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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1877
- Sprache
- Deutsch
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Erscheint Börsenblatt Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum der BörsenvereinS der Deutschen Buchhändler. 2. Leipzig. Mittwoch den 3. Januar 1877. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. An alle Herren Verleger, die Baarartikel mit weniger als 33>/btzj, rabattiren, wurde salzendes Circular versandt: Geehrter Herr College! Die Baarpackete betragen jetzt fast die Halste des ganzen Umsatzes im Buchhandel. Die Creditver- hältnisse des Sortimenters sind dadurch wesentlich andere geworden und nimmt die Vermehrung der Baarpackete in den nächsten Jahren so zu, wie in den letzten, so muß unbedingt eine Reaction dagegen cintreten, denn selbst die bcstsondirten Handlungen müßten vorerst jede Verwendung für alle Baarartikel einstellen, um schließlich zu erklären, daß sie nicht weiter so sortarbeiten können. Wie wir be reits ausgesprochen, sind alle Geschäfte auf einer soliden Basis d. h. mit einer festen Kundschaft, die ganzjährige Rechnung verlangt und welche Geschäfte auch heute noch den sichersten Umsatz vermitteln, schon jetzt kaum im Stande, ihr Geschäft in der bisherigen Weise sortzuführen. Das einfachste Mittel wäre wohl, den Credit an das Publi cum selbst zu kürzen, welches Mittel auch insofern dem Sortimenter von großem Vortheil wäre, da er dadurch vor größeren Verlusten geschützt würde, weil sich saule Zahler viel früher herausstellten. Aber jede Verminderung des Kredits würde unbedingt auch eine bedeutende Verminderung des Absatzes, also auch eine Schädigung des Verlegers »ach sich ziehe» und jahrelange Gewöhnungen des Publikums lassen sich sehr schwer beseitigen, da die Sortimenter immer die größten Rücksichten nehmen müssen und nicht decrctiren können, wie der Verleger dem Sortimenter. Die Ersahrung lehrte, daß halbjährliche Rechnungen fast gar kein Resultat haben, besonders da im Juli und August der wohl habendere Theil des Publicums aus Reisen ist; bei den größten Rechnungen, also bei Bibliotheken, Instituten, Lehranstalten ist ein verkürzter Credit gar nicht dnrchzuführen, da dieselben meistens nur einmal ihre Dotation erhalten, also auch nur so zahlen können, ebenso bei allen Kunden, deren pecuniäre Lage nur Ratenzahlungen gestattet und die eine» sehr hübschen Absatz repräsentiren. Es gibt ganze Massen der Gesellschaft, die selbst die höf lichste» Mahnungen übel ansnehmen und schärfere mit Abbruch der Verbindung beantworten. Jeder Sortimenter hat eine Menge von Kunden, die zu Neujahr nur theilweisc zahlen. Was soll der Sortimenter thun, wenn ein guter langjähriger Kunde auf eine Rechnung von 360 M. nur 200 M. zahlt und bittet, mit den, Rest nur noch kurze Zeit zu warten, welche kurze Zeit aber oft sehr lange währt; und diese Reste von 100, 50, 25 M. rc. snmmiren sich zu einer sehr ansehnlichen Summe. Der Sortimenter hat gegen das Publicum tausendfache Rück- Bierundvierziaster Jahrgang. sichten zu nehmen, wenn er bei der großen Concnrrenz überhaupt noch ein Geschäft vermitteln will. Nehmen aber die Verleger aus diese Verhältnisse keine Rück sicht, würden sich die Baarpackete steigend mehren, wie in den letzten Jahren, so daß es dem Sortimenter unmöglich würde, sein Geschäft in der bisherigen Weise fortzuführen — so bliebe nur ein Weg — die Prinzipien des französischen und englischen Buch handels anzunchmen — baar gegen baar. Vielleicht würden sich die Sortimenter gar nicht so schlecht dabei stehen, denn mit dem Aufhörcn der Novasendungcn und der Ansichtssendungen an das Publicum würden sich auch die Spesen des Sortimenters, die zu dem geringen Verdienst des Sortimenters in gar keinem Verhältnisse stehen, sehr vereinfachen — aber die Einführung dieser Prinzipien würde eine schwere Schädigung der ganzen deutschen Literatur sein. Deutschland hat keine so reichen Bücher- küuscr wie England und Frankreich: Deutschland hat kein London und Paris, die ganze Auflagen absorbireu, Deutschland hat keine Colouie». Nur die bisherige Organisation des deutschen Buchhandels hat denselben zu dem ersten der Welt gemacht und wir sprechen cs mit Stolz aus — der Bienenfleiß des Sortimenters hat wesent lich dazu beigetrage». Wir halten fest an der bisherigen Organisation des deutschen Buchhandels. Wir werden mit Entschiedenheit alle die Ursachen, die diese Organisation zu zerstören suchen, bekämpfen und nicht müde werde», deni Sortimentsbuchhandel immer und immer wieder vor Augen zu führen, wohin die stetige Vermehrung der Baarartikel, d. h. jener Bücher und Zeitschriften, die nur baar gegeben werden, führen muß. Wir sind dies auch allen jenen soliden und coulanten Verlegern — und dies sind bis jetzt säst alle größeren Firmen — schuldig, die noch an den bisherigen Usancen sesthalten, denn diese werden durch die Veränderung der Creditverhältnisse des Sortimenters wesentlich betroffen. Sind die besten Kräfte des Sortimenters durch die Baar- Pallete erschöpft, so kann er nur unter Mühen und Sorgen die ge rechten Forderungen dieser Herren befriedigen. Wir können nur immer und immer wieder aus den Verlag dieser Firmen Hinweisen, um den ganzen soliden Sortimentsbuchhandel zu bestimmen, mit diesen Firmen zu arbeiten. Ganz entschieden müssen wir uns aber gegen die Baarartikel aussprechen, die ohne ein genügendes Aeguivalent gegeben werde» und namentlich bei Journalen in der Regel noch mit Vorausberechnung für das ganze oder halbe laufende Jahr, bei denen in Folge der erhöhten Transport- und Expcditionsspesen dem Sortimenter ohnehin wenig bleibt. Kann nicht bestritten werden, daß der ohnehin fast von allen Verlegern auf 25 U geminderte 3
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