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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1925
- Strukturtyp
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- 1925-02-07
- Erscheinungsdatum
- 07.02.1925
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- Deutsch
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2140 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertig« Bücher. ^ S2, 7. Februar 1925. Zwei Nobelpreisträger! Carl Spitteler Offizielles Schreibe« de« Schweizerischen Bundesrates an die Familie: (Interessant durch den persönlichen Tun) .Eben noch haben wir mit freudiger Erregung nach dem endlich erschienenen .Prometheus der Dulder' gegriffen und sinnend überdacht, wie in ihm sich Anfang und Ende eine« Dichterwerl!« ineinanderschlingt, da kommt UN« die er schütternde Kunde, daß seine« Schöpfer« Leben«rinq sich geschloffen hat, daß dt« Mus«, die gestrenge Lettin, ihrer Gttreuen Treuesten nach vollbrachtem Werk seine« Amte« entlaffen ha«. Wa« da« bedeute«, vermögen vielleicht erst kommende Geschlechter ganz zu ermessen und zu würdigen. Doch auch wir wissen schon: rin ganz Großer im Reiche de« Geiste« und der Dichtung ist mit Carl Spitteler von un« gegangen, denn nur rin ganz Großer beginnt seine Laufbahn, wie er e« getan ha«. Unbeirrt von den Strömungen de« Tage«, seiner selbst und seiner Sendung gewiß, schritt er, angefeuert vom Wink der gestrengen Lenin, von Werk zu Werk immer höhere» Zielen zu. Beflügelt von einer machtvoll schweifenden Phantasie, drang sein scharfer, von tiefstem Erkennen gezügelter Geist in alle Löllen de« Schmerze« und schwang sich auf zu den lichtesten Freuden schöpferischen Gestalten«. Sein urtümlich ge waltige« Wort hat noch nie Geschaute« in deutlichen Bildern mit der unendlichen Farbcnfülle gesteigerten Leben« vor unseren staunenden Augen erstehen lassen. Vom Zauberstabe seine« Worte« getroffen, wandelte sich die Wüste zum Garten, entströmt der starre Fel« dem tönenden Quell, funkelt tote« Geröll auf wie blinkende« Edelgeschmeide. Sein schmerzgeborener Idealist»»« leuchtet in reinem Glanz« weit hinaus über die brodelnden Nebelschwaden der seelischen Lilflosigkeit, einer zerrissenen Menschheit und wird noch ferne Zeit mit mutigem Strahl erhellen. Sein Werk gehört der ganzen Welt, aber sein Wort und sein Werk wurzeln dennoch fest im Boden der Leimat. Sie betrauert in dem Verblichenen nicht nur den großen Dichter, sondern auch den lauteren, mutigen Menschen, den furchtlosen Bekenner, da« Vorbild de« restlosen Bildner« der eigenen Persönlichkeit. In der Vielgestatt seiner Wesen«fülle werden wir, wird da« Land, wird di« Menschheit dar Bild verehrend bewahren." Mit welcher Beschämung muß man dagegen die kurzen Worte der »Münch enerReustenN ach richten" lesen, mit denen sie ihrenLesern die Nachricht vom Scheiden Spitteler« vermittelt: .In Luzern starb der Dichter Karl Spitteler im Alter von 79 Jahre». Der in deutscher Sprache dichtende Spitteler wurde bekanntlich während de« Krieges wegen seiner politischen Lattung zum Ehrendoktor der Pariser Sorbonne ernannt. <Da« ist un- wahri) Das einzige, was ein seiner Würde bewußter Deutscher in diesem Augenblick tun kann: Schweigen." epHp. -iüL/a/ttütrmme/r ram Tock.' Romain Rolland! Spittelerist meine«Erachtens der grösste europäischeDichler,der