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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1924
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- 1924-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1924
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7878 I. d. Ltlch». «uchhlMbü. Redaktioneller Teil. idi- 126, 30. Mai 1924. Reichswirtschaftsministerium, Reichsministerium des Innern, Reichspostministerium, Berlin. Im Jahre 1921 führte der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Verhandlungen mit der Reichsdruckerei üder deren Ausnahme in das Adreßbuch des Deutschen Buchhan dels und ihren Anschluß an diesen. Den vom Buchhandel er hobenen Bedenken über die Gefährdung der Privatindustrie durch ein staatliches Unternehmen wie die Reichsdruckerei wurde ent gegengehalten, daß «ine solche Gefahr nicht bestände, weil die Reichsdruckerei in Verfolg der schon seit ihrer Gründung für sie maßgebenden' Gesichtspunkte lediglich Kunstdrucke herausgebe, mit denen sie der Privatindustrie keineswegs Konkurrenz machen wolle. Dies konnte zunächst als zutreffend bezeichnet werden. Die Reichsdruckerei beschäftigte sich mit der Nachbildung der Kupfer stiche und Holzschnitte alter Meister, deren Vervielfältigungen ein hochinteressantes wissenschaftliches Werk für Museen, Samm- ler und Fachgelehrte bildeten. Es handelt sich damit um eine wissenschaftliche Aufgabe, di« dem für weite Volkskreise schaffen den Kunstverlag kaum unmittelbar Konkurrenz bot. Bald dehnte sich aber die Tätigkeit der Reichsdruckerei auf das eigentliche Wirkungsgebiet des Kunstverlages aus. Diese Ausdehnungsbeftrebungen veranlaßtcn den Kunstver lag unter Führung der Vereinigung der Kunstverleger damals in einer an die zuständigen Regierungsstellen gerichteten Eingabe gegen die Tätigkeit der Reichsdruckerei aus dem Gebiet des Kunst verlages Verwahrung einzulegen. Er hat dabei auf folgendes hingewiesen: 1. .der beabsichtigte Vcrlagsbetrieb verstößt gegen Las Statut der Reichsdruckerei; 2. die Gründe, die vor 40 Jahren für die Entstehung der Reichsdrucke Berechtigung hatten, bestehen nicht mehr. Die Technik der Privatbetrieb« ist heute so vervollkomm net, daß die Kunst der Schrittmacherarbeit der Reichs druckerei nicht mehr bedarf; 3. Kulturfragen wie die Nachbildung der berühmtesten Kupferstiche und Holzschnitte alter Meister können als erfüllt angesehen werden. Auch di« ersten deutschen Ver lagsfirmen sind heute technisch und künstlerisch in der Lage, derartige Ausgaben zu erfüllen. Der Eingabe ist damals der Erfolg versagt geblieben. Die Reichsdruckerei hat nicht nur die Schaffung derartiger Nach bildungen aus Museen fortgesetzt, sondern hat sich auch darüber hinaus der Schaffung von Kunstblättern zugewandt, die schon lange in bester Ausführung von Privatberlagen hergestellt werden. Die Absicht einer Erweiterung der Tätigkeit der Reichs druckerei auf anderem Gebiete (Gesetzesterte, Kommentar« usw.) wurde damals auch besprochen. Die Privatindustrie konnte aber Beruhigung fassen, nachdem die Reichsdruckerei den Plan hatte fallen lassen. Wir erinnern an die im Herbst 1921 zwi schen Vertretern des Buchdruckgewerbes, dem damaligen Reichstagsabgeordneten Herrn vr. Maximilian Pfeiffer und dem Reichskanzler Herrn vr. Wirth geführten Verhandlungen, in denen hervorgehoben wurde, daß die Fortnahme von amtlichen Druckaufträgen, auf die sich Privatfirmen durch Investierung erheblicher Mittel, Anschaffung von Maschinen und Schriften vorräten, sowie Verpflichtung zahlreichen Personals eingestellt hätten, die Privatindustrie schwer schädigen und die betroffenen Firmen zum Erliegen bringen müsse. Auch wurde darauf hin gewiesen, daß es keineswegs im Interesse des Reiches liegen könne, die Privatindustrie durch die Entziehung der bisherigen Reichsaufträge zu schwächen und auf diese Weise ihre Steuer kraft zu mindern. Als Ergebnis dieser Vorstellungen wurde vom Herrn Reichskanzler vr. Wirth zugesagt, daß aufkeinen Fall alte laufende Verbindungen mit Ver legern