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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1924
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- Deutsch
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121, 23. Mai 1924. Redaktioneller Teil. VSrt-nbl-u s. d. Dtich». »llchh»n«-I. 7ZgS noch alles geredet werden können! (Heiterkeit.) Ich hätte Ihnen heute eine Rede zurecht machen können, die noch viel -schöner ge wesen wäre als die meiner beiden Vorgänger. Nichts von alledem! Einige Sachen sind allerdings gar nicht übel gewesen; aber es läßt sich nicht sehr viel daraus machen. Es ist ein Kantate-Meßwunder aufgeiaucht: ein Mann mit zwei Kopsen. (Heiterkeit.) Wie wollen Sie diese zwei Köpfe unter einen Hut bringen? (Stürmische Heiterkeit. — Zurufe von verschiedenen Seiten.) — Ja, das ist ungefähr der ganze Salat. (Heiterkeit.) Das ist doch zu wenig! Das habe ich mir gleich gesagt. Ich habe mir gesagt: in diesem Jahre ist nicht viel herauszuholeu; da bereitet man seine Sache hübsch zu Haus« vor, abgemalt und abgedruckt, gibt sie den lieben Kollegen in die Hände, und dann singen wir es eben alle miteinander. (Große Heiterkeit.) Das ist das Ein fachste, Praktischste und — Teuerste! (Erneute Heiterkeit.) Frei lich so teuer, wie Sie vielleicht denken, ist es nicht: die verehrten Geber stehen hinten abgemalt und ausgeschrieben. Also, lieber Curth, jetzt bitte ich Sie, die Melodie des Liedes, das ich nachher ansage, — einen Augenblick! nicht so stürmisch! — und dann möglichst das Geräusch in der Musik weglassen! (Große Heiterkeit.) Also einen Augenblick, lieber Curth! Wir singen jetzt zu Beginn unserer fidelen Stimmung oder in Fort setzung dieser fanrosen Stimmung, wie sie unser Freund Deli hier in den Saal -gehauen hat, ein Festlie-d, betitelt: »Ausgerech net Kantate — Buchhändlerische -Gemüse«, Kraut- -und Salat schüssel-. Ich bemerke noch, daß ich heute abend mit Herrn Selke nach Persien abreis« und für die nächsten drei Monat« nicht auf findbar bin. (Heiterkeit.) — Das ist nur für den Fall, daß sich jemand hier für den Urheber interessieren sollte. (Große Heiterkeit.) Das Lied ist leider zu singen nach der großen Jnflations- melodie, die Ihnen der Herr Curth jetzt vorspielt. Los! (Die Musik setzt ein.) Es steigt Vers l. Er handelt von der großen Frühlings schlacht im Buchhandel. Im Anschluß an di« Red« des Herrn Merseburger wurde nun also das zweite K-antatefestlied: »Ausgerechnet Kantate. Buchhändlerische Gemüse-, Kraut- untz,- Salatschüssel, garniert und serviert von Erich und Schorch« (Erich Grüner und Georg Merseburger) gesungen, und zwar ausgerechnet nach der gruseligen großen Jnflotionsmelodie. Die fünf Verse des außerordentlich gelungenen Gedichts handeln l. von der großen Frühlingsschlacht im BuchlMn-del, 2. von Wehmut, Sehnsucht und Erfüllung, 3. vom heiligen Ochs von Lauenstein, 4. vom Kunter bunt im Jahresrund, 5. von der großen Jnflationsblase, und ihr lustiger Inhalt versetzte die Festvsrs-ammlung in heitere, ausge lassene Stimmung. Der Maler Erich Grüner hatte für ein« präch tige bibliophile Ausstattung des Liederdruckes und für «ine künst lerische Wiedergabe der humorvollen Farbendrucke -gesorgt. Die Teller sammlung für di« Bedrückten unseres Stan des brachte 2100 Goldmark. Hier sei auch gleich bemerkt, daß am Sonnabend vorher, wie uns mitgeteilt wurde, in Aeckcrleins Keller bereits über 800 Gm. zu gleichem Zwecke zusammen-gekommen waren. Weiter« Mitteilungen dieser und ähnlicher Art wird das Börsenblatt auch nachträglich noch gern für die Nachwelt fest hallen, wenn ihm solche gemeldet werden. Mit großer Freigebigkeit haben dieses Jahr verschiedene Ver leger und viele Leipziger graphische Firmen Festgaben für die Teilnehmer des Kantatemahles gestiftet. Immer und immer wieder erhielten -die zu fröhlichem Mahle Vereinigten wertvolle Angedenken auf den Tisch gelegt, sodaß sich bald ein ganzer Stoß türmt«, bis schließlich noch ein großer fester Drucksachenbeutel verteilt wurde, der Wohl gegen 15 der verschiedensten Gaben enthielt. Am Schluß die ses Berichts sind die einzelnen Gaben alle »steckbrieflich» genau ausgeführt, wobei wir nur die Hoffnung aussprechen möchten, daß wir olle erhalten haben. Einzelne, besonders wertvollere Gaben waren nicht in der vollen Anzahl der Festteilnehmer geliefert wor den und konnten