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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1924
- Sprache
- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 121, 23. Mai 1924. Was aber dies« an sich schon ungeheure Last noch besonders schwer machte, das war die inner« Uneinigkeit des Buchhandels, das waren die schweren Kämpfe, die innerhalb des Vereins ausgesochten werden mutzten. Man mutz es leider sagen: der Erlatz der Notstandsordnung vor sechs Jahren war der Ab schluß derjenigen Periode, in der sich Verlag und Sortiment innerhalb des Vereins friedlich auseinandersetzten, und sie ist abgelöst worden von derjenigen Periode, die dadurch charakteri siert ist, daß sich Verlegerverein und Gilde außerhalb der Orga nisation des Börsenvereins gestellt haben und daß zuerst die Gilde und dann — offenbar der Parität wegen — (Heiterkeit) auch der Verlegerverein den Börsenverein verklagt haben. So waren die Zustände, mein« verehrten Kollegen, in diesen sechs Jahren. Das müssen wir uns einmal so recht vergegen wärtigen, um zu fühlen, wie unendlich schwer di« Stellung des Vorstandes und insbesondere des Ersten Vorstehers gewesen ist. (Bravo!) Ja, meine verehrten Kollegen, in dieser Stunde darf ich es sagen: das Amt des Ersten Vorstehers ist nicht leicht ge wesen, und es wird niemals leicht sein. -Aber so schwer, wie wir und die Verhältnisse es unserem Herrn Hofrat vr. Meiner ge macht haben, so schwer war es noch niemals zuvor. Ja, «s waren heftige Stürme, gegen die er anzukämpfen hatte, es war ein klippenreiches Fahrwasser, durch das er unser Börsenver einsschiff steuern mußte, und zurllckblickend dürfen wir heut« freudig und dankbar sagen: Dieser Steuermann hat sich bewährt (lebhafte Zustimmung), — hat sich bewährt als kundig und treu, als stark und unermüdlich, obgleich die Anforderungen selbst die Grenzen seiner außergewöhnlich großen körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit zu überschreiten drohten. Eine Tugend aber wollen wir in dieser Stunde auch nicht vergaffen, zu deren Ausübung wir ihm ganz besonders viel Veranlassung gegeben haben: das -ist di« Tugend der Geduld. Er hat sich heute als das Freiexemplar einer Partie bezeichnet. (Heiterkeit.) Nein, meine verehrten Kollegen, ganz im Gegen teil: er ist stets die Seele des Ganzen gewesen. Mit seiner Amts führung hat er sich ein bleibendes Denkmal in der Geschichte des Börsenvereins gesetzt, und die Ära Meiner wird für alle Zeiten unvergessen sein. So blicken wir heut« mit freudiger Dankbarkeit auf seine Tätigkeit zurück. So ist es uns ein tiefgefühltes Bedürfnis, ihn zu grüßen und ihm unfern herzlichsten Dank für das zu sagen, was er uns gewesen ist, und mir, meine Kollegen, ist es eine besondere Ehre und Freude, an dieser Stelle namens des ge samten Buchhandels ihm diesen Dank zum Ausdruck zu bringen. Aber von dem scheidenden Vorsteher schweifen unsere Ge danken zu dem neu erwählten. Es ist ein schweres und schönes Amt, das er übernommen hat. Wir kennen Herrn Röder als einen Mann, der ganz genau weiß, was er leisten kann und was er leisten will, und der dazu auch die rechten Wege gehen wird. Er wird vor allem im nächsten Jahre die schöne Aufgabe haben, in der größten Öffentlichkeit den Börsenverein bei seinem hundert jährigen Jubiläum zu vertreten. Er wird die Aufgabe haben, darüber hinaus die Organisation den neuen geänderten Verhält nissen anzupafscn. Wir grüßen ihn in dieser Stunde und wün schen ihm Glück. Möge er einst mit derselben Genugtuung auf seine Amtsführung zurückblicken wie der scheidende Hofrat vr. Meiner! Sie aber, meine Kollegen, bitte ich, die Gläser zu erheben und einzustimmen in den Ruf: Der neu« Erste Vorsteher des Börsenvereins, er lebe hoch! — hoch! — hoch! Ein Abschiedslied für Herrn Hofrat vr. Meiner nach der Melodie: Tutankhamen Chimmy wurde nach dieser Rede mit allgemeiner Hingabe gesungen und fand infolge der gelungenen Art, wie sich der Inhalt der ägyptischen Melodie anpatzt«, vielen Anklang. Es gefiel allgemein, sodaß der begnadete Dichter (Herr Oscar de Lia-gre) von seinen Freunden auf die Schulter gehoben und der Festversammlung zum Applaus Präsentiert wurde. Reicher Beifall dankt« dem glücklichen Dichter, das Lied mußte noch ein mal gesungen werden, so sehr hatte es gezündet. Herr Georg Merseburger, der in den