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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1925
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- 1925-02-05
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- 05.02.1925
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^ 30, 5, Februar 1925. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtscha. Buchhandel. 1955 grund des Interesses stehen neben den russischen Erzählern die Bücher von Joseph Conrad und Edna Felder. Das etwas Pessi mistische Bild, das von per amerikanischen Jntellektualität ge geben wird, ist schlecht in Einklang zu bringen mit der Bedeu tung, die das amerikanisch« Bibliothekswesen erreicht hat. Die ungeheuerliche Belastung der Wirtschaft mit Gebühren. Frachten und Steuern. Unsere Feinde stellen in ihren amtlichen Auslassungen, mit denen sie di« deutsche Regierung und das deutsche Volk zu »beglücken« pflegen, sich mit besonderer Vorliebe auf den Standpunkt, daß sic behaupten, Deutschland wäre das einzig« Land Europas, das die wenigsten öffentlichen Lasten zu tragen habe. Daß solche Behauptungen bewußt falsch ausgesprochen werden, braucht keinem Deutschen, «namentlich keinem gewerblich tätigen, noch besonders bewiesen zn werden. Wie groß aber in Wirklichkeit die Belastung ist, die auf der Wirtschaft ruht, und wie diese Teuerung sich dahin auswirken muH, daß Deutschland gegenüber dem Ausland einfach konkurrenzunfähig ist, daniber herrscht doch bei uns keine genügende Klarheit. Die nach folgenden Zeilen, denen eine Arbeit des Neichsmi-nisters a. D. Gothein zugrunde liegt, bemühen sich nun, einige Aufklärungen in dieser Be ziehung zu geben, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen sei, daß die sozialen Lasten, die Industrie und Arbeiterschaft zu tragen haben, hierbei in keiner Weise berücksichtigt worden find. Gegenüber dem Friedenseinkommen des deutschen Volkes, das etwa 41—42 Goldmilliarden oder 640 Mark je Kopf betrug, wird das Gesamteinkommen heute auf 24—26 Milliarden oder 400 Gold- mark je Kopf geschäht. In jenen glücklichen Zeiten vor dem Krieg« gab das deutsche Volk für seinen Nachrichtenverkehr — Post, Telegranun- und Fern sprechwesen — 750 Millionen Mark oder 1,7?ä seines Einkom mens aus, jetzt nimmt ihm die Reichspost dafür jährlich 1700 Millionen Goldmark gleich 7,10/, des gegenwärtigen Einkommens ab. Die Ursache zu dieser Steigerung liegt einmal in dem verschlechterten Briefbestelldienst, der zur erhöhten Benutzung oon Telephon und Tele graph zwingt, ferner aber auch in der ungeheuren Verteuerung der Gebühren, die beim Telephon sich durchschnittlich zehnmal so hoch wie früher stellen. Selbst ein reiches Volk konnte sich eine solche Ausgabe für seinen gewerblichen Nachrichtendienst nicht leisten, ge schweige denn ein so verarmtes wie das deutsche. Vor dem Kriege brachte die P 0 st v c r w a l t u n g euren Uber schuß von 120 Millionen Goldmark, heute will sie angeblich in sechs Monaten nur 50 Millionen erübrigt haben. Das kann, wie Gothein ausführt, unmöglich stimmen, denn wenn ihre laufenden Betriebsaus gaben sebbst um die Hälft« gestiegen wären, so müßte sie 700 MilltonenGold markerübrigthaben. Die Post hat aber aus den laufenden Einnahmen ungeheure Kapitalinvestitionen gemacht und der Privatwirtschaft diese Summen, die diese als Betriebskapital gar nicht entbehren kann, entzogen. Wir wissen auch, daß sie riesige Kapitalien zu hohen Zinsen an Träger der Sozialpolitik verliehen hat. Für Personen- und Güterfrachten gab das deutsche Volk 1913 auf seinen vollspurigen Eisenbahnen 3,3 Milliarden Mark aus. Im laufenden Etatsjahr wird die Ausgabe der Bewohner des unbesetzten Gebiets für einen halb so großen Verkehr ebensogroß sein. 1913 machte diese Ausgabe nur 7,85"/,, jetzt 13,75°/, des Volks-Einkommens aus! Dazu treten noch die Ausgaben für L^enutzung von Privatbahnen, Schmalspur- und Nebenbahnen, der Binnen- und Seeschiffahrt, der Strasrenbahnen und des Auto- und Fährverkehrs, die man wohl aus mindestens 3L5°/» des Volkseinkom mens schätzen kann. Ober ein Sechstel des deutschen Volksein kom mensgeht daher jetzt auf Transportlieferungen, nahezu ein Viertel auf Verkehrsausgaben über haupt auf. Obgleich die Eisenbahnen des besetzten Gebietes (aus denen die meisten Güter verfrachtet werden) im letzten Jahre noch unter fran zösisch-belgischer Regie standen, ihre Einnahmen also nicht der Reichs bahn zuslossen, die aber den Unterhalt der vertriebenen Beamten mit etwa 200 Millionen Goldmark