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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1877
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- 1877-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1877
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- Deutsch
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A 122, 30. Mai. Nichtamtlicher Theil. 2023 meinen Interessen in Widerspruch ständen, einträte, theils weil dies bereits von zwei in der Sache ganz unbetheiligten Rednern, den Abgeordneten Richter-Meißen und Richter-Hagen, in ganz ent sprechender Weise geschehen war, theils endlich, weil ich mir das für nächstes Jahr Vorbehalten wollte, wo diese Frage erst zur wirklichen Entscheidung kommt. Uebrigens kann ich hinzufügen, daß unsere ruhigung, die über dies Project in den Kreisen der Buchdrucker entstanden ist, allerdings zum großen Theil ihren Grund darin hat, daß man den Herrn Generalvostmeisterfür den Urheber dieses Planes ansieht. Ich glaube, wenn ich das offen ausspreche, daß ein derartiges Mißtrauen herrscht, daß das durch aus keinen Vorwurf, sondern im Gegentheil eine Art Anerkennung für den Herrn Generalpostmeister einschließt. Man fürchtete eben, daß dieser Mann, von dem wir so kühne, so großartige Pläne und eine so energische Durchfüh rung dieser Pläne gewohnt sind, daß der, wenn er mit diesem Institut zu thun hätte, uns einen Plan vorlegen würde, der zu große Dimensionen annähme. In dieser Beziehung gebe ich dem Herrn Abgeordneten Richter wie gesagt vollständig Recht. Erhalten wir nicht eine Erklärung in ausgiebigerer Weise, als sie uns soeben von dem Herrn Präsidenten des Reichskanzler amts gegeben ist, daß die verbündeten Regierungen diese Absicht, eine großartige Rcichsbuchdruckerei zu errichten, nicht haben, so würde cs mir schwer fallen, zu diesem Ankauf der Decker'schen Buchdruckerci meine Zustimmung zu geben. Meine Herren, es ist vielleicht in weiteren Kreisen nicht bekannt, daß das Reich außer der Decker'schen Druckerei noch verschiedenen größeren Druckereien außerhalb Berlins Aufträge zu Druckarbeiten ertheilt. Ich kenne den Umsang der Arbeiten, die in der Decker'schen Druckerei für das Reich geleistet worden sind, nicht, aber ich möchte glauben, daß diejenigen Druckarbeiten, welche außerhalb Berlins von Druckereien für das Reich hergestellt worden sind, doch noch viel bedeutender sind als die in der Decker'schen Druckerei für das Reich ge fertigten. Und nun muß ich die Ausführung, die in der Petition des Deutschen Buchdruckcrvereins enthalten ist, für vollkommen zutreffend erklären, daß es gewiß eine schwere und nnnöthige Schädigung der Privatinteressen zahlreicher deutscher Druckereien in sich schlösse, wenn man etwa beabsichtigte, die Dccker'sche Druckerei früher oder später so einrichlen zu wollen, daß sic sämmtliche Druckarbeiten für das Reich bewältigen könnte. Es käme hinzu, daß eine Concurrenz der Privat druckereien schon dadurch ausgeschlossen wäre, daß das Reich, wie der Herr Präsident des Reichskanzleramts versicherte, die Druckerei nicht wie ein Gewerbe betreiben, sondern nur zu seinen eigenen Zwecken benutzen es hätte durch die Concentration hier, ferner durch die Post- und Eisen bahnfreiheit so wichtige Hilfsmittel in seiner Hand, um jede Concurrenz der Privatindustrie lahm zu legen. Nun gebe ich vollständig zu, meine Herren, daß es sich um diese Fragen nicht handeln könnte, sobald etwa überwiegende Reichsinteressen hierbei in Frage kämen. Allein nach meiner festen Ueberzeugung ist das nicht der Fall. Die Reichsinteressen selbst verlangen in keiner Weise ein derartig centralisirtes Institut, und eS ist also hier wieder einmal ein Fall, wo man sagen kann, es würden Privatinteressen geschädigt werden, zugleich aber in noch weit höherem Grade würden dadurch auch Reichsinteressen geschädigt werden. Meine Herren, ich trete ebenso einer vorhin gefallenen Aeußerung meine Herren, ich meinerseits wäre sehr bereit gewesen, und glaube auch, daß es vollständig im Interesse des Reichs gelegen hätte, eventuell selbst einen etwas höheren Preis für das Grundstück zu zahlen ohne die Druckerei, als für das Grundstück einen niedigeren Preis unter der Bedingung des Miterwerbs der Druckerei, denn das muß ich noch hinzufügen, daß