und ihren Druckereien gelöst werden sollten. Tatsächlich wurden auch die beabsichtigten und zum Teil schon ausgesprochenen Kündigungen eingestellt bzw. zurück gezogen. Der Reichsdruckerei selbst mag ein Nachgeben dadurch erleichtert worden sein, daß sie infolge der einsetzendsn Inflation mit Notendruck vollauf beschäftigt war und mit den ihr zur Ver fügung stehenden Maschinen schon den Bedarf des Reiches nicht mehr decken konnte. Nachdem aber nach Eintritt der Währungs- stabilifierung ini Dezember 1923 und dem dadurch herbeigesühr- ten Fortfall des Notendruckes in der Reichsdruckerei zahlreiche Maschinen stillgelegt sind und «in großes Hilfspersonal ent behrlich geworden ist, droht eine völlige Änderung einzutreten. Um das Personal zu beschäftigen, greift die Reichsdruckerei, di« neuerdings in finanzieller Beziehung auf sich gestellt ist und sich selbst unterhalten soll, auf die bereits im Jahre 1921 von uns bekämpften Absichten wieder zurück. Vom Reichspost ministerium und vornehmlich vom Reichsministerium des Innern sind durch Rundschreiben alle Behörden angewiesen, zum nächst zulässigen Termin auch die alten be stehenden Verträge zukündigen undalle Arbei ten der Neichsdruckerei zuzuführen, ohne Angebote der Privatindustrie zum Vergleich heranzuziehen. Di« Reichs druckerei macht von dieser Ermächtigung ausgiebig Gebrauch und hat bereits bei allen Behörden Verhandlungen zur Übernahme von Zeitschriften und sonstigen Druckaufträgen eingeleitet, die seit Jahrzehnten von altangesehenen Verlagshandlungen betreut werden und oft in schweren Zeilen nur mit schweren Opfern durchgehalten werden konnten. Außerdem gibt die Reichs druckerei bekannt, daß sie neuerdings neben dem schon bekämPftenVerlagderReichsdruckeeinen eigenen Zeitschriften« und Buchverlag ge gründet Hab«, fortan also in der Lage sei, nicht nur die Druckaufträge zu übernehmen, sondern alle amtlichen Veröffentlichungen auch buch händlerisch zu vertreiben. Dies« Maßnahme verstößt gegen das Statut der Reichs druckerei. Der Grund für diese unzulässige Erweiterung des Tätigkeitsbereiches der Reichsdruckerei liegt in ihrer in letzter Zeit eingetretenen räumlichen Vergrößerung. Sie hat einen Überschuß an Gebäuden, Maschinen und vor allem an Arbeits personal, das durchgehalten werden soll ohne Rücksicht auf die Privatindustrie, die in gleicher geschäftlicher Lage weitgehende Entlassungen vornehmen müßte. Die durch hohen Steuerdruck, Geldknappheit, mangelnde Kaufkraft schon schwer leidenden Privatdruckereien müssen durch solche staatliche Konkurrenz noch mehr in Not und Bedrängnis geraten und werden durch den Verlust der amtlichen Aufträge zum Teil zur völligen Schließung gezwungen fein. Während also auf der einen Seite wertvolles Material brachgelegt wird und altes eingearbeitetes Personal entlassen werden muß, erfährt die Reichsdruckerei durch die immer stärkere Heranziehung von Aufträgen, die bisher der Privatindustrie überlassen waren, eine weitere Ausdehnung ihres Betriebes, die im schärfsten Wider spruch zu den ihr durch ihr ursprüngliches Statut zugewiesenen Aufgaben steht. Der Erlaß an die Reichsbehörden und die Maßnahmen der Reichsdruckerei verstoßen auch gegen die eingangs dieser Eingabe hervorgehobenen Zusagen der Ministerien und die Zusicherung, durch die die Bedenken gegen die Kreditbewilligung für Erwerb und Vergrößerung der Rcichsdruckerei zerstreut werden sollten, daß nämlich eine Konkurrenz mit der Privatindustrie vollkommen ausgeschlossen sei. Auch dem V« r l a g s gew e r b e erwächst eine außer ordentlich schwere Schädigung durch die Einrichtung einer kauf männisch geführten eigenen Verlagsabteilung. Weit mehr noch als durch die Erweiterung der Druckerei setzt sich hierdurch die Reichsdruckerei in Widerspruch zu ihren auch in den Verhand lungen mit dem Börfenverein gegebenen Zusicherungen. Wir müssen uns deshalb Vorbehalten, die nur unter der Bedingung einer Beschränkung der Tätigkeit der Reichsdruckerei erfolgte
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