daher nicht an jeden abgegeben werden. Zum Teil lag das auch daran, daß die Zahl der Festteilnehmer durch ver spätete Anmeldung sich gerade in den letzten Stunden noch bedeutend vermehrt hatte, also eine geringere Zahl von Teilnehmern den gebe freudigen Firmen gemeldet worden war, als sich schließlich doch eingefunden hatte. Das Gesumme der Stimmen war inzwischen überlaut geworden, die von dielen schon lange ersehnte Zigarre hatte auch den Schweig samsten die Zunge gelöst, und es gehörte schon ein großer Aufwand von Lungenkraft dazu, als sich Herr Richard Dane hl- Goslar noch Las Gehör der Versammlung verschaffte, um in einem Hoch auf die Stadt Leipzig, »unser Leipzig», die warmen Gefühle der Buchhändler für die Zentrale des Buchhandels kundzutun: Meine Damen und Herren! Liebe Herren Kollegen! Ich glaube, es ist ein -wahnwitziges Unternehmen, wenn ich versuche, mir Ihr« Aufmerksamkeit für ein paar Worte zu erzwingen. Es haben geredet: der Vertreter der Reichsregierung, die Vertreter der Stadt Leipzig, -zwei Hofrätc, und wenn dann so ein armes Luder aus der Provinz kommt, so ein unscheinbarer kleiner Buch händler, dann ist das wirklich ein wahnwitziges Unternehmen. Meine Damen und Herren, wenn ich nach Berlin komme, so hat dieses Wort »aus der Provinz» -wirklich so einen gewissen Bei geschmack; wenn ich aber -zu Kantate aus der Provinz nach Leip zig komme, dann wird aus dem kleinen Buchhändler ein großer Buchhändler; dann wachse ich. (Heiterkeit. — Zustimmung.) Sie, meine Herren aus -der Großstadt, Sie wissen es ja gar nicht, welche Stunden der inneren Befriedigung es für uns, für die Buchhändler aus der Provinz ist, diesen Tag mit Ihnen in Leipzig verleben zu dürfen. Meine Herren, es sind erst wenige Monate -vorüber, da hieß es: »Ich habe den Verkehr mit Leipzig eingestellt». Und ganz anders ist es heute! Reumütig sind wir -alle wieder nach Leip zig zurückgekehrt, und es ist ein Gefühl des heißen Dankes, das mich erfüllt, wenn ich hier steh«, und diesem Gefühl möchte ich Ausdruck -geben. (Lebhaftes Bravo.) Wir haben es ja gar nicht für möglich gehalten, daß wir heute diese Stunden hier verleben könnten! (Bravo!) Und, meine Damen und Herren, wenn wir nach Leipzig koinmen, so ist es nicht das Buchhändlerhaus, - nein, das ist unser Buchhändlerhaus (Bravo!), und es ist nicht Leipzig, sondern das ist -unser Leipzig (stürmisches Bravo!), dem wir treu sind. (Stürmisches Händeklatschen.) Und, meine Damen und Herren, so glaube ich denn in Ihrem Sinn« zu sprechen. Ich konnte nicht anders. Diesem Gefühl des Tan kes müssen wir Ausdruck geben. Herr Hofrat vr. Meiner hat gesagt: »Wir wollen ertönen lassen das Hohelied der Vrt«:- landsliebe». Ich sage Ihnen: »Wir wollen ertönen lassen das Lied der Heimat, der Heimatliebe», und für uns Buchhändler ist ja Leipzig die Heimat. (Lebhaftes Bravo.) Leipzig, unser Leipzig, es lebe hoch! — hoch! — und nochmals hoch! Mit stürmischem Beifall stimmten die Versammelten in die Hochruf« ein. Nur langsam leerte sich mit der Zeit der Festsaal, nachdem noch der Kaffee eingenommen worden war. Nach dem so schön ver laufenen Festmahl zog man sich meist in die bevorzugten Stammlokale des Buchhandels zurück, wo bald wieder, noch um einige Grade fröhlicher, das gemütliche Leben vom Tage vorher ein setzte und -die Ereignisse des Tages -der Hauptversammlung lebhaft erörtert wurden. Den Mittelpunkt des Montagabends, der wieder den allen Namen von 1914: Bukama (Buchhändler-Kantate-Montag- Abend) angenommen hatte und als buntbewegter Musenabend in sämtlichen Festsälen des Zoologischen Gartens gefeiert wurde, bil- dete ein Kantate-Festspiel »Das Rezept«, eine phan tastisch« Komödie aus dem Buchhandel von H. H. und W. M. In Szene gesetzt war es von dem Leipziger Schauspieler Wilhelm Engst, und um es gleich von vornherein zu bemerken, die Urauf führung dieses K-antatefestspiels fand den allergrößten Beifall der den großen Saal bis auf den letzten Platz füllenden Buchhändler gemeinde. (So stark war -der Besuch, daß sich manche -mit einem Platz in den Nebenräumen begnügen mußten.) Es ist schwer, den Inhalt eines solchen Festspiels mit kurzen Worten zu schildern. Die packenden Stellen und Aussprüche, die den besonderen Beifall der sachkundigen Zuhörer fanden, können des Raums wegen leider
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