12378 Börsenblatt s. d. Dtlchl t «l«»»nd-!. Künftig erscheinende Bücher. 243. 18. Oktober 1911 Albert Langen v Verlag für Litteratur und Kunst München Am 7. November wird erscheinen Ludwig Thoma Der Wittiber Roman Geheftet 4 Mark, gebunden in Leinen 5 Mark 50 Pf., in Lalbfranz 7 Mark. Verlag von Albert Langen in München. Es ist nicht leicht, Worte zu finden, die einfach genug wären, an die schlichte Größe dieses Buches heranzureichen. — Ludwig Thema erzählt uns die Geschichte eines Bauern, der als Fünfziger nach langer, glücklicher Ehe Witwer wird. Er fühlt sich schmerzlich vereinsamt, zumal seine erwachsenen Kinder ihre eignen materiellen Interessen haben, die den Wünschen des Vaters in vielen Stücken zuwiderlaufen. Ein Rausch, den der Bauer gelegentlich mit heimbringt, ein Ärger über seine Tochter und eine Sehnsucht nach Wärme führt ihn in die Kammer der Magd und zu einem flüchtigen, sogleich wieder bereuten Fehltritt. And hier aus entwickelt sich das Anglück, das den Sohn des Bauern zum Mörder, ihn selbst zum herabgekommenen Trinker macht. — Dies ist in kurzen Worten der Inhalt des Romans, in dem die Schicksale einfacher Menschen auf ihre letzte und einfachste künstlerische Form gebracht sind. Willkür und Notwendigkeit zugleich lagert über den Ereignissen; das alles könnte anders und kann doch nur so geschehen. Alle diese Menschen sind gut, aber sie tun sich das Schlechteste an; in allem könnten sie sich verstehen und verständigen, aber sie können es nicht. Schuld und Anschuld ist hier in eins beschlossen, steht im Gleichmaß einer so eindringlichen Selbstverständlichkeit, daß Gut und Böse aufgehoben erscheint. Aus männlicher Lerbheit und männlicher Güte heraus ist hier ein Menschentum geschaffen, dessen Anblick ans Lerz greift. — Der ruhigen Größe solcher mensch lichen Auffassung entspricht restlos die Form. Wundervoll vollendet wieder gegeben ist die Redeweise dieser Bauern. And auch wo Thoma rein erzählend das Wort nimmt, tut er es mit einer so beherrschten Einfachheit und mit einer so vollkommnen Anterwerfung unter das eigene Werk, unter dessen Milieu und dessen Menschen, daß man sich keinen Satz anders denken könnte, als er ge schrieben steht. — Auf die Gefahr hin, den Autor zu kränken: Es ist bis jetzt sein bestes Werk. — And es ist eins unserer besten Bücher überhaupt. Bezugsbedinguugen: in Rechnung mit 25 hh, bar mit 3ZK/H und 7/6. Wir bitten zu bestellen. Albert Langen, München. München, 16. Oktober 1911.