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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1877-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1877
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- Deutsch
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1530 Nichtamtlicher Theil. ölt' 94, 25. April. Nichtamtlicher Theil. Fron; Hansstaengl. Einer der beste» Männer seiner Zeit, ein bedeutendes Leben, groß als Künstler wie als Mann, dessen Andenken Tausenden unver geßlich bleiben wird, ist von uns geschieden. HofrathFranz Hansstaengl, k. preuß. Hof-Photograph, be schloß am 18. ds. in seinem geliebten München, im Kreise der Seinigen, sein thatenreiches Dasein. Der Sohn schlichter Landleutc, 1804 zu Baycrnrain im bayerischen Hochgebirge geboren, erweckte er schon als Knabe — die Särge der Landbewohner mit Blumen bemalend — die Aufmerk samkeit Aller, die ihn sahen. Sein zarter Sinn für Bildung, seine eminente Begabung und sei» begeisterter Drang nach Kunst führten ihn, 12 Jahre alt, durch Gönner unterstützt, nach München, wo er arbeitend, stndircnd und Unterricht ertheilend, später mit Alois Senncselder befreundet wurde und mit demselben sorschcnd, mit den Erfolgen ihrer damaligen Lithographie noch keineswegs befriedigt, beschloß, als einfacher Arbeiter nach Paris zu wandein, um sich bei Lemercicr zu vervoll kommnen. Was er dort erstrebt, legte er, nach Deutschland zurückgekehrt, in Dresden allen Sachverständigen und Kunstkennern vor Augen. Mit einer säst unglaublichen Anzahl Portraits hervorragender Persönlichkeiten und 190 Lithographien nach den Werken der be rühmten Dresdener Gallcric verbreitete sich sein Ruhm allmählich in die ganze civilisirte Welt. Von glühendem Bcrusseiser erfüllt, groß in Auffassung seiner selbstgestellten Ausgabe, mit stählerner Geduld und Ausdauer in Verfolgung seiner Ziele, war cs dem klaren Auge und der kunst- gewandten Hand des rastlosen Meisters vergönnt, mit seinen Schöpfungen viele tausend Herzen zu erfreuen, seinem Namen ein unvergängliches Denkmal in der Geschichte der Zeiten zu setzen. Was er uns als Künstler gewesen, ausführlich zu schildern, ist wohl gediegeneren Federn Vorbehalte». Dagegen, was er als Bürger, als Herr seines Hauses, als Freund uns war, läßt sich mit Worten nur — andcntcn; uach- empfiudcn nur von Dem, der ihn persönlich kannte! Selbst seinen Gegnern, den „Nachdruckern" seiner Werke, trat er mit schwerem Herzen und nur soweit entgegen, als er dies den Interessen seiner Familie verpflichtet zu sein erachtete. Ein leuchtendes Vorbild von Moral und Gerechtigkeitsliebe, sorgte er für seine jüngeren Brüder mit väterlicher Hingebung, und ließ seinen wacker» Söhnen die höchste Ausbildung verleihen. Seine Emsigkeit, seine impouirende würdige Erscheinung durch cinsach edles Wesen, sein srcundlicher Blick und gerades, mildes Wort wirkten erwärmend und belebend ans seine ganze Umgebung. Hatte Franz Hansstaengl Hunderten eine angesehene Lebens stellung geboten, so danken sie ihm Alle für sein liebenswürdiges Beispiel in Wort und That einen unauslöschlich höheren geistige» Schatz ihr ganzes Leben hindurch! Und in diesen, Sinne wirkt der verklärte Geist des deutschen Biedermannes in dankbarer Erinnerung in den Herzen vieler Tausende seiner Verehrer aus allen Kreisen der menschlichen Ge sellschaft für alle Zeiten fort! Allen, die ihn nur ein Mal gesehen, aber vorzugsweise Denen, die so glücklich waren, ihm näher zu stehen, ist er nur — entfernt; sein klarer Geist, sein edles Herz wird immer um uns sein und uns stets zu allem Guten begeistern. Dies sei unsere Hoffnung, unser Trost! München, 19. April 1877. „Nord und Süd." Eine deutsche