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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1911
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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12876 Börsenblatt f, b, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. .V 250, 26. Oktober 1811. ich nicht näher eingehen zu brauchen, denn es ist ja klar, daß sie, mit der Gesamtheit der Sortimenter arbeitend, bei Barexpedition ihr Geld erhält, bevor sie noch die Ware liefert, während sie mit einer Firma arbeitend, dieser in bezug auf Rabatt und Ziel ver hältnismäßig große Zugeständnisse zu machen gezwungen ist. Ich habe nicht untersucht, in welcher Höhe im vorliegenden Falle die Sortimenter Kredite gegen Ratenzahlungen gewähren sollten, auch nicht festgestellt, in welcher Höhe die Verlagshandlung die Raten normieren wollte. Zunächst war das Sortiment aufgesordert worden, sich nur bereit zu erklären, daß es Bestellungen gegen Raten auszusühren prinzipiell einverstanden wäre. Es ist die Höhe der Raten im angezogenen Falle für unsere Frage auch mehr oder weniger belanglos, denn daß die Raten bereits zu geradezu lächerlichen Ziffern herabgesunken sind, ist Ihnen ebenso sehr bekannt, als Sie wissen, daß das Publikum bei der Unmenge der heute üblichen Kreditangebote naturgemäß allmählich zu der Anschauung gelangt, daß Bücher überhaupt nicht bezahlt zu werden brauchen, oder, wie ein mir befreundeter Pfarrer, den seine alte Schuld gedrückt haben mag, mir unlängst auf der elektrischen Bahn erklärte, daß man die Rechnungen des Buchhändlers »gar nicht als richtige Rechnungen« anzusehen gewohnt sei. Ich werde Sie nicht damit langweilen, Ihnen von sämtlichen ca. 19 Bücherprospekten mit Ratenzahlungsangeboten, die mir während des Dezember v. I. allein durch die Presse in Königs berg in die Hand kamen, die Höhe der dort angebotenen Kredite und die niedrigen Ziffern der Raten auszuzählen, ich werde mich vielmehr auf wenige Beispiele beschränken. Da bietet eine pädagogische Verlagshandlung Präparationen zu Deutschen Gedichten, erdkundliche Präparationen und ebensolche für Naturlehre an, daneben Sammlungen von Reden und An sprachen für die Schule usw. usw. in Höhe von 64 gegen 6 Monate Ziel oder gegen Vierteljahresraten von 5 demnach mit einem Ziele für die letzten Raten — regelmäßigen Eingang der Zahlungen vorausgesetzt — von 3r/z Jahren. Da bietet weiter die bekannte Breslauer Versandbuchhandlung Werke in Höhe von 85 ^ zum ermäßigten Subskriptionspreise bei franko Zu sendung und trotzdem noch mit Monatsraten von nur 2 an, also mit einem Ziele von 3>/z Jahren. Ein »Institut für Lite ratur und Kunst« bietet Meyers Klassikerbibliothek in 143 Bänden bei Franko-Zusendung für 290 bei 6 ^ Raten, also mit einem für die letzten Raten mehr als 4jährigen Kredit an! Eine Leipziger Akademische Buchhandlung« bietet Sang und Klang 60 gegen Vierteljahresraten von 5 ^ an, eine Pots damer Verlagshandlung eine Romanserie statt für 160 für nur 80 ^ bei monatlichen Raten von 4 Noch eine andere bietet eine Roman- und Novellenserie für 215 ^ an, gegen monatliche Teilzahlungen von 2 mit dem Hinweis, daß sich der Preis durch die Raten nicht um einen Pfennig erhöht, ein Umstand, dem wir auch unsere Aufmerksamkeit schenken müssen, denn es darf nicht übersehen werden, daß, wie mir glaubwürdig berichtet wird, immer mehr die Unsitte der Abzahlungsgeschäfte um sich greift, die Ladenpreise, um die Zinsverluste zu verringern, willkürlich zu erhöhen, was einem Betrüge fast gleichkommt. Die kidve äs rssistanoo des Ratenkredits glaube ich Ihnen aber vorzuführen, wenn ich Ihnen einer Breslauer »Akademischen Versandbuchhandlung« Kreditangebot nenne, die an Studierende Brockhaus kleines Lexikon und Ullsteins Weltgeschichte im Werte von 144 ^ im April verkauft gegen im Oktober beginnende Monatsraten von 5 (aus Postscheck, also ohne Kosten, ein zuzahlen) und nach bezahlten drei Teilzahlungen — man höre — zwölf Monate Zahlungsausstand bereits bei Abschluß des Kauf vertrages bewilligt. Die Abschrift des Gegenscheines, der vom Inhaber der Handlung, einem Mitgliede des Börsenvereins, per sönlich ausgestellt war, lege ich auf den Vorstandstisch