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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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240, 14. Oktober IS1I. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt >. d. Dtsch». Buchhand-l. 12113 Dichters. Wer unter diesen etwas aus sich hielt, wartete bisher die mehr ehrende Einladung eines literarischen Vereins ab. Natürlich kamen solche Aufforderungen selten, und das war im Interesse aller schade. Will nun der höchst an gesehene Stand der Buchhändler, der auf diesem Gebiete bereits tatkräftig vorgegangen ist, noch energischer Förderung schaffen, so wird ihm das aus den neuen Verhältnissen heraus sicher gedankt werden. Denn — um dies gleich hier heroorzuheben — die in Fühlung mit der zeit genössischen Literatur, sowie mit dem gebildeten und zahlungskräftigen Publikum der betreffenden Stadt stehenden Buchhändler können neben den literarischen Gesellschaften einzig die Vermittler zwischen Dichter und Publikum sein — das ist sicher! Es wird auch anderen Vortragenden so gegangen sein wie mir in solchen Fällen, daß ich bei der eigenen inneren Abgeschlossenheit und Sammlung, die der Abend vom lesen den Dichter fordert, die gewandte Persönlichkeit des Buch händlers mit dem schönen Gefühle der Selbstverständlichkeit als Vermittlerin bei der Einführung sowohl als bei der aus den Vortrag folgenden gastlichen Zusammenkunft gern ansah. Ich selbst habe verschiedentlich Sortimentsbuchhändler kennen gelernt, die dies Vermittlungsamt in durchaus überlegener, vornehmer Weise auszullben verstanden, und ich habe bei den Herren immer die Empfindung gehabt, daß sie durch solch selbstgewähltes Amt sich und ihren Geschäftsberuf aus sehr wirksame und deutliche Weise in eine höhere geistige Sphäre hineingefteigert haben. Sie gewinnen an Selbstän digkeit, bilden sich zu einer Art geistigen Beirates des lesen den Publikums aus und haben von dieser Stellung aus nur mehr einen kleinen Schritt, um auch mit schöner Sicherheit im gesellschaftlichen Verkehr der besseren Kreise der Stadt auftreten zu können. Es wäre also von Seite der Buchhändler durchaus nicht nötig, einzig bei dieser Frage den materiellen Punkt hervor zuheben. Unter diesem verstehen die Herren zunächst die Stärkung des Bücherkaufes. Eine solche Stärkung aber wird immer die selbstverständliche Folge sein, wenn der betreffende Buch händler am Abend sich selber vor dem Publikum neben dem Vortragenden zeigt, wenn er im Saale gedruckte Auslagen anbringt, durch Zeitungsannoncen vor dem Vortrag und durch Prospekt-Aushängungen im Schaufenster nach dem Abend auf die Werke des lesenden Dichters hinweist. Es kann neben diesen Einnahmen aber auch auf eine wirkliche Abendeinnahme gerechnet werden. Wie sich der Buchhändler zu einem solchen Wagnis stellen will und wird, ist natürlich Sache seiner Ver bindungen, seiner Bildung, seiner Tatkraft, seiner Vermögens lage und seiner Schätzung der betreffenden städtischen Ver hältnisse. Bestimmtes kann da nie gesagt werden, nur soviel, daß die Einnahme sich steigern wird, je bekannter der Ver anstalter mit seiner Stadt und deren Publikum ist. Es wird da Vorkommen, daß er diesem einen weniger berühmten, aber gut Vortragenden Dichter mit größerem Erfolg vorsetzl, als einen »erstklassigen«, der nicht wirksam zu »lesen« ver steht, oder daß er gar, um sicher zunächst einen vollen Saal zu bekommen, die Hilfe der Musik heranzieht. Es wird eben wie überall, wo eine aufbauende Tätigkeit nötig ist, der ganze überschauende, kritisch ausschaltende und ge schickt einschaltende Mann verlangt werden, der aus einem gelegentlichen Mißlingen nur lernt, wie es besser zu machen ist. Auf ein Stadtpublikum mit so hohem Prozentsatz Hochgebildeter, wie es z. B. Weimar hat, ist eben nicht überall zu rechnen. Großstädte mit ihrem unberechenbar flutenden Publikum wie z. B. Frankfurt a. M. (man denke an den ersten betrübenden Empfang, lpiusenbllM iür dm Deutsche» Buchhandel. 