Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1877
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- 1877-01-08
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- 08.01.1877
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5, 8. Januar. Nichtamtlicher Theil. werden könne, geradezu unfaßbar. Doch will ich gern derartige psychologisch-pathologische Untersuchungen Anderen überlasse». Aber Hr. Schürmann unterfängt sich, neben dieser animoscn Kritik meiner früheren literarischen Thätigkeit auch meinen Charak ter zu verdächtigen. Weil er vor Jahren eine abfällige Kritik des Hauptkataloges der Bibliothek des Börsenvercins im Börsenblatt veröffentlichte, erklärt er, sich meine „Ungnade" zugezogcn zu haben und unterstellt — nicht mit ausdrücklichen Worten, doch aber aus dem Gedankengaugc hervorgchend —, daß ich mich mißgünstig gegen ihn und seine Leistungen verhalten, ihm entgegeugewirkt hätte. Ich spreche Hrn. Schürmann jedwedes Recht ab, mein Han deln an seinem eigene» kleinlichen Denken und Empfinden zu messen, und fordere ihn aus, den Beweis für jene Insinuationen anzutreten und Diejenigen nainhast zu machen, denen gegenüber ich mich jemals abfällig über sein Streben und seine Leistungen aus gesprochen hätte. Ucber die erwähnte Kritik habe ich mit Nieman dem, als mit Hrn. Mcyeb gesprochen; ich habe sie unbeantwortet gelassen, weil sie ganz in der Weise abgesaßt war, wie sich manche junge Custoden von Universitäts-Bibliotheken über die Kataloge der letzteren ausznsprechcn pflegen, bevor sie sich die theoretische» Hörner an der bibliographischen und bibliothekarischen Praxis ab- gelanfen haben. Ich fühle mich frei von jedweder Beeinflussung durch solche Kleinlichkeiten. Im Gegentheil, ich bin bereit gewesen, und wäre stets bereit gewesen, Hrn. Schürmann in seinen Be strebungen und Arbeiten zu fördern, soweit ich vermochte. Hr. Schürmann scheint aber vergessen zu haben oder vergessen zu wollen, daß ich ihm — als er seine Studien auf die Geschichte des Buchhandels ausdehute — sofort durch Hrn. Ad. Ulm meine gesummten Collectaneen zur Verfügung stellen ließ. Mit der Be gründung meines eigenen Geschäftes mußte ich eben vorläufig meinen Liebhabereien den Abschied geben; aber ich wünschte, daß niein Material nicht verloren ginge, vielmehr in gute Hände käme. Hr. Schnrmann nahm es nicht an; und es beschränkte sich keines- weges ausschließlich aus das 18. Jahrhundert, gegen welches er — der seine hervorragendere Begabung zum Historiker im Vergleich zu mir mit so gewinnender Selbstgefälligkeit nicht gerade leise andeutet — eine eigentlich unbegreifliche Abneigung empfindet. Ueber seine Aussassung, Geschichte zu schreiben, will ich aber eben falls nicht mit ihm rechten; ich fange den geschichtlichen Aufbau mit den Grundmauern an, — er mit der dritten Etage. Mag er's. Wenn aber Hr. Schürmann über die ziemlich mühseligen Studien sür die ältere Geschichte unseres Berufes vom hohen Pferde herunter spricht, so glaube ich den Hauptgrund hierfür so ziemlich zu kennen; er möchte sich eben diesen Theil der Arbeit, sür welchen die Quellen allerdings nicht fließen, sondern nur tröpfeln, gern vom Halse hal ten. Der Briefwechsel von Des. Erasmus z. B. liest sich für ihn nicht ganz so bequem, wie der von Goethe und Schiller. Erasmus schrieb eben lateinisch.*^ Das erkläre ich allerdings offen: Hrn. Schürmann's persön liches Auftreten und Gebaren ist mir stets unsympathisch gewesen und in diesem mich abgestoßen Fühlen stehe ich durchaus nicht ver einzelt da. Aber ich habe mich durch dieses Gefühl nie beeinflussen lassen in meinem Urtheil über seine Fähigkeiten, sein Streben und seine Leistungen. Zum Beweis dessen brauche ich nur anzufnhrcn, daß ich ihn selber dem Wahlausschuß als Mitglied der zu ernen nenden Commission vorgeschlagen habe, trotzdem er nicht Mitglied *) Nebenbei möchte ich bemerken, daß mir als Quelle der meiner seits angezogenen Aeußerung des