Monatsschrift. Hcrausgegeben von Paul Lindau. In einem Feuilleton der „National-Zcitung" äußerte jüngst Ludwig Bambergcr gelegentlich einer Besprechung der „Deutschen Rundschau", er habe, seitdem diese deutsche Revue Glück zu machen scheine, stündlich die Ankündigung einer „Deutschen Umschau" oder eines „Deutschen Rundblicks" erwartet, gemäß der bekannten Er fahrung, daß der Erfolg eines Verlegers den Geist seiner College» nicht ruhen lasse, bis das Wettrennen der Concurrenz eröffnet sei. Seine Vermuthung hat ihn nicht getäuscht. Zwar der Name trägt einen anderen Klang, — was thut's, „Nam' ist Schall und Rauch" — statt „Umschau" oder „Rundblick" hcißt's „Nord und Süd"; in der That aber ist seine Prophezeiung erfüllt. Der „Rundschau" ist eine Rivalin erstanden, trotzdem der Herausgeber des jüngeren Unternehmens wiederholt und energisch dagegen protestirt hat. Wozu dieser Protest? Der Satz, daß wenn Zwei dasselbe thun, es nicht dasselbe ist, der Satz kann in diesem Falle wohl unbedingt zu gegeben werden. Denn jedem journalistischen Unternehmen gibt naturgemäß die Individualität des Herausgebers sein charakteristi sches Gepräge. Jedes Heft, das unter seiner Flagge ausgcht, wird meistentheils seiner Initiative sein Entstehen verdanken; er versam melt den Kreis der Mitarbeiter um sich; sein Geschmack, seinepersönliche Neigung ist für die Auswahl und für die Anordnung des Stoffes maßgebend und seine Persönlichkeit wird mehr oder weniger auch aus den Ton und die formelle Haltung des Blattes von unverkenn barem Einfluß sein. Und schließlich — um die leidige Concurrcnz- srage vorweg zu erledige» (und sie ist nicht gut zu umgehen, da sic schon vorher in allen intercssirtcn Kreisen spukte und ein lebhaftes Dafür und Dawider hervorries) — schließlich meine ich, daß nach der ganzen geschichtlichen Entwickelung und der gegenwärtigen Gestal tung unseres geistigen Lebens die Monopolisirung der geistigen Production, wie sie Frankreich zeitweilig in der „Uevas ckos ckoux Uonckos" hatte, als diese noch in Buloz's geschickten Händen lag, daß eine solche Monopolisirung uns Deutschen ein durchaus fremder Gedanke ist. Unzählige derartige Versuche sind bereits gescheitert. Und der Erfolg, den die „Rundschau" in ihrer kurzen Lausbahn errungen, ist durchaus kein überzeugender Gegenbeweis. Ihr Hauptabsatzseld ist im Ausland — vornehmlich in Rußland und in Amerika — und um die in der Fremde wohnenden Deutschen schlingt sie in der That ein gemeinsames geistiges Band und stärkt und befestigt das Bewußtsein der geistigen und wisscnschastlichen Zugehörigkeit zum Reiche. Aber den Deutschen im Allgemeinen fehlt diese geistige Gemeinschaft. Das geistige Leben drängt, auch nachdem die Schranken kleinstaatlicher Grenzen gefallen, nach Dcccntralisation, und wenn wir die Entwickelung unseres geistigen Lebens durch die letzten zwei Jahrhunderte verfolgen, so dürfen wir diese Thatsache kaum beklagen. Rom ist nicht an einem Tage erbaut worden. Es wird noch viel Wasser die Elbe hinabflicßen, bis unser politisches und geistiges Leben diese Ccntralisation, dieses einheitliche Zu- sammenstimmcn gesunden haben wird. Das von Bambergcr citirte apokryphe Wort Bismarck's, daß wir Deutschen weniger von dem Wunsch nach Einheit beseelt seien, als er geglaubt habe — dies Wort hat für das geistige Leben wenigstens seinen triftigen Grund. Doch genug der Abschweifung, die freilich zur Sache gehörte. Die Revuen ini Allgemeinen sind jedenfalls ein Zeichen der Zeit, weil sie einem Zeitbedürfniß entspringen. Der Forderung der Popularisirung des Wissens, die in unseren Tage» mehr als je sich Josef Drcßlcr.
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