Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1877
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- Band
- 1877-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1877
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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gibt er die Hoffnung nicht auf, daß sich bei einem Preisausschreiben zahlreiche Bewerber melden und daß man unter diesen einen voll ständig gediegenen Bearbeiter finden würde. Gegenwärtig liegen uns nun die Aktenstücke über den von vr. Eduard Brockhaus gestellten Antrag aus Herausgabe einer Geschichte des deutschen Buchhandels in den Publikationen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler vor, ans welchen der weitere Verlaus der Angelegenheit ersichtlich ist und woraus er hellt, bis zu welchem Punkte das Unternehmen gediehen ist. Da das Heft allen Mitgliedern des Börscnvereins zur Verfügung steht, so wollen wir hier nur darauf aufmerksam machen und beschränken wir uns, in Kürze den weiteren Verlaus der Angelegenheit mit- zutheilen. Am Cantate-Sonntag vorigen Jahres kam in der Hauptver sammlung des Börsenvereins der Brockhaus'sche Antrag zur Ver handlung und wurde dessen Annahme einstimmig beschlossen und der Vorstand beauftragt, eine vom Wahlausschuß zu ernennende Commission hinzuzuziehsn, welche den Vorschlag einer vom Börsen verein herauszngebenden „Geschichte des deutschen Buchhandels" prüsen und darüber der nächsten Hauptversammlung Bericht erstat ten sollte. Zugleich wurde dieser Commission die Besugniß crtheilt, eventuell die Beschaffung eines Planes zu übernehmen. Bereits am 12. Juni trat die Commission zu einer Bcrathung über den Gegenstand zusammen, der am 4. Oktober eine zweite folgte. Es würde uns zu weit führen, hier näher auf die Verhand lungen sowie auf die verschiedenen Gutachten der einzelnen Com- missionsmitglieder, die alle von dem Ernst und der Bedeutung der Sache durchdrungen sind, einzugchen; es erübrigt für uns nur noch einen Blick aus den Plan zu Werse», welcher der nächsten Cantatever sammlung vorgelegt werden soll. Danach soll die „Geschichte des deutschen Buchhandels" mit der Erfindung der Buchdruckerkunst beginnen und bis in die neueste Zeit reichen. Das Werk soll auf wissenschaftlicher Forschung beruhen, und die Resultate derselben in einer gemeinverständlichen und übersicht lichen Darstellung geben. Das Druckereigeschäst ist nur insoweit zu berücksichtigen, als es ursprünglich die Grundlage des buchhändlcrischen Geschäftes bil dete und als es später durch Blüthe oder Verfall irgend einen wesent lichen Einfluß auf den deutschen Buchhandel ausgeübt hat. In ähn licher Weise sollen Literatur- und Kulturgeschichte in den Rahmen der Darstellung hineingezogcn werden und ist stets Rücksicht daraus zu nehmen, inwieweit dieselben Einfluß auf das buchhändlerische Gewerbe ausgeübt haben und wie der Buchhandel aus die Literatur fördernd oder schädigend zurückgewirkt hat. Die Hauptaufgabe des Werkes bleibt indessen, den Charakter des Büchermarktes historisch zu verfolgen und die Geschichte des Ge schäftsbetriebes in ihrer allmählichen Entwickelung sestzustcllen. Eine Einleitung soll die Geschichte des Buchhandels bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst geben und eine übersichtliche Dar stellung des buchhändlerischen Geschäftsbetriebes aller Länder ent halten, welche ein hervorragendes Schristcnthum aufzuweiseu haben. Namentlich soll der Buchhandel in Aegypten, in Griechenland und Rom, sowie der Handschristenhandel des Mittelalters kurz geschil dert werden. Es folgt dann die eigentliche in süns Perioden eingetheilte Geschichte: Erste Periode: Bis zum Erscheinen des ersten Meßkatalogs ISKS. Zweite Periode: Bis zum Westphälischcn Frieden 1848. Dritte Periode: Bis zum Aushören des Frankfurter Meßkätalogs und der entschiedenen Präponderanz von Leipzig (Gründung des ersten deutschen Buchhändlervereins 1765). Vierte Periode: Bis zur Gründung des Deutschen Buchhändler- Börsenvercins. Fünfte