nieder. Vergegenwärtigen wir uns also: Der betreffende Student erhält einen Blankokredit von 144 und braucht sechs Monate überhaupt keine Abzahlungen zu machen. Dann zahlt er drei Monate ä 5 und erhält hierauf zwölf Monate Zahlungs ausstand, sodaß er mit eigentlichen Abzahlungen erst nach Ablauf von 21 Monaten beginnen darsl Rechne ich statt 144 rund 150 ^ und statt 21 Monaten rund 24 Monate, dann ergibt dieser Kauf für de» Käufer bereits bis zu dem Tage, an dcnr er die regelmäßigen Abzahlungen beginnt, einen Zinsgewinn (zu 5°/» gerechnet) von 15 das ist ein verkappter Rabatt von 10"/», bei Lieferung auf Kredit! Hierzu tritt alsdann der nicht unbeträchtliche Zinsgewinn, der ihm aus dem weiteren Kredit erwächst und welch letzterer erst in den folgenden 27 Monaten gedeckt wird! Wollen Sie nun, meine Herren, bitte freundlichst beachten, daß die Inhaber jener Firmen den Studierenden mit solchen Kreditangeboten »achlaufen und sie auf ihren Buden aufsuchen! Ist es da nicht berechtigt, daß wir von den Herren, die den Sortimenten der Universitätsstädte so gute Ratschläge für die Ein schränkung der Kredite zu geben wissen, auch gleich das Rezept für die Durchführung solcher Maßnahmen verlangen? Und ist es wirklich so unberechtigt, wenn, wie das mehrfach geschehen ist, den Herren Vertretern des Verlages vorgehalten wird, daß ihr Urteil über die Verhältnisse im Sortiment den besten Beweis dafür liefere, daß sie nie hinter dem Ladentische gestanden haben und so von den zeitigen Miseren des Sortimenterstandes sich keinen rechten Begriff zu machen vermögen? Wer uns nun wehren will, bei solchen Tatsachen wie den vorher genannten nicht von einer Dekadenz des Buchhandels zu sprechen, meine Herren, der darf wirklich nicht den Anspruch machen, für einen Kenner seines Berufes, noch auch für einen Kaufmann gehalten zu werden. Fragen wir uns nun, meine Herren, wer ermöglicht denn diesen Handlungen solche, allen kausmäunischen Grundsätzen in das Gesicht schlagenden Angebote? Ist cs nicht der Verlag, der dem regulären Sortiment den Rabatt oft so kärglich zu bemessen ge zwungen zu sein glaubt, und der ihn aus der anderen Seite der artigen Betrieben in Form besonders günstiger Bezugs- und Zahlungsbedingungen in den Hals wirft? Und sind es etwa minderwertige Werke, die so angeboten werden, oder sind es nicht vielmehr gerade durchaus erste Klassikerausgaben und Nachschlage werke, deren Verleger z. T. selbst Besitzer von Versandbuchhand lungen sind? Wenn ich bei einer früheren Gelegenheit aus anderem Grunde schon Anlaß nahm, aus die Usancen anderer Fabrikationszweige hinzuweisen, so kann ich es mir auch an dieser Stelle nicht ver sagen, daran zu erinnern, wieviel wählerischer jene in der Aus wahl ihrer Wiederverkäufe! sind. Weiß ich doch, um ein Beispiel zu nennen, von ersten Seiden- und Leincnfabiiken, daß diese durchaus nicht jeder Seiden- und Leinenhandlung zu liefern bereit sind, daß sie vielmehr hohen Wert daraus legen, daß ihre Fabri kate nur von Firmen gehandelt werden, die ihnen volle Gewähr für eine strengsten Ansprüchen genügende reelle und in jeder Weise untadelige Geschäftsführung bieten. Verkenne ich auch keineswegs, daß Seiden- und Leinenfabrikation mit der Buchherstellung nicht in einen Tops zu Wersen ist, so will es mir doch scheinen, als ob jene Fabrikanten durch solche Geschäftsführung viel mehr Selbst bewußtsein erkennen lassen und ein weit höheres Verständnis zeigen für den Wert ihrer Produktionen, als es im Verlagsbuch handel gemeinhin den Anschein hat. Bei voller Berücksichtigung der Arbeits- und Lebensbedingungen, unter denen die einen und die andern produzieren und Handel treiben, kann vom Verlags buchhandel erwartet werden, daß er sich solche in der angesehenen Industrie gepflogenen Beschränkungen niehr zu eigen machen möge, als es zurzeit der Fall ist. Es ist ein altes Lied, so führte H. O. Sperling in de» »Mitteilungen für Buchhandlungsreisende« im 8. Jahrgang vom Juni 1910 aus, das der Buchhandel nur zu oft hören muß, das Lied, daß er nicht kaufmännisch genug denke und handle. Die Sänger dieses Liedes, denen man es, nebenbei bemerkt, übrigens
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