Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1877

1532 Nichtamtlicher Theil. 91, 25. April. Rcchtssällc. Ist ein Verleger, wenn er einer Zeitung ein Inserat über ein bei ihm erschienenes Werk mit dem Austrage überweist, dasselbe nur dann auszunehmen, wenn gleichzeitig eine Besprechung des Werkes im redaktionellen Theil des Blattes erfolgt, verpflichtet, dieses Inserat zu zahlen, wenn die Insertion ohne gleichzeitige Be sprechung des Werkes erfolgt ist? Antwort! Nein! Als Beweis hierfür dürfte der nachstehende, gewiß nicht un interessante Fall dienen: Vor einiger Zeit übersandte dic Hosbuchhandlnng vonE. Bich- telcr L Co. in Berlin der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung ein Inserat mit der Weisung, dasselbe nur dann aufzunchmen, wenn gleichzeitig eine Besprechung des fraglichen Buches in derselben Nummer des Blattes ersolgen würde. Die Aufnahme des Inserates fand statt, jedoch ohne die zur Bedingung gestellte Recension. Beim Präsentircn der Inserat-Nota wurde von genannter Handlung deren Zahlung mit dem Bemerken beanstandet, daß die selbe nur dann geleistet würde, wenn nachträglich noch eine Be sprechung des Werkes erfolge. Dieses verweigerte die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, in dem irrthümlichen Glauben, hierzu nicht verpflichtet zu sein, und leitete die Klage ans Zahlung ein. Darauf hat das königl. Stadtgericht zu Berlin in dieser Sache dahin für Recht erkannt, daß Klägerin mit der Forderung abzu weisen sei. Misccllcn. Bitte an die Herren Sortimenter, Continuations- Veränderungen betr. — Eine noch häufig geübte Unsitte ist das Abbestellen von Continuationen aus Remittendensaclnren. Die derartige Continuations - Veränderungen meldenden Facturcn brauchen oft lange Zeit, che sie mit den dazu gehörigen Palleten nach Leipzig resp. an das Domicil des Verlegers gelangen; dieser ist bei großem Geschäftsdrang manchmal nicht im Stande, sogleich die Re- mittendcn auszupackcn, und so kann er ost erst nach Wochen eine Notiz von der Abbestellung nehmen. Inzwischen sind schon weitere Nummern oder Hefte des betreffenden Werkes expedirt, die dann mit nachdrücklichen Aufforderungen, die Abbestellung zu berück sichtigen, zurückkommen. Die Herren Sortimenter werden daher in beiderseitigem Interesse gebeten, Continuations - Veränderungen immer sogleich per Zettel anzuzeigcn und nicht erst, wenn nicht mehr gewünschte Hefte oder Nummern remittirt werden. Einer, der viele Continuationslisten in Ordnung zu halte» hat. Aus der Schweiz. Nach dem Geschäftsbericht des eid genössischen Departements des Innern vom Jahr 1876 wurden zu folge der mit dem Ausland abgeschlossenen Litcrarconvcntioncn 233 literarische Werke und künstlerische nebst 2 Katalogen 888 bei der schweizerischen Gesandtschaft in Paris cinregistrirt. Von den Conventionen mit Belgien, Italien und dem Norddeutschen Bund hat die erste 42 Eintragungen, die zweite 148 und die dritte 16 veranlaßt; dagegen hatten diejenigen mit Baden, Bayern, Hessen und Württemberg gar keine Eintragungen zur Folge. Aus dcrPicrer'schen Hofbuchdruckerei (Stephan Geibel L Co.) in Altcnburg sind soeben „Moltke's Briefe aus Rußland" (Berlin, Gebr. Paetel) in einer so geschmackvollen, von einer seltenen typographischen Kunstfertigkeit zeugenden Ausführung hervor gegangen, daß wir nicht unterlassen wollen, diese der deutschen Buchdruckerkunst zu wirklicher Zierde gereichende Production hier mit der Aufmerksamkeit des Buchhandels besonders