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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-03-21
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1877
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- Deutsch
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1082 Nichtamtlicher Theil. SS, 21. März. neue Erscheinungen, eine Anzahl amerikanischer Publikationen ein geschlossen, katalogisirt. Nach den Jahreskatalogen von Sampson Low sind in England seit 1860 durchschnittlich 4500 Werke jähr lich im Drucke herausgegeben worden. In Italien beträgt die Zahl der jährlich erscheinenden Druck schriften ca. 7000; im Jahre 1872 erschienen deren 6798; nähere Angaben gelangten seitdem nicht in die Oeffentlichkeit. Rußland soll während der beiden Jahre 1873/74 zusammen 520K Druckschriften hervorgebracht haben, unter welchen wie immer Uebersetzungswerke aus anderen Sprachen die erste Stelle cinneh- men. Neuere Daten fehlen. In Betreff der übrigen Länder können wir ebenfalls genauere Mittheilungen über die Quantität der jährlichen literarischen Pro duction nicht angeben. In Dänemark, Belgien und Holland ist die Thätigkeit des Buchhandels eine sehr rege und steht jedenfalls hin ter der Frankreichs und Englands nicht zurück. Aus der spanischen Halbinsel, in den scandinavischcn und nordamcrikanischcn Staaten ist die Büchcrproduction noch erheblicher Entwicklung fähig, im europäischen Orient hat sie es über die ersten Ansangsstadien kaum hinausgebracht, klebrigen? existiren für jedes dieser Länder biblio graphische und literarisch brauchbare liebersichten, welche indessen für statistische Zwecke nicht ausreichend erscheinen. Um so eingehender können wir die Erzeugnisse des deutschen Buchhandels betrachten, welche in den vortrefflichen Hinrichs'schen Katalogen nicht nur nach Namen der Verfasser, sondern auch nach den einzelnen Litcraturzw eigen geordnet verzeichnet werden. Es läßt sich aus der hier folgenden Aufstellung, deren Zahlen authen tisch sind, genau ersehen, in welchem Berhältniß die verschiedenen Literaturzweige an der Gesamintproduction betheiligt sind. 1871 1872 1875 1876 1. Sammel- und Literaturwerke 279 321 308 347 2. Theologie 1362 1234 1084 1146 3. Jurisprudenz, Politik . . . 1052 1015 1177 1329 4. Medicin 459 485 791 703 5. Naturwissenschaften . . . 579 587 783 848 6. Philosophie 153 180 199 178 7. Pädagogik, Schulbücher . . 1059 1266 1328 1629 8. Jugcndschristen 310 296 366 452 9. Sprachwissenschaft.... 694 784 832 892 10. Geschichte und Geographie . 1139 1002 1022 983 11. Mathematik, Astronomie . . 144 ISO 200 190 12. Kriegswissenschaft .... 251 318 316 339 13. Handel und Gewerbe . . . 453 488 576 531 14. Technologie 206 259 394 386 15. Land- und Forstwirthschaft . 339 353 448 443 16. Schöne Literatur, Künste . . 1335 1418 1539 1635 17. Volksschichten 236 209 471 547 18. Vermischte Schriften . . . 415 552 466 496 19. Karten 204 200 216 282 Jnsgesammt 10669 11127 12518 13356 Schon seit vielen Jahren läßt sich in diesen Zahlen eine gewisse Stätigkeit bemerken. Theologie und Belletristik haben von jeher und nicht nur in der deutschen Literatur ein gewisses Ucbergewicht in der geistigen Production behauptet; neuerdings freilich scheint, wie ans obigen Zahlen ersichtlich, das Interesse für theologische Schriften ebenso sehr in der Abnahme, wie das für belletristische Werke in der Zunahme begriffen. Thatsache ist, daß noch vor zwanzig Jahren der vierte Theil der deutschen Literatur der Theologie angehörte, während dieselbe jetzt noch nicht einmal ein Zehntel der neuen Er scheinungen ihr eigen nennen kann. Dagegen haben Pädagogik und Geschichtswissenschaft, letztere namentlich unmittelbar nach dem Kriege, um so größere Zahlen aufzuweisen, wie in niederem