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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 285, 8. Dezember 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. ». Dtschu. Buchhandel. 15525 Unterlassung der Veröffentlichung und Zurückerstattung der Hand schrift an den Verfasser. England im Kampfe gegen die Schund- und Tchmutz- literalur. — In der neuesten Nummer der »6lique« steht zu lesen, daß kürzlich der Buchhändler Reuter, Shaftesbury Avenue, London, wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften zu 7 Monaten Gefängnis und zur Tragung der Gerichtskosten verurteilt wurde Obgleich er angesehene Buchhändler als Zeugen geladen hatte, die angaben, daß die betreffenden Bücher auf Auktionen öfters Vorkommen, nützte ihm das nichts, der Richter hob viel mehr besonders hervor, daß die Bücher nicht bloß den Gelehrten zugänglich wären, sondern von jedermann gekauft werden könnten, da sie Reuter auch in seinen Katalogen verzeichnet habe. Es handelte sich um die Ausgabe der Kama 8utra und um eine französische Über setzung von Straparola. Ob der Verkäufer schon vorher gewarnt oder mit einer Geldstrafe belegt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, ich -nehme es aber an, da sonst die Strafe jeden falls eine recht hohe und teilweise ungerechte sein würde. Auf der anderen Seite muß ich jedoch zugeben, daß bei meinem Aufenthalt in London vor einigen Monaten in der Auslage, also in der Reihe von Büchern, die viele Londoner Buchhändler außen am Schaufenster entlang angebracht haben, recht fragwürdige Sachen lagen. So erinnere ich mich, in der Oxkorck Ltrsst. einen Laden gesehen zu haben, wo Bücher von sehr zweideutiger Art auslagen, die an- scheinend neu von einem Verlag in Deutschland in größerer Anzahl bezogen waren. Auf meine Frage nach deutscher Literatur wurden mir diese Machwerke vorgelegt, während wirk- lich gute Bücher nicht am Lager waren. Es scheint, das; diese Sachen besonders für den Export für ein gewisses Publikum her gestellt werden, ähnlich wie es in Brüssel und Paris Bücher- fabrikanten gibt, die es auf die Dummheit und Lüsternheit des Auslandes abgesehen haben. Die Erfahrung war für mich um so betrübender, als durch solche Auslagen ein recht schlechtes Licht auf die deutsche Erzählungsliteratur fällt. Ich bin gewiß nicht prüde und finde, daß die »Clique« zu weit geht, wenn sie ankündigt, daß sie in Zukunft alle Inserate, in denen ein nicht ganz einwandfreies Buch gesucht wird — merk würdigerweise überläßt sie dem Korrektor die Zensur ablehnen werde. Auch die seinerzeitige Beschlagnahme der englischen Übersetzung eines Sudermannschen Buches konnte mich nicht erfreuen. Aber es ist immerhin nötig, daß ab und zu ein Sünder bestraft wird, damit vor allem die Jugend nicht durch die Schund- und Schmutzliteratur verdorben wird. Man kann dadurch auch ein Abschreckungsmittel für manche Buch- Händler schaffen, die es sich wohl zweimal überlegen werden, ehe sie derartige Literatur in ihre Schaufenster oder Auslagen stellen. Oxford. Robert Jahn. Auch in Deutschland sind in jüngster Zeit hohe Geld- und Gefängnisstrafen wegen Vertriebs unzüchtiger Schriften (meist aus den Verlagen von C. W. Stern und Fritz Freund (Wiener Verlag — Verlag des Spiegel) in Wien) ausgeworfen worden, so daß immer wieder zur Vorsicht gemahnt werden muß, wie schwierig sie auch in den Fällen sein mag, wo dem Sortimenter eine Bestellung ins Haus getragen wird, deren Natur nicht aus dem Titel herausgelesen werden kann. Von der Aufnahme in den Inseratenteil des Börsenblatts sind selbstverständlich beschlagnahmte oder verbotene Bücher aus geschlossen, doch kann eine Sicherheit für den einwandfreien Charakter der angezeigten Werke schon deswegen nicht übernommen werden, weil die Redaktion es meist nur mit der Anzeige, nicht aber mit dem Buche selbst zu tun hat und auch der Fall nicht selten ist, daß jahrelang unbeanstandet gebliebene Bücher von heute auf morgen beschlagnahmt werden können. Das ist be sonders gegenwärtig der Fall, wo eine Strömung eingesetzt hat, die, so berechtigt sie auch an sich ist, vielen unserer Kollegen, denen jede Begünstigung nicht einwandfreier Werke vollständig fernliegt, als zu weitgehend erscheint und ähnliche Zustände wie im »freien« England befürchten läßt. Dort hat nicht nur das Verbot von Sudermanns Roman »Das hohe Lied«, sondern