenn er nicht, die Hände in den Hosentaschen und den Zylinder auf dem Kopfe weit zurllckgeschoben, fortwährend neuen Speku lationen nachjagen kann, sondernder Gebild.te, der Mann der Wissenschaft, sei er Student oder Lehrer, Arzt oder Geistlicher, Erzieher oder Rechtsbeflissener: sie alle haben aus dem Born unserer Wissenschaft geschöpft, im Lande selbst oder auf deutschen Hochschulen einen Hauch des Geisteslebens unseres Volkes verspürt und versucht, in unsere Sprache und Wissenschaft cinzudringen. Nach deutschem Vorbild sind zahlreiche ameri kanische Gesetze ausgearbeilet worden — es sei hier nur aus die verschiedenen aus dem deutschen Strafprozeßrecht und der Grundbuchordnung übernommenen Bestimmungen in der Gesetzgebung der Staaten Massachusetts und Pennsylvauien hingewiesen — und deutsche Professoren sind an den Uni versitäten und Lehranstalten des Landes im Sinne ihrer ehe maligen Lehrer tätig. Von Wichtigkeit für die Sache des Deutschtums in den Vereinigten Staaten ist besonders der Umstand, daß sich an den etwa unseren höheren Mittelschulen entsprechenden Ulxb Lvüools und ebenso an den eigentlichen Hochschulen (Oollsgos) das Deutsche eine feste Stellung zum mindesten als wähl bares Fach erobert hat und die Teilnahme an diesem Unter richt in ständiger Zunahme begriffen ist. Von 1890 bis 1905 ist, wie Prof. vr. A. Busse in der »German.-roman Monatsschrift» mitteilt, die Zahl der an diesem Unterricht teilnehmenden Schüler von 11,48 Pro-ent auf 21,01 Prozent gestiegen, während der Besuch des französischen Sprachunterrichts nur von 9,41 Prozent aus 11,12 Prozent stieg, und bei dem wachsenden Interesse der Amerikaner sür deutsche Kultur darf wohl in Zukunft eher ein Steigen als ein Fallen dieser Zahlen erwartet weiden. Im allgemeinen zeigt sich dabei die bemerkenswerte Erscheinung, daß in den Neu-England- Staaten außer New U"rk, wie z. B. Maine und Massachusetis, das Deutsche gegenüber dem Französischen und Lateinischen nur geringe Beachtung findet, während im Westen das Französische zurück- und das Deutsche entsprechend vortritt; in dem am stärksten von Deutschen bewohnten Staat, Wisconsin, übertriffl die Schülerzahl im Deutschen bei weitem die in jedem anderen Sprachunterricht. Beispielsweise be trägt die Zahl der Schüler, die in Volks- und Mittelschulen zusammen am deutschen Sprachunterricht teilrnhmen, in Cleoeland 56 Prozent, in Cincinnati 37,1 Prozent, in Columbus 13,03 Prozent, in Dayton 13,02 Prozent, in Buffalo 46,7 Prozent; in Milwaukee, der »deutschesten Stadt Amerikas», nehmen in den Volksschulen 45,2 Prozent, in den Mitleischulen 86,8 Prozent der Schüler am deutschen Sprachunterricht teil. Wenn diesem Wachstum gegenüber gleichwohl von manchen amerikanischen Kollegen über einen Rückgang im Absätze deutscher Bücher geklagt wird, so ist daran wohl in der Hauptsache die wirtschaftliche Depression der letzten Jahre und die Schleudern vieler Exportfirmen schuld. Neben den großartig entwickelten Erziehungsanstalten*), von denen viele den europäischen Bildungsstätten nicht nach stehen, wenn sie sich auch von ihnen in Art nnd Zweck bestimmung wesentlich unterscheiden, sind vor allem die *> Im Handbuch der gelehrten Welt »Minerva» ISII wird ihre Zahl mit 800 angegeben, worunter sich allerdings viele befinden, denen wir die Bezeichnung Universität im Sinne der deutschen Auffassung dieses Begriffs nicht zugeftehen würden. öffentlichen Bibliotheken zu erwähnen, d-e auch iu den kleinsten Orten zu finden sind und denen man sehr mit Unrecht einen ungünstigen Einfluß auf den Bllcherkauf zuschreibt, da sie vielfach erst die Anregung zum Lesen geben. Fast keine