Maße alle anderen Fächer, insbesondere Naturwissenschaften und Meinem. Ganz in ähnlichen Verhältnissen bewegt sich die Bücherproductivn der übrigen Länder. Was den deutschen Buchhandel selbst anbetrifft, so gehörten ihm im vorigen Jahre nicht weniger als 4835 Firmen an, welche sich theils mit dem Verlage, theils mit dem Vertreiben, nicht selten auch mit beiden Geschäften befassen; sie stehen, Dank einer etwas patriachalisch-zopsigen, im Ganzen aber wohlbewährten Organisa tion, sämmtlich durch den Ccntralpunkt Leipzig, wo jeder Buchhändler durch einen Commissionär vertreten ist, in direkter Verbindung mit einander. Deutschland allein zählt 3K2K Firmen, Oesterreich- Ungarn 588, die Schweiz 1KS, Rußland 97, die Niederlande 55, Frankreich 41, Schweden-Norwegen 37, Großbritannien 33, Italien und Dänemark je 29, Belgien 26, Rumänien 11, die Türkei 4, Spanien 2, Griechenland und Serbien je 1, Amerika 79, Asien 3 (in Aeddo und Tiflis), Afrika (Alexandrien) 2 und Australien 2 deutsche Buchhandlungen. In Bezug aus die Vcrlagsthätigkcit steht das Königreich Sachsen allen anderen Ländern voran; es producirt fast ein Drittheil aller neu erscheinenden Werke. Um hier auch die Bibliotheken nicht unerwähnt zu lassen, so sei bemerkt, daß nach Petzholdt's neuem Adreßbuch in Deutschland gegenwärtig 2736 öffentliche Bibliotheken in 1066 verschiedenen Städten bestehen. So glänzend sich nun auch alle diese Zahlen für Deutschland ausnehmen, so wollen wir es doch nicht unterlassen, auf eine That sache hinzuweisen, welche darüber einen dunklen Schatten wirft. Fragt man nämlich nach dem Bücherbedars der verschiedenen Länder, so lassen sich zwar darüber nicht einmal annähernde Schätzun gen geben, allein wir wissen, daß das deutsche Publicum, so sehr es auch die Bücher liebt und liest, kein bücherkaufendes ist, wie das Publicum in Frankreich und England, wo die Verleger auf weit größeren Absatz rechnen, daher höhere Auflagen und billigere Preise machen können, als bei uns in Deutschland. Wie klein die Auflagen deutscher Bücher gestellt werden müssen, geht aus der Thatsache her vor, daß Romane und wissenschaftliche Werke öfter in weniger als in mehr denn 1000 Exemplaren gedruckt werden und daß selbst Schriften, welche besonderes Aussehen erregen, wie z. B. Spielhagen's Romane oder Darwin's Werke, in nicht viel größerer Zahl abgcsetzt werden. Es ist kaum glaublich, welch ein schlechter Bücherkäuser der Deutsche ist und welchen geringen materiellen Gewinn um dieser leidigen Ur sache willen Buchhändler und Autoren erzielen. Vor fünf Jahren hat einmal Georg Hirth, der bekannte staats- und volkswirthschafllichc Schriftsteller, aus Grund ziemlich zutreffender Berechnungen den Ge- sammtjahresverbrauch an Büchern in Deutschland aus acht Millionen Thaler veranschlagt, eine Summe, die etwa so groß ist, wie das Er- trägniß der Kaffecstcuer, oder noch nicht halb so groß, als der Betrag der Branntweinsteuer imDeutschenReichc! Darnach bemessen, würde dieAusgabesürliterarischeBedürsnissein Deutschland aufetwa 1 Thlr. pro Familie oder 80 Psg. pro Kopf betragen. Von jenen acht Millio nen beanspruchen nur Papierhändler und Buchdrucker weitaus den größten Theil — an dem Rest participiren Buchhändler, Buch binder und — Autoren. Wenn trotzdem weder die Buchhändler noch die Autoren den Math verlieren, wenn sie trotz ihres geringen Gewinnes eine unausgesetzte Thätigkeit entsalten, um den deutschen Büchermarkt aus der ihm gebührenden Höhe zu halten, so hat wahrlich das deutsche Publicum die geringste Veranlassung, sich das Verdienst zu vindiciren, daß die deutsche Literatur, was Quan tität und Qualität anbetrifft, den Literaturen aller übrigen Nationen überlegen ist.
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