32, 7. Februar I92S. Fertige Bücher. I, d. DII«n. DE»»d,r LI 41 >000000000 Zwei Nobelpreisträger! W. S. Reymont W. S. Reymont hat nicht als Dichter an sich, sondern für seine »Polnischen Bauern* den Nobelpreis bekommen, ein Anikum innerhalb der bisherigen Praxis. Was ist besonderes an dem Roman, hauptsiichlich für uns Deutsche? Was geht mich Lekuba an, was scheren mich die Polen? wird vielleicht der deutsch völkisch gesinnte Sortimenter Aloys Luder in Miesbach sagen. Mit Verlaub, Lerr Kollege, werde ich ihm antworten, haben Sie sich einmal klar gemacht, was einer der Lauplkrebsschäden in der deutschen Literatur ist? Jene entspringt nicht dem Erlebnis, sondern wird in der Stadt gleichsam nach Kochrezepten mit indivi duellen Phantasiezutaten gekocht. Wir haben noch etwa 40>X> Landbevölkerung, aber unser Bauerntum spielt in unserer Literatur nicht die geringste Rolle, höch stens gibt- es einmal eine bäuerliche Liebesgeschichte mit Milieuschilderung. Ist aber nicht unser Bauerntum eng mit der deutschen Natur verwachsen, hat es nicht auch noch heute wie einst im Zeitalter der Sagen und Märchen seine primitiven Vorstellungen, seine Kindhaftigkeit im Erleben (sonst wären die Bräuche der katho lischen Kirche nicht mehr möglich), sein« elementaren Leidenschaften (wie zur Zeit des Lans Sachs oder im Bauernkrieg)? Von alledem merken wir in der deutschen Literatur rein gar nichts, aber dieser Roman schenkt uns Erkenntnisse über Lebenstatsachen, von dem drei Viertel auch dem irrationalen Denken des deutschen Bauern gleichen. Wir lernen durch diesen Roman einerseits das Ver wandle im deutschen Bauerntum erkennen, andererseits sehen wir wie durch einen Lohlspiegel seine Gegensätzlichkeit. Wieweit besitzt nun der deutsche Sortimenter nicht nur einen Riecher, sondern auch berufliches und nationales Derantwortungsgefühl? Es sind nur etwa SO Sortimenter, die beides bisher gezeigt haben. Sollte der Beruf, der die Buchberatung als Ideal vor sich aufstellt, auf diese letzten der Mohikaner zusammengeschrumpft sein? Man wendet mir ein, wer soll heute einen Roman von 4 Bänden zum Preise von 24 Mark kaufen? Aber gemach, ist einer unserer gangbarsten Romane, Thomas Mann, „Der Zauberberg", nicht ebenso umfangreich, und ist bereits ein Vierteljahr nach Erscheinen in mehreren Zehntausenden von Auflagen gedruckt? Da liegt der Lase im Pfefferl Thomas Mann verkauft der Sortimenter ohne sein geringstes Zutun, das Pub- likum strömt ihm von selbst in den Laden; Reymont aber verkauft er nur, wenn er sich persönlich für ihn einsetzt. Er hat es einfach unter der Inflation verlernt, Konjunkturen wie den Nobelpreis auszunuhen. tzuoä erst äemonstrsaüum! Geht in Euch, bessert Euch und holt das Versäumte nachl Ihr habt von „Tarzan dem Affen" Lunderltausende verkauft; sorgt dafür, daß die Reymont-Auflagen jetzt in Zehntausenden gedruckt werden können. W.S. Reymont, Die polnischen Bauern »00^20 ooooooooc 4 farbig geschmückte Lalbleinenbände je M 6.— Eugen Diederichs Verlag in Jena