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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1877
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- Deutsch
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1718 Nichtamtlicher Theil. 104, 7. Mai. mehr abnehmcu, je entschiedener der Buchhandel seine Stellung aus der Höhe der Zeit nehme. Er trinke also aus das Wohl des hochgebildeten, intelligenten, seinen Beruf richtig erfassenden und voll anssüllendeu Buchhändlers. Nachdem hieraus aus Veranlassung des Herrn Fritz Gerold eine Sammlung zu Gunsten des Berliner Uuterstützungsvcreins stattgesundeu und reichlichen Ertrag gehabt, und Herr Siegbert Meyer aus Berlin durch den Vortrag einer aus den Buchhandel, seine Mängel und Schwächen bezüglichen Parodie der Kapuziner- Predigt aus Wallenstein's Lager zur Erheiterung der ernsten Gäste beizutragen sich bemüht hatte, machte Herr Hinstorss aus Wismar den Versuch, zu der Versammlung zu reden. Wir haben lebhaft zu bedauern, das; cs bei dem Versuche blieb, und cs dem so all gemein verehrten Jubilar nicht möglich war, sich Gehör zu ver schaffen. Die Versammlung war aber leider bereits in dem Stadium, wo kräftigere Lungen nöthig sind, dem brausenden, tobenden Meere Ruhe zu gebieten, und so möge sich der Redner- Aspirant wenigstens mit dem Bewußtsein trösten, daß es der immer wiederholte Ansbruch von Beifall und allgemeiner Zu neigung war, der ihn am Reden hinderte. Es ist hier der Ort, der Tafel lieber zu gedenken, von denen nunmehr das zweite zum kunstvollen Vortrag kam. Auch dieser Zweig des „Buchgewerbes" erfreut sich seit vorigem Jahre von Seiten des Fcstcomitös kunstsinniger Pflege. Wir erhielten die beiden diesjährigen Products, von denen sich auch dem In halte nach vorzüglich das zweite, „das Lied von den verwandten Geschäftszweigen", durch den echten, gesunden Humor auszeichncte, mit welchem es der Zukunft unseres Standes die erfreulichsten Perspectiven öffnete, in einer neuen und originellen Ausstattung. Dasselbe war ans Büttenpapier gedruckt, mit Kops- und Schluß stück versehen und wurde in eleganter, geschmackvoll ausgestattetcr Leinwanddccke überreicht, während das erste, ein „unzerreißbarer Wahlzettel", aus Leinwand gedruckt war und znsammcngcrollt wie ein Papyros zur Berthcilung kam. Der Verfasser des „Liedes von den verwandten Geschäftszweigen" war unschwer zu crrathen; er mußte dem stürmischen Beifall, den das heitere Kind seiner Muse hervorries, nachgcbcn und sich den dankbaren Empfängern zeigen. Dies ergab für Herrn Otto Holtze die passende Gelegenheit, um eine Schuld abzutragcn: den Dank der Versammlung für die vorzüglichen Leistungen des Fcstcomitös zum Ausdruck zu bringen. Die Herren säßen da, als sei gar nichts passirt, wohl aber sei etwas passirt, sie hätten Probe gegessen, Probe getrunken, Musik bestellt und — last not least — für gute Plätze gesorgt. Das Letztere sei so wichtig, daß unser Festcomite nicht nur der Stadt Leipzig in dieser Richtung zum Vorbild diene, ja den Dank des ganzen Reiches sich erworben habe. Denn auch unsere Stadt erwarte einen Gast, der sogar nicht nur Stammgast zu werden, sondern sein dauerndes Domicil bei uns zu behalten bestimmt sei, und dem einen besonders guten Platz zu bereiten ihre Ausgabe sei: das Reichsgericht. Freilich könne Redner nicht finden, daß die Verlegenheit wegen der Wahl dieses Platzes so groß sei, als oft behauptet werde. Im Gegcntheil: schon der provisorisch gewählte Sitz des Reichsgerichts, die Georgenhalle, sei ganz vorzüglich geeignet; denn abgesehen davon, daß ihre jetzigen Mitbewohner, die Fleischhallen und der vortreffliche Esterhazy-Weinkeller, eine gute Vorbedeutung sei, daß cs an Speise und Trank nicht fehlen werde, so