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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1877
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- Deutsch
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13, 17. Januar. Nichtamtlicher Theil. 199 den ersten Preis zuerkannte, beeilten sich die verschiedensten Fürsten, um durch zahlreiche Ordens - Dccorationen und Verleihung von goldene» Medaillen für Verdienst um die Gewerbe u. s. w. ihr Wohl gefallen an Decker's Leistungen zu bekunden. Eine fernere Zeugin von Decker's unauslöschlicher Begeiste rung für die Buchdruckerkunst ist dann auch 1882 die in technischer Hinsicht unübertreffliche Ausgabe der vivina Vom-nackia von Dante Allighieri, von welcher nur zwei Exemplare auf Pergament in 4. gedruckt wurden, deren Preis sich aus je 1333sb Thlr. stellt. Decker beging damit gewissermaßen eine Vorfeier des 600jährigen Ge burtstages des unsterblichen Dichters und brachte dadurch dem Geiste Italiens in Deutschland die schönste Huldigung dar. Eben bürtig reihte er daran das große Krönungswerk in riesigem Folio formate, dessen Herstellung kurz vor dem Ausbruch des Titanen kampfes zwischen Deutschland und Frankreich vollendet war, welches aber erst 1872 nach dem Verklingen des siegjubelnden Geschütz donners durch unser» glorreichen Kaiser und König zurVertheilung gelangte, resp. dem Buchhandel übergeben wurde. Decker's letzte große That auf dem Gebiete dcrTypographie war 1875 die Pracht ausgabe der „Lieder des Mirza Schafft/'; seine Absicht, etwas Außergewöhnliches zu schaffen, hat er ausgesührt, und die Literatur der Prachtwerke ist dadurch um einen bedeutenden Schatz reicher geworden. Wie hoch Decker überhaupt die Aufgabe eines Buchdruckers aussaßte, darüber hat er sich 1864 sehr schön in einem jetzt der Königlichen Bibliothek gehörigen Autogroph ausgesprochen, welches als eine Charakteristik seiner Geistesrichtung hier folgen möge, da es seine durch Studien und Erfahrungen gereisten Ansichten über Ziel und Methode der Buchdruckerkunst, in der er Meister war, enthält: „Typographische Schönheit läßt sich ebensowenig erkünsteln, als irgend welche andere. Schars und klar geschnittene Schriften von gefälliger Form, richtig justirt und gut gegossen, sind das erste Erforderniß dazu. Der Satz muß in seiner Einrichtung zum For mat, also in der Zeilen- und Columnenlänge, mit der Schriftgröße und dem Durchschuß — Zwischenschlag zwischen den Zeilen — im Einklang stehen; daß er corrcct sei, versteht sich von selbst. Das Papier muß gleichmäßig gut sein und darf den Druck nicht durch scheinen lassen. Sind diese Bedingungen erfüllt, so hat die Arbeit des Druckers das Werk zu vollenden; gleichmäßige Schwärze, Klar heit und Sauberkeit, genaues Registerhalten, d. h. genaues Aus einandertreffen der beiden Druckseiten in ihren Zeilen, sind die zu nächst an ihn gestellten Anforderungen; der Grad, in welchem sie erreicht werden, bedingt die Schönheit des Druckes. „Daß auch die Mode Einfluß auf die Ausstattung von Druck werken hat, ist leicht erklärlich; sie kann die Schönheit aber nicht schaffen, sondern nur fördern, wenn sie diesen Einfluß mit gutem Geschmack im Verein geltend macht. Leider sehen wir aber meist das Gegentheil eintreten, worin es Guttenbcrg's großer Erfindung indessen nicht schlimmer als allen andern Kunstübungen ergeht. Geschmacklose Verzierungen bringen oft schon im Schnitt der Schrif ten Verunstaltungen hervor, so daß selbst ein geübtes Kennerauge kaum im Stande ist, damit gesetzte Zeilen zu entziffern, geschweige sie leicht zu lesen. „Bildliche Darstellungen können wesentlich zur Schönheit von Druckwerken beitragen; der Holzschnitt liefert sie, von trefflichen Zeichnern unterstützt, in seiner jetzt erreichten Technik oft in hoher Vollendung; aber er darf die ihm gesteckten Grenzen nicht über schreiten und die Manier des Kupfer- und Stahlstiches annehmen wollen, wodurch er aus Abwege geleitet wird, welche unfehlbares Mißlingen zur Folge haben. „Dies alles