auch die obrigkeitliche Verballhornung der Wilde-Straußschen »Salome« berechtigtes Aufsehen erregt und zu scharfen Abwehrmaßregeln Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. Anlaß gegeben. Dort harrt noch heute Maeterlincks »Monna Vanna« der Aufführung, von der auch Goldmarks -Königin von Saba« jahrelang ausgeschlossen war, lediglich weil es sich um »eine biblische Person« handelt. So nachdrücklich der im Börsen verein organisierte Buchhandel für die Bekämpfung der porno- praphischen Literatur eintritt, so wenig hat er Ursache, die von gewissen Cliquen ausgehenden Bestrebungen, wie sie gegenwärtig in England herrschend sind, auf deutschen Boden zu verpflanzen oder bei ihrer Durchführung mitzuwirken. Verein Deutscher Mnsikalieuhändler zu Leipzig. — Vom 16. Dezember d. I. ab befindet sich die Geschäftsstelle nicht mehr im Deutschen Buchgewerbehause, sondern Johannis gasse 10. Die bisherige Telephonnummer 13992 bleibt. »Tphyux«, Verein jüngerer Buchhändler Hambnrg. AltonaS. — Zum 1. Januar nach Hamburg-Altona (einschließlich Wandsbek, Ottensen, Harburg) kommende Kollegen wollen sich an unfern Verein zwecks Auskunft usw. wenden und uns an unfern Vereinsabenden besuchen (auch im kommenden Semester Dienstags im Restaurant Hinsch und Ecks, Hamburg, Fuhlent- wiete 4 (Ecke Gr. Bleichen)). Neuankommenden wird dadurch eine gewiß willkommene Gelegenheit geboten, sich im Kollegen kreise Bekanntschaften zu erwerben oder alte aufzufrischen. Aus kunft über billige Pensionen, Wohnungen, Mittagstisch und alles sonst Gewünschte wird gern schon jetzt erteilt. (Briefe an den I. Vorsitzenden Oscar Linke, Gänsemarkt 62 II, Hamburg (i. H. I. A. Boehme).) Die Mitglieder erhalten kostenlos Eintrittskarten für verschiedene Theater, treffliche Konzerte und Vorträge usw., ferner Dauerkarten für verschiedene Kunstsalons usw. — Außerdem hat jeder Sphynxer Anspruch auf eine Lesemappe mit einer Auswahl guter Journale. Schließlich ist der Vorstand der »Sphynx« in dankenswerter Weise mehrfach für die Ver mittlung von Stellen von einigen der Herren Chefs in An spruch genommen. Jeden Sonntag machen die jeweilig freien Kollegen gemein schaftliche Touren in die reizvolle und abwechslungsreiche Ham burger Umgebung; auch hier ist das Prinzip »Förderung der Kollegialität mit soliden und billigen Mitteln«. Auf dieser gesunden Basis hat die »Sphynx« es denn auch ver standen, den vor Jahren arg zusammengeschrumpften Mitglieder bestand bedeutend zu erhöhen. Noch am 1. Oktober d. I. traten 7 der neu angekommenen Herren dem Verein bei. Für Januar ist ein Weihnachtsfest mit Bücher- und Bilder verlosung geplant; diesmal in kleinstem Kreise, nur Mit glieder und ihre Damen sollen teilnehmen. Jedoch sind die am 1. Januar neu zugezogenen Kollegen als Gäste will kommen, sie haben an diesem Abend Gelegenheit, ein besonders vorteilhaftes Bild des Vereinslebens zu sehen. Der über unsere Verhältnisse gehende große Andrang Fremder zu unseren Weih nachtsfesten hat zu obigem Entschluß geführt. Wir erhoffen von dieser Einschränkung das Beste. Die Frau als Bibliothekarin. — Ohne die zu öffentlicher Benutzung aufgestellten Sammlungen von Büchern, die man als Bibliotheken bezeichnet, ist unser Kulturzustand kaum zu denken. Sie sind für streng wissenschaftliche Arbeit ebenso unentbehrlich wie für systematische Volksbildung. Um diesem Zwecke aber auch ganz zu entsprechen, muß eine Bibliothek nicht nur reichhaltig und gediegen sein, sondern auch von den in ihr tätigen Beamten be wahrt, geordnet und für die Benutzung bereit gehalten werden, eine Arbeit, die außer bibliothekarischen und Sprachkenntnissen eine umfangreiche Bildung, insbesondere aber viel Ordnungsliebe, Fleiß und Menschenfreundlichkeit erfordert. So kam es denn, daß fast zu gleicher Zeit, als sich das Amt des Bibliothekars, das noch bis vor kurzem hauptsächlich ein Nebenamt der Dozenten war, zu einem selbständigen Berufe entwickelte, auch die Frau in diesem neuen Arbeitsgebiet Eintritt und Würdigung fand. Und hatte sie sich nur einmal hineingewagt, so war sie auch schon eingebürgert. Nicht nur in Amerika, dem berüch tigten Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, »wo man heute schon von der Verweiblichung des bibliothekarischen Berufes sprechen kann«, auch in dem konservativen Europa wird 20 lO
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