bestreiten mußte, konnte sie in den zehn Monaten seit Loslösung vom Neichs- etat nicht nur ihre in die vielen Hunderte von Millionen gehenden Schulden decken, sondern darüber hinaus noch 710 Millionen Goldmark Uberschuß in bar und überzähligen Materialien an sammeln. Di« Reichsbahn hat demnach in dieser Zeit 1100 bis 1200 Millionen Gold mark thesauriert. Wenn auch zugegeben werden muß, daß die Reichsbahn aus der Schuldenwirtschaft herauskommen und einen angemessenen Betriebs fonds ansammeln mußte, so läßt sich — nachdem dies geschehen ist — das Hochhalten der Frachten um so weniger rechtfertigen, als es zu einer furchtbaren Einschränkung des Güterver kehrs und damit zu einer Schädigung der Eisenbahneinnahmen selbst führt. Im Juni 1924 wurden nach Angabe Gotheins nur noch 10 018 Wagen für den Versand künstlicher Düngemittel angefordert, gegen 53 301 im Juni 1923. Der Zementversand ging gleichzeitig von 20 124 aus 12 645 «Wagen zurück. Im Juni 1924 wurden arbeitstäglich 5500 Wagen weniger ange fordert als im Mai 1923, der wegen des Bergarbeiterstreiks schon ungewöhnlich niedrige Zisfern hatte. Die Einnahmen der Reichsbahn aus Gllterfrachten fielen von je 203 Millionen Goldmark im März und April 1924 auf je 159 Millionen Mark im Juni und Juli. Selbst der Herbst hat die erwartete Ver kehrsbelebung nicht gebracht. Die durchschnittlichen tonnenkilometri- schcn Frachteinnahmen sind selbst nach der letzten Frachtermäßigung noch um 55"/, höher als vor dem Kriege und während desselben. Sind doch die Frachten für viele Rohstoffe — auch für Holz — und eine große Anzahl von Fabrikaten bis zu 5)4mal so hoch wie früher. Die Gllterfrachten gehören aber zu den wich tigsten Faktoren der Produktionskosten. Ein Land mit hohen Frachten verliert seine Wett bewerbsfähigkeit gegenüber Ländern mit niedri geren Frachten. Es sei gestattet, einige Vergleichszahlen hiev st erzu setzen. Ans 200 km Tvansportlänge berechnet, sind die deutschen Frach ten in höher für als in Frankreich als in Italien als in Belgien Getreide u. Mehl um 92,825 um 119,1 A nm 1K1,4A Steinkohle um 37,3 A um 40,0 A um 112,1 A Zement um 28,2?S um 20,9 A um 48,4 A S tu dessen um 44,SA um 82,7 A um 128,SA Maschinen um 90,4 A um IM,VA um 99,4 A Nohhäute um 122,SA um 99,7 A um 209,4 A Baumwolle um 145,0 A um 147,3 A um 219,0A Kann Deutschland bei solchen Frachtunter» schieden jemals wettbewerbsfähig werden? Die unglaubliche Höhe der Frachten trägt in gleicher Weise die Schuld an der Teuerung im Inland wie an dem furchtbaren Verfall unserer Ausfuhr. Beides führt zur Einschränkung der Betriebe, damit zur weiteren Verteuerung der Herstellungskosten, zur Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit und zur Vergrößerung der Span nung zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis. Hierzu trogen auch die hohen Postgebühren, auf die schon oben hingewiesen wurde, wesent lich bei, weil sie die Spesen des Zwischenhandels sehr stark belasten. Es ist meist eine Krachtfrage, ob man ein Geschäft machen kann oder nicht. Deutschland hat sehr viel längere Transportlängen zu überwinden als Italien, Frankreich, Belgien und England. Billige Eisenbahntarife sind daher für Deutschland eine Lebensfrage. Auch die Arbeiterschaft sollte daran denken, daß hohe Frachten durch niedrigere Löhne ausgeglichen werden müssen — soweit das eben möglich ist. Nichts drückt die Löhne mehr als hohe Güterfrachten. Nichts verteuert aber auch die Lebenshaltung mehr! Nun betrachten wir einmal die Steuerlast in Deutschland. Die Finanzämter des unbesetzten Gebiets haben in den ersten sechs Monaten des abgelaufenen Etatsjahres 3300 Millionen Goldmark an die Neichskasse abgeliesert, im Monat September bereits 609,3 Millionen, sodaß man im ganzen Jahr mit 7000 Millionen Goldmark rechnen kann. Nicht abgeliefert, sondern an Ort und Stelle verwendet dürften im Verlauf des Jahres eine Milliarde Goldmark sein, sodaß auf die Bevölkerung des unbesetzten Gebiets eiue Neichssteuerlast von rund 8000 Millionen, das sind nahezu 160 Goldmark auf den Kopf, kommen. Damit nicht genug, denn dazu treten die Länder- und Ge meindesteuern (Gewerbe-, Grundwert-, Miets-, Stempel- usw. Steuern). Sie werden mit 40—50 Gol'dmark je Kopf eher zu niedrig als zu hoch eingeschätzt sein. Die gesamte S te u e r b e l a st u n g im unbesetzten Gebiet dürfte daher 200 — 210 Goldmark je Kopf oder 50 — 52"/, d e S du rchlschn rtt- ltchen Volkseinkommens betragen! 26ü
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