Periode: Die Neuzeit. Bei jeder Periode wäre mit einer Charakterisirung der jewei ligen politischen, kulturgeschichtlichen und literarischen Verhältnisse zu beginnen, es wäre die Stellung zu bezeichnen, die der deutsche Buchhandel damals eingenommen, cs wären die einzelnen Länder und Städte in Beziehung aus den Buchhandel zu schildern und ein zelne Firmen und Persönlichkeiten vorzufllhrcu. Auch der Statistik wäre die gebührende Beachtung zu widmen. Aus diesen Schilde rungen wären sodann die Resultate zu ziehen, indem in gesonderten Abschnitten die einzelnen Materien behandelt werden und gezeigt wird: wie der Buchhandel zu jener Zeit organisirt war, ob und in welche Branchen er zerfiel, was die Gesetzgebung in Bezug aus den Buchhandel und das Druckereigewerbe u. j. w. sestsetzte. Der Umsang des Werkes soll womöglich 100 Bogen gr. 8. nicht überschreiten und wird die Ausgabe in einzelnen (etwa 3—4) Bänden geschehen. Neben dieser Inangriffnahme einer Geschichte des deutschen Buchhandels sollen die „Publikatioucn des Börsen-Bereins" in Zu kunft vorzugsweise Beiträge zur Geschichte des Buchhandels brin gen. Neu aufgesundenes Material, das öffentlichen oder Privat- Archiven entnommen ist, statistische Uebersichten, Monographie», Biographien hervorragender Buchdrucker und Buchhändler und der artige Beiträge sollen Heft- oder bandweise herausgegeben wer den und so ein „Archiv zur Geschichte des deutschen Buchhandels" bilden. Wir können dem ebenso wohldurchdachten wie praktischen Plane nur beipflichten und dürsten namentlich die „Publikationen des Börsen-Vcreins" der Ort sein, wo Jeder sein Scherslcin, sei es nun groß oder klein, zu Nutz und Frommen des Ganzen niedcr- legen kann. Wir begrüßen das praktische Unternehmen mit wahr hafter Freude und wünschen ihm von Herzen einen gedeihlichen Fortgang, damit es einst Zeuguiß ablcgc nicht nur von dem, was der Buchhandel gewesen und wie mau die Vergangenheit zu ehren verstehe, sondern auch, daß der Geist, der ihn großgczogcn und zu einer weltbewegenden Macht gebildet, noch heute derselbe ist wie ehe dem, und daß die idealen Zwecke nicht unter den realen des Geschäf tes gelitten haben. Das Kreuztandpvrto. In der Sitzung des Deutschen Reichstages vom 15. Decembcr berührte der Abgeordnete Hr. vr. Eduard Brockhaus ans Leip zig bei Gelegenheit der Budgetberathung auch die für den Buch handel wichtige Angelegenheit des Portos für Drucksachen. Seine Rede lautete nach den Stenographischen Berichten: Meine Herren, ich möchte bei diesem Capital (Post- und Telegra- phenvcrwaltung) einen Uebelstand zur Sprache bringen, der an sich unbedeutend erscheint, für die betreffenden Kreise und für das Publicum ine Ganzen aber nicht unbedeutend ist. Ich meine die Taxbestimmnngen sür die unter Kreuzband versandten Drucksachen. Die erste Gewichls- stuse, die bis zu 50 Gramm geht, wird init drei Pfennig nvrmirt, »nd das ist ein durchaus mäßiges Porto. Wie aber jeder von Ihnen weiß, steigt dann die Taxe sofort von drei aus zehn Pfennige und zwar sür Sendungen von 51 Gramm bis auf 250 Gramm. Ersahrungsmäßig ist nun die Mehrzahl der Drucksachen, die unter Kreuzband versendet wer den, schwerer ais die erste Gewichtsstufe und meist mit der höheren Taxe belastet worden. Dieser Uebelstand hat schon Veranlassung gege ben zu Petitionen an den Herrn Generalpostmeister; diese Petitionen sind aber abfällig beschielten worden, weil es, wie cs in einer dieser Ant worten heißt, nicht angezeigt erscheine, schon jetzt mit weiteren, die Einnahme der Postverwaltung schmälernden Veränderungen vorzugehen, Ich glaube aber, es gibt einen Weg, aus dem sich doch eine Aenderung erreichen ließe, ohne daß die Einnahmen der Post dadurch wesentlich geschmälert würden, wenn nämlich nicht, wie in früheren Petitionen ausgesprochen worden ist, die erste Gewichtsstnse erweitert würde, son dern wenn nur eine Zwischenstufe eingesührt würde nach der jetzigen
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