letzten Jahren schon immer die Aufgabe des unvergeßlichen Otto Petters über nommen hatte, für die Unglücklichen unseres Standes die Herzen zu! rühren, hat sich schon so gut in dieses schwere Amt eingewöhnt, datz seine Beliebtheit hinter der von Otto Petters kaum mehr znrllcksteht. Mit Händeklatschen und Heiterkeit wurde er empfan gen; noch bevor er überhaupt einen Ton gesagt hatte, wurde er durch die Zurufe »Lauter! - daran erinnert, alle Kraft der Stimm« zu sammenzunehmen, damit von seinen humoristischen Ausführungen auch den ferner Sitzenden nichts verloren gehe. Die nachfolgenden Worte können gelesen nicht denselben -Eindruck erwecken, als wenn man Herrn Merseburger mit seiner Mimik und den geschickt sinze- flochtenen Pausen vor sich auf der Kanzel sieht: Meine Damen und Herren, sobald Sie leiser sind, werde ich lauter fein. (Heiterkeit.) Zunächst erbitte ich das Wort zu einer persönlichen Erklä rung. (Heiterkeit.) Ich mutz leider auch in diesem Saale wiederholen, daß ich kein Festausschuß mehr bin. Die Herren vom Festausschuß werden mir das bestätigen. (Große Heiter keit.) Ich werde fortgesetzt dafür angepslaumt. Ich bin nicht daran schuld, daß -die Musik hier so laut klingt, und verbitte mir das, daß ich hier immer so derjenige gewesen sein soll. (Heiter- keit.) Dort hinten hat man mir gesagt, es fehlte Verschiedenes. (Mit erhobener Stimme:) Es geht mich gar nichts an, was Ihnen da hinten fehlt! (Heiterkeit.) Außerdem ist behauptet worden, ich hätte an dieser Stelle im vorigen Jahre die Äuße rung getan, der Wahlausschuß wäre eine humoristische Einrich tung. (Erneute Heiterkeit.) Dar ist nicht wahr! Er ist eine grausame Einrichtung (Heiterkeit), eine der qualvollsten Ein- richtungen des Börsenvereins überhaupt. Das möchte ich hier mit festgestellt haben. Die Behauptung ist sogar in die Presse übergegangen, — nicht wahr, Herr Junius? — So, das war das erste. Nun, meine Herrschaften, möchte ich mich Ihnen zunächst einmal als Gedankenleser produzieren. Sie denken doch alle, daß ich Ihnen jetzt eine Red« halten wolle. (Zustimmung.) Es fällt mir gar nicht ein. Ich habe nicht die Absicht, Ihnen jetzt eine Rede zu halten, sondern ich will auch nur wieder eine Erklärung abgeben. (Heiterkeit.) Das ist nämlich die: Sie wissen all«, weshalb ich hier stehe. (Heitere Zustimmung.) — Na also, und da ist es doch traurig, datz man Ihnen da erst noch etwas Vorreden muß (Heiterkeit), -damit Sie dann so freundlich sind, ein paar lumpige Sachen auf den Teller zu werfen. Das ist schimpflich. Das entspricht der Würde des Buchhandels nicht. Sic haben gehört, was die Würde des Buchhandels verlangt. Hoffentlich haben Sie gut aufgepaßt. (Heitere Zurufe.) — Es ist traurig genug! Wir Ivollen die Sache einmal umgedreht machen: wir wollen erst einmal bezahlen und -dann wollen wir reden (Hei- terkeit), und dann wird es von dem Ergebnis abhängen, ob ich überhaupt mit mir reden lasse. (Große Heiterkeit.— Hände klatschen.) Also greifen Sie zunächst einmal hinein in die Porte feuilles! Meine Myrmidonen stürzen sich jetzt mit erneuter Kraft auf Sie. Ich werde den Vorgang von hier aus beobach ten, und dann werden wir sehen, was weiter wird. Es geht los! (Bravo! — Die -Sammlung beginnt.) Darf ich dann weiter reden? (Zustimmung.) — Also nun kann die Sach« weiter gehen. Die Kassen bitte ich an den Fest ausschuß abzuliefern. Soweit mir bis jetzt Meldungen geworden sind, ist das Ergebnis befriedigend (Heiterkeit), — so 3b. (Erneute Heiter keit.) Also ich kann fortfahren. (Zurufe. — Paris«. — Rufe: Weiter reden!) — Bei dem Krach soll der Teufel weiter reden. (Zurufe von verschiedenen Seiten.) — Ich sehe schon: z-u reden ist hier -unmöglich; da müssen wir das eben singen, was wir reden wollen. Außerdem muß ich gestehen: das Ergebnis der Verhandlungen, die wir in den letzten Tagen erlebt haben, ist sehr mager. (Heiterkeit.) Es sind überhaupt keine Dauerreden gehalten worden. (Große Heiterkeit.) Wenn wir dachten: »Jetzt geht es los«, dann war es immer gleich alle. Was war das gestern in den Orts- und Kreisvereinen für eine dürftige Ver sammlung! Wir hatten gedacht, daß wir uns bis um 9 Uhr ver sammeln könnten, und um 5 Uhr mußten schon auswärtig« Kol legen ins Kasseenäppchen. (Große Heiterkeit.) Was hätte da
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