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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1924
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- Deutsch
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2S3, 3. Dezember 1924. Redaktioneller Teil. auf. Die trostlosen Jahre, die seit dem Kriege hinter uns liegen, sind noch zu frisch in unser aller Erinnerung, als daß darüber Worte zu verlieren wären. Bei Dünnbier und ach so schmaler Kost kam man wieder zusammen, und zahlreich« neue Mitglieder wurden gewonnen. Mit Stolz kann der Vorstand heute aus eine Mitgliederzahl von hundertzweiundvierzig Köpfen blicken, eine Ziffer, die der Verein in seinen besten Jahren nicht erreichte. Und mit dieser stattlichen Mannschaft stehen wir nun am Abschluß unserer ersten fünfzig Jahre. Viele, unendlich viele Kollegen haben dem ,Palm' in diesem halben Jahrhundert zu längerem oder kürzerem Venveilen angehört, den weitaus größeren Teil führte das Geschick in alle Welt, aber manch einer ist seßhaft geblieben in der schönen, gemütvollen, heiteren und freundlichen Jsarstadt. Ist Palmianer geblieben, anfangs vielleicht nur dem Namen nach, später mit dem Herzen. Hat Freundschaft ge sucht und gefunden, die Dauer hat Vis übers Grab hinaus. Und diese unsere älteren Palmianer, die fast alle heute gekommen sind, teilzunehmen am goldenen Jubiläum, sie stehen, wenn wir sie anch seltener in unseren Reihen sehen, doch in Treue fest zu uns, denn es sind zuviel der frohen Stunden, die sic in jüngeren Jahren im Palm verlebten, zuviel liebgewordene Erinnerungen hängen daran, die auch die Jahre nicht tilgen können. Ihr jüngeren Palmianer aber dort drunten im Saal, laßt auch Euch an diesem Tage einige Worte sagen: Ihr seid die Hoffnung und die Zukunft Eures Vereins, an Euch liegt es, dem .Palm' weiter Geltung und Ansehen zu verschaffen. Haltet das Banner in Ehren hoch, laßt die Eintracht Eucrn Leitstern sein, denn die Einigkeit ist das stärkste Bollwerk, das allen zersetzenden Einflüssen standhalten wird. Nicht jedem, aber diesem und jenem von Euch kann es vergönnt sein, in weiteren fünfzig Jahren die Zentenarfeier des .Palm' zu erleben. Wenn Ihr dann im Silbcrhaar an dem großen Tage als Zeugen eines ehernen Zeitalters geehrt werdet, dann denkt zurück an diesen Tag and an Eure harte und entbehrungsreiche Gehilfcnzeit und er mahnt die Palmsugend im Jahre 1974, ihrem Verein ebenso die Treue zu halten, wie Ihr sie ihm hieltet. Ein nicht geringer Anteil an der Eintracht und dem Erstarken des ,Palm' entfällt auf die Zugehörigkeit unserer Herren Prinzipale, und es ist mir eine dankbare Aufgabe, von dieser Stelle ans die von den Herren Chefs uns dauernd bezeigte Gunst wie die stets gern und oft gewährte Unterstützung unserer Wünsche und Bestrebungen anerkennend hervorzuheben. Möge es weiter so bleiben, dann kann der ,Palm' .getrost und zuversichtlich den langen Weg der zweiten Jahrhunderthälfte antreten. Wenn wir heute zum fünfzigsten Male den Gründungstag unseres Vereins feiern, wenn wir seinem kräf tigen Wachstum und dem schönen Zusammenhalt anerkennende Worte widmen, so ist es eine hohe Ehrenpflicht, an diesem bedeutungsvollen Tage auch die Erinnerung an denjenigen wachzurufen, dessen Namen wir mit Stolz und Ehrerbietung in unserem Banner führen. Wie der Name Johann