Woche vergeht, ohne daß in den Zeitungen von reichen Stiftungen amerikanischer Millionäre zugunsten solcher öffentlichen Biblio theken oder Universitäten zu lesen ist, gewiß ein Beweis dafür, welche Bedeutung der so oft als materialistisch ver schrieene Amerilaner diesen Bildungsstätten vermißt. Beide — Universitäten sowohl wie Bibliotheken — entsprechen einem Wesenszuge des Amerikanectums, der Auffassung nämlich, daß jeder, auch der Ärmste, Anspruch auf die Mittel zu seiner geistigen Fortbildung habe und zu jeder Stellung berufen sei, zu der er die erforderlichen Kenntnisse mitbringt. Dieser freie Wettbewerb, von dem das geistige Leben Amerikas beherrscht wird, drückt auch dem Geschästs- leben seinen unverkennbaren Stempel auf und hat in gleicher Weise dem amerikanischen Buchhandel sein Gepiäge gegeben. Wir werden uns daher über einige grundsätzliche Unter schiede zwischen deutschem und amerikanischem Buchhandel klar werden müssen und für diese Unterschiede am besten durch eine kurze Schilderung der Organisation und Vertriebsmethoden des letzteren Verständnis ge winnen. Der amerikanische Buchhandel — Verlag wie Sortiment — tiägt einen ausgesprochen kaufmännischen Charakter, wie dies kaum anders in einem Lande sein kann, das den Erfolg in erster Linie an dem materiellen Gewinne mißt. Daneben sind cs vor allem die weiten Ent fernungen, die für seine Entwicklung bestimmend gewesen sind. Sie nötigen den amerikanischen Buchhändler zwecks Ersparnis der Porto- und Frachtspeien zu einer Zusammen fassung der einzelnen Bestellungen und schließen das 4 cond.- System wie überhaupt einen Vertrieb im Sinne unseres deutschen Sortiments fast ganz aus. Der Rotail-lZoolrssIlvr (Sortimenter) beschränkt sich aus die Ausführung der ihm zu gehenden Bestellungen und denVerkaufaus demLager: Prospekte, Rundschreiben und Kataloge sind den meisten so gut wie un bekannt. Dazu kommt, daß selbst in Städten von 100000 Ein wohnern reine Sortimentsbuchhandlungen nur vereinzelt zu finden sind, der Bücherverkauf dort vielmehr in Verbindung mit allen möglichen Waren aufrritt, bei deren Verkauf ost das Buch als Zugabeartikel fungiert. Während die Zahl der Sortimentsbuchhandlungen in Deutschland ständig wächst, ist sie in den Vereinigten Staaten — soweit es sich um Geschäfte mit vorwiegend buchhändlerischem Charakter handelt — infolge der Konkurrenz der Warenhäuser, des direkten Verlegervertriebs und anderer Mißstände eher zurück- als in die Höhe gegangen. Da alles gegen bar oder kurzes Ziel gekauft und zur Befriedigung der Kundschaft ein umfang reiches Lager unterhalten werden muß, so ist ein ziemlich beträchtliches Kapital nötig, um den Anforderungen zu genügen. Unter den RotÄll-Loolrsellsrs verdienen die Importsrs besondere Erwähnung, jene Geschäfte, die in großem Maßstabe die Ein- iühiung fremder Bücher betreiben und neben den ckobbsrs oder Großbuchhändlern die Hauptabnehmer amerikanischer Literatur sind. Diese ckobbivg-Uousos, hervorgegangen aus dem Be dürfnis nach Zentralisation und Vereinfachung des Bücher bezugs sür den Sortimenter, entsprechen bis zu einem genossen Grade unseren deutschen Barsortimenten insofern, als sie besonders gangbare Werke in großen Mengen vom Verleger beziehen und detailliert an die Buchhändler ihres Distrikts zum Verlegerpreiss abgeben, wobei sie — da die Bücher meist gebunden in den Handel kommen — auf die Differenz zwischen Partie- und Einzelpreis angewiesen sind. Sie unterhalten in größeren Städten Agenten, die die Buchhändler und Papierhändler (Ltationors) aussuchen, um Bestellungen entgegenzunehmen, und
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