ich meinerseits den für die „Mobilien", also die Druckerei, angesetzten Preis für sehr hoch, ja ohne nähere Nachweise, die mir in den Motiven nicht geliefert worden sind, sogar für gar nicht verständlich halte, und ich bin der Ansicht, daß man diese beiden Summen nicht so sehr von einander trennen darf, und daß es keine genaue Theilung ist, wenn man 5 Millionen auf das Grundstück und fast 2 Millionen auf die Druckerei und die damit verbundenen Zweige ge- wenn man versucht hätte, das Dccker'sche Grundstück ohne die Druckerei anzukaufen. Ich möchte hinzufügen, daß ich dies auch nicht für un möglich gehalten hätte, und das schließe ich daraus, daß uns in der Vorlage doch vorgeschlagen wird, die Dccker'sche Druckerei ohne den Petition im Reichstage den günstigsten Eindruck gemacht hat, wie mir unaufgefordert von den verschiedensten Seiten versichert wurde, und somit nicht nur wesentlich mit zu dem jetzigen glücklichen Er folge, sondern auch zu einer für die Zukunft wichtigen Klärung der Ansichten über die Angelegenheit beigetragen hat Leipzig, 6. Mai 1877. vr. Eduard Brockhaus. Decker'schen Verlag auzukaufen. WaS hätten wir gesagt, wenn es ge heißen hätte, wir können das Grundstück nicht ankaufen, ohne zugleich den ganzen Decker'schen Verlag mit zu übernehmen; wir hätten dann nicht allein das „Fremdenblatt" mit übernehmen müssen, sondern auch noch den Verlag der preußischen Gesetzsammlungen, einer Anzahl von wissenschafilichen und von anderen werthvollen Werken übernehmen müssen; ich erinnere nur an den „Mirza-Schaffy" von Bodenstedt. Wir hätten also, wie gesagt, den Verlag aller dieser Werke unter der leicht auch möglich gewesen sein, die Druckerei auszuschließen. Das ist indessen nicht geschehen und ich stehe nun vor der Entscheidung, ob ich dem Gesetzentwurf beistimmen soll selbst bei der Mitübernahme der Druckerei. Ich habe mich dahin schlüssig gemacht, daß ich es thue in dem Fall, wenn es uns gelingt, im Laufe der zweiten Berathung ge wisse Cautelen zu erlangen, daß die Druckerei nur in dem bisherigen Umfang fortgesetzt wird und in keiner Weise eine Erweiterung statt findet, bevor wir uns schlüssig gemacht haben über den weitergehenden Plan einer Reichsdruckerei. Ich muß noch eine Aeußerung des Herrn Richter berichtigen, der bemerkte, daß der „Reichsanzeiger" bisher ja schon in der Decker'schen Druckerei gedruckt worden fei. und künftig auch anderswo gedruckt werden könnte. Ich erlaube mir nun, darauf aufmerksam zu machen, daß das nicht richtig ist. Der ..Reichsanzeiger" ist schon seit mehreren Jahren nicht mehr in der Decker'schen Buchdruckerei gedruckt worden. Die Gründe entziehen sich einer näheren Beurtheilung und Besprechung. Nach meiner Ansicht dürfte er aber auch künftig nicht in der Decker'schen Buchdruckerei, wenn sie Reichseigenthum wird, gedruckt werden, denn das wäre eine wesentliche Acnderung in dem bisherigen Betrieb. Ich bin ganz der Ansicht, die der Herr Abgeordnete Richter vorhin aussprach, daß cs in vieler Beziehung richtig sein würde, auch fernerhin, selbst wenn wir die Dccker'sche Buchdruckerei übernehmen, trotzdem die Privatindustrie nicht bloß innerhalb, sondern auch außerhalb Berlins für die Zwecke des Reichs in Anspruch zu nehmen, denn Sie können sich denken, meine Herren, wie schwierig es sein würde, wenn sämmtliche Reichsämter gleichzeitig, z. B. während der Sitzungen des Reichstags, eilige Aufträge ausführen lassen wollten; es würde das eine solche Verwirrung werden, daß der Hauptzweck, der mit dem Ankauf beabsichtigt wird, nicht erreicht werden würde, wir würden statt besser nur schlimmer daran sein. ohne wesentliche Veränderungen nicht möglich sein, sie in der Decker'schen Buchdruckerei herzustellen. Ich gehe noch weiter, indem ich sage: es wird früher oder später nicht anders möglich sein, als daß die beiden Anstalten mit einander vereinigt werden; dann erst ist die Möglichkeit gegeben, daß^ eine Rei^sdrnckerei zu Stande kommt, wie sie wirklich den Nur unter den von mir entwickelten Voraussetzungen und Be dingungen, wenn sie, wie ich hoffe, von dem Regierungstisch aus be stätigt und von Ihnen in der zweiten Berathung beschlossen werden, werde ich für den Gesetzentwurf stimmen. 273*
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