sei es auch da in glücklichster Nachbarschaft, denn das Haus stände zwischen dem Palais des Königs von Sachsen und dem Cafö Fürst Reichskanzler, welche beide sich bekannllich vortrefflich vertrügen. Aber auch für das definitive Gebäude mangle es nicht an geeigneten Plätzen. Da sei zuerst das Terrain in der Nähe des Pfaffendorfer Hofes. Nicht Eingeweihte», denen der Name vielleicht ominös klinge, wolle er bemerken, daß darin keine Pfaffen-, sondern eine gute deutsche Wirth- schast sei. Ob überhaupt eine Beziehung zwischen Pfaffen und Hosen stattfände, entzöge sich seiner Beurtheilung, jedenfalls befände sich aber in der Nähe ein anderes Etablissement, welches etwaigen Ver suchen zur Verbreitung von Dunkelheit die Spitze bieten würde: die städtische Gasanstalt. Auch das Terrain des botanischen Gartens sei nicht zu verachten und gewiß nicht zu fürchten, daß das Gericht dort nur „vegctiren", oder bloß kryptogamische Pflanzen, die mit ihrem Geschlecht und ihren; Ursprung sich ins Dunkel hüllen müßten, producircn würde. Und was den Vorwurf der zu großen Feuchtigkeit dieses Platzes beträfe, so sei dies doch gewiß für uns Deutsche kein Fehler. Endlich werde auch vom Hotel de Pruste gesprochen. Da müsse man freilich die Hoffnung aussprechcn, daß das Gericht kein „Preußischer Hof" der Reichsjustiz werden möchte; doch auch dafür sei gesorgt, stände ja doch gleich daneben als Corrcctiv der gute alte sächsische Kurprinz. Um aus den Ausgangspunkt zurück- zukommcn, wolle er die Hoffnung aussprechen, daß diese wichtige Platzfragc so glücklich und zu so allgemeiner Zufriedenheit gelöst würde, wie die Platzfrage bei unserem heutigen Diner, und er ent spräche gewiß dem Wunsche der ganzen Versammlung, wenn er sie aussorderc, auf das Wohl des unermüdlich und mit so glänzen den; Erfolge thätigen Comitös zu trinken. Die beiden letzten Redner, die sich in der immer mehr zur Geltung kommenden Feststimmung allerdings nur schwer verständ lich machen konnten, waren Herr Schauenburg aus Lahr, welcher des aus den Tag des Festmahls fallenden 25jährigen Regierungs jubiläums des Großherzogs von Baden gedachte und den; national gesinnten freisinnigen Fürsten ein Hoch brachte, und Herr Hertz aus Berlin, der aus das Wohl der Stadt Leipzig, der Heimath von Wissenschaft, Kunst, Literatur und Buchhandel, trank und rühmend die Iheilnchmendc Ausnahme hervorhob, welche alle Gäste immerdar in ihren Mauern fänden. Damit war denn die Reihe der Trinksprüche beendet, Nie mand, und wäre cs auch der gewaltigste Rufer im Streit gewesen, hätte wohl mehr diese hochgehenden Wogen beherrschen können. Lange aber blieb die Versammlung noch beisammen, sei es beim letzten Glase Wein im Saal oder bei einer Tasse Kaffee im Garten. In allen Räumen aber und noch weit sich vertheilcnd durch die Straßen der Stadt, war der Buchhändler diesen Abend leicht zu unterscheiden von dem gewöhnlichen Menschen, denn er trug unter den; Arme oder in der Seitentasche seines Paletots weithin leuchtend in weißer Calicodccke das „Lied von den verwandten Geschäfts zweigen". R. W. Miscellcn. Anfrage an den Antiguarhandcl. — Ist der Antiquar bei seinen Offerten gehalten, verschiedenartige Einbände des offerirten Exemplars anzugebcn, und ist der Besteller, dem z. B. ein Werk in 3 Quartbänden in 3 verschiedenen Einbänden zuge schickt wird, wovon die Offerte nichts erwähnte, rcmisstonsbercchtigt, oder nicht? Bibliographisches. — In Oantüs, Oiotionnairo bio^ia- pbiguo (Paris 1875, Boyer L Co.) sind die Titel der Werke deutscher Autoren ins Französische übersetzt; da findet sich nun (Seite gg) unter: Birch-Pfciffer: Psefferroesel (I-'äno cks xoivro); der Uebcrsetzer verstand: Pfeffer-Esel.
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