Hrn. Schnrmann über die seiner Ansicht nach ausreichend erfolgte Durchforschung der alteren Zeit keincs- weges sein Aussatz von diesem Jahre, sondern eine weit ältere münd liche Mittheilung an Hrn. Ad. Ulm gedient hat. ! des Börsenvercins ist; ich that es mit der Begründung: daß man seinen unanfechtbaren Leistungen diese Anerkennung schuldig sei. Hr. vr. A. Schmitt wird diese Angabe sicherlich bereitwillig bestä tigen. So habe ich meine „Ungnade", von der Hr. Schürman» fabelt, bethätigt. Aber Verfolgung muß nun einmal stattgcsunden haben; das gehört ja nothwcndiger Weise zu den Requisiten eines großen Mannes. In den Berathungcn der Commission habe ich mich dem ganz analog Verhalten. Ich habe Hrn. Schürmann als die geeignetste Persönlichkeit für die Bearbeitung der neuere» Geschichte anerkannt, aber als ungeeignet bezeichnet für die der älteren. Das habe ich gethan, und mußte ich thun im Interesse der Sache; vor diesem müssen eben persönliche Interessen und Empfindungen unbedingt zurücktreten. Der von mir schon angedcutete Grund erschien den Commissionsmitgliedern durchschlagend. Schwerlich dürste vollends jetzt ein Artikel, wie der von Hrn. Schürmann gegen mich geschleu derte, geeignet sein, das Vertraue» in seine Besonnenheit und Objectivität der Darstellung zu stärken. Hrn. Schürmann's Bemerkungen über das Eingehen seines „Magazins" und über das „zu spät" berühren mich nicht. Die An regung zur Begründung eines Archivs sür die Geschichte des Buch handels ist, wie die Protokolle ausweiscu, nicht von mir aus gegangen. Daß ich diesen Gedanken unterstützt habe, ist eine selbst verständliche Conscquenz meiner Stellung zu der ganzen Frage. Ich betrachte eben die zu lösende Aufgabe als eine schwierigere und weiteraussehende, als die meisten meiner Herren Kollegen in der Commission. Diese meine Ansicht habe ich sowohl in meinem Gut achten, wie in den Commissionsvcrhandlungen zur Geltung zu bringen gesucht, — in letzteren schärfer und entschiedener, als es hie während der Berathungcn aufgenommenen kurzen Protokolle ausdrücken und ausdrücken können. Meine Entgegnung hat im Verlause des Niederschreibcns zum Theil eine größere Schärfe angenommen, als ich ursprünglich beabsichtigte. Das ist aber menschlich. Es ist auch gerechtfertigt durch die von Hrn. Schürmann beliebte Taktik: seinen Angriff so cinzurichten, daß eine Antwort in seiner eigenen Zeitschrift und für seinen speciellcn Leserkreis nicht mehr erfolgen kann. Auch der enthusiastischste seiner Verehrer wird sür diese Taktik nur ein bedauerndes Kopfschütteln haben. Leipzig, den 31. December 1876. A. Kirchhofs. Miscellen. In Sachen der Zeitschriften. — Nach der in Nr. 292 d. Bl. stattgchabten Unterhaltung zwischen den Hrn. Belhagen L Klasing und meiner Wenigkeit über vorgenanntes Thema ist es mir ein ausrichtiges Bcdürfniß, zunächst meine schon damals ausgespro chene Respcctsversichcrung zu wiederholen. Ich bekenne es gern, daß mir diese Firma stets eine der liebsten im ganzen Buchhandel war, und nie hat meines Wissens in laugen Jahren ein bedauer licher Zwischenfall unser Berhältniß getrübt. Wenn ich trotzdem meinem Freunde Hrn. Rob. Hoster gegenüber bezüglich dieser Firma kein Blatt vor den Mund nahm und ihn sogar nachträglich ermächtigte, meine zum Theil gegen dieselbe gerichtete Auslassung ini Börsenblatt zu veröffentlichen, so geschah das in der guten Ab sicht, durch offenes Aussprechcn meiner Beschwerden und Wünsche, in denen ich mich mit einem großen Theil des rhcinisch-westphäli- schen Buchhandels eins weiß, die geschäftlichen Beziehungen dieser Firma und verschiedener anderer Verleger zu uns Sortimentern nicht etwa zu stören, sondern zu fördern. Daß mir dies auf dem angedcutetcn Wege gelingen wird, hoffe ich auch heute noch, und darum werde ich mich auch diesmal keineswegs auf die bloße Respcctsversichcrung beschränken, sondern vielmehr von meinem 9*
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