ließe sich leicht an Beispielen erweisen, doch wozu? Die Jünger der typographischen Kunst mögen ihren Geschmack nur an den herrlichen Erzeugnissen läutern, welche in den Jncunabeln gleich das erste Auftreten der Erfindung so hell erglänzen ließ. Diese Meisterwerke unserer Vorfahren stehen noch immer als Musterbilder da, an ihnen wollen wir lernen, Aehnlichcs zu er streben. Zum Ganzen bleibt aber noch das Höchste zu bedenken, welches jeder Kunstübung erst den wahren Werth verleihen kann: sie werde nicht entwürdigt, indem sie zu Werkzeugen des Unedlen, Schlechten und Verwerflichen gemacht wird. Die Freiheit der Presse, mit einer solchen Gewissenscensur, ist ein schöner Gedanke, jedoch wie oft sehen wir ihn leider nicht verwirklicht! — Dienet dem Wissen, dienet dem Glauben! Wer kann Euch Krone und Palme dann rauben?" Weiter in Einzclnhciten über das typographische Streben Decker's hier einzugehen, ist nicht meine Absicht; das auch der künf tigen Biographie überlassen bleiben. Hervorgehobcn zu werden ver dient aber noch die Feier des einhundcrtjährigen Bestehens der König!. Geh. Ober-Hosbuchdruckerei, welche Rudolph von Decker im Jahre 1863 zum Andenken an seine strebsamen Vorfahren, in deren Besitz dieselbe während dieses langen Zeitraums ununterbrochen ge blieben, unter lebhaftester Theilnahme der verschiedensten Behörden an diesem seltenen und schönen Feste, veranstaltete, und welche zu gleich Sr. Majestät dem Könige Wilhelm aus eigenem Entschluß Anlaß gab, Decker und seine Familie in den erblichen Adelstand der Monarchie zu erheben. Mit gerechtem Stolze blickte Letzterer auf die schönen Worte hin, mit welchen ihn damals Se. Durchlaucht der jetzige Fürst Bismarck als Präsident des Staats-Ministeriums brieflich begrüßte und unter anderm äußerte: „Es liegt mir beson ders die Pflicht ob, zu diesem Festtage der patriotischen Hingebung, mit der Sie stets, auch unter schwierigen Umständen, der Regierung Ihre Dienste gewidmet, und der Treue eingedenk zu sein, mit welcher Sie bei allen Bewegungen der Zeit die Ehre Ihrer Anstalt als einer Hof-Buchdruckcrei im Dienste Ihres Königs gewahrt haben. Wir können nur den Wunsch aussprechen, daß diese Gesinnungen auch ferner in Ihrem Hause und von Ihren Nachkomme» als ein theures Vermächtniß der Väter gepflegt werden, und Ihre Anstalt unter Gottes gnädigem Schutze den kommenden Geschlechtern als ein Zengniß der Treue und rüstiger Thatkrast voranleuchten möge. — Des Königs Majestät haben von der bevorstehenden Feier mit huld vollem Interesse Kenntniß genommen und mich beauftragt, Sic er neuert der fortdauernden Königlichen Gnade zu versichern." Noch zwei andere Seiten von Decker's Leben und Wirken sind hier zu berühren, weil sic zu der Buchdruckerei in engster Beziehung stehen. Um nämlich nicht stets von den Conjuncturen des Handels abhängig zu sein und Papier nach eigenem Wunsche Herstellen zu können, erwarb er am 21. Februar 1852 von de» damaligen Be sitzern Kießling L Bock die Papierfabrik zu Eichberg in Schlesien, welche eine seiner Lieblingsschöpfungen blieb und heute zu den blühendsten Etablissements dieser Art in Deutschland gehört. Der Verlagsbuchhandlung, welche seit dem Bestehen des Geschäfts auf den Verlag der königlichen Gesetze und Verord nungen begründet war, hat Decker in den letzten Deccnnien einen neuen Aufschwung verliehen, indem er ihren Wirkungskreis durch Herausgabe von amtlichen Journalen und Werken, Bibeln, Gesang- und Schulbüchern re. erweiterte, dabei aber auch zahlreiche Schrift steller des Vaterlandes unter seiner Firma durch die brandenden Wogen des literarischen Oceans mit Glück und Verlust führte. Decker war ein ansehnlicher, schöner Mann, der in früheren Jahren einer dauerhaften Gesundheit sich erfreute. Sein natür licher Frohsinn, sein gefälliges Wesen, seine Zuverlässigkeit und Gründlichkeit zogen Jedermann zu ihm hin. Freimüthigkeit, Biederkeit des Herzens, ein gefühlvoller Sinn erwarben ihm echte 27"
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