78. Jahrgang. den Karl Spitteier in dieser Stadt hatte), können da ganz böse Überraschungen zeitigen. Freilich kann die Überraschung auch von seiten des betreffenden Dichters ausgehen. Be rühmt oder besser berüchtigt ist da das Verhalten des Frechlings Otto Erich geworden, der nach feiervollem Empfange in Halle aus die Frage der Veranstalter, was er zu lesen gedenke, den Torso einer Novelle vorzeigte und sich in der Tat hinsetzte, um — sie fertig zu schreiben. Von solchen Ausnahmen bei Publikum und Dichter ab gesehen, ist mir aus mehreren Beispielen bekannt, daß wirk liche Hingabe und einiges Geschick des veranstaltenden Buch händlers neben dem später nachfolgenden Kauf-Erfolge auch sofortigen Abendverdienst bewirkt. Liegen doch sogar Fälle vor, daß jung aufstrebende Buchhandlungen zu dem Mittel, Vortragsabende zu veranstalten, greifen, als zu einem sehr günstigen, um zunächst einmal aus sich selbst ausmerksam zu machen. In praktischer Weise fesseln sie das Publikum an ihre Veranstaltungen durch Abonnementskarten, die entweder sür sämtliche Abende, oder — bei größerer Zahl — nur für die Hälfte gelten. Einen deutenden Hin weis für ähnliche Veranstaltungen der nächsten Jahre gibt dabei das Mittel, dem Publikum zu gestatten, sich die Vor träge selber auszuwählen. Das Publikum schätzt sich auf diese Weise selber ein, ob es mehr sür Aktuelles oder Leichtes oder Gediegenes usw. ist. Der Veranstalter lernt die Be handlungsweise kennen und wird hierdurch die Mittel finden, einen mehr oder weniger großen erzieherischen Einfluß auf die Menge auszuüben. Daß er hierzu freilich immer die Dichter und nur die besonderen nötig hat, ist das dritte erschwerende Moment seiner Unternehmungslust. Denn leider lesen eben nicht alle Großen im Reiche der Literatur (Wilh Raabe hat es nie getan, Wilh. Jensen tut es nicht), und diejenigen, die dem Rufe Folge leisten, lesen nicht alle gut. Ich könnte weithin bekannte lyrische Namen nennen, deren Träger völlig ver sagen. Überhaupt die Lyrik —! Sie ist das Stiefkind de? Abends und wird es bleiben. Was gibt es da alles — auch für den Vortragenden — zu lernen, ehe die Wirkung eines ganzen Abends richtig übeiblickt und abgeschätzt werden kann! Ein paar kräftige Balladen zu Anfang — mittenhinein ein zartes lyrisches Gedicht (natürlich in einem halbverdunkelten Saal mit guter Akustik, die elektrische Lampe so gestellt, daß sie nur aus das Buchblalt des Lesenden leuchtet), dann eine länger vorhaltende Novelle. Zum Schluß vielleicht noch ein kürzeres humoristisches Stück. Das ist meiner Meinung und Er fahrung nach das wirksamste Programm des Abends, das Abwechslung zeigt und doch Gediegenes bringen kann. Können Sie, meine Herren Buchhändler, erreichen, daß die Zahl solcher Abende größer wird, dann sorgen Sie nicht nur sür den Buchhandel, die Literatur und die Herzens- und Geistesbildung, dann helfen Sie auch der ziemlich im argen liegenden Vortragskunst aus. Und schließlich ist doch die deutsche Poesie nicht sür den Leser da, sondern dazu, ihren Wohllaut vom Munde des Dichters in das Ohr des Hörers zu ergießen. Weimar. Wilhelm Arminius. XXII. Seit Jahren habe ich häufig in Lehreroereinen Vor träge zu halten. Sehr oft sehe ich mir dann dort, wo ich zu sprechen habe, auch die Auslagen der Sortimenter an und bin manchmal erstaunt gewesen, wie wenig im all gemeinen der Buchhändler Anteil nimmt an den Vereins veranstaltungen in seiner Stadt. Unter zehn Auslagen sind höchstens drei, in denen ich etwa durch Auslage meiner Bücher auf meinen Vortrag hingewiesen finde. Und dabei — das darf ich wohl behaupten — gehören meine Schriften IK7L
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