zu empfehlen. Es ist für zweckmäßig erachtet worden, daß für den Gebrauch der deutschen Reichs- und Staatsbehörden ein einheitliches Pa- piersormat eingcführt werde und für dasselbe das Maß von 33 Centimetcr Höhe und 21 Ccntimeter Breite, unbeschadet der sür Briefpapier, Tabellen und in etwaigen sonstigen Ausnahmesällen üblichen anderen Formate, angenommen worden. Der preußische Finanz-Minister und der Minister des Innern haben die Behörden ihrer Ressorts durch Circularerlaß vom 9. v. M. behuss der Nach achtung hiervon in Kenntniß gesetzt. Den Kreisausschüssen, den Amtsvorstchcrn, den städtischen Magistraten, den Vorsteher» der Landgemeinden und den Gutsvorstchcrn soll empfohlen werden, sich auch ihrerseits des neuen Papiersormats im Geschästsverkehrc zu bedienen. Die Pariser Buchhändler waren neulich nicht wenig er staunt, als Tag sür Tag eine große Anzahl von Leuten bei ihnen vorsprach, um den Roman „Jnterlaken" zu kaufen, ein unbedeutendes Werk, das schon vor 20 Jahren erschiene» ist und seit langem voll ständig vergessen war. Es entstand eine vollständige Jagd nach dem alten Ladenhüter, und der Verleger des obscuren Buches dachte schon daran, eine neue Auflage veranstalten zu lassen, als das Räthsel sich aufklärtc. Es stellte sich nämlich heraus, daß Hunderte von Menschen anonyme Briese mit folgendem Inhalt bekommen hatte»! „Kausen Sie den Roman »Jnterlaken«! Sic werden darin viele Sie persönlich interessirendc Dinge finden." Auf diese Anzeige hin war eine beträchtliche Anzahl von Personen thöricht genug, ihre 4 Frs. für den alten Schmöker anzulegen. Bis jetzt hat sich nicht ausklären lassen, von wcmdie merkwürdigeSpeculation ansgegangen, ob von dem Autor oder von einem Buchhändler, der noch viel von der unverkäuslichen Waare auf Lager hatte. zösische Akademie hat die Revision des nach ihr benannten Wörter buches der französischen Sprache nun beendet, so daß die siebente Auslage desselben mit einem Vorwort von Sylvestre de Sach dem nächst erscheinen wird. Die letzte Auslage datirte vom Jahre 1835. LMwArnFliia «uck LWwt/wl'wlsseirsc?-»/?. Hsr- ausASAebou von vr. 3. ketrliolät. ckakiA. 1877. Lxril. Inkalt! Or. Titus Tablar. — 2uin XLwaristauisokon uuck bluropllisoken Likliokkalccvesan. — Varraiakniss ainsr ImA- lisokan lilostsrbibliotkalr aus ckar älitts ckas XII. ckkrkckts. — itur luttaratur ckar ckustirxesotro ckas Oautsoken Raiakas. — l-ittarakur unck llisaallan. -- ^.llgamaina HibliaSrapkia. Pcrsonalnachrichtcn. Herrn Edmund Bartholomäus (Firma! F.Bartholomäus) in Erfurt ist vom Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha das Ritter kreuz II. Classc vom Herzog!. Sachscn-Erneslinischen Hausorden ver liehen worden. Von dem König von Württemberg ist der Firma Gebrüder Kröuerin Stuttgart in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistung en im Gebiete des Buch- und Kunstverlages die große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen worden. Abgesehen von den gewöhnlichen Mittheilungen ans den Kreisen des Buchhandels, finden auch anderweitige Einsendungen, wie: Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckcrkunst — Aussätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung, des Urheberrechts und der Lehre vom Verlagsoertrag — Mittheilungen zur Bücherkunde — Schilderungen aus dem Verkehr zwischen Schriftsteller und Ver leger — sowie statistische Berichte ans dem Felde der Literatur und des Buchhandels willkommene Ausnahme und angemessene Honorirung.