einzige von den heutigen, der sich in der Nähe der berühmtesten Namen der Vergangenheit befindet. Ich bedaure vor ihm als Träger des Nobel preises gewählt zu sein. Seltsame Verblendung der Welt, welche, ohne seinen Glanz zu ahnen, das lebendig« Licht ihres genial sten Dichters bei dessen Lebzeiten an sich vorbei gehen läßt. National-Zeitung, Basel: Carl Spitteler hat an uns getan, was Nikolaus von der Flühe an unseren Vätern. Der Lader der Eidgenossen rief ihn noch ein mal aus der Stille seiner Einsamkeit. Damals hat Carl Spitteler sein größte«, schönste« und feinstes Werk vollendet — sich selber, sein Charakterbild. Und um dieses Werkes willen ist er unser. Neue Zürcher Zeitung: Spitteler war unser Schutzgeist «n einer Stunde, die au« der Verwirrung nach der Entwirrung des Schweizerstandpunktes drängle. Der schweizerischen Dichtung aber bleibe Spitteler noch langehin das Unverlierbare: das künstlerische Gewissen. Wa« er an Keller bewunderte, muß man Spitteler restlos zuerkennen: di« Mannhaftigkeit und den Charakter. Berner Bund: Auch deutsche Jünglinge haben Spitteler im Krieg« gelesen, wie Faust, wie Lyperion, wie Zarathustra. Jeder hat ihn nach seinem Geist und Lerzen verstanden. Die Besten suchten au« ihm die Zuversicht eine« freien Menschentums zu schöpfen. Mmme/r /rasfi Äsm 7or7s.' Frankfurter Zeitung: Er war der groß« Unzeitgemäße — wie Nietzsche, jener ander«, der seine Zeit auch nutzte, um über seine Zeit hinauSzuleben. Unzeit, gemäß zu sein war Spittelers Tragödie der Verkennung. Unzeitge mäß zu sein war seine Größe, die ihm da« ewige Gedächtnis sichert. Der Deutsche, Berlin: Unbekümmert um das Urteil der Menge diente er seiner Kunst in strengem und hartem Dienst, ohne zu fragen nach Gut und Ruhm. Er lat, was er tun mußte, und gehört heute zu den bedeutend sten Dichtern seiner Schweizer Letmal. Stuttgarter Neues Tagblatt: Sein Schaffen war vonAnfang an dem Löchsten geweiht: der Größe des heroischen und schöpferischen Mannes. Braunschwetger Neueste Nachrichten: Die gesamte Kulturwelt hat einen großen Toten mehr zu betrauern — den letzten Epiker großen Stils. Vorwärts, Berlin: Er war ein großer Mann, ein Denker und Former von Qualitäten, wie die deutsche Dichtung in den letzten Jahrzehnten keinen mehr besaß. Wests. Neueste Nachricht«»: Der sonst orakelhaft zeitferne Dichter hak im Weltkriege das Wort genommen, „seinen Schweizer Standpunkt" darzutun. Wir wollen über seinem Grabe kein Schwert harten Urteils aufrichlen. Politische Äußerungen von Dichtern soll man nicht schwer nehmen; hier haben sie nicht Amt noch Stimme. Lallen wir uns an das, was er warundg«gebenhat;eswarnichtwenig. Spittelers Antlitz als Prometheus der Dulder Ein ergreifendes Porträt deS nahezu Achtzigjährigen, ein halbe- Jahr, vor seinem Tode von dem Jenaer Maler Georg Kötschau vor dem Krankenlager gemalt, zeigt geistigen Adel und Überwindung des Weltleids in Resignation. Es ist in Offsetdruck in Originalgröße (45x54 cm) nach dem Ölbild faksimiliert und wirkt ebenso stark wie das Ori inal. 3n beschränkter Auflage gedruckt. Mit eigenhändiger Signatur des Künstlers M 10.— Ich liefere bar mit S mona^igem Remisstonsrecht. e//r 20 -L eu 70 Lr/>7. u/rfie/rc/M? ru/' sP-rt'e/L 7 /s/e/rrrrF Eugen Diederichs Verlag in Jena
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