Philipp Palm ein unvergängliches Ruhmesblatt in der deutschen Geschichte ist, so gilt er dem deutschen Buchhandel als Heros und Märtyrer seiner Sache. Uns Palmianern aber ist er Symbol und Richtschnur. Unter seinem Namen wollen wir Freund schafts- und Kameradschaftstreue pflegen und bewahren. Was Palm an Charakterstärke, an Unerschrockenheit und Würde einem tückischen Feinde entgegenhtelt, das sollte ein leuchtendes Vorbild sein für jeden, der sich in unserem Kreise zu seinem Namen bekennen will. ,Dir, Freund Palm, der du den Opfertod starbst in einer Zeit, die nicht treffender gekennzeichnet werden kann als Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung', den Titel jener dir zum Verhängnis gewordenen Flugschrift, Dir wollen wir auch heute aufs neue geloben, daß deine treudeutschc Art in unserem Gedächtnis fortleben soll, solange es noch Palmianer geben wird. Als ein Zeichen unserer Verehrung legten wir heute zu Füßen deines Monuments in Braunau einen Lorbeer kranz nieder. Nimm diesen Kranz hin zu der Dornenkrone, die ein herbes Schicksal Dir aufs Haupt drückte.' Wir können heute lebendig Mitempfinden, welcher Geist Palm und seine Zeit beseelt«, wie Zorn und Empörung sich gegen einen von Machtgier und Ehrgeiz verblendeten Tyrannen und seine zügellosen Horden kehrte. Macht und brutale Gewalt haben keinen Ewigkeitswert. Darin liegt unsere Hoffnung. Aber die Hoffnung allein kann uns nickt helfen, wenn sie nicht auch vom Willen zur Tat beherrscht wird- at liltevw', so lautet die Inschrift an unserm Armee-Museum: Waffen und Bücher, Kraft und Wissen, aber auch vaterländischer Geist und nationale Geschlossenheit, das sind die Erfordernisse, die dem deutschen Volke die Wege weisen zu seiner Befreiung. Ohne sic keine Rettung, sondern ewige Versklavung. Durch sie aber die Bürgschaft für das Wiede rauserstehen unseres Vaterlandes, eines großen und einigen Deutschlands, von außen geachtet und, wenn es sein muß, auch gefürchtet, im Innern aber durchdrungen von deutschem Wesen und deutscher Tatkraft, fest verankert auf den drei sicheren Fundamenten wahrhaften Glücks: der Einigkeit, dem Rechte und der Freiheit. Das walte Gott!« Auf diese eindrucks- und schwungvollen, wohlüberlegten, fest gefügten Worte, die ein glänzendes Zeugnis für das Rednertalent des Herrn Ohmsieder ablegten, sang man stehend das Deutschlandlied, dem nach entsprechendem Colloquium auf soviel gute Musik und gescheite Worte ein echt Hachsches Festlied nach der alten Studenten- melodie »Als ich schlummernd lag heut' Nacht« folgte. Tann ergriff Herr Steinacker das Wort zu einigen vaterländischen Gedichten, die einem Festspiel entstammten und tiefsten Eindruck machten. Fast waren sie, trotz der heutigen Zeit, etwas zu ernst für ein Stiftungsfest, dessen Wesen durch eine Rede zu charakterisiere« Herrn Ernst Reinhardt besser gelang, wenn er auch für Damen und nichtbuchhändlcrische Gäste vielleicht das »Fach« zu stark hervorhob. Er überbrachte als Vertreter des Börsenvereins dessen Grüße und sprach sich mit Genugtuung über das harmonische Verhältnis zwischen Verleger und Sortimenter, wie es unter den Mitgliedern des »Palm< herrsche, aus und verglich es scherzhaft mit einer Ehe, in welcher beide Teile, trotz gelegentlicher Verstimmungen, doch auseinander an gewiesen seien. Nun folgte die Ernennung von Ehrenmitgliedern. Ernanut wurden dazu mit schönen Diplomen die Herren Bischofs, Buchholz, Gollner, Helfreich, Korff, Kusche, Ostertag, Schöp- ping, Sellier, Vanselow, Werner. Wiederum schuf -die für einen so musikalischen Verein, wie es der »Palm« ist, musikalische Basis Herr Pianist Ludwig Kusche, der eigens einen Festmarsch für das Stiftungsfest komponiert hatte, den er selbst — in »Uraufführung« — zum Vortrag brachte. Herr Kommerzienrat Schöpping dankte im Namen der Beteiligten für die Ehre in einer humoristischen Rede, die sich über seine berühmt gewordenen, gewohnten Reden durch ihren archaistischen Inhalt er hob, indem er bei »Tut-ench-amun«, dem alten, neu ausgegrabenen Ägypterkönig, anfing. Dann verteilte man unter Jubel das wohl- gelungene und witzige »Jsarblech«, für das die Herren Eser, Klie- mann und Vetter redaktionell tätig waren, sowie die wundervolle Chronik, ein Meisterstück von Buchausstattung, aus deren Inhalt hauptsächlich die mühevolle Arbeit des Herrn Arthur Kusche hervor zuheben ist, dem es gelang, die Jahre 1899 bis 1924 eindringlich und humorvoll zu schildern. — Auszeichnungen folgten auf Auszeich nungen! Verdienstschnallen für 15jährige Mitgliedschaft erhielten die Herren Bissinger, Götz, Gulde, Lang, Jak. Maier, Nusser, Schröder, Stobbe und Vetter. Reden folgten auf Reden! Hervorzuheben sind die des Herrn Vogl vom »Liederhort«, die vom Stiftungsfest und Freundschaft im allgemeinen, und die des Herrn vr. Oldenbourg, die wieder vom Buchhandel und den angenehmen Beziehungen zwischen Chefs und Angestellten kündeten. Er schloß mit den Worten: »Die Palme — der Jugend! Und Jugend — dem Palm!«. Dann kam für den inoffiziellen Teil des Abends das punctum salieng: die Vorführung des Gansritterordens. — Kein weibliches Auge hatte noch je das Ordcnskapitel im Ganzen, offiziell ein Mitglied in seinem Schmuck, die heiligen Zeremonien des Gansessens selbst und den Großkomtur in seinem nervcnzerrüttenden Amt gesehen, und so beschloß man, zum 59jährigen Stiftungsfest erstmalig den Damen des »Palm« die Schar der Gänseritter unter Vorsitz ihres Großkomturs einmal, »in Freiheit dressiert«, vorzuführen. War auch nicht alles, was ein Gänseessen heißt und beut, zu demonstrieren, so doch so viel, daß sich die Damen einen Begriff von der Weltbedeutung und Wichtigkeit der Brüderschaft machen konnten, um so mehr, als auch ein Ritterschlag vorgesehen war, aus dem übrigens zum Schluß drei wurden. Den Schluß machte ein fulminanter Gänsemarsch unter Voran tritt des Großkomturs, gefolgt von zwei Schleppe und Insignien tragenden Pagen und allen Rittern, dreimal im Saal herum, bei Sen Klängen des Festmarschcs von Ludwig Kusche und begleitet vom be geisterten Jubel -er Zuschauer. Dann trank man sein Bier aus, drückte die Hände der Kollegen, Freunde, Bekannten und sich. Der letzte um ^2 Uhr nachts. Zweiter Tag. Um 12 Uhr fand man sich zu einem gemeinsamen Mittagsmahl im roten Saale des Augustinerbräus zusammen. Manche schliefen sich dann aus, manche peitschten die Nerven durch Kaffeehausbesuch auf, aber keiner und keine, die überhaupt kommen wollten oder konnten, verpaßten die angesetzte Stunde, um 5 Uhr nach mittags, zur Familicnunterhaltnng mit Tanz. Für die Familienunter- 2378*
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